Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

herausgab, wozu Architekt H. Holzland eine fachmän nische Beschreibung der Restaurationsarbeiten bei trug««). Wahrhaft erschütternd und tragisch war daher der so plötzliche Abschluß dieses mit Arbeiten und Plänen erfüllten Gelehrten- und Priesterlebens. Kopallik hatte erst im Juli noch als Prodekan'") sein silbernes PriesterjubUäum gefeiert, hatte hierauf zu „wissenschaft lichen Studien an Bibliotheken" eine große Auslands reise unternommen««), sich nach seiner Rückkunft zu kurzer nervlicher Entspannung in die ökonomie-Expositur der Schwestern-Kongregation in Gablitz bei Pur kersdorf begeben und sich schließlich vom Superior und Spiritual W. Panesch überreden lassen, trotz des schlechten Wetters noch nach dem Süden zu fahren, um die Schwesternhäuser in Fiume und Rovigno zu inspizieren. Verständlich, daß er dabei die Gelegenheit zu einem Schiffsausflug auf die Insel Lusinpiccolo be nutzte, um dann über Pola und Triest wieder nach Wien zu fahren und zum Beginn des Studienjahres an der Universität zu sein. Er sollte aber nicht mehr le bendig wiederkehren, da er das Opfer einer grauen haften Schiffskatastrophe wurde. Mit Erregung und unter Befürchtungen wurden seit dem 22. und 23. Sept. 1897 aus den Tageszeitungen die fortlaufenden Informationen darüber in Wien ver folgt, und erst gar, als Prof. K. als Passagier und Ver mißter gemeldet wurde, bis man den genauen Hergang des Unglücks und von der Auffindung der Leiche Ks. erfuhr. Am Montag,d.21.id. M.gegen7Uhr abends war der von Cerkvenica kommende Dampfer „Ika", der täglich seine regelmäßigen Fahrten zwischen dem Festland und den benachbarten Inseln durchführte, als er aus der von der gefürchteten Bora aufgewühlten See am ersten Leuchtturm vorbei in den Hafen von Fiume einbog, von dem ausfahrenden englischen Frachter „Tyria" so arg gerammt worden, daß in seiner Mitte ein 31/2 langes Loch klaffte. Die von den zum Aussteigen be reiten Passagieren schon am Deck waren, sprangen unter entsetzten Jammerschreien ins Wasser oder in Boote, allen voran merkwürdigerweise der schuldtra gende und kopflose Kapitän, während die anderen noch im Schiffsinnern weilenden Personen binnen zweier Minuten mit dem beschädigten Schiff in den 40 m tiefen Abgrund versanken. Wie ein Augenzeuge aussagen konnte, war Prof. K. mit dem Seelsorger aus Kostrena unweit des Maschinenraumes im Gespräch gestanden, wo der erste und massive Wassereinbruch erfolgte. Als nach ein paar Tagen die Hebung des Wraks gelang, konnte unter den ersten acht gefundenen Leichen die Ks. agnosziert werden. Bald darauf wurden auch die anderen 18 Ertrunkenen geborgen. Die beiden nach dem Unglücksoit geeilten Angehörigen Ks., der Bruder und ein Cousin, der als Maschinenleiter am Fiumaner Was serwerk angestellt war, veranlaßten nun die Überfüh rung des Leichnams nach Wien. Am Montag, d. 4. Okt. traf der dreifach verlötete Sarg am Südbahnhof ein. Gleich am Tag darauf nahm Weihbischof (Titular-Erzbischof) und Generalvikar Dr. Ed. Angerer (auch Kanzler der theol. F^ultät) unter großer A^istenz und in Anwesenheit des Universitätsrektors Dr. Toldt die feierliche EJinsegnung in der Klosterkapelle (Kai serstraße) vor, worauf die Leiche laut testamentari scher Verfügung nach Gablitz überführt und in der Priestergruft-Kapelle (Friedhofsabteilung der Congregation) beigesetzt wurde. Der akademische Trauer