Klemens Maria Hofbauer und die Mariahilfer Kirche Von P.Waldemar Posch SDS Viele bedeutende Persönlichkeiten, die im Laufe der Jahrhunderte die Gna denkirche Mariahilf/Wien besucht ha ben,scheinen in der dortigen Haus- und Kirchenchronik auf, nicht aber jener fromme Beter, der später den Ehrentitel Stadtpatron von Wien erhielt: Klemens Maria Hofbauer. Wohl kannte das Kirchenvolk zu Ma riahilf den oft gesehenen Pilger dem Aussehen nach - seinen Namen aber wußte man nicht. Erst später haben seine Freunde die Anonymität dieses Ordensmannes gelüftet. So schreibt Ludwig Graf Coudenhove, Domkapitular von St. Stephan: „Vor dieser Gna denmutter betete der große Diener Got tes, der ehrwürdige Clemens Maria Hof bauer..., wenn ihm eine wichtige Ange legenheit auf dem Herzen lag, oder wenn ihn eine Sorge oder ein Kummer drückte. War dieses der Fall, dann eilte er, wie alle seine Schüler bezeugen können, hinaus nach Mariahilf und nie verließ er ohne Trost und Erhörung den Gnadenort, und wie der ehrwürdige Clemens Maria Hofbauer haben schon Tausende und abermals Tausende Trost, Erhörung, Beruhigung vor diesem wun derbaren Gnadenbild erhalten.*" Auf volkstümliche Weise schildert M. Bauchinger- den Weg Hofbauers zur Gnadenmutter nach Mariahilf.„Wenn er ausgegangen ist, der gute heilige P. Hofbauer, ist er nicht herumgeschlen dert in der Stadt, wie ein Mensch, dem das Faulenzen schon zu langweilig ge worden ist und der doch nicht weiß, was er tun soll, sondern er hat seine Schritte hinausgelenkt nach Mariahilf und die liebe Mutter Gottes besucht in ihrem Gnadenbilde und wenn er einmal da gekniet ist auf dem Kirchenpflaster, hat er fast nimmer fortgehen können, denn er hat sich gar gut unterhalten mit seiner guten Mutter und wenn er sich verabschieden mußte, hat sie ihn reich beschenkt mit Trost und Gnaden, weil keiner leer weggeht von ihr, der sie heimsucht. Und P. Hofbauer ist immer wieder gekommen und täglich ist der Schatz der Gnaden reicher geworden, den er heimgetragen hat von Mariahilf.*' Der Redemptorist Johannes Hofer" weiß von Hofbauer zu berichten: „Mit Vorliebe besuchte er die uralte Wall fahrtskirche Mariahilf. Den Leuten in der Umgebung der Kirche wurde er bald eine vertraute Erscheinung, ohne daß man Näheres von ihm wußte. Wenn man von dem Geistlichen sprach, der so andächtig vor dem hochwürdigsten Gut betet, so wußte jedermann, wer gemeint sei." Auf der Flucht vor seinen eigenen Mitbrüdern in Wien erlebte Hofbauer sein „Quo vadis", das ihn für eine Um kehr nach Wien bestärkte. Und das kam so; „Eines Tages hatten ihn Sabelli und Stark' einen größeren Verdruß bereitet: er wurde so böse, daß er ihnen erklärte, sie könnten jetzt tun, was ihnen beliebe; er bleibe nicht mehr bei ihnen, sondern gehe nach Amerika. Mit diesen Worten entnahm er seinem Kasten ein Bündel Wäsche und verließ das Haus. Die bei den Patres standen verdutzt da und wußten nicht, was sie sagen sollten. Hofbauer begab sich in die Kirche Ma riahilf, die er jede Woche zu besuchen pflegte. Als er sich hier ins Gebet ver senkte, überfiel ihn bitterste Reue über das Vorgefallene. Am liebsten wäre er sofort nach Hause zurückgekehrt; doch glaubte er dies mit seiner Stellung als Oberer nicht vereinbaren zu können. Der beste Ausweg aus der fatalen Lage, in die er sich aus Übereifer selbst ge bracht, schien ihm zu sein, wenn die beiden Patres selbst kämen und ihn um die Rückkehr bäten. Innig und lang betete er, Maria möge es so fugen. Doch die Ersehnten zeigten sich nicht.Schwe ren Herzens erhob er sich endlich und langsam,zögernden Schrittes, verließ er Wien." Sein Gebet fand Erhörung. Als Hofbauer seinen Weg nach Westen ein geschlagen hatte, kamen keuchend die beiden Patres hergerannt und baten um Verzeihung und Rückkehr nach Wien. Nur allzu gerne willfahrte Hofbauer dieser Bitte. Nach all diesen Berichten muß ange nommen werden, daß Hofbauer die Ma riahilfer Kirche während seines Wirkens in Wien hundertmal besucht hat. Grund genug, dem frommen Beter in der Ma riahilfer Kirche ein Denkmal zu wid men. Gelegenheit dazu hatte das Jahr 1909 geboten, als die Heiligsprechung Klemens M. Hofbauers erfolgte. Aber gerade damals