Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Marien-Wallfahrt In Österreich-einst und jetzt Sonderausstellung im Kaiser-Franz-Joseph-Museum in Baden bei Wien. Von Robert Fischer Im Juni 1987 eröffnete Erzbischof Dr. Hans Hermann Groer die Sonderausstel lung über Österreichs Marien-Wallfahr ten im Rahmen des Marianischen Jah res. Wie kam es zu dieser Ausstellung? Im Jahre 1976 entschlossen sich Dipl.- Ing. Robert Fischer und Fr. Prof. Mag. Annemarie Stoll, ein kleines Buch über alle Marien-Wallfahrtskirchen Öster reichs, zu denen geschlossene Gruppen pilgern, zu verfassen. Eine Aufgabe, die zunächst leichter erschien, als sich spä ter herausstellte. Man dachte an viel leicht 100 Gnadenkirchen in ganz Öster reich und ahnte noch nicht, daß es fast 300 sind! Mit viel Mühe mußte nachge forscht werden, um die in Österreich verstreuten Gnadenorte (die „...wie Diamanten über die Heimat ausgesät sind...", wie sich Diözesanbischof R. Stecher in seinem Begleitwort zu einem der Bändchen ausdrückt) zu finden. So entstanden in den Jahren 1977 bis 1979 die drei Teile des „Kleinen Handbuches österr. Marien-Wallfahrtskirchen"(Berg land Verlag, Wien), in denen diese Kir chen alle kurz besprochen sind.Und alle wurden von den Verfassern persönlich aufgesucht und mit den geistlichen Be treuern Kontakt aufgenommen. Das Büchlein war es nun, das in den Verfassern später den Gedanken auf kommen ließ, eine Ausstellung über die Marienwallfahrt in Österreich zusam menzustellen. Dazu kam als weiterer tragender Gedanke der Wunsch, etwas zum Marianischen Jahr beizutragen: zur Vertiefung der Marienverehrung in un serer Heimat,zum besseren Verständnis des Wallfahrtsgedankens und als Anre gung, Österreichs Gnadenorte auch auf zusuchen. Ende 1986 war es der Dekan von Baden, Herr P. Oswald, der Ing. Fischer an Hofrat Mag. jur. H. Trapl wies, welcher als Obmann des Vereines „Niederösterreichische Landesfreunde" und des dem Verein gehörenden Mu seums die Möglichkeit bot, in einem Raum des Museums die Ausstellung aufzubauen. Das Kaiser-Franz-Joseph-Museum ist eigentlich ein Museum für Handwerk und Volkskunst, verfügt aber auch über einen Sakralraum, der sich für die Aus stellung sehr gut eignet. Unter den Beständen des Museums fand sich man ches Stück, das in den Rahmen der Dokumentation gut paßt. Von den der zeit etwa 170 Exponaten sind etwa 80 altes Eigentum des Museums, die ande ren Ausstellungsstücke sind Leihgaben oder Geschenke von Wallfahrtspfarren und auch Privatpersonen. Die Erz diözese Wien (Diözesanarchiv) zeigte viel Verständnis für das Anliegen und stellte Dokumente aus der Zeit Josephs II. (Wallfahrten betreffend) und eine schöne Kollektion von Andachtsbild chen zur Verfügung. An dieser Steile sei auch den Herren Reg.-Rat R. Wieser, geschäftsführender Obmann des Mu seums, W. Kovar, stellvertretender Di rektor, und C.H. Bernaschek, Graphi ker, besonders gedankt, die den Aufljau der Ausstellung wesentlich unterstütz ten. Was bezweckt nun diese Ausstellung? Sie will das Werden der Marien-Wall fahrt in Österreich mit ihren Gebräu chen darstellen, besonders aber doku mentieren, daß die Wallfahrt in Öster reich weiterlebt und sogar steigende Tendenz zeigt. Das Museum liegt hoch über der Stadt Baden am Waldrand,und von dort bietet sich ein herrlicher Ausblick. Ein kleines Cafe ist dem Museum angeschlossen. Erreichbar ist es durch den Kurpark(am Wildgehege vorbei) in etwa 45 Minuten oder mit dem Auto am Grünen Markt vorbei bis zu einem kleinen Parkplatz am Ende der Hochstraße; von dort sind es nicht einmal mehr 100 m.Die Ausstel lung befindet sich im 1. Stock des Ge bäudes,rechts. Und nun zur Ausstellung selbst; Sozu sagen als Torhüter sieht man eine Bi schofsfigur, kirchenvergoldet, und einen hl. Florian aus dem ehemaligen Gast haus Riess in Baden. Darüber Hl.-GeistTauben; möge der Hl. Geist die Besu cher auch erleuchten, damit sie den Sinn der Schau richtig erfassen und in der Muttergottes die Wegweiserin zu Christus fmden.Der Weg durch den Saal beginnt mit einer großen Österreich karte. Sie ist ein wesentliches Stück in diesem Saal, denn auf ihr sind alle Marien-Gnadenkirchen gekennzeichnet. Die großen Wallfahrtsstätten mit roten, die mittleren, auch noch von großer Bedeutung, mit gelben und die ganz kleinen mit schwarzen Nadelköpfchen. Auch der alte Wallfahrtsweg von Wien nach Mariazell(Via sacra)ist eingezeich net. Über die Geschichte der Wallfahrt informiert eine kurze Zusammenstel lung neben der Österreichkarte. Darun ter, in der Vitrine, etwas vom Rüstzeug des Pilgers, Andachtsbücher aus dem 18. Jh.