Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Fakultät der Universität Augsburg angenommen. Sie ist der Untersu chung des Lebens und der Werke des aus dem nordhessischen Dorf Langenstein stammenden Theolo gen Heinrich von Langenstein ge widmet. Als Magister der Theologie und Professor der Heiligen Schrift an der Universität Wien (seit 1384) war Heinrich von Langenstein auch für die Wiener Kirchen- und Gei stesgeschichte von Bedeutung. Heinrich war 1388/1389 Dekan der theologischen Fakultät und 1393/1394 Rektor der Universität Wien. An der Reorganisation und Wiederbelebung der Wiener Univer sität war er führend beteiligt. In seiner Eigenschaft als Universitäts professor erhielt Heinrich um 1391 die reiche landesfürstliche Pfarre Großrußbach. Heinrich von Lan genstein starb am 11. Februar 1397 in Wien und wurde im Stephans dom beigesetzt. In seiner sorgfaltigen Arbeit ge lang es dem Autor, wichtige Fragen in der Biographie Heinrichs von Langenstein zu klären. Nach einem allgemeinen Überblick über die Werke Heinrichs bietet Kreuzer eine eingehende Analyse der EpiStola pacis und der Epistola concilü pacis, wobei er die handschriftliche Überlieferung, die Quellenbenut zung und das Nachwirken dieser Werke besonders berücksichtigt. Für die Seelsorgegeschichte und die Lokalgeschichte ist der Hinweis, daß Heinrich als Inhaber der Pfarre Großrußbach, die er, wie damals allgemein üblich, nicht selbst be treute, sondern durch Vikare verse hen ließ, auch für die Gestaltung der Seelsorge in der ihm anvertrau ten Pfarre sorgte, bedeutsam: so wies Heinrich seine Vikare an, den Gläubigen vor allem den richtigen Wortlaut und das rechte Verständ nis von Vaterunser, Ave Maria und Glaubensbekenntnis zu vermitteln, und fügte zu diesem Zweck seinen Anweisungen die deutschen Texte des Pater noster,des Ave Maria und des Credo bei. Von den Beilagen verdient die Edition des von Heinrich von Lan genstein am 11. Juli 1391 verfaßten Testamentes, dessen Original sich im Diözesanarchiv Wien befindet, besondere Erwähnung. Johann Weißensteiner Fünfhundert Jahre Bischof Friedrich Nausea. Aus der Ge schichte der Stadt und Pfarrei Wai schenfeld. Stadt und Pfarrei Wai schenfeld, 1987. 108 S.,zahlr. III. Im Jahr 1987 feierten die Stadt und die Pfarre Waischenfeld in Franken mit zahlreichen Veranstal tungen den fünfhundertsten Ge burtstag Friedrich Nauseas, der als Theologe, Prediger und Bischof zu den bedeutendsten Männern der katholischen Reform des 16. Jahr hunderts zählte.Dem Zweck,Leben und Werk dieses wohl größten Soh nes der Stadt Waischenfeld vor al lem auch den Bewohnern der Stadt Waischenfeld nahezubringen, dient auch die vorliegende Publikation. Das einleitende Kapitel „Ein Wai schenfelder in der Weltkirche" bie tet eine gute Übersicht über den bewegen Lebenslauf Nauseas, wo bei seine Tätigkeit als Hofprediger, Koadjutor und schließlich als Bi schof in Wien (1541-1552) besonders hervorgehoben werden. Ebenso werden sein Bemühen um die Ein berufung eines Konzils zur Behe bung der Glaubensspaltung und seine Tätigkeit auf dem Konzil von Trient gewürdigt. Hier in Trient starb Bischof Nausea am 6. Februar 1552;er wurde im Wiener Stephans dom beigesetzt. In seinem Testa ment bedachte er vor allem seine Heimatstadt Waischenfeld,indem er Bestimmungen für die Vollendung des von ihm begonnenen Baues des spätgotischen Chores der Stadt pfarrkirche traf. Die folgen Kapitel haben die Ge schichte der Stadt und der Pfarre Waischenfeld, der Burg, des Spitals und der im Pfarrgebiet gelegenen Ortskapellen zum Inhalt. Sie wer den vor allem bei dem an der Lo kalgeschichte von Waischenfeld in teressierten Leser Beachtung fin den. Die Darstellung wird durch zahlreiche, gut ausgewählte Abbil