Lied; sein Lob erschalle in der Gemeine der Heiligen!" (Ps 149, 1). Im Vorwort wiederholte Steinwachs den Grundsatz, der ihn zur Herausgabe dieses Werkes veranlaßt hatte; „Dem katholischen Volke, sowohl hinsichtlich des Gesan ges, als der Gebete, so gut, vollständig imd zweckmäßig als möglich. Alles dar zubieten, was zur erbaulichen und feier lichen Abhaltung des öffentlichen und gemeinsamen Gottesdienstes nützlich sein kann, und die Gläubigen in Stand zu setzen, in recht schöner Gemeinsam keit mit dem Priester und mit einander die Tage des Herrn, der allerseligsten Jungfrau und Mutter Gottes Maria, der Engel und Heiligen zu feiern und in gleicher Vereinigung ihre Fürbitten für die dahingeschiedenen Brüder und Schwestern vor dem Throne des Aller höchsten niederzulegen" (S.IV). Neben den bereits in der Eingabe an das Konsi storium genannten Diözesangebet- und Gesangbücher nennt Steinwachs die li turgischen Bücher der katholischen Kir che (Missale, Rituale, Brevier) als Hauptquellen seiner Sammlung. Auch praktische Hinweise finden sich im Vor wort; so wird geraten, „die Nummern der Lieder, welche beidem jedesmaligen Gottesdienste gebraucht werden sollen, ...zur Nachricht für die Gemeinde auf eine Tafel, die an einer passenden Stelle in der Kirche anzubringen ist", aufzu zeichnen (S. Vif.). Schließlich rät Stein wachs,besonders in der täglichen Schul messe die Gläubigen an den Gebrauch der Meßgebete zu gewöhnen; „Recht erhebend und erbaulich ist es auch, wenn zum Eingange, zum Offertorium, nach der Wandlung und zum Schluß die einschlägigen Meßgebete von einem Schulkinde laut gebetet werden, die andern aber in ihren Büchern leise mitbeten" (S. VII). Als Ergänzung gab Steinwachs im gleichen Jahr ein von ihm selbst erarbeitetes Melodienbuch mit der Orgelbegleitung für den Ge brauch der Organisten heraus. Der Abschnitt „Gesangbuch" hat fol genden Aufbau: 1. Gesänge für alle Sonn- und Wochentage des Jahres. 2. Gesänge für die verschiedenen Zeiten des Kirchenjahres und Festtage des Herrn. 3. Gesänge für die Feste Mariens, der Engel und Heiligen. Dieser Ab schnitt umfaßt allein 17 allgemeine Ma rienlieder sowie Lieder zu einzelnen Marienfesten (Maria Reinigung; Maria Schmerzen; Maria Verkündigung; Maria Himmelfahrt; zur Maiandacht). Bei den Heiligen wurden Allerheiligen, Stephanus, Joseph, Johann von Nepomuk, Aloysius, Johannes der Täufer, Petrus und Paulus und Leopold berücksichtigt. Der 4. Abschnitt ist mit „Andenken des Todes und der abgeschiedenen Recht gläubigen" überschrieben und enthält u. a. Lieder bei den Begräbnissen Er wachsener und von Kindern. Derselbe Aufbau liegt auch beim „Gebetbuch" vor: 1. Gebet für alle Sonn- und Wochen tage de.s ganzen Jahres. 2. Gebete aufdie verschiedenen Zeiten des Kirchenjahres und die Festtage des Herrn. Dieser Ab schnitt umfaßt auch die entsprechenden Andachten. So findet sich zum Weißen Sonntag die Feier der ersten hl. Kom munion der Kinder. Über diesen Tag schreibt Steinwachs: „Er ist unstreitig einer der schönsten und wichtigsten Tage des Lebens; es gebührt ihm dem nach auch eine Feier, die ihn jedem Menschen unvergeßlich macht." 3. Ge bete auf die Feste Mariens, der Engel und Heiligen. 4. Gebete für Kranke, Sterbende und Abgestorbene. Dieser Abschnitt bietet auch die lateinischen und deutschen Texte der Begräbnislitur gie (getrennt nach Begräbnissen von Erwachsenen und Kindern). Der reiche Inhalt des Gesang- und Gebetbuches geht weit über die damals üblichen privaten Gebet- imd Andachts bücher hinaus. Trotzdem konnte sich das Buch nicht durchsetzen. Eine Erklä rung dafür liegt wohl auch in dem Umstand,daß Steinwachs schon 1875 die Erzdiözese Wien wieder verlassen hat und später zur altkatholischen Kirche übergetreten ist. Bis zur ofiQziellen Ein fuhrung der „Betenden Gemeinde" im Jahr 1939 boten in der Folge vor allem das von P. Coloman Assem OCist (Zwettl) herausgegebene Gesang- und Gebetbuch „Ehre sei Gott in der Höhe!"