tenen zeichneten,„um noch Armeren zu helfen". „Für wirklich Bedürftige" füg ten andere hinzu. Außerdem brachten viele ausführliche Schreiben mit Rat schlägen, Hinweisen und Klarstellungen aus dem Diözesanklerus selbst soviele neue Gesichtspunkte und Wertungsmo mente, daß daraufhin die Aktion auf eine neue Grundlage gestellt werden kann. Wir teilen sie im folgenden mit: Es wurde anher nahegelegt und fand Billigung: „Statt Ausgleich, der ja doch nicht zustande kommt,in priesterlichem Geist Hilfe leisten, wo immer sie nötig ist". - „Maßgebend sei für uns heute nicht eine bestimmte Einkommens grenze, sondern der Opfergedanke und das Hineinwachsen in die Gegebenhei ten und Bedingungen der Zeit".- „Die Eingänge sollen verwendet werden, um Mitbrüder vor jener Dürftigkeit zu be wahren, die die Arbeitsfreude lähmt, und um durch Anerkennung von Lei stungen bescheidene Lebensgrundlagen zu verbessern". - „In die Aktion sind wirklich alle einzubeziehen, die helfen können". Aus den Darstellungen ergab sich weiter, daß die Verhältnisse und Le bensgrundlagen in den einzelnen Pfar ren sehr verschieden sind. Viele Pfarrer haben aus eigenem Antrieb die Harten aus dem Leben ihres Kaplans genom men, einige stehen nicht besser als der Kaplan, manche schlechter... Es war eine aufrichtige Freude, zu sehen, welches Verständnis der Aufruf zu gegenseitiger Hilfeleistung in den Priesterkreisen der Erzdiözese gefunden hat. Damit ist die „Erzbischöfliche Prie sterhilfe", wie nun ihr offizieller Titel heißt, im Diözesanklerus selbst fest ver ankert. Sie wird freilich nicht mehr leisten können, als ihr Mittel zufließen. Diese werden aber im richtigen Sinn angewendet werden... Mit Segensgruß -)-Th. Kard.Innitzer e.h. Eb. Die Aufgaben der ,,Priesterhilfe" wur den zunächst vom erzbischöflichen Ordi nariat versehen, bald aber von der neu geschaffenen Finanzkammer im Rah men der Besoldungsabteilung (Leiter: Msgr. Josef Hlawati) wahrgenommen. Die Unterstützung der Priester erfolgte in der Form der Zuteilung von Meßsti pendien „ad intentionem Archiepiscopi et pro Omnibus defunctis". 1940 wurden dabei 123 Priester berücksichtigt''. Da neben wurden auch - vor allem für Priester aus fremden Diözesen - monat liche Unterstützungen und einmalige Beihilfen in besonderen Notlagen ge währt. Seit der Einführung der Kirchenbei träge und der Einrichtung der erz bischöflichen Finanzkammer erfolgte die Besoldung der Seelsorger weitgehend durch die Kirche selbst. Damit konnte auch auf jene Umstände, die zur Idee einer „Ausgleichskassa" bzw. „Priester hilfe" geführt hatten, Rücksicht genom men und vor allem auch die Existenz grundlage der Kapläne gesichert wer den. Die „erzbischöfliche Priesterhilfe" bleibt aber ein beispielgebendes Zeugnis der Solidarität des Klerus in schwerer Zeit. J. W. Anmerkungen: 'Zum Einkommen des Klerus im 19. Jahrhundert vgl. Peter Leisching, Die römisch-katholische Kirche in Cisleithanien, in: Adam Wandruszka/Peter Urbanitsch (Hrsg.), Die Habsburgermonar chie 1848-1918, Bd. 4: Die Konfessionen (Wien 1985), 1-247, hier. S 100-107. - DAW, Bischofsakten Milde 1/4, fol. 415v-416v. 'DAW.Präsidialia T 14,Stück 13. ' Allgemeines Verwaltungsarchiv, Kul tus nach 1848, Generalla A,1870-1872. Ebd. 1872/Zl. 8782 und 1873-1874, 1873 ZI. 1184. "„Da seit der Festsetzung einer Kongrua für die Seelsorgepriester die Preise der Lebensmittel sehr gestiegen sind, wurde schon seit 1849 mit der Regierung bezüglich einer Erhöhung der Kongrua verhandelt; die Schwierigkeiten des Ärars haben dazu geführt, daß kaum etwas erreicht wurde. Vor zwei Jahren wurde die Angelegenheit vor die Ab geordnetenkammer gebracht; die Feinde der Religion zeigten sich geneigt, den Pfarrern und Kooperatoren Geld zu gewähren,jedoch unter der Bedingung, daß sie ihre Amtspflichten im Stich ließen. Da begann ich an die Errichtung eines Fonds zu denken, der für die Besorgung der kirchlichen Notwendig keiten meiner Diözese