3. April: Kardinal Innitzer interve niert bei Reichsstatthalter Baidur v. Schirach zugunsten von Mischehepaa ren. 10. Mai: Der Augustinerchorherr Ro man Scholz wird „wegen Vorbereitung zum Hochverrat" hingerichtet. 2. August: Dr.Jakob Kastelic,Führer der „Großösterreichischen Freiheits bewegung" und früherer Mitarbeiter der Katholischen Aktion, wird hinge richtet. 28. September: In einem Hirtenschrei ben kündigt Kardinal Innitzer ein Ge löbnis an die Gottesmutter an. Dieses wird am 7. Oktober im Dom zu St. Ste phan am Maria-Pötsch-Altar abgelegt. 8. Oktober: Ausschreitungen gegen Kardinal Innitzer in einer Wiener Pfarre. 5. Dezember: Der Theologiestudent Hans Georg Heintschel von Heinegg wird „wegen Vorbereitung zum Hoch verrat" hingerichtet. 1945 22. März: Kaplan DDr. Heinrich Maier wird hingerichtet. 15. April: P. Dr. Angelus Steinwen der, Provinzial der Wiener Franziska ner-Provinz, wird in Stein an der Do nau erschossen. 8. Mai:Ende des Zweiten Weltkrieges. 21. September: erster Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe nach Kriegs ende. Darin schreiben sie rückblickend über die Jahre 1938 bis 1945: „Alles in allem zeigte sich immer mehr der Kampf gegen Gott, Religion und Kir che." Für die Zukunft versichern sie den Gläubigen: „Habt keine Angst, die Kir che wird keine Politik treiben, ihr einzi ges Bemühen wird sein, das Reich der Wahrheit und der Gnade,der Gerechtig keit und der Liebe, des Friedens und der Heiligkeit aufzurichten."^ Anmerkungen ' Die Datensammlung beruht auf fol genden Quellen und Darstellungen; Wie ner Diözesanblatt 1938-1945. - Jakob Fried, Nationalsozialismus und katholi sche Kirche in Österreich (Wien 1947).- Karl Rudolf, Aufbau im Widerstand. Ein Seelsorge-Bericht aus Österreich 1938-1945(Salzburg 1947).- Robert Höslinger. Die nationalsozialistischen Maß nahmen gegen das kirchliche Schulwe sen in Österreich, in: Kirche und Recht4 (Festschrift für Franz Arnold) (Wien 1963), 111-125. - Erika Weinzierl, Öster reichs Katholiken und der Nationalsozia lismus, in: Wort und Wahrheit 18 (1963), 493-526.- Widerstand und Verfolgung in Wien. Bd.3 (Wien 1975). - Maximilian Liebmann, Kardinal Innitzer und der Anschluß. Kirche und Nationalsozialis mus in Östereich 1938 (Grazer Beiträge zur Theologiegeschichte und kirchlichen Zeitgeschichte 1)(Graz 1982). - Wider stand und Verfolgung in Niederöster reich,Bd.3(Wien 1987), Wiener Diözesanblatt 1945, S. 21-23, hier S.21. Die organisatorische Neuordnung der Seel sorge in der Erzdiözese Wien im Jahr 1938 Von Johann Weißensteiner Der Umbruch des Jahres 1938 ver langte eine völlige Neuordnung der Seelsorge in vielen Bereichen. Alte Ein richtungen wie die zahlreichen katholi schen Vereine fielen weg, die Seelsorge mußte sich unter den Beschränkungen eines zunächst noch versteckt, bald aber offen kirchenfeindlich agierenden Regi mes bewähren. Die entscheidenden Wei chenstellungen zur Neuordnung wurden noch im Jahr 1938 vollzogen. Am 29. März 1938 berief Domkurat Dr. Karl Rudolf, der Leiter des im Jahr 1931 gegründeten Wiener Seelsorgeinstituts, die Referenten seines Instituts für den 6. April zu einer außerordentlichen Sit zung ein.' Zur Vorbereitung sollten die Referenten ihre Beurteilung der neuen Lage imd die sich daraus für die Seel sorge ergebenden Konsequenzen schrift lich darlegen. Aus den vorliegenden Stellungnahmen seien drei wiedergege ben; sie zeigen, wie verschieden die Verhältnisse auch aus der Sicht der Seelsorge beurteilt wurden; Dr. Michael Pfliegler, Privatdozent für Pastoraltheo logie, im Seelsorgeinstitut Referent für Großstadtprobleme,schreibt: „1. Sich in der Predigt ganz auf das Religiöse beschränken. Keine auch nur leisen Anspielungen. Es gibt sicher Auf passer, die auch harmlose Anklänge mißverstehen können. 