BEILAGEZUM BeiträgezurWiener Diözesangeschichte Im Jahr 1989 feiert die Kalasantinerkongregation ihr hundertjähriges Beste hen.Der Wiener Diözesanpriester Anton Maria Schwartz hat seine Gründung vor allem mit der Arbeiterseelsorge betraut. So nahm die Redaktion der „Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte" dieses Jubiläum zum Anlaß, das vorliegende Heft dem Thema „Aus der Geschichte der Arbeiterseelsorge in der Erzdi özese Wien"zu widmen. Freilich konnte dieser große Themen komplex im vorliegenden Heft nur frag mentarisch behandelt werden; viele Be reiche sind offen geblieben. So verweist die Redaktion schon jetzt auf ihre Ab sicht, im Jahr 1991 aus Anlaß des Jubi läums „100 Jahre Sozialenzyklika He rum Novarum" dieses Thema erneut aufzugreifen. Es wäre schön, wenn dazu auch von den Lesern der „Beiträge" Artikel einlaufen würden. VJIENER DIOZESNVJ BLNT 30.Jahrgang, Nr.2 Wien,1. August 1989 Hundert Jahre Kalasantiner Ein kleiner Überblick zur Ordensgeschichte Von P.Erich Bernhard COp-P.Bruno Meusburger COp 1. Von der Gründung bis zum Tod des Stifters(1889-1929)* Das Entstehen der Kalasantinergemeinschaft hat, wie alles in der Mensch heitsgeschichte, einen „ Sitz im Leben", es ist auch nicht mit dem Stichtag 24. November 1889 anzusetzen, sondern muß aus der Situation des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Wien und der Do naumonarchie sowie aus der Persönlich keit des Gründers Anton Maria Schwartz (geb. 1852 zu Baden, gest. 1929 zu Wien) verstanden werden. Nach der Ausbildung in Heiligenkreuz und im Schottengymnasium sowie bei den Piraisten und dem Noviziat in dieser Gemeinschaft wurde Schwartz Weltprie ster der Wiener Erzdiözese und 1875 ordiniert. Nach einer Kaplansstelle in Marchegg war er als Spiritual und Kran kenhausseelsorger im Bezirksspital Sechshaus tätig, wo ihn dann auch seine Berufung „ereilte", als Lehrlingsvater und Arbeiterapostel inmitten der von der sozialen Revolution gekennzeichne ten Situation in Wien - durch ein Ge spräch mit der Oberin der Barmherzigen Schwestern Magdalena Kühtreiber, die in der Sechshauser Vorstadt Oberin der Knabenasyl genannten Gemeinschaft war. Für die Kleinsten dasein Die seelische und materielle Not der Lehrlinge und die Bedrohung dieses Standes durch den marxistischen Sozia lismus (die sozialdemokratische Bewe gung feiert auch 1989 ihr lOOjähriges Bestehen) bedrückten den Priester An ton M. Schwartz sosehr, daß er seinen Erzbischof, Cölestin Kard. Gangibauer, um die Entlassung aus seinen diözesanen Seelsorgeverpflichtungen bat, um ganz für die „kleinsten seiner Brüder" dazusein. Die Zustimmung des Bischofs erwirkten ihm zwei Damen des Adels, die hier unbedingt erwähnt sein sollen: Erstere nannte Schwartz die Mutter seiner Gemeinsachft, letztere hat sich unermüdlich mit ihren persönlichen Mitteln eingesetzt; es handelte sich um Fürstin Wilhelmine WindischgrätzNostiz und Gräfin Ernestine Tige. Sie kamen auch für den Unterhalt des Stif ters auf. All das ereignete sich in den Jahren vor 1889, und es zeigte sich, daß die Lehrlinge gerne und in großer Zahl zu den sonntäglichen Veranstaltungen kamen und auch der Plätze im Lehr lingsasyl immer zu wenige waren. Im ersten Heft der seit dem 1. Februar 1888 herausgegebenen Zeitschrift „Das christliche Handwerk.Stimmen aus dem Calasantinum" hat P. Schwartz seine Ziele und Absichten klar dargelegt: „In unserer Zeit sind die Feinde Got tes, welche auf den Umsturz der Ord nung, daher auf die Zerstörung des Reiches Gottes auf Erden, d. i. der heiligen katholischen Kirche als Hüterin und Bewahrerin aller Ordnung hinarbei ten, vorzüglich bemüht, die Arbeiter auf ihre Seite zu ziehen. Warum? Weil sie diese zur Ausführung ihrer verderbli chen Pläne als besonders geeignete Werkzeuge erkennen. Und die Erfah rung zeigt, wie richtig dies Urteil ist! Der Arbeiterstand ist wirklich zum großen Inhalt: Hundert Jahre Kalasantiner Fabrikskinder Kardinal Rauscher und die so ziale Frage Dokumente zur religiösen und sozialen Lage der böhmischen Ziegelarbeiter am Wlenerberg Arbeiterseelsorge in Sandleiten Stimmen zur Arbeiterseelsorge in der Zwischenkriegszeit 25
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