Straßburg, Provinz Elsaß. Dieser Ort liegt in unmittelbarer Nähe von Scher weiler. Schilling ließ nicht Kestenholz, sondern Scherweiler als Geburtsort in die zu Wien aufliegende „Vorder-Öster reichische Matrickel"" eintragen, nach dem er die Humanoria sowie die phil.- theol. Studien eifrig betrieben hatte, suchte er zuerst in Wien und dann in Rom(primo Viennae, deinde Romae)um Aufnahme in die Kongregation der Barnabiten an. Diese erfolgte in Rom im August 1628. Die Patres sandten ihn in das Kolleg Zagaroli. Dort machte er unter der Leitung von P. Don Blasius Balma sein Noviziat (tirocinium). Der Novizenmeister galt als hervorragender Lehrer des geistlichen Lebens. 1577 zu Fara im Sabinerland'"* geboren, widmete er sich zunächst dem Rechtsstudium. Mit 21 Jahren trat er in die Kongrega tion der Regularkleriker des hl. Paulus ein. Seine Profeß legte er am 24. April 1600 ab. Nach Weiterstudium in Rom wurde er 1611 dem Propst des Kollegs St. Paul als Hilfskraft zugeteilt und war als solche beim Generalkapitel in Mai land tätig. Die Päpste Paul V., Gregor XV. und Urban VIII. sandten ihn oft nach Ostia, um dort durch seine Predigten die reli giöse Bildung zu heben. 1652 wurde er Propst des Kollegs St. Carolus, dessen Bau unter ihm vollendet wurde. 1629 leitete er das Kolleg Zagaroli. Als Verfasser asketischer Schriften schrieb er über Regeln und Methoden geistlichen Lebens. Weite Verbreitung fand sein Werk „Vita di Santa Francesca Romana brevetnente descritta", Roma 1626. Der Novizenmeister P. D. Blasius Palma machte auf Florentinus Schilling tiefen Eindruck, und er war bestrebt, dessen religiöses Gedankengut auch schriftstellerisch weiterzugeben' Schilling war 27 Jahre alt, als er 1629 in Zagoreli seine Profeß ablegte'". Dar aus kann mit hoher Sicherheit 1602 als sein Geburtsjahr angenommen werden. Nach der Profeß wurde er dem Kolleg S. Carolus in Rom zugeteilt. Als er in der italienischen Sprache gute Fortschritte gemacht hatte, bewährte sich seine Beredtsamkeit als Prediger in Neapel und Rom. Für die folgenden Jahre dürften Ungarelli keine gesicherten Quellen zur Verfügung gestanden sein. Er war auf Vermutungen angewiesen. So soll Schil ling etwa 1635 in seine Provinz zurück gekehrt sein und in St. Michael als Prediger begonnen haben (St. Michael gehörte damals zur lombardischen Barnabitenprovinz). Durch mehr als 30 Jahre habe er in Wien dieses Amt aus geübt. Hervorgehoben wird seine Bemü hung um die Wiederbelebung der Vereh rung Maria im Pfeiler zu St. Michael. Außerdem war Schilling ein eifriger Beichtvater und fand auch Anklang bei Andersgläubigen. Das Sterbedatum Schillings - 4. Mai 1670 - dürfte wieder den Akten des Generalarchivs entnommen sein. Ob wohl als Sterbeort St. Michael angege ben ist, finden sich in den dortigen Totenbüchern keine Eintragungen. Un garelli berichtet weiter, Schillings Bild befinde sich im Generalat der Barnabiten unter den bedeutendsten Männern dieser Kongregation mit der Inschrift; FLORENTIUS. SCHILLING. SICUT. DEI. IN. SCIENTIA.IN. VERBO. VERITATIS (im Kolleg St. Michael/Wien be findet sich in der großen Bibliothek ein Ovalbild Schillings im Gesprenge der Bibliotheksregale und ein Ölbild auf dem Gang des II. Stockes). Eine wertvolle Quelle wurde 1985 der Forschung erschlossen: Die Wiederauffmdung der verloren geglaubten zwei Bände Acta Collegii S.Michaelis 1625 bis Dez. 1687 und Januar 1688 bis Februar 1714im Barnabitenarchiv zu Mailand'". Aus den Acta'® sind in bezug auf Schilling einige interessante Einzelhei ten zu entnehmen. Der Provinzial der römischen Provinz, P. Don Bartholo mäus Gavantus, sandte P. Don Floren tius Schilling nach Wien, wo dieser am 24. August 1633 im Kolleg St. Michael eintraf. Nach Ungarelli begann er dort sofort seine Predigttätigkeit-". Seinen großen Auftritt erlebte Schilling am 11. Februar 1634. An diesem Tag fand unter besonderer Feierlichkeit die Aussetzung des Allerheiligsten statt. Dieser Feier wohnte auch Kaiser Ferdinand II. mit der Kaiserin bei. P. Don Florentius Schilling hielt die Festpredigt. Der Kai ser war dann beim Abschied voll des Lobes über den Prediger'-'^. Am 12. Februar 1634 wurde P. Don Florentius Schilling zusammen mit P. Don Ferdinand Hauck für die Fastenpre digten bestimmt. Diesen Auftrag führte Schilling hervorragend