Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Der Waldfriedhof auf dem Areal der Kamaldulensereremie am Josephsberg Lic. theol.Josef Dominicus Hamminger Das STATISTISCHE JAHRBUCH der Stadt Wien vom Jahre 1984 weist 45 städtische, 5 r.k., 2 evangelische und 2 mosaische Friedhöfe sowie 24 Urnen haine aus. Unter den römisch katholischen Fried höfen werden der von Penzing mit 14.316 m-' und 2330 Grabsteilen, der Pfarrfriedhof von Nußdorf mit 6571 mund 1053 Grabstellen, die beiden am Südabhang des ,.Kaiengebirges" gelege nen Friedhöfe von Kahlenbergerdorf mit 2812 m- und 289 Grabstellen und der Kahlenberger mit 1650 m- mit 11 Grab stellen sowie der von Mauer, der klein ste von allen, mit 212 m- und 37 Grab stellen aufgezählt.' Alle Friedhöfe werden nicht nach den Stiftern oder nach Heiligen, sondern nach dem Namen des Bezirkes oder des ehemaligen Vorortes, zu dem sie ge hören, benannt. So werden sie in alten Handschriften wie z.B. im „Gräberbuch über die Friedhöfe Wiens und der Vor orte" und in anderen Dokumenten auf gezählt.- Es ist daher kaum sinnvoll und zu gleich nicht wenig verwirrend, von die ser uralten Bennungsform abzugehen und die alteingesessenen Namen durch neue zu ersetzen. Dies versuchte Martin Cejka in der Wiener Kirchenzeitung, indem er den Kahlenbergerfriedhof in St.Josefs-Friedhof umtaufte.' Unter dem 19. Bezirk scheinen die Friedhöfe von Döbling, Neustift, Sievering, Grinzing, Heiligenstadt, Nußdorf, Kahlenbergerdorf und Kahlenberg auf. Die letzten drei sind r.k. Pfarrfriedhöfe, von denen wiederum die ersten beiden noch belegt werden, während der an letzter Stelle angeführte Waldfriedhof seit 1882 bereits gesperrt ist. Der KAHLENBERGER-Friedhof ist der höchstgelegene Gottesacker Wiens. Er liegt mitten im Wald, direkt an der alten Kahlenbergerstraße, die vom Re staurant am Berg nach Nußdorf führt. Er umfaßt den südöstlichen Zipfel des ehemaligen zur Kamaldulensereinsiedelei gehörigen Grundstückes. Irrtümlich wird er öfter als Kamaldulenserfriedhof am Kahlenberg bezeichnet in der Mei nung, hier die Grabstätte der Mönche vor sich zu haben. Der Friedhof ist jedoch zugleich mit der ,josephinischen Pfarre" CAPELLANIA LOCALIS IN MONTE CETIO am 4. Adventsonntag, den 21. Dezember 1783 entstanden. Darüber berichtet uns die HISTORIA ECCLESIAE PAROCHIALIS IN MONTE CETIO folgendes: Sr. Bischöfliche Gnaden Edmund Epps Tej. aus den Grafen von Arz und Wasseg Weihbischof der wienerischen Erzdiözese hatten dem Herrn Probsten von Klosterneuburg den Auftrag ge macht die Kirche einzuweihen, welches den 21. Dezember 1783 auf folgende Art geschah; Tags vorher wurden alle Pontificalia, Musickinstrumenten hinaufgetragen, so gar das Positiv vom Löbl.Stifte. Der Hochedelgebohrene Herr Hofrath Schäf ten alles auf eigene Kosten herbei. Titl. Herr Hofrath hatten die ganze Kirche schön ausweisen, mit einem schönen Hochaltare, denn zwey Seitenalthären ziehren lassen, und einen Kirchhof her gestellt, alles aufeigene Unkosten. Um 9 Uhr langten der Herr Probsten mit dem Hr Dechant, Herr Kellermei ster, und Oberkellerer unter Läutung aller Glocken, Pauken- und Trompeten schalle, und stiegen vor den soggenanntern Kaiserzimmern ab, wo sie sich wegen eingefallener großer Kälte ein wenig erwärmten. Sr. Hochwürden Herr Dechant Marcellinus Jany verfügten sich sodann mit dem Herrn Seelsorger mit Rochtet, Stöhlen und Motzet in die Kirche, wo er auf der Evangelienseite unter einer rührenden Anrede den neuen Seelsorger, der auf der Epistel seite stand, unter einem großen Zulaufe des Volckes von allen Gegenden, seiner Gemeinde vorstellte, und ebenfalls diese Gemeinde ihrem Seelsorger ihre Ehrer bietungsbezeugung bei dem hohen Al tare abstattete. Nach dieser Handlung giengen der Hochwürdige Hr Dechant in Begleitung des Seelsorgers in die Sakristei, wo sie das Pluvial umnahmen, unter