Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Daher keine Ausschließlichkeit, es soll niemand hieven erdrückt werden. 2. Darum ist es notwendig, für die richtige Arbeitsverteilung Vorsorge zu treffen: Vertrauensvolle Heranziehung des Pfarrkirchenrates..., Heranziehen von Laienhelfern und Helferinnen, die nicht nur mit den geschäftlichen und rechtlichen Grundlagen vertraut zu ma chen sind,sondern auch an die religiöse Seite der Aufgabe heranzuführen sind (durch kleine kirchliche Feiern, Ermun terung, Einkehrtage usw.)." Besonders ausführlich geht Rudolf auf die mit der Einhebung der Kirchenbei träge gegebenen neuen Möglichkeiten zur Seelsorge ein: „1. Die Seele jeder lebendigen Seel sorge ist der persönliche Kontakt. Zu diesem zwingt geradezu die Arbeit für die Kirchenbeiträge: intensiver und in Hinkunft regelmäßiger Parteienverkehr, Hausbesuche, es kommen so manche wertvolle bisher unbekannte Gläubige zum Vorschein. Dieser Kontakt sollte in Hinkunft bewußt gepflegt werden. Man dürfte ihn nicht mehr abbrechen lassen. Dazu könnten Äußerlichkeiten helfen; in der Kanzlei keine Schalterfenster, keine büromäßigen Schranken, die Leute möglichst niedersetzen lassen, freundlich ansprechen (nicht salbungs voll, sondern frisch-natürlich). Vielleicht (in kleineren Pfarreien sicher möglich) etwas mitgeben: ein Bild mit einem Willkommgruß, eine Medaille für die Eingerückten, Gottesdienstordnung, das Pfarrbuch. Weitere Hausbesuche an Hand der Stammblätter vorbereiten, z. B. Gedenktage herausschreiben wie Geburtstag (Tauftag), Trauungstag und zu diesem Anlaß eine Gratulation von der Pfarre überbringen. In der Pfarre Getaufte und Getraute zu einem beson deren Anlaß in die Pfarrkirche einladen, z. B.Tauferneuerung. 2. Die Stammblätter verschaffen uns Gemeindekenntnis, wie wir sie sonst kaum hätten. Sie geben Überblick über die Gläubigen, die sich selber einbeken nen. Schon die Tatsache, daß so viele Menschen sich für die Kirchenbeiträge einbekennen, sagt dem Pfarrer etwas. Aus den Angaben der Stammblätter kann man den Bevölkerungsaufbau und die soziale Schichtung der Pfarrge meinde ablesen..." Zusammenfassend ist festzustellen, daß sich die Kirche erstaunlich rasch auf die neue Situation eingestellt hat, ja sogar - gegen die Erwartungen der Nationalsozialisten -zu einer Intensivie rung der Seelsorge gefunden hat. Dies war aber nur durch die immer wieder betonte Bereitschaft der Bevölkerung, den Kirchenbeitrag zu leisten, möglich. Die Gläubigen haben die Kirche nicht im Stich gelassen. J. W. Anmerkungen: ' Die folgenden Zitate stammen aus verschiedenen Pfarrchroniken von Pfar ren des Weinviertels; die Auswahl be sorgte Johann Weißensteiner. Da diese Aussagen eine gewisse Allgemeingültig keit beanspruchen können, wurde dar auf verzichtet, die jeweilige Pfarre zu nennen. - Wiener Diözesanblatt 1939,S. 128. 'Diözesanarchiv Wien, Nachlaß Prälat Rudolf, Karton 93/9: Pastoralkonferen zen 1939/40. 'Ebd. Literaturhinweise zum Thema „Kirche und Geidii Im folgenden kann nur eine knappe Auswahl aus der umfassenden Literatur zum genannten Thema geboten werden. Die genannten Werke wurden auch für die einzelnen Beiträge verwendet. Andresen, Carl-Gteorg Denzler, dtv-Wörterbuch der Kirchengeschichte (Mün chen 1982). Bohaczek, Karl; Erinnerungen. 45 Jahre Kirchenbeitrag(Wien 1984). Flieder, Viktor; Stephansdom und Wie ner Bistumsgründung. Eine diözesanund rechtsgeschichtliche Untersu chung(= Veröffentlichungen des Kir chenhistorischen Instituts der Katho lisch-Theologischen Fakultät der Uni versität Wien 6)(Wien 1968). Frauenberger, Michael: Die Finanzwirt schaft der Erzdiözese Wien (Wien 1962). Jachym, Franz: Kirche und Staat in Österreich(Wien 1955). Jedin, Hubert-Repgen, Konrad (Hrsg.), Handbuch der Kirchengeschichte, Bde 1-7(Freiburg-Basel-Wien 1962-1979). Josephinische Pfarrgründungen in Wien. Katalog der 92. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien (Wien 1985). 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