Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

5. Dezember zum Begräbnisse gekom men. Vom Lande wurde er an die dama lige Vorortspfarre Hernals und später an die Vorstadtpfarre „St. Josef ob der Laimgrube" versetzt. Im Jahre 1880 übernahm er die Stelle eines Direktors an der Kirche des Klosters der Salesianerinnen in Wien, die er bis zu seinem Tode innehatte; seit 1885 war er auch Beichtvater der Ordensgemeinde. Jederzeit bewährte er sich als einen der findigsten und tapfersten Streiter für die Sache Gottes und seiner Kirche. Als schlagfertiger und gewandter Redner, der es verstand, schöne Gedanken lo gisch geordnet zum Ausdruck zu brin gen, hatte er allzeit um die Kanzel oder um die Rednerbühne ein zahlreiches und dankbares Publikum.Zu Anfang der siebziger Jahre stellte man dem Sieges zug des Liberalismus die Belebung des katholischen Vereinswesens gegenüber, indem man zahlreiche sogenannte ka tholisch-politische Kasinos gründete; bei den zahlreichen Versammlungen führte Freudhofmeier eine scharfe Klinge; bald polenisierte er gegen die lieberalen Schlagwörter in vornehmer und sachli cher Weise; sein guter Humor, seine feine Ironie, seine mitunter scharfe Sa tire zeigten sich in glänzendem Lichte; bald hielt er gründliche Abrechnung mit den gewerbsmäßigen Verleumdern und Brunnenvergiftern, indem er dabei wahre Keulenschläge auf die Häupter der Gegner niedersausen ließ. Die Bedeutung der Presse wohl erfas send,stand er als gewandter Publizist in zahlreichen Artikeln des damals weit verbreiteten „Kapistran" für die gute Sache ein. In den Jahren 1870 bis 1880 war er Mitredakteur der „Weckstim men", und einige Nummern waren von ihm selbst verfaßt. Unsere „Korrespon denz" ist eine große Schuldnerin des Dahingeschiedenen: denn viele Leitarti kel, besonders in den ersten Jahrgängen, sind aus seiner gewandten Feder; er ist auch der Verfasser der „Homiletischen Fingerzeige", die mehrere Jahre hin durch in der „Korrespondenz" erschie nen; desgleichen stammen aus seiner Feder mehrere Nekrologe, so der seiner Freunde Franz Heidinger (vita abscondita), Veit Gmeiner, Josef Jarosch u.s.w. Er schrieb auch ,,Blüten-, Frucht- und Dornenstücke aus dem Leben der engli schen Märtyrer" in den Jahrgängen 1887 und 1888; überhaupt war das Studium der englischen Kirchengeschichte sein Lieblingsstudium; gerade aus dieser Zeit pflegte er zahlreiche Beispiele in seine Predigten einzuflechten. Seine ausge zeichnete Büchersammlung, die er edel sinnig dem f. e. Klerikalseminar in Wien testamentarisch vermachte, enthält ge rade über diese Periode zahlreiche und seltene Werke. Was Freudhofmeier auf der Kanzel sagte oder niederschrieb, das war wohl durchdacht, und dieses setzt eine gute Vorbereitung voraus. Es fan den sich in seinem Nachlaß 1500 aus gearbeitete Predigten und umfangreiche Skizzen; bei 125 Predigten über das Allerheiligste Sakrament; 13 Zyklen von Exerzitien; eine große, alphabetische geordnete Sammlung von Lesefrüchten. Durch sehr viele Jahre predigte er bei den Monatsandachten des Anbetungsver eines bei St. Ursula und der Bruder schaft von der heiligsten Dreifaltigkeit, so daß er viele Sonntage zweimal zum Predigen kam. Gerne richtete Freudhofmeier seine Spaziergänge so ein, daß er in jene Kirche kam, wo gerade das 40stündige Gebet gehalten wurde". Als andächtiger Verehrer Mariens besuchte er gerne zu Fuß die um Wien liegenden Gnadenorte, verblieb auch ab und zu ein paar Wochen in Altötting in Bayern. Sein Vermögen, das er als einziger Erbe seiner Eltern erhielt und das kein geringes war, wozu die kleinen Erspar nisse kamen,die er machte, verwendete er aufs gewissenhafteste. Mancher arme Student erreichte nur durch seine werk tätige Hilfe sein Ziel. Manche Lehrerin und Ordensfrau wurde durch seine Un terstützung ihrem Berufe zugeführt. In den neuerbauten Kirchen Wiens könn ten manche Steine von der Wand und den Altären, wenn sie eine Stimme hätten, rufen; ,,Freudhofmeier hat uns hierher gestellt!" Gerade am Sonntag, der die Woche einleitet, in der er starb, wurde der Hochaltar in der bedeutend vergrößerten St. Antonius-Kirche im XV. Bezirk, Pouthongasse, neu konsekriert, den Freundhofmeier im Jahre 1893 mit einem Aufwände von 14.000 K hatte herstellen lassen. Selbst jahrelang Religionslehrer an zwei Schulen, verwaltete er auch gewis senhaft sein Amt als Inspektor des Reli gionsunterrichtes im XVlll. Wiener Be zirk. Sein Wirken fand auch dadurch Anerkennung, daß ihm der Titel eines f.