aus. Aber einige Predigten mußte P. Don Julian Pomers übernehmen, da P. Florentius Schilling erkrankt war. Hier wird ein PredigerTrio aufgezeigt, das St. Michael zu einem Zentrum der Kanzelberedtsamkeit in Wien machte. Während sich Schilling der Predigt, dem Beichthören, dem Glaubensunter richt Andersgläubiger sowie den bauli chen Veränderungen der bis dahin mit telalterlichen Michaeierkirche widmete, fielen P. Ferdinand Hauck neben der Predigttätigkeit in erster Linie Lei tungsaufgaben zu. 1606 in Wien geboren^", legte er 1628 zu Modoetia (Italien) seine Profeß ab. Eine Zeitlang war er Assessor im Konsi storium bei Erzbischof Kardinal von Harrach in Prag sowie Superior des Kollegs St. Benedikt auf dem Hradschin und schließlich Propst bei St. Michael. Er starb im 1693, 77 Jahre alt. P. Don Julian Pomers wurde in Mo doetia in Italien bei den Barnabiten aufgenommen. Mit Dispens Papst Ur bans VIII. brauchte er das Noviziatsjahr nicht zur Gänze zu beenden.Er kam am 14. Juni 1627 nach Wien und legte hier im gleichen Jahr, am 10. September, seine Profeß ab. Bereits am 18. September 1627 feierte er in Gegenwart des kaiserli chen Hofes zu Prag seine Primiz-'. Durch 26 Jahre war er Prediger und Pfarrer in St. Michael. Gerühmt wird seine Nächstenliebe zu Pestkranken.Die Leichen trug er auf seinen Schultern zum Begräbnis. Er starb am 22. Novem ber 1654 zu St. Michael. Es liegt nicht im Rahmen dieser Ar beit, ein Verzeichnis der Predigten Schillings zu erstellen, aber es sollen doch einige Hinweise dazu gegeben und - vor allem die Verdienste des P. Don Constantius Arzonni um die Sammlun gen der Predigten Schillings hervorge hoben werden. Ungarelli berichtef^"' im Buch der Fakultäten zu den Werken, die heraus gegeben werden sollen, habe der Barnabitengeneral P. Don Juvenalis Falconiüs im Jahre 1650 P. Don Florentius Schil ling die Erlaubnis erteilt, seine Predigt sammlung „Collegium Apostolicum" zu veröffentlichen. Ungarelli fügt aber hinzu, er werde über P. Anzonni im folgenden Band berichten, da dieses Werk vor ihm herausgegeben worden sei. Mit P. Don Constantius Arzonni (Arzoni) erscheint ein Mann auf der Bildfläche, der eng mit der Person und dem Werk Schillings verbunden war. Arzonni-" legte 1638 im Mailand seine Profeß ab. 1646 kam er nach Wien und feierte am 6. Jänner 1647 seine Primiz. Er beherrschte sowohl die italienische als auch die deutsche Sprache.Schon als Diakon wurde er für deutsche Predigten in St. Michael eingesetzt''''. Durch drei Jahre war er italienischer Prediger bei der Kaiserin Eleonora. Für das Kolleg •^t. Michael war er ein großer Wohltäter: Er gab dem Kollegium fl. 30.000,-. 1655 wurde er Vikar des Kollegs St. Michael. Er starb am 6. Juni 1690. Nach dem alten Katalog der Prediger bibliothek zu St. MichaeP" besaß das Kolleg drei Bibliotheken. Durch den Verkauf eines Teiles der Bibliothek im Jahre 1925 an Graf Seilern wurden die entstandenen Lücken in der ,,Großen Bibliothek" von den übrigen zweien aufgefüllt. Daher stimmen die alten Si gnaturen mit den neuen - noch nicht geordneten - Standorten nicht überein. Aus der alten Predigerbibliothek sind noch drei Bände mit den Predigtsamm lungen Arzonnis über Schilling unter folgenden Titeln vorhanden: 1. Band: Feiertagspredigten, Nürnberg 1676 (Alte Signatur: Abtl.D, Fach V, Nr. 9-. Abk.D.V.9). Hier sind die Sammlun gen „Collegium Apostolicum", Apostoli sche Versammlungen Nürnberg 1676, vereinigt. Es handelt über die Heiligkeit und Verdienste der Apostel. Ferner „Terra Viventium",Land der Lebenden, Nürnberg 1682 - Fest- und Feiertagspre digten über die Heiligen. 2. Band: (D.V.IO) Sinnreiche Predig ten, Nürnberg 1677. Dieser Band umfaßt 5 Predigtengruppen „Katholische Lehrund Sinnreiche Predigten", Nürnberg 1677, für die Zeit vom 1. Adventsonntag bis Sonntag Quinquagesima. Nach einer Bemerkung Arzonnis im Titelblatt ist die Sammlung ,,zum dritten Mal in Druck gegeben". - Das ,,Penuarium Quadragesimale" Gastliche Speiß-Kammer, erfüllt mit geist- und lehrreichen Discursen über die Sonntäglichen Evan gelien..., Nürnberg 1681. Arzonni be merkt hiezu: ,,Was du in dieser SpeißKammer finden werdest, ist eine Kocherey des Patris Schilling seeligen und eine Zurichtung des Patris Arzoni." 18
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