gottesdienst wurde vom Kanzler in der Universitäts kirche gehalten. Was die Trauerparte von dem „so tief betrübenden, zwar unverhofften, aber nicht unvorbereiteten Ab scheiden des erst im 49. Jahre seines Lebens und erst im 26. Jahre seines Priestertums stehenden Toten" aus sprach, führte Dekan W. Neumann (Zisterzienser und Prof. der sem. Dialekte u. der Höheren Exegese des A. B.) in seiner feierlichen, großangelegten Trauerrede so trrfflich und bewegt aus, daß man bei deren Lesung heute noch die ob der ganzen tragischen Umstände auf Professoren und Hörerschaft wirkende Erschütterung nachfühlen kapn^«). Dabei wurden zu seinen Vorzügen als anregender Lehrer, emsiger Forscher und eifriger Publizist vor allem seine charakterlichen Eigenschaften hervorgehoben und daran erinnert, daß mit ihm eine liebenswürdige und sympathische Persönlichkeit, ein demütiger und wohltätiger Christ und nicht zuletzt frommer und gewissenhafter Priester der Fakultät und Erzdiözese für diese Welt entrissen worden, der im Kloster fast ein Einsiedlerleben führte, freilich nur abgeschlossen von der geräuschvollen, der Sinnlichkeit nachjagenden Welt, nicht abgeschlossen aber von seinen Kollegen, Freunden und denen, die ihn als seelischen Helfer aufsuchten, der als erleuchteter und eifervoller Beichtvater wirkte und selbst die wöchentliche Beichte einhielt, der den Rosenkranz nicht bloß anderen empfahl, sondern selber täglich betete, der Tag für Tag halbstündig meditierte, auf Reisen aus seinem Lieblingäbuch (der Nachfolge Christi) las, kurz, der stets für das Allerletzte bereit war, das ihn so überraschend und menschlich schreckhaft überfiel. Der Trauerredner glaubte berechtigt und passendst, ja ganz im Geiste eines Vermächtnisses Kopalliks zu schließen, wenn er an dessen Bahre dem Klerus und erst recht dem jungen Klerus zurief, die Lokal- d. i. die Diözesangeschichtsforschung nicht den Laien allein zu überlassen, sondern sich ihr im Interesse des Vol kes, der Wissenschaft, der Kirche ganz besonders zu widmen. „Das Aufbauen der Kg. im Großen könne der Klerus.wohl den Meistern überlassen, doch trage er die Bausteine herbei." Hauptsächl. Quellen u. Lit.: Verwaltungsarchiv Studienhofkommission 4 Theologie Kg (VA); Personal stand d. Wr. Erzd. 1872/97; Personal-Tabellen d. Wr. Ordinär. III.; Wr. Diözesanblatt (WDbl.); Wr. Univer sitätsbericht 1897/98; Hurter, Nomenclatcr V« 1976; A. Bettelheim. Biogr. Jb. u. dtsch. Nekrolog (1900) TV 70 (m. w. Lit.); Herder Konvers.-Lex. V 102; Buchberger, Kirchl. Handlex. (1912) II 477; W. Kosch, Das kath. Deutschland (1933) II 2285; Vaterland; Reichspost. Belege u. Anmerkungen:') Hatte zu Geschwistern: Franz, Gymn.prof. u. Aquarellist; Auguste, mit einem Bahnbeamten vermählt, städt. Volksschullehrerin u. Jugendschriftstellerin; Marianne, die dem Bruder den Haushalt führte. — -) A. Wappler, Gesch. d. theol. Fak. (1884), S. 306. — 3) Dem Jg. gehörte auch Adam Latschka an, der später als sozialfortschrittl. Seelsorger bekannt wurde. WDbl. 1872, S. 147 f. — ") PersonalTab. d. Wr. Ord. HI 920. — «) Am 13. 4. 1878 b. Prof. d. Dekretalien-, dann Kirchen-Rechts Fr. Laurin ein gereicht, am 23. 4. beurteilt: „Diese Diss. verdient im großen u. ganzen als lobenswert bezeichnet zu werden". — «) Sh. Wappler a. a. O., S. 213. — "') Teilnehmer d. Kurses 1881/83 am Institut f. österr. Geschichtsfor13

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