-e. geistlichen Rates verliehen wurde und Papst Leo XIll. ihn zum Geheimen Kämmerer ernannte. Wenn auch schon jahrelang kränklich, so bewahrte doch Gott seinen treuen Diener vor längerem schweren Siech tum, worum er eigens betete, wie er wiederholt dem Schreiber dieses be kannte. Am 1. Dezember las er noch die heilige Messe; in der Nacht auf den 2.Dezember rührte ihn der Schlag; doch erst um 5 Uhr früh verständigte der edle Mann, um die Nachtruhe der Hausbe wohner nicht zu stören, dieselben von seinem Unwohlsein. Der herbeigerufene Arzt befahl gleich das Versehen mit den heiligen Sakramenten, die der Kranke bei vollem Bewußtsein empfing. Um 2 Uhr nachmittags gab er seine Seele seinem Schöpfer zurück. Am 4.Dezem ber abends wurde seine Leiche nach vollendeter Herz-Jesu-Andacht in die Aufbahrungskapelle des Klosters ge bracht; von drei befreundeten Priestern eingesegnet, ruhte sie die Nacht vor dem Begräbnis vor dem Allerheiligsten, zu dem der Verewigte so große Andacht getragen und vor der Kanzel, von der herab er so gerne von der Liebe des Herzens Jesu gesprochen hatte. Sein Leichenbegräbnis am 5. Dezember ge staltete sich großartig; einer der Weihbi schöfe von Wien, Dr. Marschall, führte den Kondukt; zahlreiche Priester hatte sich eingefunden, und viele Tränen wur den dem edlen Toten von seinen Freun den, Bekannten, Beichtkindern und Schülerinnen u. s. w.nachgeweint. Es wird wohl an Freudhofmeier zur Wahrheit geworden sein, was er in der eingangs erwähnten Primizpredigt über den Lohn des Priesters so schön sagt: „Sollten wir jetzt auch von der Freude sprechen,zu welcher Jesus seinen Prie ster im Jenseits beruft? Besser als viele Worte sagt uns eine Verheißung unseres Erlösers hierüber alls: Ubi ego sum,'ibi et minister meus erit. Der Priester, der mit seinem Heiland in Arbeit und Sorge, in Schmerz und Trauer durch viele Jahre gewesen, der Priester, der für Christus gelitten und geduldet und ihm die Treue bewahrt von der Blütezeit seines Lebens bis ins Greisenalter, der ihn bekannt hat vor den Menschen, der Priester, der die Schlachten des Herrn geschlagen und mit den anvertrauten Pfunden sorgsam hausgehalten, der Priester, der sein Leben eingesetzt hat für die Schafe und sich verzehren ließ im langsamen Martyrium opferfreudiger Berufstreue - wo wird er sein? Ubi ego sun, ibi et minister meus erit; das Wort der untrüglichen Wahrheit kann keine leere Vertröstung bleiben, es muß ganz und voll zur Wahrheit werden!" So hoffen wir, die wir den Dahinge gangenen wohl gekannt und geliebt haben, und bitten, daß der Wunsch' baldigst in Erfüllung gehe, den einer seiner besten Freunde in dem Chronogramm ausspricht, welches den Grab stein Freudhofmeiers zieren soll. Des göttlichen Erlösers Liebe schenke seiner Seele den Frieden! Anm.: Korrespondenz des PriesterGebetsvereines „Associatio Perseverantiae Sacerdotalis", Wien, 1905 (XXVI. j.g.),Nr. 1,S. 12/14. Ein Engel in der Not In New York starb im Alter von 85 Jahren Elise von Rast. Im Auftrage von Kardinal Piffi baute sie nach dem Ersten Weltkriege im Jahre 1920 in New York • das amerikanisch-katholische Hilfswerk auf, das auch nach dem Zweiten Welt krieg, in den Jahren 1945 bis 1948, groß zügig der Not steuern half. Diese große, in der Stille arbeitende Frau ist zu Gott heimgegangen! Wir, besonders die ältere Generation, danken ihr aus ganzem Herzen für alles, was sie für uns in Österreich in den Zeiten der Not getan hat! WKZ 1964/8. 3.(45. Jg., Nr. 10). Wiener Diözesanblatt: Inhaber: Erzdiözese Wien (AUeininhaber). Herausgeber; Erzb. Ordinariat. Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Dr. Franz Loidl. Alle: 1010 Wien. Wollzeile 2. - Hersteller: Herold Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H., 1080 Wien, Strozzigasse 8. Das„Wiener Diözesanblatt" ist das offiziele Amtsblatt der Erzdiözese Wien. 32

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