Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

bei der Minoritenkirche und dem Klo ster der Ursulinen in Wien. Fast alljähr lich kommt unter Führung von Redemptoristen eine Pilgergruppe von Holland nach Mariahilf, um zu beten und aufzu blicken zu dem Gnadenbild, durch das der Heilige einst soviel Trost und Hilfe erfahren hatte. Als anläßlich einer Wallfahrt nach Maria Rehkogel bei Bruck an der Mur der dortige Pfarrer erfuhr, daß der Ver fasser vorliegenden Artikels einst Pfarr verweser von Mariahilf/Wien war, riefer freudig aus: „Das ist ja die Kirche mit dem Relief des hl. Klemens Maria Hof bauer. Besonders gut gefallen hat mir die Inschrift, die besagt, daß der Heilige hier oft und lange betete. Ja darüber muß ich manchmal predigen. Oft beten ja die Leute, aber nicht lange." Er meinte, beim Beten müsse man auch Gott zu Wort kommen lassen. Und dazu müsse man sich eben Zeit nehmen. - Wie dieses Beispiel zeigt, ist Klemens Maria Hofbauer auch in unserer Zeit noch seelsorglich wirksam. Anmerkungen: 'Eine Maiandacht, Wien 1877,S. 125. M. Bauchinger, Der hl. Klemens M. Hofbauer,7. Auflage, 1928,S.217 f. 3. Joh. Hofer, Der hl. Klemens M. Hofbauer, 2. u. 3. Auflage,Freiburg 1923, '■?l\enda,S.394. '■ Gedenkbuch der Pfarre Mariahilf, 1865-1923. Ferner: Das 250jährige Jubi läum Mariahilfs in Wien, Programm der Festfeier 1910, in: Mariahilfer Kollegs archiv. " Series R. Patrum Barnabitarum... Michaeler-Kollegsarchiv, XVI, 189, 2 a und b, lfd. Nr. 459. ' Gedenkbuch der Pfarre Mariahilf 1865-1923, S. 161. " 50 Jahre Frauenkongregation Maria Hilfe der Christen, in: Mariahilfer Pfarr bote, 32. Jg. Nr. 3, 1964. " Dr. Sammer ließ in Mariahilf meh rere in Verfall begriffene Barockstatuen restaurieren, und auf seine Veranlas sung erhielten als Leihgaben des Mini steriums für Unterricht und Kunst die Pfarre Salvator am Wienerfeld ein Altar bild von H. Boeckl, im Hauptflügel darstellend die ,,Madonna mit dem Salvatorkinde", und die Pfarre Zu den heiligen Aposteln das Altarbild „Das Letzte Abendmahl" von Franz Eisner. Beide Pfarren in Wien-Favoriten. , Nach dem Vorbild alter Votivbilder und Epitaphien ließ der Stifter vermer ken, dieses Denkmal wäre zur Erinne rung an seine verstorbene Mutter er richtet worden, die eine gläubige Ver ehrerin der Gottesmutter war. " Mariahilfer Hauschronik, S. 117. " Widmungsansprache, in: Mariahil fer Pfarrbote, 51. Jg., Nr. 1, 1975, S. 2. ' ■ P. Augustinus Gschwendtner, in; Klemens Blätter, Jg. 43, März/April 1977, S. 38. ' ' Schenkungsurkunde vom 15. März 1975. Dzt. in Verwahrung des Verfassers. Die Feier der Dogmatislerung der Unbefleck ten Empfängnis Mariens in Stetteldorf am 28./29. Juli 1855 Von Johann Weißensteiner Am 8. Dezember 1854 verkündete Papst Pius IX. mit der Bulle „Ineffabilis" im Petersdom das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Un ter den damals in Rom anwesenden Bischöfen war auch der Erzbischof von Wien, Josef Othmar von Rauscher. Be dingt durch die Konkordatsverhandlun gen konnte er erst im Sommer 1855 nach Wien zurückkehren. Am 21. und 22. Juli dieses Jahres leitete er dann die Feiern, die aus Anlaß des genannten Dogmas im Stephansdom abgehalten wurden. In den übrigen Kirchen fanden diese Feiern eine Woche später statt. Als Beispiel dafür sei hier der Bericht über die Feiern in der Pfarre Stetteldorf am Wagram wiedergegeben': „Für den 29ten Juli d. J. ward vom hochw. F. E. Consistorium die Dank feierlichkeit aus Anlaß der dogmati schen Entscheidung über die imbefleckte Empfängnis der allerseligsten Jungfrau angeordnet und demzufolge, nachdem die Pfarrgemeinde schon frü her einige Mahle und letztlich am 7. Sonntage nach Pfingsten, den 15ten Juli, über Inhalt, Bedeutung, Tragweite und die Festlichkeiten aus Anlaß dieser Ent scheidung zu Rom und in der ganzen katholischen Welt belehrt worden war, am letztgenannten