Der Waldfriedhof auf dem Areal der Kamaldulensereremie am Josephsberg Lic. theol. Josef Dominicus Hamminger(Schluß) SIDONIE GRÄFIN POTOCKA geborene Fürstin de Ligne, Tochter des ältesten Sohnes des Prinzen Charles de Ligne und der Fürstin Helene Masalska. Mit 20 heiratete sie 1807 den Grafen Potocki (1788-1853). Die Ehe blieb kin derlos und wurde später getrennt. Im Alter von 41 Jahren verschied sie 1828 und fand gleichsam zu Füßen ihrer Großeltern ihre letzte Ruhestätte. 3.FAMILIENGRUFT DER ZIEGLER Samt- und Seidenfabrikantenfamilie in Mariahilf 96-97 (heute Zollergasse 18 und 20). ,,Zieglergasse, Seidengasse, Bandgasse" erinnern an diese berühm ten Seidenfabrikanten. Besitzer des Eremitenhäuschen 6 und 7. Mit dem Kapellchen zum hl. Johannes Nepomuk und Maria vom Rosenkranz (Südseite, 2. Reihe, Konskriptionsnum mern 9 und 10). Dieses wurde umgebaut in die sog. „Zieglervilla". Am 12. 6. 1883 gingen sie ins Eigentum der Kahlenber ger AG über, wurden anläßlich des Hotelbaues abgerissen. Der linke Grabstein trägt die Aufschrift: Hier ruhet Herr Stephan Ziegler ge boren zu Krems den 26ten Dezember Anno 1768, gestorben in Wien den 27ten März Anno 1832 Grabinschrift: Um die theure Arme schlingt der Glaube Schlingt die Lieb'und Hoffnung sich: Nur der niedere Staub verfällt dem Staube, Doch der Geist lebt ewiglich. Wo der Born des Lebens quillt Kurzer Trennung Schmerz vergilt." In dieser Gruft wurden beigelegt: Ziegler Magdalena (Gattin) t 23. 1. 1853 (88a), Ziegler Katharina (Enkelin) t5. 1. 1851 da) Vom rechten Grabstein wurden nach, dem 1. Weltkrieg alle Bronzeteile(Bron zeengel, Inschrifttafeln und Medaillon - Kopf von Frau Anna Ziegler) gestohlen. Es ist nur mehr der Säulenstumpf übrig geblieben. In dieser Gruft wurden beige setzt: Ziegler Johann (Sohn) geb. 1797, 1 11. 7. 1853 (56a), Ziegler Anna (dessen Ehefrau) geb. 1803, t 16. 9. 1850 (47a), Ziegler Johann (deren Sohn) geb. 1824, t 8. 9. 1857(29a) Grabstätten: 1. Grabstätte der Hofdamen HOSSNER 1836(29. 4.) Hossner Franziska, Gesell schafterin Ihrer kaiserlichen Hoheit der durchlauchtigsten Erzherzogin Maria Anna(48a) 1839 (18. 1.) Hossner Antonia, Gesell schafterin Ihrer kaiserlichen Hoheit der durchlauchtigsten Erzherzogin Martha Anna(77a) 1839 (5. 5.) Hossner Albertina, Gesell schafterin Ihrer kaiserlichen Hoheit der durchlauchtigsten Erzherzogin Maria Anna (86a) und im Dienste des Fürsten Schwarzenberg Alle 3 Damen Hossner wurden in St Michael eingesegnet und in den Wald friedhof nach Josefsdorf am Kahlenberg zur Beisetzung gebracht. Die Hofdamen Hossner waren Besitzer der Eremitenhäuschen 4 und 5(1. Reihe Südseite, Konskriptionsnummer 4 und 5) mit den Kapellchen zu Ehren des hl. Johannes des Täufers und hl. Johannes Ev. Es ist heute nur mehr der Grabstein ohne Inschrifttafeln erhalten. 2. Grabstätte der Maria Winter t 1849(24a)Tochter desJustizamtman nes und Verwalters Winter beim Fürsten Lichtenstein. 3. Grabstätte der Karoline (v) Traunwieser, Sängerin, geb. 8. 12. 1794, gest. 8.3. 1815 an Lungenschwindsucht in Wien, Kärntner Straße 945 (nach dem 'Totenprotokoll),bzw.958(laut der amtli chen Wiener Zeitung). Die bereits stark verwitterte Marmor tafel auf der Vorderseite des Grabmales wurde 1963 durch eine Granitplatte er setzt, die in weißer Eingravierung fol gende Inschrift trägt: Hier ruhet KAROLINE TRAUNWIESER geboren den 8ten Dezember 1794 gestorben in ihrer Blüthe den 8ten März 1815 Sie, die Hoffnung und Trost ins Mutter herz mir gegeben. Gab nur einmal mir Schmerz, als sie zu früh mich verließ. Doch sie winket verklärt mir hinauf in lichtere Räume, Dort im Wiederverein wird sie vergelten den Schmerz. (Joris) Ye that e'er lost an angel pity me... (Young) Auch uns Freunden sey die Klage gegönnt! In Ihr ward offenbar, was Schönheit,Jugend,Anmuth, Unschuld,Talent und Güte, über Herzen und Seelen vermag, bezaubernd durch Gesang der Schönsten Schönere, allbewundert,allgeschätzt, allgeliebt. J. V.Hammer-Purgstali An der Westseite des Grabmales ist folgender Text unter einer Glastafel zu lesen: Kaoline Traunwieser(1794-1815) ,,Auf einem Balle (am 18.2. 