Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Möglichkeit Heimstunden gehalten mit religiösem Inhalt. B. Notwendig scheint; a) Sammlung der Tatsachen und Er scheinungen bezüglich der Jugendseel sorge in Deutschland, und zwar von den verschiedenen Diözesen; ohne sich daran zu binden, weil auch wir ur sprünglich beginnen wollen. b) Klares Verhandlungsziel bei Ver handlungen mit der Behörde und ausrei chende Beiziehung von Jugendfachleu ten hiezu. c) Tagung der Verantwortlichen(Prie ster und Laien, aus 8.1.'" und K.A." mit klaren Darlegungen unseres Weges in die Zukunft).(Von den Laien dringend gefordert!) C. Planung: a) Ausbau der Zeitschrift ,Der junge Christ'. Sammlung aller Leute, die den Jungmännern etwas zu sagen haben,um dieses Blatt. Offizielles Organ der männ lichen Jugend. b) Ausbau der Exerzitien. Übersicht über Ex.-Häuser, Ex.-Leiter, Ex.-Werbung usw. c) dasselbe mit Einkehrtagen. Diese auch als Vorbereitung zum Militär, Ar beitsdienst, Landjahr usw. d)Jugendgottesdienst, Wallfahrten in Stadt und Land(schon heuer im Mai). e) Religiöse Jugendwochen zur Erfas sung führender Leute(im Sommer). f) Behelfsdienst: Sammlung von gut ausgearbeiteten und in der Praxis gut gelungenen religiösen Heimabende mit zeitnahem Thema. Zusammenstellung von Literatur besonders für die Arbeit in der Pfarre (Bibelstunden, liturgische Schulung, religiös-kulturelle Schulung). Gute Unterlagen für Exerzitien und Einkehrtage. Ständige, regelmäßige Schulung der Jugendseelsorger durch Zeitschrift." Eine völlig andere Beurteilung bietet P.Georg Bichlmair SJ:' „1. Warum düstere Aussichten für die Zukunft? 1. Weil der NS kein in Buchstaben festgelegtes Staats-Rechts-System ist, sondern eine lebendige geistige Bewe gung,die von allen fuhrenden Menschen getragen und an die geführten totalitär weitergegeben wird. Der Geist des NS ist aber absolut kirchen- und chri stentumsfeindlich, niedergelegt im .My thus des 20. Jahrhunderts'." 2. Darum nützen und bedeuten Zusa gen vonseiten des Führers und seiner engsten Mitarbeiter nichts. Die geistige weltanschauliche Prägung geht von der organisatorischen Mittel- und Unter schicht aus. 3. Nach außen hin wird Stille und Vornehmheit in der Behandlung herr schen. Die Kirchenverfolgung vollzieht sich bei den Betriebszellen und in den Jugendgruppen. 4. Wir haben keine Presse zur Vertei digung und positiven Beeinflussung. Den Feinden steht der gesamte Propa gandaapparat zur Verfügung. II. Seelsorgliche Maßnahmen: 1. Forderung der christlichen Totalität auf der Kanzel, im Beichtstuhl, in den Organisationen (Kongregationen, Bün den,III. Orden). 2. Neue eindrucksvolle, auf die aktive Teilnahme der Gläubigen eingestellte Feiergestaltung mit starker Verwen dung des Symbolhaften in Worten, Chören, Gesten. Hier sollen wir direkt von den N.lernen. 3. Weckung des heldenhaften, charis matischen Geistes. Statt stillen Dabei seins wirkliche religiöse Ergriffenheit. 4. Ausfuhrliche Besprechung der ns. religiösen und weltanschaulichen Irrtü mer und verleumderischen (geschichtli chen)Behauptungen in den Kirchen, an Abenden während der Woche. 5. Ein gemeinsamer Hirtenbrief mit ausdrücklichem Hinweis auf die Gele genheiten, wo der Glaube gefährdet wird, mit Aufdeckung der wirklichen Verhältnisse." Im gleichen Sinn sprach P. Bichlmair auch am 19. April 1938 bei einem Bezirkskonveniat der Seelsorger des X. Bezirkes in Wien; seine Ausfüh rungen schloß er hier mit den Worten: „Wir müssen arbeiten wie im Urchri stentum."" Die Entwicklung hat die düsteren Prognosen Bichlmairs durchaus bestä tigt. Die „Weisungen an die Seelsorger", die im Wiener Diözesanblatt vom 26. April 1938 veröffentlicht wurden,'" mar kierten einen ersten Schritt auf dem Wege zu einer Neuordnung der Seel sorge. Als Grundsätze wurden festgehal ten:„1.Unverrückbar und unerschütter lich bleibt Ziel und Aufgabe der Seel sorge für alle Zeiten: Verkündigung der frohen Botschaft vom Reiche Gottes, Mitteilung der Gnade zum Heile, Ret tung der Seelen für das ewige Leben. 