Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Die Seelsorger von St. Helena/St. Christoph in Baden bei Wien Die Seelsorger von St. Helena bis zur Errichtung des Benefizlums im Jahre 1754 (Johannes Ressel,Rektor der Frauenkirche in Baden) Über den Ursprung des Namens und des in unseren Gegenden seltenen Patroziniums spricht der verstorbene Stiftsarchivar P. Hermann Watzl O.Cist. von Heiligenkreuz eine interessante Vermutung aus." Im Urbar Kämmerer buch 1431 des Klosters findet sich eine Eintragung: „In die Symonis et Jude de Hellario plenum seruicium."^ Das stimmt mit dem Gültenbuch des Stiftes überein, wo sich folgende Eintragung findet: „1294 Symoiüs et Juda unum frustrum et simila de Hella."' Hella ist offensichtlich richtiger und bedeutet die Kurzform des Frauennamens Helena. Nach demselben Gültenbuch^ ist um 1210 für den 28. Oktober ein Jahrtag mit Pitanz für Hugo de Eigen gestiftet wor den, dessen Grablege und Grabstein im Kreuzgang des Klosters erhalten ist.'' Es ist nun erwiesen, daß Helena von SteyrSteinbach, Schwester Hartwids, des Propstes von Aquileja, Gemahlin eben des Hugo von Eigen-Weyerburg, des Stifters der obengenannten Pitanz in Heiligenkreuz war.'* Deren namentlich nicht bekannte Erbtochter aber war mit Otto dem Tursen auf Rauhenstein ver heiratet. Hella -Helena, eine offensicht lich profilierte Frauenpersönlichkeit, dürfte das Servitium ergänzt haben. Vermutlich hat sie sich als Witwe zu ihrer Tochter nach Rauhenstein zurück gezogen. Als „Hella" lebte sie anschei nend in der Erinnerung des Volkes der Umgebung im Kloster Heiligenkreuz weiter. Das seltene Patrozinium der mit der Veste Rauhenstein verbundenen Kirche könnte also im Zusammenhang mit Hella von Steyr-Steinbach stehen. Vielleicht war diese Gründerin der ersten Kapelle von St. Helena zu Füßen der Festung Rauhenstein. 1446 erfolgt die frübeste, bekannte urkundliche Erwähnung eines „Kap plans Niclas zu Rauchenstain bei der Vest", wobei nicht eindeutig feststellbar ist, ob dieser an der BurgkapeUe in der Veste oder bereits an einer Kapelle zu Füßen von Rauhenstein wirkte.' 1518 wird erstmalig eindeutig die Kapelle St. Helena in einer Melker Urkunde genannt mit der Erwähnung von „herrn Peter Beneffciat zu sand Helen unther dem Ranchenstain".'^ 1526 kam die Burg Rauhenstein in den Besitz der Familie Küttenfelder, die besondere Förderer der Lehre Luthers waren. Im Visitationsbericht vom Jahre 1555 wird erwähnt, daß Christoph Küt tenfelder die Kaplanstellen von Rauhen stein und Rauheneck eingezogen und „sein meistes Einkommen davon hat".'-' Schließlich zog Kaiser Rudolf II. die Herrschaft Rauhenstein an sich und verkaufte diese am 25. November 1583 an den kaiserlichen Kämmerer Georg Saurer von Sauerburg.'" Diesem erteilte er den Auftrag, die in der Zeit der Glaubensspaltung verödete Kapelle von St. Helena wieder aufzubauen und die Seelsorge an dieser wiederherzu stellen. Der befohlene Kirchenbau wurde 1584 vollendet." 1595 heißt es im Urbar der Herrschaft Rauhenstein, daß das Stiftungsvermö gen der Kapellen von den Burgen Rau heneck und Rauhenstein mit kaiserli cher Bewilligung vereinigt und der Ka pelle unter dem Rauhenstein zugeeignet wurde. Ein Beneilziat solle diese Güter genießen und dafür den Gottesdienst versehen.'^ 1597 wurde Maximilian Berger, Beneflziat von St. Helena,Kanonikus des Wiener Domkapitels.'-' Ein neuerlicher Verfall des Benefiziums trat ein, als Anhänger des Luther tums die Herrschaft von Rauhenstein innehatten. Nach dem Visitationsbericht vom 17. Juni 1643 sind alle Pfarrkinder in Baden katholisch außer 20 Personen in Rauhenstein. Der lutherische Inhaber dieser Herrschaft hat das Beneflzium von St. Helena inne und der Pfarrer von Baden erhält von ihm nur „decem florenos pro cura animarum".'