BeiträgezurWiener Diözesangeschichte BEILAGE ZUM nniener DIOZESM^ BLNT 29.Jahrgang, Nr.3 Wien,1. Dezember 1988 Das Testament des Stiborius Chrezzel und die Michaeierkirche Von P.Waldemar Posch SDS Für den Katalog der Ausstellung „St. Michael 1288-1988, Stadtpfarrkiche und Künstlerpfarre von Wien'" wurden zahl reiche Urkunden aus dem Michaeler Kollegsarchiv herangezogen, aber merk würdigerweise zwei wichtige übersehen: das Testament des Stiborius Chrezzel imd dessen Confirmation durch Herzog Albrecht n.^ Walther Brauneis^ ist nur einer jahr hundertealten Überlieferung gefolgt, wenn er schrieb: „Den Südchor (der Michaelerkirche) stiftete 1350 der her zogliche Küchenmeister Stibor Chrezzel, aus Dankbarkeit für die Errettung aus schwerer Not: angeklagt des versuchten Giftmordes an seinem Herrn, Herzog Albrecht II., war er nach peinlicher Befragung schuldlos befunden worden. Im Testament des Küchenmeisters wa ren 300 Pfund für den Bau der Kapelle ausgesetzt, die er zugleich zur Begräb nisstätte für sich und seine bereits ver storbene Frau bestimmte." Anders dage gen die Darstellung im Katalog"'. Hier wird Stibor Chrezzel nur die Stiftung eines sogenannten Ziborienaltars im Südchor zugebilligt. Als Bauherr bzw. Financier wäre der herzogliche Forst meister Wernhard(oder Werner)Schenk zu erschließen, da in dem Zeitraum zwischen 1421 bis 1482- also frühestens 71 Jahre nach Chrezzels Stiftung um 1350 - in den Belegen der Südchor als „Abseite, die der Forstmeister Wernhard Schenk gestiftet hat" bezeichnet wird. Und weiter: Dieser wird auch als Auf traggeber der Baldachinfiguren der Hei ligen Nikolaus und Katharina genannt®, „während von der mit einem Familien begräbnis und einer ewigen Messe ver bundenen ,capella' Chrezzels jede Spur fehlt". Aber was hat nun Chrezzel in St. Michael eigentlich gestiftet? Nun nimmt man zu einer Hypothese Zuflucht,die da lautet: „Es könnte sich um einen mit einem Hochgrab(?) verbundenen Zi borienaltar gehandelt haben... Für ein entsprechend aufwendiges Werk spricht unter anderem die Höhe des gestifteten Betrages,300 Pfünd." Nur das Testament Chrezzels" kann Auskunft geben, welche Bewandtnis es mit den 300 Pfund hat. Zugleich aber gibt es auch Anhaltspunkte zu einer Kurzbiographie Chrezzels: Zur Zeit der Abfassung seines Testamentes war seine Frau bereits verstorben. Der Ehe ent stammte ein Sohn namens Niclas. Chrezzels Wohnhaus lag bei den Pfeil schnitzern. Er war Inhaber einer Bad stube am Schweinmarkt und Besitzer des sogenannten Hubhauses. Dazu kam ein Anwesen zu Poppitz in Mähren". Er war Eigentümer von Weingärten zu Weinhaus, Erdberg usw. Besaß Wiesen in Ebersdorf. Ferner verfügte er über zahlreiche Perlen und Silbergeschirr, hatte Rosse und Wagen und vor allem 800 Pfund Wiener Pfennig in Bargeld. Als Herzog Albrecht 1343 zum Bau der Michaelerkirche 40 Pfund Wr. Pfennig stiftete, nannte Lind" dies „eine damals sehr bedeutende Summe". Dem Chrez zel aber stand das Zwanzigfache dieser Summe-außer den genannten Immobi lien usw.-zur Verfügung. Chrezzel war also vermögend genug, um den Bau des Südchors ohne fremde Beihilfe zu finan zieren. Darum heißt es in seinem Testa ment: „Darnach schaf auch ich von meinem breiten geld, das achthundert Pftmdt sind, zu dem ersten... dreyhundert Pfundt Pfenning, damit man schol in sand Michaels Pfarr zu Wienn bauen ein Kapell in sand Niclas abseiten, darin ich mir und meiner... Hauß Frauen ein Begräbnuß erwoehlt han, man schol auch die Kapellen deßwegen besonder lich weichen in den Ehren des heil. St. Niclas, und darnach in den Ehren St. Stephans, und St. Katharina." Für sein Begräbnis stellte Chrezzel außerdem 50 Pfünd Pfennig zur Verfügung. Der Stif tung nach sollte der Südchor das Mauso leum der Familie Chrezzel werden. Alle seine Perlen gab er zu einem „Meßge wandt in die Kappelln, die ich stiften will zu sand Michael in Wienn zu sand Niclas abseiten". Deutlicher konnte Chrezzel seinen letzten Willen zur Er richtung des Südchors nicht zum AusInhalt; Das Testament des Stiborius Chrezzel und die Michaelerkir che Mittelalterliche Ablaßurkunden für die Marienkirche in Großen gersdorf Zwei Stockerauer als Benedikti nermönche in Seitenstetten Der erste Versuch zur Einfüh rung eines Diözesangebetbuchs in der Erzdiözese Wien P. Anselm Ricker, der Begrün der der österreichischen Pa storalpsychiatrie Die Aufhebung des Knabense minars Hollabrunn 1938 Die Dissertationen an der Ka tholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien 1831-1984 Buchbesprechungen Vorschau 37
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