Die Restaurierung der ehemaligen Klosterkirche der Pauliner in Schlaining war Anlaß, den Orden der Pauliner in den Mittelpunkt eines Symposions zu stellen. Die dabei gehaltenen Referate liegen in diesem Band nunmehr auch in gedruckter Form vor. Angesichts der Tatsache, daß es im deutschen Sprach raum bis dahin noch kaum Spezialliteratur zur Geschichte des vor allem in Ungarn verbreiteten Ordens gab, war die Abhaltung dieses Symposions beson ders wertvoll. Die einzelnen Referenten behandelten die Ausbreitung des Paulinerordens in Westeuropa (Portugal, Spanien, Italien, Frankreich), die Ordensgeschichte nach 1526 - in diesem Zusammenhang wur den auch die Ordensniederlassungen in Ranna, Wiener Neustadt und Wien-Hemals besprochen -, die Niederlassungen des Ordens in Polen, der Tschechoslo wakei und Kroatien. Den Klöstern Kulm-Eberau, Neusiedl am See, Schlai ning und Baumgarten waren ebenfalls eigene Beiträge gewidmet. Zwei kunst historische Beiträge hatten die frühe Paulinerarchitektur in Ungarn und die Klosterbaukunst der Pauliner in Öster reich zum Inhalt. Die Referate werden durch wertvolle Übersichten über Quel len und Literatur zur Geschichte des Paulinerordens ergänzt. Insgesamt zeugen dieses Symposion und diese Publikation für eine erfreuli che Wiederbesinnung aufeinen in Oster reich seit den josephinischen Klosterauf hebungen weitgehend vergessenen Or den. Johann Weißensteiner Thomas Ebendorfer von Haselbacb (1388-1464):Gelehrter/Diplomat/Pfarrer von Perchtoldsdorf ; Ausstellung anläß lich der 600. Wiederkehr des Geburtsta ges von Thomas Ebendorfer in der Burg zu Perchtoldsdorf 18. September-16.Ok tober 1988 I Hrsg.: Marktgemeinde Perchtoldsdorf.-Perchtoldsdorf, 1988.- 147 S.:zahlr. III. Am 10. August 1388 wurde Thomas Ebendorfer in Haselbach bei Niederhol labrunn geboren. Die sechshundertste Wiederkehr seines Geburtstages nahm die Marktgemeinde Perchtoldsdorf, wo Ebendorfer von 1435 bis 1464 als Pfarrer gewirkt hat, zum Anlaß, diese bedeu tende Persönlichkeit des österreichi schen Mittelalters in einer Ausstellung zu würdigen.Die Organisation und Kon zeption der Ausstellung erfolgte durch Johannes Seidl vom Archiv der Markt gemeinde Perchtoldsdorf. Leider war die gelungene Ausstellung nur ein knappes Monat zu sehen. Um so wertvoller ist daher der Ausstellungska talog, der die Objekte und Ergebnisse der Ausstellung bleibend dokumentiert. Die Ausstellung war um eine Gesamt darstellung des vielfältigen Schaffens Ebendorfers als Gelehrter, Diplomat und Pfarrer von Perchtoldsdorf bemüht. Diesen Themen sind auch die wissen schaftlichen Beiträge im ersten Teil des Katalogs gewidmet: Paul Uiblein, nach dem Tod von Alphons Lhotsky wohl der beste Kenner Ebendorfers, bietet eine inhaltsreiche Biographie, wobei er auch bis jetzt unpublizierte Forschungsergeb nisse beibringt. Silvia Petrin beschreibt die Pfarre Perchtoldsdorfzur Zeit Eben dorfers; dabei gelingt ihr ein anschauli ches BUd der Pfarre im Spätmittelalter. Die Tätigkeit Ebendorfers als Bauherrauf ihn geht der Bau des gotischen Langhauses der Perchtoldsdorfer Pfarr kirche zurück - behandelt der Beitrag von Paul Katzberger. Da der Geburtsort Ebendorfers zum Stift Klosterneuburg gehörte, behandelte Floridus Röhrig die Beziehungen dieses Ortes zu Kloster neuburg. Er führt seine Darstellung bis zur Errichtung einer eigenen Pfarre in Haselbach (1783) und berücksichtigt auch die Kirche am Heiligen Berg. Die eigentliche Ausstellung und der beschreibende Teil des Katalogs umfaßt folgende Schwerpunkte: Lebensge schichte-Geburtsort-Universität Wien - Ebendorfer und die Kirche (Päpste, Konzilien, Hussiten) - Ebendorfer imd das römisch-deutsche Reich - Ebendor fer und Osterreich - Der Theologe und Historiker-Der Pfarrer von Perchtolds dorf. So entsteht ein Querschnitt durch die epochalen Ereignisse des 15. Jahr hunderts, vor denen sich das Leben Ebendorfers vollzog. Auszüge aus den Werken Ebendorfers zu den einzelnen Personen und Ereignissen-jeweils auch in deutscher Übersetzung geboten - begleiten in der Form eines Kommen tars die einzelnen Themen. Die Ausstel lungsobjekte werden im Katalog aus führlich beschrieben; besonders hervor zuheben sind auch die wertvollen ergän zenden Erläuterungen:so fmden sich zu einem Foto des Blattes Haselbach aus dem Franziszeischen Kataster auch wichtige Informationen und Literaturan gaben zu dieser kartographischen Quelle. Neben seiner Bedeutung für Perch toldsdorf wird der Katalog aufjeden Fall ein Standardwerk der Ebendorfer-Forschung bleiben. Johann Weißensteiner Farben tragen,Farbe bekennen:1938 bis 1945: Katholische Korporierte in Widerstand imd Verfolgung. - Wien: Österr. Verein für Studentengeschichte, 1988.