Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

BeiträgezurWiener Diözesangeschichte BEILAGE ZUM NNIENER DIOZESFvN BLMT 29. Jahrgang, Nr.1 Wien,1. April 1988 „Versöhnung geschieht durch Erinnerung." Unter diesem von ErzbischofDr.Karl Berg, dem Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, aus Anlaß des Gedenkjahres 1938-1988 ausgesprochenen Motto widmet die Redaktion das vorlie gende Heft der „Beitrage" dem Thema „Kirche und Nationalsozialismus". Die Aufsätze beleuchten einige wesentliche Aspekte aus der Geschichte der Erzdiözese Wien zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. Das Jahr 1938 in der Erinnerung des eb.Sekretärs Jakob Weinbacher Als Sekretär von Kardinal Innitzer (seit 1933) hat der spätere Weihbischof DDr. Jakob Weinbacher die Ereignisse und Verhandlungen des Jahres 1938 im Zentrum des Geschehens miterlebt. Seine Tätigkeit als erzbischöflicher Se kretär war im November 1939 wohl der entscheidende Grund für seine Verhaf tung durch die Geheime Staatspolizei'. Weinbacher wurde am 27. Mai 1940 nach Parchim in Mecklenburg verbannt. 1943 wurde er neuerlich verhaftet und in Stettin inhaftiert. Knapp vor Kriegsende konnte er nach Wien zurückkehren. Am 7. September 1945 schrieb er die fol gende Gedächtnisschrift^. Wegen ihrer Bedeutung sei sie hier erstmals zur Gänze veröffentlicht^: „Am 14. März 1938 kam der Führer nach Wien. Vorausgegangen waren die Abdankung des Kanzlers Dr. Schuschnigg, die Bestellung der neuen Bun desregierung Dr. Seyß-Inquart durch den Bundespräsidenten, die Abdankung des Bundesprädidenten, womit alle Be fugnisse des Staatsoberhauptes auf den Bundeskanzler übergingen, das Gesetz der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reiche. Da demnach Adolf Hitler als der neue Staatschef anzusehen war, konnte bei seinem Ein treffen der Wiener Kardinal nicht um hin, davon Notiz zu nehmen. Es schien' ein Höflichkeitsbesuch notwendig. Ein Geistlicher aus dem Freundeskreis des Botschafters von Papen erfuhr von die sem,daß man es für sehr wertvoll hielte, wenn Kardinal Innitzer den Führer be suche. Papen und Seyß-Inquart brach ten die Angelegenheit dem Führer vor. Die Vorsprache wurde für den 15. März um 9 Uhr eingeteilt. Der Herr Kardinal fuhr in Begleitung des schon erwähnten Geistlichen namens Jauner zum Hotel Imperial. Beim Aussteigen ertönten aus der Menge Pfuirufe und wüstes Pfeifen. Botschafter Papen empfing den Kardina! und äußerte seine allergrößte Befriedi gung,daß Eminenz sich zu diesem Besu che entschlossen habe. Beim Gespräch Inhalt: Das Jahr 1938 in der Erinne rung des eb. Sekretärs Jakob Weinbacher Kardinal Innitzer und die Juden Zur Lage der Seelsorge im Kirchenkampf 1938-1945 Neuordnung der Seelsorge in der Erzdiözese Wien im Jahr 1938 Vom Verelnskathollzlsmus zur lebendigen Pfarr gemeinde Streiflichter aus einer nö. Pfarre aus der Zeit der ns. Herrschaft 'Erinnerungen eines GestapoHäftlings an die NS-Zeit Rundbrief an die ,,Jung stürmer der MK" Bibliographie Franz Loidl Buchbesprechungen

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