Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

weglose Sackgasse. Der Kaiser wurde am laufenden über die Untersuchungs ergebnisse gehalten. Graf von Herber stein, oberster Landrichter, schrieb am 17. 9. an den Hofkriegsratspräsidenten, Herrn Grafen von Hadik.Im beigefügten Lebenslauf wurde Kriegl das beste Zeugnis ausgestellt. Selbst Hadik bestä tigte diese Aussagen. Da der Kaiser abwesend war, wurden die Untersu chungsergebnisse dem Staatskanzler, Herrn Fürsten von Kaunitz zugeleitet. Dieser unterbreitete sie dem Monarchen nach seiner Rückkehr."® Joseph II. rea gierte darauf mit folgendem Brief: Lie ber Feldmarschall Hadik! Nachdem die Obristenjustizstelle erkannt hat, den Hofrat Kriegl dem Criminal Gerichte zur förmlichen Prozessierung ohne weiters zu übergeben, mit ihn als fuga Suspectum nicht mehr in dem Hausarrest zu belassen: so trage ich Ihnen auf, demsel ben zu bedeuten, daß er vom Hofkriegs rath gänzlich entlassen sey. Dadurch wird also nicht ein Justiz Hofkriegrsrath sondern nur Kriegl der Criminal Be hörde übergeben... Hollitsch, den 5. Oktober 784.JOSEPH mp."" Der Prozeß endete mit einem Schuld spruch. Leopold Kriegl, gewester Hof kriegsrat, wird wegen Betrügereien und Verfälschungen bestrafet, auf6 Jahre in die hisigen Casamaten abgegeben, mit den dasigen Arrestanten in allem gleich gehalten, nur hat ohne jedoch an einen angeschlossen zu seyn, auch die ge wöhnlichen Arbeiten mitzuverrichten.'" Kriegl hat nur gut 2 Jahre von seiner Strafe abgebüßt. Am 10. April 1987 starb er im Arrestantenspital an Faulungsfieber und Brand in den Füßen im Alter von 52Jahren." Der einst so angesehene und reiche Mann, von allen verlassen, war bettel arm geworden. Sein Nachlaß wurde laut folgender Nachlaßaufnahme mit 4 fl 38x ausgewiesen. Lederhose und Rock schenkte er als Zeichen der Dankbarkeit einem Krankenwärter. Nachtrag Sperr-Relation Toden = Fall Im Arrestanten Krankenhaus Name des Verstorbenen: Leopold Kriegl Condition: / Stand; Wittwer Wohnung; 203 in der Leopoldstadt, allwo er als Arrestant eingelegen. Sterbetag; 10. April 1787 Nachgelassene Ehegattin:/ Nachgelassene Kinder:/ Das wenige Vermögen bestehet im Folgenden; Als An baaren Oelde: NICHTS An Leibgewand: ein brauner tüchener Rock, eine Veste, eine schwarze lederne Hosen, ein kottone Schlafrock, ein bachertes Nachtleibi, eine Gattehosen, ein Hemd, ein Paar Strümofe, eine Serviet, eine weiße Binde... 3 fl 30 Xr, ein lederner Schlafsessel 1 fl 8 Xr(= 4 fl 38 Xr) Dahingegen das Zuchthaus Spital in Azung vom 4. Juny 785 bis Sterbetag den 10. April 787 täglich 10 Xr, zusam men III fl zu fordern hat, es wiude daher keine Sperr angethan. F. Meergraf Verwalter Johann Malder Contler Johann Anton Haberl Sperr Komissar Joseph Gontmann Mobilien Schätzmeister NACHTRAG MAGISTRAT der K.K. Haupt- und Residenz Stadt Wien - Sperr Relation LK Arrestant 16 fol 474, 23. April 1787, Haberl. Knapp 17 Monate war Kriegl Besitzer der Herrschaft Josephsdorf am Kahlen berg und Obersievering gewesen. 17 weitere Jahre mußten noch vergehen,bis sich endlich ein Käufer gefunden hatte. Nun war man wieder am Status quo angelangt. Wie ging es nun weiter? An einem von Kriegl seinerzeit an Stiftsde chant Marcellini Jani, datiert mit: Him mel, den 25.8bris 783, gerichteten Inter ventionsbittschreiben wurde an das PS vom Hofrat später folgende Nota ange fügt: Mit Herr Hofrath Kriegler nahms noch unter Kais. Jose II. ein sehr trauri ges End. Josephsdorf und Ober Sivering wurden darauf von einem CreditorenAusschuß mehrere Jahre verwaltet /; der Himmel wurde besonders verkauft;/ 1801 kaufte ein gewisser Niederländer v. Jernau den Berg samt Sievering von der Administration, welch er aber beydes nach ein paar Jahren (1806) wieder an Frau Traunwieser von Wien käuflich um einen sehr hohen Preis überließ.'" Diese Aussage wird in einer Hand schrift des Stiftes bestätigt; Post infaustum an. 1784 exitum rerum Consiliarii Aul. Kriegler, in custodia Viennae in Leopoldina mortui