Aufwar tung der jungen Herrn/: die der Herr Probst von Wien kommen ließ, und wirklich in den theologischen Studien begriffen waren, H.Hr Alipius Dierzer, Donatus Hardy, Laurent. Ziegler in den Freythof, wo er nach dem Rituale Viennense eingeweihet wurde, nach dessen Erledigung der Zug nach den sogenann ten Kaiserzimmern unter Anführung des Herrn Pfarrers, Läutung aller Glocken, Trompeten und Paukenschalle begleitet wurde. Titl. Herr Hofrath waren aber beständig bei allen Handlungen gegen wärtig seinem Volcke zu einem außeror dentlichen Beispiele..."' Nun hatte der soeben erst aus der Taufe gehobene Ort JOSEPHSDORF, entstanden aus den zugezogenen Be wohnern, die die Eremitenhäuschen von Hofrat Kriegl käuflich erworben, nebst der im Zuge des Klosteraufhebungsgeschäfles entleerten und jetzt wieder ganz notdürftig eingerichteten Kirche, auch einen eigenen Friedhof. Das Jahr 1784 verlief gut. Es wurde kein Josephsdorfer, auch kein Leopoldi berger - auch diese gehörten zur Capellania localis in Monte Cetio - bis Aller heiligen in die Ewigkeit abberufen. Da her konnte Pfarrer Gelasius Sinnreich in die Chronik schreiben: „November den ersten. Festum OO. SS. Um 09 Uhr war die Predigt, nach dieser das Hochamt, Nachmittag war um 2 Uhr die Litaney von allen Heiligen samt Gebetern, als dann der Segen mit dem Ciborio. Nach diesem war die Vesper für alle Verstor benen in der Kirche, bei welcher die Tumba aufgemacht war. Es hätte die Procession auf den Freythof sollen ge führet werden, weil aber bisher noch Niemand gestorben war, so unterblieb sie diesesmal."'" Am 15. Dezember starb Alois Brandweiner im Alter von 27 Tagen an Kopffraisen und wurde als erster im neuen Pfarrfriedhofbeigesetzt." Bis zum Jahre 1799 starben von den Josefsdörfler und Leopoldiberger insge samt 30 Personen, davon 1 Mann, 5 Frauen, 14 Buben und 10 Mädchen. Die letzte Beisetzung fand anfangs Februar 1882 statt. Seither ist der Friedhof ge sperrt für die Allgemeinheit. Jetzt dürfen nur mehr die Eigentümer des Gottes ackers, die RR PP Resurrektionisten ihre am Kahlenberg verstorbenen Mitbrüder in der Ordensgruft beisetzen. Am 24. April 1906 wurde der Kongregation vom letzten Herrschaftsbesitzer, Herrn Dr. Gustav Benischko, Kirche und Fried hof geschenkt mit der Auflage, daß beide Objekte erhalten und nie zweckent fremdet werden dürfen. So war es der Wille Johann Finsterles, des ersten Ehe mannes seiner Frau gewesen.' Im Kahlenberger Waldfriedhof wurden insgesamt 148 Personen bestattet, davon 27 Männer 39 Frauen 40 Buben 42 Mädchen 148 Erreichtes Alter der Männer in Jahren: 88, 79, 77, 75, 69, 69. 65, 64, 63, 63, 62, 59, 57, 56, 52, 48, 46, 46, 45. 44, 44, 41, 39, 37, 33, 29,27 =27 Erreichtes Alter der Frauen: 90,88,86, 84, 84, 82, 79, 77, 77, 71, 68. 64, 61, 60, 60, 58. 55, 51, 50, 48, 48, 46, 45, 43, 40, 40, 36,- 35, 33, 31, 27. 27, 25, 24, 22, 21, 19,2 ohne Altersangabe =39 Erreichtes Alter der Buben in Jahren: 2, 2, 5, 7, 7, 10, 12, 14, 15, 17 =10 - In Monaten; 2, 2'/j, 3,3,3,4,5,6,9,9. 13 =II -in Wochen:8, 9, 11 =3- in Tagen: 0, 1, 2, 3, 8, 10. 12, 12, 12, 14, 14, 16, 16, 17 =13 - Unbekannt3 =3- =40 Erreichtes Alter der Mädchen in Jah ren; 1, 1, 1, 1, 1'/2, 1'/2, 2, 2, 3,4, 15 =11 - in Monaten; 1, 2, 3, 4, 4, 4'/?, 6. 6, 9, 9, 9, 11, 14 =13 - in Wochen: 4, 7, 11 =3-in Tagen;0, 0, 0, 0,0, 0,8, 11, 14, 2,30 =11Unbekannt4 =4 =42 NB Bei einem Kind fehlte die Ge schlechtsangabe; es wurde den Mädchen beigezählt." Noch erhaltene Grabstätten: Grüfte: 1. Gruft der Kongregation der RR PP Resurrektionisten 1906 P. 1915 P. 1928 P. 1936 P. 1942 P. 1946 Fr 1958 Fr 1969 Fr 1970 Fr 1970 P. 1974 P. Franziskus(72a) Paul(41a) Stanislaus(57a) Johannes(77a) Adolf(64a) .Ignatius(77a) . Michael(75a) .Ignatius(69a) . Joseph(83a) Leo(89a) Oeslaus(70a) 28

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