Diözesanbischof von sich aus die Einfüh rung der Vigilfeier zum Fest Maria Un befleckte Empfängnis anordnen könne, oder ob dazu ein Dekret der Ritenkon gregation in Rom nötig sei. Das Wiener bischöfliche Konsistorium sprach in einem Schreiben vom 1. November 1645 an den kaiserlichen Beichtvater P. Jo hann Gans SJ die Überzeugung aus, die Einführung der Vigilfeier könne nur durch die Ritenkongregation erfolgen.'" Überdies sei die Zeit schon so weit vorgeschritten, daß das Gelübde des Kaisers zum diesjährigen Immaculata fest kaum mehr abgelegt werden könne. Im November 1645 faßte schließlich der Wiener Bischof Philipp Friedrich von Breuner das Ergebnis der gepfloge nen Beratungen folgendermaßen zusam men"; Die Weihe an Maria sollte unter einem bestimmten Titel erfolgen; als solchen schlug der Bischof die Unbe fleckte Empfängnis vor und führte dafür folgende Argumente an; Dieses Fest sei schon von Ferdinand II., dem Vater des Kaisers, besonders gefordert imd daher von Bischof Klesl für seine Diözesen eingeführt worden. Am Fest der Unbe fleckten Empfängnis sei der Kaiser selbst zum König von Ungarn gekrönt worden.'- Als Hauptgrund nannte der Bischof schließlich „weillen solches Fest sowoll bey etlich Catholisch als Uncatholischen nit völlig glaubt, sonder in controversiam und Zweifel gezogen und disputirt wirdt, welche Zweifelhaflle und Ihrrente Opinion bey vilen Catholischen erleschen wurde, wan sy sehen, daß Eure Kgl. Matt, eben dises fest mit solcher devotion veneriren und unter dero Patrocinium und schütz nemben thun undt in dem gantzen landt also andechtig gehalten und celebrirt wirdt". Zu diesem Zweck sollten alle Bischöfe die im Erzherzogtum Österreich Diöze sanrechte ausübten - also die Bischöfe von Salzburg, Passau, Wien, Wiener Neustadt und Raab - entsprechende Anordnungen erlassen. Die Stände soll ten sich in einer Öffentlichen Versamm lung feierlich zur Haltung dieses Festes verpflichten. Bezüglich der Mariensäule schlug der Wiener Bischof vor, diese vor der Kirche am Hof aufstellen zu lassen; so könne der Kaiser vom Profeßhaus der Jesuiten aus den künftigen Andachten bei der Säule beiwohnen. Die Vorschläge des Wiener Bischofs wurden tatsächlich verwirklicht. Frei lich dauerte es dazu noch- wohl bedingt durch die Kriegsereignisse - bis zum Jahr 1647. Zuvor kam es noch im Jahr 1646 zu einer Abänderung am Pro gramm zum neuen Hochaltar von St. Stephan;anstatt der ursprünglich vorge sehenen Bekrönung des Altars mit einem Kreuz wurde in einem Zusatzver trag zwischen Bischof Breuner als Auf traggeber und dem Bildhauer Jakob Pock die Darstellung der Himmelfahrt Mariens vereinbart.''Der enge Zusam menhang dieser Maßnahme mit der seit 1645 besonders geförderten Marienver ehrung geht auch daraus hervor, daß die Weihe des neuen Hochaltars (19. Mai 1647) einen Tag nach der Ablegung des Gelöbnisses des Kaisers an Maria und der Weihe der Mariensäule am Hof er folgte. Über diese Feiern informiert eine Gurrende' des Wiener Bischofs Breuner vom 11. Mai 1647 (s. Quellenanhang Nr.3). Die feierliche - lateinische - Ge löbnisformel'"' legte der Kaiser in die Hände des Bischofs ab (s. Quellenan hang Nr.4). Am 3. Juli 1647 erließ Bischof Breuner eine weitere Gurrende'", in der er sei nem Klerus die Einführung des Festes der Unbefleckten Empfängnis Mariens auf ewige Zeiten mitteilte; der Vortag sollte als Fasttag begangen werden. Von einer Vigilfeier war dagegen keine Rede mehr. In der Folge fanden bei der Ma riensäule am Hof tatsächlich verschie dene Andachten statt; so kündigt eine bischöfliche Gurrende" vom 14. August 1647 Andachten für die Oktav nach Maria Himmelfahrt (15. bis 22. August) an; zur Teilnahme wurden vor allem die Bruderschaften eingeladen. 1648 erging an den Passauer Official in Wien ein kaiserliches Dekret'", die Feier des Im makulatafestes in seinem Jurisdiktions gebiet durch Gurrende einschärfen zu lassen. Der Wiener Bischof erließ eine solche am 4. Dezember 1648.'" Darin heißt es als Begründung, daß das Fest „aber vielleicht... bey dem gemainen mann mochte sein in Vergessenheit ge bracht und der fast- und hernach volgente feyrtag nit in obacht genomben werden...".Am 5."November 1649 erließ schließlich BischofLeopold Wilhelm von Passau ein feierliches Dekret®" über die Feier des Immakulatafestes in seiner Diözese. Auch die Universität Wien verpflich tete sich mit Beschluß vom 11. Mai 1649 zur Feier des Festes der Unbefleckten Empfängnis. Nach einem vorangehen den Fasttag sollte dazu am Festtag ein feierliches Amt in der Stephanskirche stattfmden, nach dessen Beendigung ein Mitglied der theologischen Fakultät je weils eine lateinische Rede über das Festgeheimnis halten sollte.