Schweren auch manches Gute bringen wird. Selbstverständlich werden wir aber nicht mit den Hunden bellen, wenn man über unsere Heimat und seine Männer schimpft. Wir werden in Hinkunft auf manche Betätigung innerhalb der MK verzichten müssen (eigene Uniform, Körpererzie hung u. ähnliches), werden uns aber dadurch mit um so größerem Eifer unse rer eigentlichen Aufgabe widmen kön nen und das Wesentliche herausstellen: die religiöse Bildung unserer Sodalen. Die staatliche Neuordnung befreit uns Katholiken und somit auch uns Jung stürmer von der Verantwortung auf politischen Gebiete und macht uns frei für unsere eigentliche Aufgabe: religiöse Elite zu sein. Die religiöse Schulung,die uns diesem Ziele näherbringen soll, wird im vollsten Einklang mit den Satzungen der MK unseren Mitgliedern in den (1) kirchli chen Versammlungen (Andachten), den (2) Sektionsabenden und Akademien (Arbeitskreise), sowie in (3) Exerzitien vermittelt werden. Ob und wieweit un ser Rottensystem bestehen bleiben soll, werden die praktischen Erfahrungen der nächsten Zeit erweisen. Da wir eine rein kirchliche Ver einigung sind und Politik den hiezu Berufenen überlassen, besteht kein Hin dernis, unseren MK-Betrieb, besonders die Andachten, wie immer zu unterhal ten. Mit größtem Eifer ist darauf zu achten, daß sich infolge der staatlichen und politischen Neuordnung nicht je mand von der MK zurückziehe. Ängstli chen Gemütern ist vor Augen zu halten, daß Kongregationen nicht nur nicht aufgelöst, sondern ausdrücklich vom Staat gebilligt sind. Alle Kongreganisten,die der HJ beige treten sind, besuchen nach wie vor alle MK-Veranstaltungen. Solche, die zur HJ gehen wollen, treten, nach vorheriger Besprechung mit dem H. H. Präses und den Laienführern der MK solchen Grup pen bei, denen verläßliche Sodalen schon angehören und bilden mit ihnen eine geistige Gemeinschaft zur Wahrung ihrer religiösen Interessen. Nähere Wei sungen erfolgen nach genauerer Stellun gnahme der kirchlichen Obrigkeit. Jedenfalls hat jeder Jungstürmer jetzt erst recht die unbedingte Pflicht ein guter Schüler zu sein und auch in der HJ sich in Tüchtigkeit und Schneid von niemandem übertreffen zu lassen: Wir betrachten die HJ nicht sosehr als eine politische Organisation, als vielmehr als die Einrichtung zur körperlichen und sportlichen Ertüchtigung der deutschen Jugend und damit auch unserer Mitbrü der und werden sie so wie die Schule als eine Notwendigkeit empfinden; Die Schule zur beruflichen, die HJ zur kör perlichen, die MK zur religiösen Bildung jedes kathol.Buben und Jungmannes! Ich fordere alle Sodalen auf, fleißig Unsere Fahne und den Knappen zu lesen und durchzuarbeiten, eisern zu sammenzuhalten und zu arbeiten und, wenn es sein muß auch zu leiden Für Christus mit Maria!" Aus Vorsicht wurde der Brief ohne An- und Unterschrift geschrieben. Die in dem Rundbrief ausgedrückte Überzeugung vom Weiterbestand der Marianischen Kongregationen und vom weiteren Erscheinen der KongregalionsZeitschriften sollte sich später als falsch herausstellen: Am 16. Juni 1938 konnten noch 15 Mitglieder der Marianischen Kongregation mit ihrer MK-Fahne an der Fronleichnamsprozession in der Pfarre St. Gertrud in Wien-Währing teilnehmen. Auch bei meiner Primiz in der Pfarre St. Josef in Wien-Weinhaus, am 17. Juli 1938, konnte die MK noch auftreten. Nach Mitte Juli 1938 wurden Exerzitien im Jesuitenkolleg in Kalks burg abgehalten. Das Kolleg war schon ganz von der HJ(Hitler-Jugend)„mitbe stimmt". Die Teilnehmer trugen schon Zivil, hatten aber noch ihre Kongrega tionsfahne. Die Mitglieder hielten weiter Kontakt untereinander; so wurde ich wiederholt auf meinem ersten Seelsor geposten als Kaplan in Ebenfurth von Mitgliedern der Kongregation besucht. Umgekehrt besuchte ich sie in den La gern des R.A.D.