2. Bis auf weiteres, d. h. bis zur Siche rung solider Grundlagen, keine apologe tischen Predigten. 3. Nur keine Predigten für eine leichtgläubige Zuhörerschaft. 4. Eindringende kirchenfeindliche Strömungen nicht allgemein von der Kanzel, sondern dort stellen, wo sie kommen,bei den Menschen. 5. Die Seelsorge wird sich von der Vereinsseelsorge auf die offene, mis sionarische, von Mensch zu Mensch wir kende Arbeit umstellen müssen. 6. Dabei muß der Priester jeden Ge danken oder heimlichen Wunsch in sich umbringen müssen,er wolle jemand der n.s. Bewegung entfremden. Er hat die Menschen für Christus zu gewinnen, weiter nichts. 7. Keine Politik, auch heute nicht! Kein Kriechen vor Politiker! Aufrechte, würdebewahrende Verkündigung des Wortes Gottes und nichts sonst. Auch nicht, daß man jetzt gegen den Bolsche wismus oder gegen die Juden- belfert. Der ist keine innere kirchliche Gefahr, darum auch nicht Sache des Predigers. Noch weniger ist es Sache der Predigt, über frühere Regierungen und ihre Un terlassungen loszuziehen. 8. Die Beschränkung auf das religiöse Gebiet hat im übrigen Deutschland bis her zu einer großen Vertiefung geführt. Das müssen wir erreichen. 9. Die Möglichkeit einer religiösen Betreuung der Jugend muß uns die Kirche vertraglich sichern lassen. Die Zeit, die wir haben, muß ausgenützt werden (in der Richtung der Bewegung, also nicht gegen die Bewegung). 10. Erziehung zur Mündigkeit (,der lebendige Christ'), zur freien, schutzlo sen Bewährung. 11. Einsatz der Seelsorge nicht bei den Haschern und Allesgläubigen, sondern bei den Führern und den Leuten der nat. Bewegung. 12. Nachdem wir die gottgegebene Frist der letzten fünfJahre was theologi sche Rüstung für die Fragen des Glau bens im deutschen Volk betrifft, so gut wie verschlafen haben, muß nun ein Arbeitskreis von Theologen die Pro bleme aufarbeiten und dem Klerus vor legen. Alle beiläufige Behandlung muß inzwischen unterbleiben. Die Fragen sind hierzulande auch nicht so bren nend." Ähnliche Gedanken hat Pfliegler auch in seinem Aufsatz „Nach dem März 1938" im „Seelsorger" ausgesprochen:' „Die Idylle der ,Vereinskirche' ist end gültig vorbei. Sagen wir es nur ehrlich: Gott sei Dank! Wie oft hatten wir ver langt, die katholischen Vereine sollen Mittel der Seelsorge werden. Sie waren vielfach ihr, wenn auch unschuldiges Hindernis. Durch Schule und Vereinstä tigkeit waren die Kapläne völlig gebun den. Sie hatten keine Zeit und keine Kraft, darüber hinaus auf Eroberung auszugehen.So erfolgte ihr Einsatz nicht an den gefährdetsten, sondern an den harmlosesten Stellen. Die Seelsorge wurde so selber harmlos und in ihrer Harmlosigkeit ahnungslos... Wir wollen die neue Lage der Seelsorge nicht als eine Heimsuchung, sondern als eine Schickung Gottes betrachten, der mit gewaltigen Schlägen auch den Unbe sorgtesten zwingt,sich auf das Wesentli che zu besinnen. Wir müssen die Sach lage nicht als eine Bedrückung,sondern auch als eine Befreiung erkennen, eine Befreiung von Hemmungen und Bela stungen, die allmählich jede Gewinnung der Seelen außerhalb der Vereinskirche lahmlegten." Aus der Sicht der Jugendseelsorge beurteilte Martin Stur die Lage folgen dermaßen:' „A. Zur Lage: a) Die Notwendigkeit,sich ausschließ lich auf religiöse Schulung und Vertie fung zu werfen, steht vor uns. Dadurch wird in der Pfarre zunächst eine ganz kleine Schar erfaßt. Angst vor Folgen, vor Spitzeln usw. b) Die in den Gruppen erfaßte Jugend ist teils am Verlaufen, teils äußert sie immer wieder, sie wolle nicht auseinan dergehen. Die jungen Leute drängen manchmal den Priester, in der alten Form weiterzutun. c) Keine einheitliche Antwort der Seelsorger auf die Frage: Sollen wir hinüber oder nicht? d) Pfarrheime sind besetzt. e) In einzelnen Fällen werden nach 11
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