beitragen könne. Da mir für in St. Veit gelegene Güter 280.000 Gulden angeboten wurden, be schloß ich sofort, mit diesen einen Fonds zu gründen, der für die Unterstützung der Erfordernisse der Erzdiözese Wien, vor allem aber der Pfarrer und Koopera toren, für die zu wenig vorgesorgt ist, bestimmt sein soll." DAW,Präsidialia T 15, Stück 4. " Ebd. Das päpstliche Lob lautete: „Et sane summus Pontifex re audita propositam fundationem ad subveniendum necessitatibus istius Archidioecesis, praesertim autem parochorum et cooperatorum magis indigentium, adeo acceptam habuit, ut ab Eminentia Tua in hoc opere instituendo pastoralis zeli generosi et praevidentis animi specimen exhibitum peculiaribus laudibus sit prosequutus." » Ebd.,Stück 2. " Ebd.,Stück 5. Ebd., Abrechnung 1877. ''DAW, Gestionsprotokoll des erzbi schöflichen Ordinariates 1938,ZI. 15 239. DAW,Zentralvaria 1938,ZI. 15 239. DAW, Selekt „Erzbischöfliche Prie sterhilfe", 1940. Das Gesetz über die Einhebung von Kirchen beiträgen in der Ostmark Wenn man heute, 50 Jahre nach der Einführung des -im Volksmund fälsch lich als „Kirchensteuergesetz" bezeich neten - Gesetzes über die Einhebung von Kirchenbeiträgen in der Ostmark durch die Nationalsozialisten, jene schmalen Faszikel im Wiener Diözesanarchiv durchblättert, welche den Beginn dieser Einrichtung dokumentieren,dann wird man ein wenig nachdenklich ge stimmt. Hektographierte Zettel, handgezeich nete und abgezogene Formulare auf schlechtem Papier. - Wie es damals gelungen ist, den bösen Absichten der Nationalsozialisten zum Trotz, innerhalb kürzester Zeit einen funktionierenden Apparat auf die Beine zu stellen, welcher der Kirche, der von einem Tag auf den anderen die finanzielle Grundlage ihrer Existenz entzogen werden sollte, die Möglichkeit gab, ihre Arbeit fortzuset zen, kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Aber es hat funktioniert. Die Katholi ken haben ihre Kirche nicht im Stich gelassen, nicht finanziell und - das war vielleicht genauso wichtig - auch nicht personell. Durch ihre Solidarität und ihre Treue haben sie in der Hauptsache dazu beigetragen, daß die Arbeit weiter gehen konnte, Mitten im Krieg, da große Not herrschte, da gab es diesen Geist des „Beitragens", diesen Geist der Solidari tät. War die Kirche damals eine andere als heute?- Grundsätzlich sicher nicht. Aber sie vermittelte vielleicht, inmitten eines totalitären, lebensbedrohenden Systems, unmittelbarer als in der Freiheit der Demokratie und des Wohlstandes, einen letzten Rest innerer Freiheit, einen letz ten Schimmer unzerstörbarer Werte. Ist dieses Angebot der Kirche heute nicht mehr so gefragt? Die Frage bleibt offen; Was hat sich geändert zwischen damals und heute? Was ließ die Katholi ken von damals so entschieden zugun sten ihrer Kirche reagieren? Denn es ging ja nicht allein um das Beitraglei sten in Form von Geld -eine große Zahl von Laienmitarbeitern war plötzlich da, ungeachtet der Gefahren, die eine solche Exponierung in einer Diktatur mit sich bringen mochte. Noch dazu ging damals alles sehr schnell, ab einem gewissen Zeitpunkt überstürzten sich die Ereignisse: Nach dem sie erkannt hatten, daß sie ge täuscht und lediglich „benutzt" worden waren, da der Nationalsozialismus nur zu bald sein wahres Gesicht in Form von ,.Amtshandlungen" verschiedenster Art gegen innerkirchliches Leben und Ver mögen gezeigt hatte, brachen die öster reichischen Bischöfe am 19, August 1938 von sich aus die Verhandlungen mit dem Regime ab. Die Antwort erfolgte bald darauf, deutlich sichtbar in jenen Oktobertagen, da Angehörige der Hitler jugend das Erzbischöfliche Palais stürm ten und ein paar Tage danach, als Gau leiter Bürckel am Heldenplatz seine haßerfüllte Kundgebung gegen den ,.Hetzklerus" abhielt. Die Würfel waren gefallen, die Fron ten zwischen Kirche und Staat schienen klar zu sein. Unklar war nur,in welcher 18
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