(Reichsarbeitsdienstes). Ausflüge wurden gemacht, was nicht ungefährlich war, da Bekannte aus der Österreichzeit in der HJ getroffen wer den, die drohen: „Wir werden euch das einstellen". Der Schriftleiter der Kongregations zeitschrift „Unsere Fahne" P. Franz X. Weiser SJ geht im April 1938 über Rom nach den Vereinigten Staaten. Die Zeit schrift wird mit der Juni/Juli-Nummer 1938 eingestellt (Jg. 28, Heft 9/10). In der letzten Nummer scheint noch einmal eine Hoffnung auf, die auf die damals zwischen Staat und Kirche geführten Verhandlungen zurückgehen. Es heißt in der letzten Nummer (S. 193); ,,Auch der Staat hat unsere Gemeinschaft ge stattet. Es wurde öffentlich erklärt und schriftlich niedergelegt, daß die Kongre gationen bleiben." 1939 konnten einige Mitglieder der Marianischen Kongregation Währing „Patrona Austriae" noch eine WachauWanderung durchführen. Als Tarnung wurden ein Zelt und Hakenkreuzwimpel verwendet. Später ging das nicht mehr wegen der Kontrollen durch den „Strei fendienst der HJ", eine Art Gestapo der HJ. Es wurden damals auch Fotos ge macht, die aber nicht beschriftet wur den. Es war schon gefahrlich genug, überhaupt Fotos zu machen, denn die Gestapo hätte - wie sie es bei mir bekannten Fällen tatsächlich getan hatanhand der Aufnahmen weiter forschen können. Später konnten immer nur drei zusammen etwas unternehmen, denn Gruppen mit mehr als drei Mitgliedern wurden schon als Geheimorganisation verfolgt. Immer wieder aber trafen sich etliche (und viele) Dreiergruppen an einem stets anderen Ort und gingen dann wieder getrennt nach Hause. 1940 wurde ein Pfingsttreffen in Loretto(Bur genland) in dem alten Gemäuer des fast nicht mehr bewohnten Servitenklosters abgehalten. 1941 erfolgte das ausdrückliche Verbot der Marianischen Kongregationen durch die Machthaber. Um diese Zelt erfolgt der Umbau auf „katholische Pfarrju gend", die eigenständige Arbeit der Ma rianischen Kongregation hört auf. Die Arbeit wird immer schwieriger: viele müssen einrücken und verlieren ihr Leben im Krieg. Drei von uns treffen sich sogar an der russischen Front. Es wird versucht, mit vervielfältigten „Rundbriefen', den Kontakt aufrechtzu halten. Die noch nicht Eingerückten arbeiten in der „Pfarrjugend". Nach 1945 lebten nicht mehr alle einst blühenden-Kongregationen wieder auf. In memoriam Prälat Prof. Dr. Franz Loidl: Bibliographie seiner Forschungen zum Thema „Kirche und Nationalsozialismus" Zusammengestellt von Johann Weißensteiner Am 19. Juli 1941 wurde Franz Loidl zum Standortpfarrer von Groß-Wien im Nebenamt ernannt.' In dieser Ei genschaft hat er die Schrecken der na tionalsozialistischen Gewaltherrschaft in besonders harter Weise miterlebt. Diese Erlebnisse haben auch die späteren wis senschaftlichen Forschungen Loidls mit bestimmt; besonders ging es ihm dabei, das Andenken an die katholischen Opfer des Nationalsozialismus wach zu halten. Prof. Loidl war auch Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Dokumentations archivs des Österreichischen Widerstan des.- In dieser Funktion hat er den großen Themenbereich „Widerstand und Verfolgung der katholischen Kirche" für die Bundesländer Wien und Niederöster reich bearbeitet. Professor Loidl ver stand es auch, Zeitzeugen zu veranlas sen,ihre Erlebnisse in schriftlicher Form einem größeren Publikum mitzuteilen. Einer aus vielen, Lebensbild eines Priester-Sanitäters. Linz 1946. Entweihte Heimat. KZ Ebensee. Linz 1946. 2. Aufl. Wien 1971(MKhl 13). (Hrsg.) Vom Sturm auf das Kurhaus am 8. Oktober 1938, in; BWDG 7(1966) 22 f. Von den in Wien als NS-Opfern 1943/1945 hingerichteten geistlichen Per sonen.in;BWDG 7(1966)29f. Vorkämpfer der K. A. und NS-Opfer Oberstleutnant Franz Heckenast (t 1939), in: BWDG 7(1966)47 f.; 8(1967)7 f. Viktor Flieder - Franz Loidl. Ste phansdom. Zerstörung und Wiederauf bau. Chronik und Dokumentation. Wien 1967(VeKhl 3). 18
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