2. Was sich ändern kann und was bei Änderung der äußeren Verhältnisse und der seelischen Haltung der Menschen immer wieder der Überprüfung bedarf, sind Richtung und Methoden, in denen die Seelsorge jeweils ausgeübt werden soll."Im einzelnen wurden verschiedene Vorschläge der Referenten des Seelsor geinstituts übernommen. Besondere Be deutung wurde dem Ausbau der Katho lischen Aktion zugemessen. Ihr Gene ralsekretär, KR Leopold Engelhart, war aber zunächst mit der vom Staat an geordneten Liquidation der katholischen Vereine vollauf beschäftigt, so daß er sich der eigentlichen Arbeit der Katholi schen Aktion kaum widmen konnte. So wurde die Frage der Neuordnung der Katholischen Aktion vor allem im Wie ner Seelsorgeinstitut diskutiert." Am 17. Juni 1938 wurde zu diesem Thema unter dem Vorsitz von Erzbischof Kardi nal Innitzer eine Konferenz abgehalten. Die Ergebnisse dieser Beratungen wur den in einer Denkschrift über die „Neuordnung der Katholischen Aktion der Wiener Erzdiözese" zusammenge faßt und dem Kardinal vorgelegt.'^ Ein leitend wird darin festgestellt: „Die Be sprechungen waren getragen ebenso sehr von dem Bewußtsein um den Ernst der Situation in der sich Kirche und kirchliche Arbeit heute finden, wie von der unerschütterten Überzeugung, daß kirchlich-religiöse Arbeit auch heute nicht nur möglich ist, sondern durchaus fruchtbar und weitgreifend gestaltet werden kann, wenn sie freilich im rech ten Geiste,in der rechten Weise, mit den rechten Mitteln und vor allem mit herz hafter Entschlossenheit, die keine not wendige Konsequenz, auch wenn sie hart sein mag,scheut, angepackt wird." Als Grundsatz zur Neuorganisation der Seelsorgearbeit wurde festgehalten: „Entscheidend scheint uns aber, daß eine Linie, die schon die bisherige Arbeit bestimmte, noch stärker im Bewußtsein der zur Arbeit Berufenen und auch in der sichtbaren Gliederung zum Aus druck kommen müsse, nämlich die, daß katholische Arbeit nicht von irgend einer Verbandszentrale, auch nicht von einem Einzelnen, oder auch von einem ganzen Kreise noch so gutmeinender Menschen bestimmt werden kann, son dern, daß es der Bischof ist, der als Apostolos Christi, als Ordinarius im Hl. Geiste, die Arbeit führt und bestimmt und dazu Organe hat, die in seinem Auftrage und in seiner Vollmacht die ihnen übertragene Arbeit leisten." So sah der Entwurf die Einrichtung folgen der Ämter vor: eines Seelsorge-Amtes, eines Amtes für kirchliche Organisation und Rechtswahrung und eines Wirt schaftsamtes. Das Seelsorge-Amt sollte aus der Vereinigung des bisherigen Seel sorgeinstitutes und der bisherigen Hauptstellen der Katholischen Aktion gebildet werden. Zusätzlich sollte auch eine Abteilung „Religiöse Kultur" ge schaffen werden.Das Amtfür kirchliche Organisation und Rechtswahrung sollte die politischen Verhandlungen für die katholische Arbeit führen und als stän diges Interventionsbüro fungieren. Das Wirtschaftsamt sollte die beiden vorge nannten Ämter von materieller Sorge entlasten und die Aufbringung der nöti gen Mittel ermöglichen. Diese drei Äm ter sollten „in ihrer Gesamtheit die vom Hl. Vater so sehr gewünschte und ver bindlich vorgeschriebene Katholische Aktion ausmachen". Der Name „Katho lische Aktion" „kann", wie die Denk schrift vermerkt, „in Hinkunft füglich zurücktreten". Die Vorschläge wurden von Kardinal Innitzer im wesentlichen genehmigt. So erließ er am 19. August 1938 an die Erzbischöfliche Ordinariatskanzlei fol gendes Dekret:'' „Die gänzlich umge stalteten Verhältnisse zwingen mich, die bisherige Katholische Aktion in neuen Formen weiterzuführen und sie dadurch noch enger als bisher an meine Führung anzuschließen. Es werden drei Ämter neu errichtet, die dem Ordinariate eingegliedert sind und vor ihrem Namen die Bezeichnung .Erzbischöfliches Ordinariat' führen: das Seelsorgeamt, das Amt für Organisation und Rechtswahrung, das Finanzamt. Das erste besteht aus dem bisherigen Seelsorgeinstitut und den bisherigen Hauptstellen der Naturstände in der KA; das zweite hat die Verhandlungen für die katholische Arbeit zu führen; das dritte endlich wird um die finanzielle Grundlage dieser Arbeit besorgt sein müssen. Alle drei Ämter sind mir bzw. dem Herrn Generalvikar unterstellt. Die 12

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