dominium Obersivering et Josephsdorf in Cetio per Delegatos a Creditoribus /: Creditoren-MassaAusschuß:/ administratum; mons vero Himmel dictus, separatum venditum est. An. 1801 quidam nob. de Jernau Belg,ab Administratione possessionem hanc et in Monte et in Siveringae emit. Tandem anno 1806 utriusque possestrix Dn Traunwieser emtione facta fuit, sub qua, ut inf, Localia desiit." War schon Kriegl arg im Rückstand mit der Zahlung des Deputates für den Pfarrer,zu dem er sich verpflichtet hatte und es dadurch beinahe zu einem Abzug des Seelsorgers durch das Stift Kloster neuburg gekommen wäre,so schien sich der Fall unter dem „Krieglerischen Ma ßen Administrator Johann vom Flam berg" zu wiederholen. Da griff die Be hörde ein, so daß der Creditoren Aus schuß sich doch noch bereit erklärte die „krieglerischen Verbindlichkeiten we nigstens solange zu bezahlen, bis die Herrschaft Kallenberg an einen neuen Eigenthümer gelange". Niemand dachte damals,daß sich das noch bis zum Jahre 1801 hinziehen werde.'"' Man war eifrigst bemüht, die von Tag zu Tag zu ungunsten des Religionsfonds sich vermindernde Erbmasse los zu wer den. Versteigerungen wurden ange setzt, doch es fanden sich keine Käufer. 1683 hätte Graf Kobenzl am Kamaldulensererbe Interesse gehabt. Er aber wollte nur die Waldungen, ohne das total für ihn unbrauchbare und daher wertlose ehemalige Klostergebäude kaufen. Dafür wollte er aber nicht einmal den Ausrufpreis geben, sondern einen viel geringeren. Es ging ihm darum, den Waldbesitz um sein Schloß herum zu vergrößern und durch even tuellen Grundtausch zu arrondieren.Die Vereinigte Hofstelle riet dem Kaiser von einer Zustimmung ab und bat, die ErSteigerung durch Kriegl zu sanktio nieren wie aus folgendem Dokument hervorgeht; „Cobenzl will, daß die zum Kallenberg gehörigen Waldungen zu sammen und abgesondert von der Herr schaft Ober-Siefring und den übrigen damit verbundenen Grundstücken käuf lich überlassen werden möge, mit der Erlaubniß, solche uno eodemque Actu mit dem Stift Klosterneuburg gegen andere Waldungen zu vertauschen, die neben dem Haus des Bittstellers liegen. Außerdem: der Preis ist zu hoch ange setzt: Gebäude können nicht mit dem vorangeschlagtem Preis übernommen werden, weil sie keinen Nutzen sondern nur Unkosten verursachen. Die müßten demoliert werden, damit sich drinnen keine Vagabunden und Räuber aufhiel ten." Dazu die befragte Landesregierung: Kamaldulenser Realitäten und Obersie fring ist bereits im April versteigert worden, von Hofrath Kriegl wurden dafür 28.550 Gulden geboten.Der Kaiser möge daher entscheiden, ob er den Bitten des Grafen Kobenzl willfahre oder die Versteigerung ratifiziere. Vo tum: der Kaiser möge die Versteigerung bestätigen. Der Monarch schrieb unter den Bericht: „Ich genehmige das Einrathen der Vereinigten Hofstelle. JOSEPH mp.,Wien, 12. 4. 1783."'" Jetzt hatte Kobenzl kein Interesse mehr an den Waldungen, zumal ihm schon 1783 der Kaiser eine Absage er teilt hatte und die Waldungen nur in Verbindung mit den Gebäuden als Kauf objekt angeboten wurden. Vielleicht ist man damals an das Stift Klosterneuburg herangetreten, die krieglerische Erbmasse zu kaufen. Ur sprünglich war ja das Stift Besitzer des Areals bis es Kaiser Ferdinand II. 1628 zugunsten der Kamaldulenser enteignet hatte, ein Jahr später aber dem Stift aus dem kaiserlichen Besitz in Dienberg und Holprunn Ersatz gab. In den Religionsfondakten findet sich „eine Bitte von Dr. Christoph Sonnleithner, des Leopold Kriegl Curator ad Utes um die Bewilligung, daß die anhero dienstbaren krieglerischen Realitäten von dem löblichen Stift Klosterneuburg untereinst licitiert werden dürfen".'" Dieser vom 6. 2. 1786 stammende Passus mag vielleicht Anlaß gegeben haben, daß der Schreiber der Kirchli chen Topographie von N.Ö. das Stift Klosterneuburg als Käufer und Besitzer der krieglerischen Erbmasse und somit als Besitzer der Herrschaft Josephsdorf 25

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