®' Außer dem sollte in Zukunft vorjeder Graduie rung der Eid auf die Unbefleckte Emp fängnis abgenommen werden; nur die Mitglieder des Dominikanerordens soll ten davon ausgenommen sein. Am 30. Mai 1649 versammelten sich die Mit glieder der Universität in der Stephans kirche; in Anwesenheit des Kaisers leg ten daraufhin die Universität- an ihrer Spitze der Kanzler - den Eid auf die Unbefleckte Empfängnis ab. Im Jahr 1665 erhielt schließlich Kaiser Leopold I. von der Ritenkongregation die Erlaubnis, das Fest Maria Unbe fleckte Empfängnis in Zukunft mit einer Oktav feiern zu lassen. Bischof Breuner erließ darüber am 26. November 1665 eine entsprechende Gurrende®®. Quellenanhang 1. Kardinal Melchior Klesl, Bischof von Wien und Wr.Neustadt,ordnetfür seine Diözesen die Feier des Immakulatafestes an. Wien,20.November 1629. Wir Melchior von Gottes Gnaden der Heiligen Römischen Kirchen unter dem Titel B. Mariae de pace Priester, Gardinal Kiesel, Bischoffzu Wienn und Newstatt etc. Entbietten allen und Jeden Unserer Wienner- und Newstettischen Dioeces zugethanen Ghristglaubigen Seelen Unsern Grueß und genaigten Willen. Es ist kein zweifl, daß Gott Hierten unnd Bischoeff setzt, denenselben auch sein gantze Herth bevolchen zu erfuellung der Heiligen zu dem Werck deß Ambls oder diensts, zu erbawung des Leibs Ghristi. Welche Hirten Er zu Außspendern der gehaimbnussen Gottes gesetzt, derowegen die gantze Herdt denen Bischoffen vertraut, und, wie der Heilig Apostel Paulus sagt, der Heilig Geist solliche zu Bischoffen ge setzt, zu regiern die Kirchen Gottes, welliche Er durch sein aigen Bluet er worben hat; dannenhero alles dises, so zu erweitterung Gottes Ehr, der Heili gen Religion auffnemben, daß gewissen unnd Seeligkeit antrifft, bey Ihren Kir chen und Dioecesen zu befuerdern obligt. Auß wellicher Ursach die Roemische Kayserliche, auch zu Hungarn imd Boehaimb Koenigl. Mtt. Ferdinandus der Ander, Unser Allergnedigister Herr, in einem Schreiben an Uns, dessen datum Moedling, den 24. Octobris, ge langen lassen mit folgender erinnerung, waß gstalt von Gott dem AUmaechtigen dieselbe vilfeltig Hoche Goettliche gna den empfangen, dardurch Sy, Ihre verthraute Koenigreich unnd Laender sambt der Heiligen, allain seeligmachenden, Catholischen Religion, auß denen so gefaehrlichen, thails innerlichen Re bellionen, thails aber andern von benachtbarten unnd außländischen widerwerdtigen Feinden veruebten starcken anfechtungen mit denen wissentlichen wunderbarlichen Obsigungen dermassen gluecklich geroettet und nunmehr in ein sollichen Standt gesetzt worden, dessen Ihr Mtt. in all weittere zur Seel und Leib gedewlichen wolfarth ersprieß lich zu gemessen verhoffen können imnd destwegen ihr danckmuetiges Hertz neben Ihrem innerlichen Stetten Lob und Preiß, zugleich mit einem eusserlichen wuerdigen gedenckzaichen, welliches zu ewigen zeitten in der posteritet erhalten wurde,erweisen und zu .erkennen geben moechte. Allermassen ihre loebliche vom Hauß Oesterreich Vorfahrer in dergleichen gluecklichen erfolg dem allerhoechsten und nach diesem der Ailerheiligisten Himmelkoenigin Jungkfrawen Mariae Namen danckbarlich zu ehren und rhumb im gebrauch gehabt, daher Sy dero loefolichen wollberuerter vorfahrern Exempl nachzufolgen umb sovil mehr angewisen worden, weilen, in dem Sy der vermelten mütreichen Goettlichen gnaden for derist durch die mechtige Fuerbitt der hoechstgedachten Himmelkoenigin, zu der Sy negst der Goettlichen Mtt.jeder zeit daß vertroestliche Vertrawen ge setzt, solches auch genossen, sich versi chert und also in gepflognen nachdenkken befunden und ermessen,daß dieser gebenedeyten Fraw Ihr Mtt. und dero getrewen Underthanen danckbarkeit am besten und fruchtbarlichsten durch kuenfftige ewige feyrung deß Jahrstag der Heiligen Empfengnus offternenten Heiligen Jungkfrawen Mariae kundte geleistet und mit immerwehrenden Hei22
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