dungen ergänzt. Das Jubiläum könnte Anlaß sein, sich erneut mit der Person dieses bedeutenden Wiener Bischofs aus einanderzusetzen. Gerade die unge druckte Dissertation von Karl Fi scher über „Verwaltung und Hof haltung unter dem Wiener Bischof Nausea" hat gezeigt, daß hier noch zahlreiche neue Erkenntnisse zu gewinnen wären. Johann Weißensteiner Erdbeben als historisches Ereig nis. Die Rekonstruktion des Bebens von 1590 in Niederösterreich. Berlin fu. a.J, Springer,1987.223 S.,III. Das Erdbeben, das am 15. und 16. September 1590 weite Teile Mittel europas erschütterte und vor allem in Wien und Niederösterreich große Schäden anrichtete, ist während der Diskussion um das Kernkraftwerk Zwentendorf erneut in den Blick punkt einer breiteren Öffentlichkeit getreten: Das Beben hatte 1590 die Kirche in Zwentendorf ,,dermassen zerschmettert und zerlittert, das man nit darein darf, so daß sich schwere Bedenken gegen die Erd bebensicherheit des Standortes des Atomkraftwerkes ergaben. Zwei Geophysiker - Professor Rolf Gut deutsch und Christa Hammerl vom Institut für Meteorologie und Geo physik an der Universität Wien - und zwei Historiker - Dozent Karl Vocelka vom Institut für Österrei chische Geschichtsforschung und Ingeborg Mayer (Wien)- haben es daher unter Förderung des Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung in Osterreich unternom men,das große Beben von 1590-es war das größte, das sich in histori scher Zeit in Niederösterreich ereig net hat - erneut zu untersuchen. Die Bebenschäden waren in Wien, im Tullnerfeld und um Traiskirchen besonders groß.In Wien wurden die Stephanskirche, die Michaelerkirche, die Schottenkirche, die Jesui tenkirche am Hof, die Kirche Maria am Gestade, die Malteserkirche, die Dominikanerkirche, die Nikolaikir che, die St.-Laurenz-Kirche, das Himmelpfortkloster und der Bi schofshof schwer beschädigt. Die in der heutigen Rotenturmstraße gele gene Herberge „Zur guldnen Sonne" stürzte ein und begrub neun Menschen. Ein Anhang bietet ein Verzeichnis der im Fernfeld des Bebens gelegenen Orte, aus denen Bebenmeldungen vorliegen; das geographische Spektrum reicht hier von Deutschland über die Tsche choslowakei bis nach Polen und Ungarn. Ein zweiter Anhang bietet einschlägige Berichte zeitgenössi scher Annalen und Chroniken zum großen Erdbeben des Jahres 1590. Der Wert dieser an und für sich verdienstvollen Sammlung von Quellenstellen, die jeweils auch in Übersetzung vorgelegt werden, wird durch die zahlreichen Fehler, die bei der Übersetzung lateinischer Texte passierten, gemindert. Man stößt hier auf wirklich haar sträubende Fehler; so wurde etwa „superioribus septimanis" (,,in den vergangenen Wochen") mit ,,Ober siebenbürgen"übersetzt...Auch sonst haben die Historiker wenig sorgfäl tig gearbeitet: so wurden etwa ver schiedene topographische Angaben und Personen nicht oder unrichtig identifiziert; daß etwa Kaspar Neuböck, von dem aus dem Jahr 1590 zwei Predigten über das große Erdbeben erhalten sind,Bischof von Wien war, erfährt der Leser nicht. Bei der Edition handschriftlicher Texte sind eine Reihe von Lesefeh lern festzustellen. So muß der Re zensent abschließend seinem Be dauern Ausdruck geben, daß mit der vorliegenden Arbeit ein wichti ges Thema von den beiden Histori kern nur mangelhaft bearbeitet wurde. Johann Weißensteiner Wiener Diözesanblatt: Inhaber: Erzdiözese Wien (Alleininhaber). Herausgeber: Erzb. Ordinariat. Redaktion: Diözesanarchiv Wien (Dr. Johann Weißensteiner). Alle: 1010 Wien, WoJlzeiie 2. - Hersteller: Herold Druck- und Verlagsgesellschaft m.b. H., 1080 Wien,Strozzigasse 8. Das„Wiener Diözesanblatt"ist das offizielle Amtsblatt der Erzdiözese Wien. 20

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