Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

dann die aus Übung des Würthshauses, und der Schankgerechtigkeit, und zwar letzteres derzeit nur aufsechs Jahre von denen die Käufer, ihre Erben, und Erbnehmer gegen Nachfolger Bedingnüsse verliehen, dass aber das Haus an jährli chen Grund dienst und Abfindung allemall zu Michaeli jedandres Jahres von anno 784 angefangen, jedoch von das erste Jahr nur pro Rata, derzeit als die Samentl. Gebäude in Eigenthum über geben werden,jährlich vier und zwanzig Gulden gegen der Freyheit von allen anderen Herrschaflsabgaben, und Ro bottgeldern, bezallet, dann wegen der Schankgerechtigkeit auf sechs Jahren, nämlich von Merzen 785, bis Merzen 791 jährlichen der Herrschaft als Be stand Ein Hundert Achtzig Gulden in vierteljährigen Raten dann an der Tatz Abfündung jährlich vierzig Gulden gleichfals vierteljährig von den Käufern entrichten, dahingegen von der Seithe der Herrschaft denen Käufern auf die bedungene sechs Jahr als die Schankge rechtigkeit fürtdauret, die Freyheit ein gerundet werde, daß Sie selbsten für sich an Weinnen anschaffen und verkau fen können, ohne dass sonsten wem andern in Josephsdorf ein Ausschank gewähren, und zu stehen solle. Fünftens: Ist der Käufer berechtiget alle Gattungen von Weinnen die Maass a 8, 12, 16, 24 zbd 30 Xr, auch zu 1 fl die Maass, und alle Ausländer Weinne nebst Bier und Brandweinn zu verschänken. Sechtes wird aus drücklich bedungen, dass ein halbes Jahr vor Auslauf deren Sechs Jahren mit den Käufer wegen Verleihung der weiteren Schankgerech tigkeit und Bedingung des jährlichen Pauschquantums der Zallung einer Ge bühr von jedem Eimer die weitere Einverständnüss werde getroffen werden. Siebentes hat der Käufer die Grund buchs und die Vergewöhrungstaxen von diesen Kauf annoch der Herrschaft be sonders zu bezahlen versprochen,dahin gegen gleich bey Schliessung des Contracts diejenigen Sechs Hundert Fünfzig Gulden auch von das Haus von Herrn Redt als der Kaufschilling gedungen worden,baar erleget. Achtens verspricht die Herrschaft den Herrn Käufer in den zutrauen, dass er die Würthschafl, und die Einkehr ver mehren werde, auf sechs aufeinader folgenden Jahren aus der Herrschaftli chen Waldung, wenn ein Holzschlag vorgenohmen wird, jährlich zwey Klaf ter Holz gratis verabfolgen zu lassen. Urkund dessen sind diese Kauf Contracts zwey gleich lautende Exemplaria errichtet, und jeden Theill eines, unter beederseithigen Ferttigung ausgefolget worden. Wienn den 6.September 784 L.S, Leopold von Kriegl Besitzer der Herrschaft Obersiefering und Josephsdorfam Kallenberg als Ver käufer L.S.Ignatz Pichler als Käufer L.S.Franz Paul Thürmann Bürgerl. Galanterie Arbeiter L.S.Joseph Carl Gaugier Bürgerlicher Galanterie Handelsmann als Zeug^" W ST L A, Grundbuch 233/7 Kaufbrief Prottocol 72 über die Herrschaft Jo- -sephsdorfam Kallenberg Gleichzeitig mit der Abtragung des „östlichen Kirchenschiffes" suchte Kriegl einen Käufer für den Hochaltar. Um 340 fl plus 141 fl 42 X Transportkosten verkaufte er ihn am 26.9. 1783 an die evangelische Kirche in Ödenburg. Dort befindet er sich heute noch.^" Um das Einkehr-Gasthaus attraktiver zu gestalten und noch mehr Besucher von Wien und Klosterneuburg anzulokken, plante Kriegl aus der Kirche ein Tanzlokal zu machen. Dies berichtet uns der damalige Stiftsdechant Marzellinus Jani in seinen Tagebuch. Aus dem Gelände der einstigen Kamaldulensereremie entstand nun ein kleiner Ort. Ihm gab Kriegl in Erinne rung an die dem hl. Josef geweihte Einsiedelei den Namen JOSEFSDORF, der auch 1784 behördlich anerkannt wurde. Dieser Name hat sich für die um die Kahlenbergerkirche noch aus der Zeit der Kamaldulenser existierenden Häuser bis heute erhalten. Ein Großteil mußte ja im Laufe der Zeit dem Hotel weichen und wurde abgerissen, manche wurden umgebaut, einige aber haben noch die ursprüngliche Form behalten. Es existieren heute noch die Häuser mit den Konskriptionsnummern 6 (hier wohnte Fürst de Ligne), 8, 13, 14, 15, 16, . 