Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

getauft. Seine Mutter Gertraud, eine geborene Böck, stammte ebenfalls aus Loosdorf, einem damals noch der Pfarre Fallbach zugehörigen Ort'. Über seine Lehrzeit ist leider nichts bekannt. 1792 erhält er im Alter von 23 Jahren das Bürgerrecht in Brünn''. Sein Wirken als Orgelbauer ist erstmals 1793 durch die Erweiterung der Kammersdorfer Orgel um ein Register dokumentiert". Schon damals wohnte er in Weidenau, wo er am 30. Juli Rosalia Schnurpfeil heira tete". Wahrscheinlich widmete sich Jo hann Kuttler auch dem Bau von Kla vierinstrumenten, da sein Titel 1802 ,,Orgel und Instrumentenmacher" lau tete". Sein Sterbedatum ist unbekannt. Er wird vermutlich außerhalb von Wei denau gestorben sein, weil sein Tod in der Weidenauer Matrik nicht verzeich net ist'*. Laut Jifi Sehnal war er jeden falls 1823 noch am Leben'". Es ist freilich unbekannt, wie der Sohn eines Hauers zum Orgelbaugemindestens sieben neue Orgeln für Weinviertier Pfarren baute und neben bei die Orgel der Laaer Stadtpfarrkirche beträchtlich erweiterte, verwundert umso mehr, wenn man bedenkt, daß im niederösterreichischen Orgelbau der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Wirken Brünner Meister in nur zwei weiteren Fällen zu erweisen ist''. Mögli cherweise waren es bei Johann Kuttler die Bindungen mit seiner ehemaligen Heimat, die für diese ungewöhnliche Auftragslage sorgten. Es ist mehrfach bekannt, daß ver schiedene Orgelbauer spezielle Bild hauer bevorzugten. Auch Johann Kutt ler stellt hier keine Ausnahme dar, indem er zumindest 1803 und 1804 den bürgerlichen Bildhauer Florian Keller mit der Anfertigung der Schnitzarbeit zu seinen Orgeln betraute'^. Von dessen Hand stammt die noch erhaltene Principalbasis des Rückpositivs der ehemali gen Kuttlerorgel in der Pfarrkirche von m werbe kam. In diesem Zusammenhang ist aber interessant, daß im Pfarrarchiv von Fallbach ein Beleg eines bisher völlig unbekannten Instrumentenma chers names Franz Kuttler aufbewahrt wird. Dieser quittierte für die „Horn, Trompeten,Bosaunen rebariren und den Orgelriem fliken" 2 Gulden 30 Kreuzer. In der Unterschrift hat er sich eindeutig als „Instrumentenmacher" ausgewiesen, was wichtig ist, da für Reparaturen dieser Art des öfteren auch ortsansässige Spenglermeister sorgten. Das Schrift stück ist undatiert und weist auch keine Ortsangabe auf. Es ist aber der Kirchen rechnung 1802 beigelegt, in der die Aus gabe verzeichnet ist. In den Fallbacher Matriken wird Franz Kuttler nicht er wähnt; möglicherweise stammte er aus Laa. Ob eine verwandtschaftliche Bezie hung zu Johann Kuttler besteht, wäre also noch zu prüfen. Die Tatsache, daß ein Brünner Orgel baumeister in der Zeit von 1799 bis 1806 Wolkersdorf, wenn nicht auch die Re liefs an der Chorbrüstung auf ihn zu rückzuführen sind. Das Aussehen seiner Orgelgehäuse läßt sich in Wolkersdorf nur noch erahnen, für die Orgel in Ottental ist ein Prospektentwurf erhal ten (s. Abb.). Die Orgeln selbst wurden meist schon im 19. Jahrhundert, oft wenige Jahrzehnte nach ihrer Fertigstel lung, abgebrochen. Wie mir Herr Dr. Sehnal freundlicherweise mitgeteilt hat, gibt es von Kuttler auch in Mähren kein erhaltenes Instrument. n.Arbeitsnachweis Die folgende Zusammenstellxing listet die Werke Kuttlers, soweit sie durch Primärquellen dokumentierbar sind, in chronologischer Reihung auf. Das setzt aber eine Einschränkung auf Arbeiten in Österreich voraus. Dispositionen werden anschließend separat angeführt. 1793 Kammersdorf(Bez. Hollabrunn): Die Orgel wurde durch Zugabe einer neuen Mutation - vermutlich des Pedals- vergrößert. Der Ver fertiger derselben war „Johann Kudler von Brünn, welcher dafür aus der Kirchenbaarschafl 150 fl. und zwar in 15 Raten ausbezahlt erhielt"'". 1799 Gerasdorf(Bez.Wien-Umgebung): „Ao. 1799 wurde [...] eine ganz neue Orgel mit 12 Registern, einem Positiv und Pedal von dem Johann Kuttler, bürgerlichen Orgelmacher in Brün, dermalen in Weidenau in Oesterreich Schlesien herge stellt'"''. Gesamtkosten: 600 fl. Der Abbruch der Orgel fand 1870, im Zuge der Errichtung einer neuen Orgel durch Franz Ullmann statt'®. 1800 Laa(Bez. Mistelbach): Erweiterung der Orgel Christoph Pürnkrauts (1728)'" um 752'^ Gul den durch den Zubau von vier Seitenfeldern. Die Zutaten Kuttlers wurden 1978 entfernt, als man das „durch Zubauten des 19. und 20. Jahrhunderts verunstaltete Ba rockgehäuse" auf den Stand von 1728 zurückführen wollte'®. 1801 Stetten(Bez.Korneuburg): Bau einer Orgel mit 12 Registern um 575 Gulden. Vertragsabschluß im Jahre 1801'". Laut einer Anmer kung in der Kirchenrechnung 1802 „hat H. Vogteykommissär Joseph Öttl von Fresdorf auf die ange schaffte Orgel an den Orgelbauer Joh. Kutter [sie!] aus Mangel des Kirchenvermögens 245 fl. Waisen kapital hergeliehen, um vermög Contract den Orgelbau zu bezah len"^". Diese Orgel wurde 1910 abgetragen'^'. 1802 Manhartsbrunn(Bez.Korneuburg): Die Anschaffung einer Orgel um den „günstigen Preis" von 250 fl. im Jahre 1802 ist durch entspre chende Akten im NÖ Landesarchiv"'^ erwiesen. Kuttler wird im Zusammenhang mit diesem Orgel bau in einem Bericht genannt, demzufolge er „schon in verschie denen Kirchen, als in der Stadt Laa, zu Gerasdorf, Stetten, Har mannsdorf, Manhartsbrunn Proben seiner Geschicklichkeit" abgelegt haf^".Joseph Seibert wurde bereits 1838 mit dem Bau einer neuen Orgel betraut'^'. Ottental(Bez. Mistelbach): Zu diesem Orgelbau ist der Pro spektentwurf erhalten''®. „Am Spieltisch waren 2 Manuale mit 10 klingenden Stimmen, 6 im Unterund 2 im Obermanunal, 2 im Pedal"2". Die Orgel wurde 1907 voll ständig entfernt'^". 1803 Harmannsdorf(Bez.Korneuburg): Vertragsabschluß zum Bau einer neuen Orgel mit 13 Registern am 3. Oktober 1802^®. Der Orgelbau mußte bis 15. Oktober 1803 beendet sein-". Am 30. August 1803 kas sierte der Bildhauer Florian Keller „vor die Vorzührung an die Ney erbaude Orgel"60 fl."". 42

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