(drei davon extra für Kaiserin Maria Theresia verfaßt) und Rosenkränze, alte und moderne. An der nächsten Querwand befaßt sich die Dokumentation mit der Gestalt des Pilgers und den Ptlgerzügen im Laufe der Jahrhunderte: Zunächst eine Federzeichnung von L. H. Schäuffelein (Dürerschüler), die den Pilger im ersten Viertel des 16. Jh. darstellt. Es handelt sich hier um eine Fotokopie, das Origi nal befindet sich in der Albertina in Wien. Der Pilger trägt Pilgermantel, Pilgerhut, Pilgerstab und eine kleine Pilgermuschel. Daneben ein Wallfahrer zug um 1700 nach Mariastein in Tirol, dann zwei Prozessionen nach Friedek (größter Marienwallfahrtsort im österr. Schlesien, heute CSSR) um 1850 und schließlich das Foto einer Wallfahrer gruppe aus der Jetztzeit (1983): die Pottensteiner pilgern auf den Mariahilfberg bei Gutenstein. In der Vitrine Andachts bildchen. Diese Bildchen haben eine eigene Geschichte. Schon im Mittelalter (wie auch heute noch!) wollte sich der Pilger ein Andenken an die heilige Stätte, die er besucht hatte, mitnehmen, als Zeichen dafür, daß er dort war, und auch als Erinnerung. Damals gab es kleine Andenken aus Bein oder Metall, die man sich an Hut oder Mantel steckte. Ab dem 17. Jh. stellten Kupfer stecher Bildchen von Gnadenbildern und -kirchen her und brachten die Dar stellungen bald auf künstlerische Höhe. So entstand das Andachtsbildchen. Es folgten Arbeiten im Stahlstich, dann kam die Lithographie und schließlich der Druck.Spitzen- und Goldstanzarbei ten, handbemalte Stiche und solche auf Seide gedruckt entwickelten eine Viel falt der kleinen Bilder, die man sich schwer vorstellen kann. Eine Auswahl davon bieten zwei Vitrinen. Heute wer den alte Stiche oft reproduziert oder auch ganz neue, geschmackvolle Bild chen aufgelegt. Auf der Querwand gegenüber eine Zusammenstellung jener MadonnenGnadenbilder (Ansichtskarten), die in Österreich besonders verehrt werden. Von fünf Bildern sind die Originale in Österreich vorhanden: Maria Pötsch in St. Stephan, U. L. F. mit dem geneigten Haupt bei den Karmeliten in Wien, Mariahilf von L. Cranach in der Inns brucker Domkirche, Mariahilf von P. de Pomis in der Mariahilfkirche in Graz und natürlich U.L.F. von Mariazell. Ein Votivbild wird meistens als Dank für Erhörung gestiftet. In der Ausstel lung fmden sich mehrere Bilder dieser Art, auf Leinen oder Eisenblech, als Stickarbeit oder auch ein Haarkunstbild (Exp.27)aus der späten Biedermeierzeit (1846). Besonders ergreifend sind jene Bilder, bei denen es sich um ganz einfa che Drucke handelt, oder um gewöhnli che Tafeln, mit der Hand geschrieben, voll tiefer Gläubigkeit und Dank, ohne jeden künstlerischen Wert. Beachtens wert ist Exp. 41: „Als Dank für Gene sung an Leib und Seele!" Alle diese Bilder sind Zeugnisse; und wir wissen nicht, ob mit einem einfachen Druck nicht das einzige Marienbild einer ar men Familie geopfert worden ist. Ähnlich dem Votivbild sind die Votiv gaben: sie stellen meistens jenen Kör perteil dar, der auf Grund einer Bitte geheilt wurde. In den Vitrinen befinden sich solche Gaben aus reinem Silber und solche aus Wachs; Augen, Beine, Her zen. Frauenzöpfe, die als Dank geopfert wurden, gehören zu den seltenen Ga ben,doch auch von solchen sehen Sie in der Ausstellung zwei.In Fatima werden noch heute Zöpfe geopfert. Von den zahlreichen Exponaten sollen einige noch besonders hervorgehoben werden; So ein Kastenbild eines Schmerzensmannes(Exp. 81). Die Halbfigur dürfte aus dem 18. Jh. stammen und hat eingesetzte Augen und Zähne, echtes Haar und eine echte Dornen krone. Weiters eine sehr gute Kopie der gotischen Gnadenmutter von Maria stein/Tirol(Exp. 76) und Mariazellerstatuetten von 1700 bis 1900. Eine Kopie (Originalgröße) des Gnadenbildes von Maria Roggendorf. Bei den Devotiona35

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