1811) be merkte ich in einem Teile des Tanzsaales (im „Römischen Kaiser" in der Kärntner Straße) ein besonderes Ge dränge. Ich drängte mich ebenfalls hin und war das erste und einzige Mal in . meinem Leben von dem Anblick einer wirklich himmlischen Schönheit ergrif fen, wie nie vorher und seitdem. Es war Fräulein Traunwieser, die schönere Tochter der Besitzerin des Kahlenberges (Josefsdorfes), einer in ihrer Jugend auch sehr schönen Frau(Anspielung auf das Horazwort: O Tochter, die du noch schöner bist als deine schöne Mutter. Oden 116). Lottchen war unstreitig die größte Schönheit Wiens. Eine Peri (wunder schöne persische Fee), wie ich sie nur geträumt, nie gesehen hatte. Ich kann die Empfindung des reinsten ästhe tischen Gefühles, womit mich ihre Schönheit an den Boden festzauberte, nur mit der vergleichen, womit ich zu Paris vor dem Apollon vom Belvedere festgewurzelt stand. Mir ward, als strömte sie magnetisches Licht aus, des sen Fluten über meinem Haupte zusam menschlugen. Ich fand damals keine Worte, meine Empfmdung auszudrükken, und finde sie auch heute nicht. Ich war im eigentlichen Sinne smitten with love (außer mir vor Liebe). Lotte war auch eine vortreffliche Sängerin." " Karoline schenkte ihre Liebe dem in Wien dienenden französischen Oberst Rameuf. Dieser fiel beim Rückzug Napo leons aus Moskau im November 1812 an der Beresina. Zweieinhalb Jahre später starb Karoline an Lungenschwindsucht am 8.3. 1815, drei Monate nach dem Fürsten ,,Karl de Ligne", gleichfalls einem Verehrer ihrer Schönheit und auf dem Kahlenberge in einem Sommerhäus chen Mieter und Nachbar ihrer Mutter und deshalb ebenso wie Karoline auf dem Kahlenberge begraben. Daß Karo line in Fieberträumen ihrem vermeint lich heimkehrenden Verlobten auf dem Kahlenberge entgegengegangen ist und in der Winterkälte erfroren sei, ist eine Sage. Nach dem Totenbuche der Stadt Wien starb sie in der Stadtwohnung ihrer verwitweten Mutter Josefa (ihr Vater hieß Johann Michael) in der Kärntner Straße Nr. 5. Leider ist kein Bild Karoli nes erhalten. Der obere Teil der Grabinschrift (Di stichen) stammt von Joris, dem Lotte gleichfalls verehrenden Vizedirektor der Wiener Porzellanfabrik. Die englische Zeile in der Mitte (Ye that e'er you that ever) bedeutet: „Ihr, die ihr jemals einen Engel verloren habet, bemitleidet mich!" und ist von Edward Young (1682-1795), einem geist lichen Lyriker, der seinen Schmerz über den Verlust seiner Frau und seiner beiden Stiefkinder in seiner Dichtung ausklingen ließ. Den unteren Teil hat Hammer-Purgstall während der ,,Exequien" in der Kahlenbergkirche gedichtet (,,Erinne rungen"). Die Wendung „Der Schönsten Schönere"stammt aus Spencer. Die Leier und der Kranz am Giebel des Steines deuten auf die Sangeskunst Karolines. Der Stein wurde im Herbst 1963 von der Hammer-Purgstall-Gesellschaft mit Unterstützung des Bundesministeriums für Unterricht in Granit erneuert,da der alte aus Lithographenstein unleserlich geworden war (jetzt im Museum der Stadt Wien). Die Inschriften konnten wieder hergestellt werden, weil sie Hammer-Purgstall in Sartoris „Maleri schem Tagebuch",(Wien, 1817, 177) ver öffentlicht hat. 45
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