^ 1646 machte der Badener Augustiner konvent beim Kaiser eine Anzeige, daß das Beneflzium zu St. Helena durch den lutherischen Besitzer Hans Paul Bayer von Rauhenstein ganzin Verfall gekommen sei.'" Die Badener Augustiner, zwischen 1646 und 1650 dauernd in Streitigkeiten mit dem Freiherrn Hans Paul Bayer von Rauhenstein verwickelt, bewarben sich 1648 um dieses Benefizium, zu dessen Übertragung es aber nicht kam.' In einer Beschreibung der Pfarre Ba den aus dem Jahre 1655 heißt es:„Mehr gehört ein Benefieium zu der Statt Banden gestüfft von Helene Pallologa genannt S. Helenae Benecium etliche Stainwurf ausser der Statt vnter dem Schloß Rauchenstain, da noch das Beneficiat hauß inesse, aber die Capell außer Mauer vnnd Tagwerckh inwen dig ganz profanirt.""' 1705 kam es zur Vereinigung der Herrschaften Rauhenstein,Rauheneck, Weikersdorf, Rohr und Sauerhof durch Franz Anton von Quarient und Raal. Sein Sohn Otto Joseph erbte die Besit zungen, starb aber schon 1718, fünf Jahre nach seinem Vater. Nun gingen die vereinigten Herrschaften durch die Tochter des Franz Anton, nämlich Maria Anna Magdalena,an deren Gatten Salo men von Piazzoni über. Nach dessen Tod heiratete Maria Anna Magdalena den Karl Hieronymus Holler von Doblhoff." Salomen von Piazonni führte 1737 einen Erweiterungsbau der Kapelle von St. Helena durch.Die kleine Kirche erhielt damals im wesentlichen ihre heutige Gestalt."^ Für den 1741 in Wien verstorbenen Erbauer ließ seine Witwe ein Gedenkmonument errichten, das sich an der nördlichen Wand im Kircheninnern von St. Helena befindet. In ihrem Testament vom 17. August 1754 stiftete Maria Anna Magdalena von Doblhoffein Benefizium.Es wurde mit 28. August 1757 erstmalig besetzt. 1761 kam es zur Errichtung eines Prie sterhauses mit einem Garten und dane ben eines Hauses für einen Eremiten, der für den Kirchendienst zu sorgen hatte.'" 'Hermann Watzl, Pitanzen und Reichnisse für den Konvent der Klosters Heiligenkreuz 1431 in Analecta Cisterciensia, Editiones Cistercienses, Rom 1978, Fasz. 1/2, Sonderdruck Nr. III,S. 124-125 ^ Stiilsarchiv Heiligenkreuz, Urbar Känunererbuch 1431,fol. 362r Benedikt Gsell, Das Gültenbuch des Cistercienserstiftes Heiligenkreuz, Wien 1866, 5. 132 ^ ebenda S.139 Österreichische Kunsttopographie, Band XVin, Dagobert Frey, Die Denkmale des politischen Bezirkes Baden, Holzel u. Co., Wien 1924,S.273 " Karl Lechner, Herrschaft und Markt Weierburg, eine Studie zur Rechts- und So zialgeschichte des Viertels unter dem Wiener wald mit genealogischem Exkurs, im Jahr buch für Landeskunde von N.Ö., herausge^ ben vom Verein für Landeskunde von N.O., NF 32,Jg.32,S.95 ff. " Stiftsarchiv Melk, Grundbuch von Baden (Präl. A.Lade 19) " Kirchliche Topographie des Erzherzog tums unter der Enns, Band IV, Historische und topographische Darstellung von Baden und des Stiftes Heiligenkreuz, von Freunden der Altertumskunde, Verlag Anton Dell, Wien 1825,S. 155 ® Hermann Rollett, Beiträge zur Chronik der Stadt Baden, Heft IX, S.109 mit Quellen angaben ebenda.HeftIV,S.6f "Archiv der Pfarre St. Christoph-St. He lena in Baden, „MemorabiUa", Band I des „Gedenkbuches",Seite 1 Stiftsarchiv Melk. Wr. A.(Kasten 1,Lade 6,Fasz.5,fol. 3) Wiener Diözesanblatt, Jg. 1891, Nr. 5, S.49 mit Quellenhinweis Diözesanarchiv Wien, Pfarre Baden St. Stephan,Reg. Nr.50 Stadtarchiv Baden, Augustinerakten, Fasz. 2, Nr. 7 und Originalblatt Papier, dat. 27. Mai 1651 '® Diöz. Arch. Wien, Pfarre Baden St. Ste phan,Reg. Nr.57 "H. Rollett, Beiträge zur Chronik der Stadt Baden, Heft XII. S.56 f. mit Hinweis auf F. Leber, „Die Ritterburgen Rauheneck, Scharfeneck und Rauhenstein", BraumüUer und Seidel, Wien 1844,S. 139 f. Diöz. Arch. Wien, Pfarre Baden St. Ste phan, Original des Gesuches an das Wiener Konsistorium Archiv der Pfarre St. Christoph-St. He lena,,,Memorabilia",S.22. Reihe der Benefiziaten von St. Helena ab 28. August iTsr Herr Valentinus Hörschel, Weltprie ster, nachmals Pfarrer zu Enzersfeld. Herr Joannes Mülhart, Weltpriester. Joannes Höflich, Weltpriester, nach mals Pfarrer von ..Liechtenwerth". Herr Christophonis Albertani, Welt priester. 13

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