lien finden sich neben Wachsplastiken auch mehrere Geniiiearbeiten (Goldund Silberdrahtarbeiten aus dem 19, Jh.), aber auch Devotionalien aus unse rer Zeit. Unter den Dokumenten ist jenes beachtenswert, in dem ein Kooperator beim erzb. Consistorium ansucht, sein Beichtkind (einen alten Mann) von dem Gelübde einer Wallfahrt, die der Mann nie gemacht hat, zu entbinden. Bereits nach drei Tagen kommt die positive Antwort (Exp. 142/143). Wie ernst nahm man damals(1869)ein Wall fahrtsversprechen! Auch die Schrift stücke des noch heute bestehenden „Ei senstädter Wallfahrtsvereines" und die Karte von Tirol, die die Strahlkraft einiger Gnadenorte in der Jetztzeit zeigt, sind erwähnenswert. Der achtsame und nachdenkliche Be sucher der Ausstellung wird nicht un beeindruckt den Saal verlassen. Die Verehrung der Mutter des Herrn,zu der die Menschen von heute genauso wie vor Jahrhunderten Zuflucht nehmen, führt zu Christus,dem Herrn. Im Museum ist ein kleiner Führer durch die Marien-Dokumentation er hältlich, in dem jedes Exponat (mit wenigen Ausnahmen) genau beschrie ben ist. Außerdem bietet der Katalog kurze Artikel über die Entstehung der Wallfahrten, die Legende, über Votivgaben u. a. m. Führungen durch die Aus stellungen werden unentgeltlich gehal ten; es ist aber zu empfehlen, daß sich interessierte Gruppen telephonisch vor anmelden (02252/41 1 00). Es sei noch erwähnt, daß auch die anderen Räume des Museums wirklich interessant sind, ößhungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 13 bis 19 Uhr,in den Wintermonaten von 11 bis 17 Uhr. Buchbesprechung Hüttl, Ludwig: Marianische Wall fahrten im süddeutsch-österreichi schen Raum: Analysen von der Reformations- bis zur Aufklärungsepoche. - Wien; Köln: Böhlau, 1985. - IX, 217 S.: ni. - (Kölner Veröffentlichungen zur Religionsgeschichte;6). Die marianischen Wallfahrten stellen wohl den bekanntesten Höhepunkt und Ausdruck der Marienverehrung dar. Diesem Thema ist die vorliegende Ar beit Hüttls gewidmet. Wallfahrten waren stets für Kirche, Volk und Dynastien von Bedeutung. Entsprechend berück sichtigt der Autor dabeijeweils theologi sche, religionsgeschichtliche und landes geschichtliche Fragestellungen. Einleitend gibt Hüttl eine prägnante Übersicht über aktuelle Definitionen des Begriffes „Wallfahrt", wobei die Frage der Einzel- und Gruppenwallfahrt be sonders hervorgehoben wird. In einem knappen historischen Abriß wird dann die Entwicklung der Wallfahrt vom frü hen Christentum bis zum Hervortreten der marianischen Wallfahrten seit dem Hochmittelalter referiert. Wie auch Hüttl betont, bedeutete die Reformation für das gesamte Wallfahrtswesen einen tiefen Einschnitt. Die Tatsache, daß in Altötting im Jahr 1492 Opfergaben im Werte von 13.656 Gulden, im Jahr 1560 dagegen von bescheidenen 79 Gulden gespendet wurden,illustriert diese Fest stellung besonders deutlich. In diesem Zusammenhang bespricht der Autor die Haltung Luthers zur Bildverehrung und zum Wallfahrtswesen und die grundle genden Feststellungen des Konzils von Trient zu diesen Fragen. Die hier getrof fene Lösung ,,honor refertur ad prototypa"-die Gnaden- und Heiligenbildern erwiesene Verehrung bezieht sich auf die durch die Bilder dargestellten Heil gen - bot die Voraussetzung für das Wiederaufleben des Wallfahrtswesens im Zeitalter der Gegenreformation und der katholischen Erneuerung. Gerade für den „gemeinen Mann" wurden äußere Teichen, wie es auch die marianischen Wallfahrten waren, zu einem wichtigen Merkmal zur Unterscheidung der Kon fessionen. Das in Wallfahrten ausge drückte Bekenntnis zu Maria war gleichbedeutend mit dem Bekenntnis zur katholischen Kirche. Am Beispiel des Bistums Würzburg unter Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617) verdeutlicht Hüttl den Zu sammenhang