war man mit der Vorbe reitung des 250-Jahr-JubUäums des von Hofbauer hochverehrten Gnadenbildes Mariahilf beschäftigt. Ganz vergessen wurde aber der Heilige nicht-nachträg lich wurde seine Statue aus Gips aufge stellt. Die 250-Jahr-Feier fand vom 22. bis 30. Oktober 1910 statt. Für Jahrzehnte war dies die letzte glanzvolle Festfolge, die für die dortigen Barnabiten einen ver söhnlichen Abschluß ihrer Tätigkeit in Österreich - der ein Jahrzehnt später erfolgen sollte-brachte. Festgottesdien ste hielten u. a. Prälat Zschokke, Weih bischof DDr. Godfried Marschall, Prälat Reichsgraf v. Hackelberg-Landau,Prälat Leopold Rost OSB, Provinzial der Bar nabiten Don Pius Prandtner, Prälat Jo sef Mord, Prälat Julius Cecconi und Erzbischof-Koa(^utor Dr. Franz Nagl. Er feierte das Hochamt in Gegenwart Sr. kaiserlichen Hoheit Franz Salvators in Stellvertretung des Kaisers, Minister präsident Bienerth, k. u. k. Kultusmini ster Stürgkh, Bürgermeister Dr. Neumayr usw. Auch die Reihe der Festpre diger konnte sich sehen lassen: Dompre diger Dr. Max Brenner, Prälat Dr. Gu stav Müller,P.Petrus Luger OCP,Wen zel Czepo OSB, Domprediger Matth. Heumann, P. Eduard Petsch CSsR, P. Johann Mair CSsR, P. Andlau SJ, feb. Sekretär W.Merinsky und P.Beißl SJ."' Kurz vor Beginn der Feierlichkeiten wurde P. Don Leopold Binhack am 1. Oktober 1910 zum Propst von Mariahilf ernannt." Er sollte der letzte Barnabitenpfarrer von Mariahilf werden. Dr. Max Brenner,der Festprediger von 1910, erschien 1919 erneut in Mariahilf als Visitator Apostolicus.^ Das Ergebnis der Visitation war der Auftrag an den Pro vinzial der Barnabiten, die Konventualen von Mariahilf abzuberufen. Als Grund wurde die mißliche Wirtschafts lage und die kritische Situation der Seelsorge angegeben. Ersteres gab Bin hack zu, gegen letztere Anschuldigung erhob er - leider vergebens - Protest. Gerade im ersten Kriegsjahr war durch sein Bemühen die Frauenkongregation Maria Hilfe der Christen gegründet wor den, deren Mitglieder sich bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg als tragende Kraft in der Pfarre Mariahilferwiesen. Der Wunsch, dem hl. Klemens M. Hofbauer in Mariahilf ein Denkmal zu setzen,wurde immer lauter. Es fand sich ein Mäzen,der für dieses die Gesamtko sten übernahm: Dr. Alfred Sammer, Rektoratsdirektor der Akademie der bil denden Künste in Wien." Er gewann für die Ausführung desselben den Akade mieprofessor Ferdinand Welz, von dem auch der Entwurf der jetzt im Umlauf beflndlichen 10-Schilling-Münze stammt. Dem Künstler wurde die Aufgabe gestellt, auf der Reliefplatte den Kopf des Heiligen hervortreten zu lassen und sein Profil so zu wenden, daß der Blick Hofbauers auf das Gnadenbild gerichtet sei. Unterhalb des Hauptes die Inschrift: HIER BETETE OFT UND LANGE CLE MENS MARIA HOFBAUER STADTPA TRON VON WIEN.'" AkademieprofessorWelz erfüllte auf vortreffliche Weise den ihm gestellten Auftrag, wofür ihm Ar chitekt Prof. Clemens Holzmeister volle Anerkennung aussprach. Die Weihe des Denkmals fand am 16. März 1975 durch den Abt des Stiftes Melk,Dr.Reginald Zupanzic OSB,unter großer Teilnahme der Bevölkerung statt". Der Stifter wollte durch das Denkmal seiner Überzeugung Ausdruck geben, „daß die Verehrung des hl. Cle mens Maria Hofbauer nicht nur histori sche Bedeutung besitzt, sondern daß dieser Heilige gerade unserer so gefühls kalten und egoistischen Zeit ein Vorbild inniger Liebe zu Gott, seiner Mutter Maria sowie den gottsuchenden Men schen ein echter Führer sein kann"'2. Der Redemptorist Pater Augustin Gschwendtner bemerkte hiezu, der Stif ter des Denkmals habe dem Heiligen nicht nur ein würdiges Denkmal in griechischem Marmor gesetzt, sondern auch ein „Denkmal des Wortes'"". Laut Schenkungsurkunde" verpflich tete sich die Pfarre, „das Denkmal am linken Hauptpfeiler vor dem Hochaltar der Wiener Mariahilfer-Kirche aufzustel len und es auf immerwährenden Zeiten in Obhutzu nehmen". Mariahilf hat sich mit diesem künstle risch wertvollen Denkmal würdig in die Reihe der Klemens-Maria-Hofbauer-Gedenkstätten gestellt, die zu finden sind in Maria Enzersdorf, Maria am Gestade, 32
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