^ und das „Gebet- und Gesang buch für die katholische Schuljugend der Erzdiözese Wien"'° einen teilweisen Ersatz für das fehlende diözesane Gebetund Gesangbuch. Anmerkungen: 'Vgl. Johann Weißensteiner, Zur Lage der Seelsorge im Kirchenkampf 1939-1945,in: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 29(1988)10. ^ Vgl. Th. Schnitzler, Artikel „Gebet buch",in: LThK^ 4(1960)Sp.551-554. So wurden Diözesangebetbücher schon fi"üh in Speyer(1783), Mainz(1787), Kon stanz (1812), Trier (1847), Paderborn (1849), Augsburg (1860) und Münster (1868)eingeführt. ^ Katholisches Gesang- und Gebet buch. Mit besonderer Rücksicht auf die gottesdienstliche Ordnung der Erzdiöcese Wien / hrsg. von A.J.Steinwachs.- Korneuburg: Kühkopf, 1868. - XVI, 549S. * Zur Biographie von Steinwachs vgl. DAW, Personaltabelle des erzbischöfli chen Ordinariats Bd.7, 348 f.; Priester kartei. DAW,Pfarrakten Merkersdorf 1875. ® DAW, Zensur V; Approbationes; 1867/Zl.9347. 'Ebd. ® Ebd.,Dorsalerledigung. ® Ehre sei Gott in der Höhe! Katholi sches Gesang- und Gebetbuch für Groß und Klein / hrsg. von Coloman Assem.- 20., verm. Aufl. Wien:Habbel, 1925. Gebet- und Gesangbuch für die katholische Schuljugend der Erzdiözese Wien. - Wien: k.k. Schulbücherverlag; zahlreiche Auflagen. In memoriam P. Anselm Ricker, den Begrün der der österreichischen Pastoraipsychiatrie Von Gottfried Roth Geistesgeschichtlich gesehen kann man schon früh einige Fragmente jenes Wissens finden, das später ergänzt und verdichtet die Pastoralpsychiatrie erge ben wird. In der Patristik hat man zwischen krankhafter und lasterhafter Gottferne unterschieden,erstere bei Me lancholie vorkommend,letztere im Rah men der religiösen Unlust, der acedia gelegen. In der somatisch orientierten Psychopathologie der Hochscholastik (Thomas von Aquin, Petrus Hispanus) ist das Fundament für Auffassungen und Über legungen der gegenwärtigen Religionspsychopathologie und Pastoralpsychia trie vorgegeben (K. Jaspers, J. Wyrsch, R. Allers, H. Schopperges, G. Roth). Vinzenz von Paul (1581-1660) verfaßt eine Typologie psychiatrischer Erkran kungen und begründet eine Pastoral psychiatrie mit Einschluß einer thera peutischen Seelsorge, wie sie am Ende des 19. Jahrhunderts den „Irrenseelsorgern"(B.Schön,A.Ricker)vertraut sein wird. Die Leibärzte der Kaiserin Maria Theresia, Gerard van Swieten (1700-1772) und Anton de Haen (1704-1776), haben mit ihren Publikatio nen über Besessenheit und Pseudo-Besessenheit die österreichische Tradition der Pastoralpsychiatrie begründet, so daß man im Hinbück auf die weitere Entwicklung bis in unsere unmittelbare Gegenwart von einem proprium austriacum sprechen kann. In einer Zeit, in der, wie Viktor E,von Gebsattel schrieb, die europäischen Menschen(und nicht nur diese) aus den Hallen der Kirche auswandern in die Sprechzimmer der Psychiater, die aber die Aufgabe der Seelsorger nicht über nehmen können, in dieser Zeit bedarf es neuer Impulse für die Ausbildung der Priester. Denn eine weltimmanente Psychiatrie ist nicht kompetent für den spirituellen Ausfall, der sich bei der Übernahme der Menschenführung und -begleitung ergibt an Stelle der(verwei gerten oder vielleicht nur unbekannten) Seelsorge. Eine säkularisierte Psychia trie, die die Seelsorge usurpiert, ver neint die Notwendigkeit religiöser Seel sorge, denn Religion sei kollektiver InfantUismus. In dieser Situation bedarf es einer entsprechenden Korrektur, zumal es in der medizinischen Anthropologie Men schenbilder gibt, die die spirituelle Di mension des Menschen miteinschließen. (R. Allers, H. Asperger, V. E. Frankl, F. Büchner, V. E. von Gebsattel, Chr. 44
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