17, 18, 19, 20, 21.20 Die auf den Josephsberg Neuzugezo genen, die „Josephsdörfler", wollten nun auch eine religiöse Betreuung ha ben. Vor allem dachten sie da an die Tage ihrer Krankheit und ihres Hin scheidens. Da wollten sie unbedingt auf priesterlichen Beistand nicht verzichten, so setzten sie den Besitzer der Herrschaft Josefsdorf, Kriegl, unter Druck und ver langten von ihm, dafür Sorge zu tragen, daß ständig ein Priester in Josefsdorf wohne und auch Gottesdienst halte. Kriegl versprach den Dorfbewohnern, sich um einen Priester zu bemühen. Er nahm Verbindung mit den Behörden, dem Konsistorium und dem Stift Klo sterneuburg auf. So kam es zur Grün dung der .josephinischen Pfarre", die den Namen CAPELLANIA LOCALIS IN MONTE CETIO erhielt." Propst Floridus Leeb erklärte sich den Behörden gegenüber bereit, freiwillig einen seiner Stiftsherren als ,,Pfarrer" auf den Berg abzustellen und ihn auch zu besolden.'^ Kriegl verpflichte sich zu einem jährli chen Deputat von 6 Klafter Holz,30 fl in bar und freie Wohnung.^' Da er jedoch sein Versprechen nicht einhielt, wäre es beinahe zum Abzug des freiwillig ge stellten Pfarrers durch das Stift gekom men."" Am 4. Adventsonntag, den 21. 12. 1783, wurde die am 10. 9. 1782 exsekrierte Kamaldulenserkirche durch Florid. Leeb eingeweiht. Über die Festfeier berichtet uns die neu angelegte Pfarrchronik aus führlich.2-''' Im Anschluß an die Benedicierung der Kirche erfolgte die Weihe des neuen Pfarrfriedhofes am Südabhang des Ber ges mit einer Fläche von 122,2 Wiener Klafter(= 439,3 m^)laut franziszeischen Steuerkataster. Dieser Gottesacker steht also mit den Kamaldulensern in keinem Zusammenhang. In ihm wurden 148 Personen, davon 27 Männer,39 Frauen, 40 Buben und 42 Mädchen beerdigt. Bekannt geworden ist dieser Waldfried hof vor allem durch die Grabstätten des Prinzen de Ligne. der jungen Sängerin Karoline Traunwieser (Tochter der 3. Besitzerin der Herrschaft Josephsdorf), der 3 Hofdamen Hossner und der Fami lie Finsterle, Retter der St. Josefskirche im Jahre 1852.2" Kriegl engagierte sich sehr für die Kirche, vielleicht war dies ein Versuch und Zeichen des guten Willens den Verkauf des Hochaltares vor 3 Monaten in etwa zu kompensieren. Trotz allem machte das Gotteshaus ohne Bilder und ohne Statuen einen trostlosen Eindruck. Außerdem war es für die kaum 10 Josefsdörfler viel zu groß. Daher wurden die Gottesdienste, vor allem in der kalten Jahreszeit, in der mit der Sakri stei verbundenen kleinen Schutzengel kapelle der Eremie gehalten. Am 28. Mai 1931 wurde diese nach erfolgter heutiger Innenausgestaltung als Sobieskikapelle feierlich eingeweiht und authentisch als Ort der historischen Messe P. Marco d Avianos am 12. September 1683 vor der Entscheidungsschlacht um Wien erklärt. Doch ist diese Behauptung nur ein Wunschdenken. 1683 waren nämlich we der die Kirche noch die Schutzengelka pelle gebaut. Außerdem steht es hi storisch einwandfrei fest, daß P. Marco d' Aviano in der Leopoldi Capelln am Callenberg, das ist in der heutigen Kir che St. Leopold am Leopoldiberg, die heilige Messe feierte."'' Der so angesehene Hofkriegsrat scheint sich doch übernommen zu haben und in Geldnöte geraten zu sein. So ließ er sich zu einem großen Betrug hinrei ßen. Er prellte Frl. von Lesern durch 2 gefälschte Intabulationsscheine im Werte von 17.200 fl und schrieb sich ein zur Weiterleitung übergebenes Testa ment als Legat. Ihre Schwester Maria Aloisia von Bühl entdeckte den Schwin del und erstatte am 11.9. 1784 beim Landgericht Klage gegen Hofrat Leopold Edler von Kriegl wegen 37.036 Forde rungen und ließ ihn unter Hausarrest stellen. Bereits am 14.9. suchte Frau Bühl nach einem Übereinkommen mit Kriegl um Aufhebung der Internierung an. Wegen Vermutung eines öffentlichen Verbrechens jedoch wurde der Hausar rest nicht aufgehoben. Wegen seines bisherigen guten Rufes wurde der Hofrat nicht sofort der ordentlichen Inquisition übergeben, sondern um ihm Achtung zu bezeigen, wurden 2 Räte vom Land recht abbeordert, um Kriegl anzuhören und den Fall zu überprüfen.Der sonst so kluge und erfahrene Mann verwickelte sich jedoch durch derart primitive und unglaubwürdige Argumente in eine aus24

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