zwischen Förderung der Marienverehrung und allgemeiner ka tholischer Erneuerung. Gerade Wall fahrten waren mit dem mit ihnen ver bundenen Empfang des Büß- und Altar sakramets ein wichtiges Mittel der allge meinen Seelsorge. Dem gleichen Ziel dienten auch die zahlreichen Mariani schen Kongregationen. Wallfahrten waren in der Barockzeit stets Anliegen des ganzen Volkes. Die Untersuchung der Wallfahrten der Stadt Landshut nach Altötting zeigt, in wie vielfältigen Anliegen und Nöten das Volk Hilfe bei Maria suchte. So erfährt man von Seuchen, Pest und Kriegsge fahren; so spiegelt sich in den Wallfahr ten die allgemeine politische Entwick lung wider. Besonders ausführlich behandelt der Autor den Themenkreis „Dynastie und Marienverehrung" am Beispiel der Wit telsbacher und der Habsburger. Diese Gegenüberstellung, die für die Habsbur ger weitgehend der grundlegenden Stu- ^e von Anna Coreth zur „Pietas Austriaca" folgt,läßt die Gemeinsamkei ten - die wohl auf die gemeinsame Erziehung der wittelsbachischen und habsburgischen Prinzen durch Jesuiten zurückgeht- und Unterschiede-hier ist vor allem die besondere ImmaculataVerehrung der Habsburger zu nennen - deutlich vor Augen treten. Im einzelnen bespricht dann Hüttl das Verhältnis der einzelnen Herrscher zu Marienver ehrung und Marienwallfahrt vom ausge henden 16. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert. Die Aufklärung und das Staatskirchentum bedeuteten für die mariani schen Wallfahrten oft das Ende bzw. eine substantielle Veränderung. Diese Entwicklung zeigt Hüttl für die österrei chischen Erbländer, für Bayern und für das Kurfürstentum Salzburg. In allen Fällen führte der Versuch des Staates, durchaus vorhandene Mißstände im Wallfahrtswesen abzuschaffen, dazu, daß letztlich die Wallfahrten selbst abge schafft wurden. Freilich hat sich die gelegentlich geäußerte Hoffnung der Aufklärer, die Reduzierung der Marien frömmigkeit werde eine Vertiefung der Christusfrömmigkeit bewirken, nicht er füllt. Es kam vielmehr zu „einer Verfla chung des gesamten religiös-theologi schen Lebens"(Leo Scheffczyk). Die grundlegende Studie Hüttls, die vor allem durch ihre vergleichende Dar stellungsweise besonders besticht, wird durch zahlreiche Literaturausgaben er gänzt. Zu einzelnen Fragen konnte der Autor auch noch ungedrucktes Archiv material auswerten; hier ist vor allem die Darstellung der gemeinsamen Wall fahrt Leopolds I. und Max Emanuels von Bayern im Jahr 1681 nach Altötting zu nennen. Johann Weißensteiner Hinweise Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. RudolfZinnhobler (Linz)sind die Vorar beiten zur Herausgabe der Passauer Bistumsmatrikeln für das Offlciaiat unter der Enns - dieses umfaßte bis 1785 drei Viertel des Landes Nieder österreich - so weit fortgeschritten, daß mit der Drucklegung Ende 1988/Anfang 1989 begonnen werden kann. Um die Auflagenhöhe genauer festlegen zu kön nen, ergeht die herzliche Bitte, das allfällige Interesse am Kauf dieses Wer kes an das Diözesanarchiv Wien (Dr. Johann Weißensteiner)mitzuteilen. Restbestände des auch für die kirchli che Heimatforschung wertvollen Werkes von Otto Schilder, „Heimatkunde heute. Wege zur Erstellung einer Orts kunde. Wort- und Sachregister für Hei matforscher" (Horn 1977), werden von der Witwe des Verfassers zu ermäßigtem Preis abverkauft. Adresse: Ilse Schilder, 2232 Deutsch-Wagram,Hagergasse 34. Wiener Diözesanblatt: Inhaber: Erzdiözese Wien (Alleininhaber). Herausgeber: Erzb. Ordinariat. Redaktion: Diözesanarchiv Wien (Dr. Johann Weißensteiner). Alle: 1010 Wien, Wollzeile 2. - Hersteller: Herold Druck- und Verlagsgesellschaft m.b. H., 1080 Wien,Strozzigasse 8. Das„Wiener Diözesanblatt" ist das offizielle Amtsblatt der Erzdiözese Wien. 36
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