Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

BeiträgezurWiener Diözesangeschichte Kirche und Geld Zur Einführung Dem unvoreingenommenen Beobach ter drängt sich mitunter der Eindruck auf, daß Begriffe wie „Geld, Besitz, Vermögen",im Zusammenhang mit dem Begriff „Kirche" gebraucht, in jedem Fall einen negativen Beigeschmack er zeugen. Kirche und Geld sollten am besten überhaupt nichts miteinander zu tun haben. So verkürzt gesehen, ist dieser Schluß sicher falsch. Seit es Kirche als Organi sation von Menschen auf Erden gibt, haben sich immer wieder einzelne oder auch Gruppen mit dem Problem der irdischen Güter auseinandergesetzt. Sie kamen immer wieder zu demselben Schluß: Besitz, in welcher Form auch immer, ist nicht notwendig schlecht in sich. Besitz, in welcher Form immer, ist nur unendlich schwierig zu handhaben. Entscheidend war und ist immer die rechte Einstellung zu den irdischen Gü tern. Aber auch darüber gibt es legiti merweise verschiedene Vorstellungen. Aber Jene Argumentation, welche die Verbindung von Kirche und irdischen Gütern grundsätzlich verurteilt, läuft von Grund auffalsch. Denn derselbe Herr Jesus, der immer wieder vor zu großer Anhänglichkeit an Besitz jeder Art gewarnt hat, mahnte zugleich auch zur Zuverlässigkeit im Umgang mit dem ungerechten Reich tum: „...Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen?"(Lk 16, 9-12). Der Umgang mit Geld und Vermögen als Prüfung und als Verantwortung. Daß die Kirche, daß die Menschen in der Kirche es nicht immer verstanden haben, mit den ihnen anvertrauten Gü tern im Sinne Jesu zu verfahren, ist eine ganz andere Sache, sicher aber kein Argument für grundsätzliche Unverein barkeit. Daß die Kirche sich seit dem Beginn ihres Pilgerweges auf Erden bemüht hat, sich immer wieder selbst zu korri gieren, oft durch einen Anstoß aus ihrem innersten Kreis, um den Intentio nen ihres Stifters nahezukommen, kann man ihr wohl nicht absprechen. Daß es oft nicht geklappt hat, mag davon kom men, daß der Anspruch eben ein so hoher ist. So wird immer wieder Kritik laut. Manchmal zu Recht, manchmal zu Un recht. Das einzig sinnvolle Mittel, um aufzuklären und zu informieren, ist hier wohl das Gespräch, das Gespräch mit jenen,die es wirklich wollen. Dazu bieten sich im heurigen Jahr gleich zwei aktuelle Anlässe an: zum einen jährt sich zum ersten Mal die Einführung jenes Gesetzes „Über die Erhebung von Kirchenbeiträgen in der Ostmark" zum 50. Mal. Unabhängig davon hat die Kirche eine Informations kampagne über ebendiesen Kirchenbei trag gestartet, welche informieren, Vor urteile und Falschbilder berichtigen und,wenn möglich,abbauen helfen soll. Aus diesem Grund hat das Wiener Diözesanarchiv (mit sparsamen Mitteln) eine Ausstellung zum Reizthema „Kir che und Geld" vorbereitet, welche, be wußt über den aktuellen Anlaß hinaus, das „leidige" Problem in einen größeren Zusammenhang stellen will. Gerade hi storische Entwicklungen können oft Einsichten deutlich machen, die man in der Hitze des Tages nicht erkennen kann. Denkanstöße sollen gegeben werden: nicht erst seit Adolf Hitler zahlen die Katholiken für ihre Kirche. Schon im mer haben es die Menschen durch ihren Beitrag der Kirche ermöglicht, ihrem Auftrag nachzukommen, indem sie die notwendigen Mittel aufbrachten. Geän dert haben sich nur die Formen. In einer kleinen, überschaubaren Gruppe mag es möglich sein, alles zu teilen, in einer großen, unüberschaubaren Gemein schaft ist irgendeine Art von Ordnung notwendig. Es tauchen viele Fragen auf: Was meint eigentlich Jesus wirklich? Wie entwickelte sich die Beziehung zwischen Kirche und Staat nach Konstantin dem Großen? Wer erbaute die prächtigen Dome, die wir heute noch immer be wundern? Wie reich war z. B. das Bis tum Wien wirklich? Was wollte Kaiser Joseph II. mit der Errichtung des Reli gionsfonds erreichen? Was bedeutete das Schlagwort von der Trennung der Kir che vom Staat im 19. Jahrhundert? Was wollten die Nationalsozialisten mit dem Kirchenbeitragsgesetz wirklich errei chen? Und wo stehen wir heute? Was ist BEILAGE ZUM NNIENER DieZESPsN BLNT 30. Jahrgang, Nr. 1 Wien,1. Mal 1989 Inhalt: Kirche und Geld Was meinte Jesus Christus? Das Edikt von Mailand Kirche und Staat Die finanzielle Lage des Bis tums Wien Wer baute die prächtigen Dome? Die Finanzierung der Seelsorge bis zur Gründung des Reli gionsfonds Joseph II. und die Einrichtung des Religionsfonds Bemühungen der Wiener Erzbischöfe um die Verbesserung der materiellen Lage ihrer Dlözesanpriester Das Gesetz über die Einhebung von Kirchenbeiträgen in der Ostmark Literaturhinwelse

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