-407 S.:m. Mit diesem vor kurzem vom Österrei chischen Verein für Studentenge schichte in Wien, 1130, Tuersgasse 21, herausgegebenen Buch hat erstmals eine katholische Vereinigung, die katho lischen Korporationsverbände OCV, MKV,ÖKV und KÖL,eine Bestandsauf nahme vorgelegt, die in ihrer Art bei spielhaft ist. Seit 1984 sind die Autoren Herbert Fritz, Reinhart Handl,Peter Krause und Gerhard Taus der ehrenamtlichen Auf gabe nachgekommen,„im Sinne des von uns beschworenen Prinzips der Lebens freundschaft jener zu gedenken, die für ihren Glauben ebenso wie für dieses Österreich in der Zeit seiner schwersten Erniedrigung gekämpft und gelitten ha ben, ja gar ihr Leben geben mußten". Von den etwa 9000 in Frage kommenden Korporierten entsprachen circa 500 den Kriterien der Arbeit - zumindest Inhaf tierung oder Mitgliedschaft in einer Widerstandsgruppe mußte nachgewie sen sein. Im ersten Abschnitt, Korporationen und Verbände bis 1938, erfahrt man von der bereits 1933 vollzogenen „Abschal tung" des österreichischen CV vom „reichsdeutschen CV", der immer mehr in den Einfluß des Nationalsozialismus geriet - damit war auf österreichischer Seite sehr früh eine klare Weichenstel lung gezogen worden. Weiters kommen die Querverbindungen der vier Ver bände zur Sprache,interessant auch der Bezug MKV-Katholische Aktion. Mit der Geschichte der einzelnen Kor porationen 1938 bis 1945 beschäftigt sich ein späteres Kapitel, wobei bei allen Einzelberichten der verschiedenen Ver bindungen deutlich wird, daß die neuen Machthaber wußten, was von ihnen zu halten war, stammten doch ihre erbit tertsten Gegner Dollfuß und Schuschnigg aus ihrem Kreis. Es war daher nicht verwunderlich, daß sofort nach dem Anschluß, vielfach sogar schon am 11. März, die Buden von SS und SA gestürmt, verwüstet und besetzt wur den. Trotzdem gelang es noch, wertvol les Verbindungsinventar zu retten. Mit dem Verbot aller kath. Korporationen und ihrer Verbände am 7. Juni führten die Verbindungen im Untergrund ihr Leben weiter. Die Zahl der Überläufer war - wie ein weiterer Abschnitt skizziert - sehr ge ring. Durch das Bekenntniszum Stände staat gab es eine klare Ablehnung des Nationalsozialismus. Auf den Conventen wurden NS-Sympathisanten schon Jahre vor dem Anschluß ausgeschlos sen, während der Umbruchstage treten zwei neue Gruppen auf: Zum einen die Opportunisten („Märzveilchen"), zum anderen die ,,Prominenten", die dem katholisch-nationalen Flügel zuzuord nen sind und von denen eine nicht unbeträchtliche Zahl in der „Arbeitsge meinschaft für den religiösen Frieden" zu finden war. Eigene Abschnitte sind dem Anschluß, den Geschehnissen um das Rosen kranzfest sowie der Rechtsproblematik in der Ostmark gewidmet. Im Kapitel über Widerstand und Un tergrund wird die hohe Beteiligung Korporierter in einer gut dargestellten Ge nese der Widerstandsgruppen sichtbar, ja eine Gruppe bestand sogar ausschließ lich aus MKV- und CV-Mitgliedern. Den größten Teil des Buches machen die Biographien aus, wobei neben den Standes- und studentischen Daten Haft zeit und Quellen angeführt werden. An schließend folgt eine kurze Lebensbe schreibung mit dem Schwerpunkt 1938 bis 1945. Dieser Teil entpuppt sich als Fund grube in jeder Hinsicht und gibt einen tiefen, oft erschütternden Einblick in die Not dieser Tage und das Leid vieler Menschen. Von den 90 darin angeführ ten Priestern, darunter die Bischöfe Pawlikowski, Waitz, Weinbacher und Kosteiecky, bewegt das schriftliche Be kenntnis des zum Tode verurteilten Pallotiners Franz Reinisch ebenso wie die Niedermetzelung P. Capistran Pieliers. Zutiefet erschütternd das Marty rium des oö. Priesters Johann Gruber, Mitglied von Norica-Wien, den man im 51
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