Sonntage folgendes Fest-Programm bekannt gemacht: 1. Am Samstag, den 28ten Juli um 7 Uhr Abends versammelt sich die Pfarr gemeinde und die Schuljugend mit ihren Fahnen vor der, von dem ehemaligen Marktrichter Ferdinand Scherer errich teten Säule der unbefleckten Empfäng nis auf dem Marktplatze und zieht unter Gebeten und Gesängen in die Kirche ein, allwo ein Marienlied gesungen und ein feierlicher Segen abgehalten wird. 2. Eine halbe Stunde vor dem AveMaria-Läuten wird feierliches Geläute aller Glocken die Festlichkeit des nächstfolgenden Tages ankünden und mögen diejenigen, welchen es ihre Ver mögensverhältnisse erlauben, durch eine Stunde, etwa von 9-10 Uhr, ihre Häuser beleuchten. 3. Samstag früh nach dem Ave-MariaGeläute wird wieder mit allen Glocken geläutet und ist um '/27Uhr der Früh gottesdienst, wobei ein Marienlied ge sungen wird, und um '/ilO Uhr der feier liche Spätgottesdienst, wobei 12 weiß gekleidete Jungfrauen mit Lichtern er scheinen und mit dem Priester an den Altar treten. 4. Mittags nach dem Angelus-Läuten wird wieder eine halbe Stunde mit allen Glocken geläutet und ist um 2 Uhr ein kurzer heiliger Segen, sodann die feierli che Prozession zur Säule der Unbefleck ten Empfängnis auf demselben Wege, nur in umgekehrter Weise, wie alljähr lich die Fronleichnams-Prozession ge halten wird, wobei 4 Jungfrauen die Statue der unbefleckten Empfängnis, acht aber Lichter tragen. 5. Nach Abbetung der Lauretanischen Litanei und Absingung eines Marienlie des wird in die Kirche zurückgekehrt und das Te Deum und der Schlußsegen abgehalten. 6. Wünschenswerth wäre es, daß die Wege, über welche die Prozession geht, ebenso wie am Fronleichnamstage mit Baumreisern bepflanzt würden, die aber schon Tags vorher nach Hause geholt werden müßten und Mittags von 12 bis 2 Uhr gepflanzt werden könnten. 7. Sehr erbaulich würde es endlich sein, wenn die Filial-Gemeinden sowohl am Samstag Abends, als auch am Sonn tag Nachmittag mit ihren Kreuzen und Fahnen, sowie mit ihrer Schuljugend und weißgekleideten Mädchen prozes sionsweise kämen und gingen. Die Freude, mit welcher der größte Theil der Pfarrgemeinde über die bevor stehende Festlichkeit erfüllt und welche insbesonders die Jungfrauen zeigten und kimd gaben, hat mich sehr ergriffen. Fast alle schafilen sich neue Kleider an und ein wahrer Wettstreit entstand um das Glück, eine der 12 Assistierenden zu sein. Von dem Ertrag einer Sammlung in der Gemeinde wurde die Säule der Unbefleckten Empfängnis restauriert; auf meine Kosten wurde der Sternen kranz vergoldet. Vor der Säule wurde ein Altar errichtet und dieser sowohl, als auch die Kirche wurde auf das festlich ste geschmückt. So kam der 2Bte Juli und mit ihm die Vorfeier des Festes. Vor der Säule ver sammelten sich die in Prozession er schienenen Gemeinden und erfolgte nach Absingung des Ave und der Oration der Einzug in die Kirche, Litanei und Segen in erbaulichster Weise. Abends war der ganze Markt festlich beleuchtet. Des anderen Tages war auf einer mit rothem Damast überzogenen und reich mit Goldborten. Bändern und Blumen verzierten Tragbahre zwischen Lichtern im Presbyterio das Bild der Unbefleckten Empfängnis ausgestellt, und Frühlehre und Messe, um '/j 10 Uhr aber vom Hochwürdigen Herrn Cooperator die Predigt, vom Hochwürdigen Herrn Jaroslaus Horack, hochgräflich Hardegg'schen Hausgeistlichen, emeri tierten Humanitäts-Professor, aber unter Assistenz der Pfarrgeistlichkeit das feierliche Hochamt abgehalten. Nachmittag um 2 Uhr war feierlicher heiliger Segen, sodann Prozession zur Säule, wobei die vier Jungfrauen Anna Weber, Maria Gschwendt, Theresia Baumgartner und Anna Schwanzer, welche letztere an diesem Tage zum ersten Mahle als Braut verkündet wurde, die Statue der Unbefleckten Empfängnis, acht andere Lichter und 33

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=