Wie eine solche neue „Grenzziehung" zwischen den Diözesen Wien und St. Pölten aussehen könnte, darauf wollte sich Landeshauptmann Ludwig noch nicht festlegen. Er könne sich auch, so erklärte erim Gespräch mit „Kathpres", die Wiedererrichtung einer eigenen Di özese Wiener Neustadt vorstellen. Das Interesse an einer Neueinteilung be gründete Ludwig mit der Tatsache, daß mehr als 480 niederösterreichische Pfar ren heute aufdem Gebiet der Erzdiözese Wien liegen. In diesem Zusammenhang unterstrich Landeshauptmann Ludwig auch das große Interesse der niederösterreichi schen Landesregierung an der baldigen Ernennung eines neuen Wiener Erzbischofs. Der Nachfolger von Kardinal König sollte, so meinte Ludwig, ein „erfahrener Seelsorger" sein. Ludwig verwies dabei auch auf die gute Zusam menarbeit des Landes Niederösterreich mit der Erzdiözese Wien und ihrem derzeitigen Diözesanadministrator, Weihbischof Dr. Helmut Krätzl, vor al lem auch aufsozialem und denkmalpflegerischem Gebiet. Dem Bergopfer Kaplan Michael Adel zum 10. Todestag: Meine heiße Liebe zu den himmelra genden Bergen führte mich mehrmals in das romantische Gesäuse und verlockte mich auch ein paarmal zu einem Besuch des wohlgepflegten Bergfriedhofs im ab gelegenen Johnsbach, wo auf einem Kupferbuch und auf den Tafeln im Friedhofsportal des wohlgepflegten und stimmungsvollen „sakralen Kleinods" (so im ausgezeichneten Prospekt)die 409 Namen von Bergsteigern verzeichnet sind, die in den Gesäusebergen und Haller Tauern von 1810 bis 1981 den Bergtod gestorben sind; darunter auch der Name des jungen, hoffnungsvollen Kaplans und meines Hörers, Michael Adel (geb. zu Wien 22.3.1949, Priester 29. 6. 1974, Kaplan in Baden, St. Ste phan, dann in Groß-Jedlersdorf, verun glückt am 28.9. 1976). Bei dem gegen wärtigen,schon katastrophalen Priester mangel ein herber Verlust für die Erz diözese Wien. Dr.F.Loidl Kaplan Adel verunglückt Er war ein Pfarrkind aus St. Florian und hat durch Jahre hindurch in unse rer Kirche ministriert. Nach der Mittel schule, einem Betriebseinsatz bei der Firma Kaindl und dem Bundesheer folgte er dem Ruf Gottes und trat ins Wiener Priesterseminar ein. Auch wäh rend der Jahre des TheoJogiestudiums blieb er mit unserer Pfarre verbunden und wirkte in der Bubenjungschar eifrig mit. Vor zwei Jahren, am 30. Juni 1974, hatten wir die Freude, mit ihm seine Primizmesse in unserer Kirche mitzu feiern. Nach einem Jahr Kaplanstätigkeit in Baden wurde er vom Bischof als Kaplan nach Groß-Jedlersdorf zu Herrn Pfarrer Rudolf Maier, der auch vielen Florianern von seiner früheren Tätigkeit hier als Kaplan bekannt sein wird, berufen. Auch dort war ihm nur ein Jahr Tätig keit gegönnt, denn am Dienstag,dem 28. September 1976, verunglückte er bei einer Bergtour im Gesäuse tödlich, als er auf einem steinigen Pfad beim Ab stieg durch darunterliegendes lockeres Erdreich den Halt verlor und 150 m in die Tiefe stürzte. Am Donnerstag, dem 7. Oktober 1976, nahm die Pfarre Groß-Jedlersdorf von ihrem Kaplan Abschied. Viele Priester, Freunde und Bekannte aus den Pfarren, in denen er gewirkt hatte, gaben dem 27jähngen Verstorbenen das letzte Ge leit. Eine große Anzahl von Menschen, auch viele aus St. Florian, nahmen am Begräbnis teil und bekundeten, wie sehr er als Priester geschätzt und beliebt war, wieviel er den Menschen durch die Ausspendung der Sakramente, durch seine tieffromme Art und seine Freund lichkeit und Hilfsbereitschaft gegeben hat. Nach dem Gedenkgottesdienst nahm der hwst. Herr Kardinal Dr. König die Einsegnung in der Kirche vor, und dann führte der Kondukt zum Groß-Jedlersdorfer Friedhof, wo der hw. Herr Dechant Gullner die Einsegnung hielt. Die Pfarre St. Florian gedachte des Verstorbenen am Freitag, dem 8. Okto ber 1976, um 18.30 Uhr in einem feierli chen Requiem, wo Kpl. Mück den Dank der Pfarre aussprach für alles, was er hier gewirkt hat. Wenn auch der Verlust von Kpl. Adel uns alle mit Schmerz und Trauer erfüllt, so wollen wir als Christen dennoch Trost suchen im Glauben an die Auferstehung und damit den trauernden Angehörigen auch in ihrem Leid Trost geben. -KIIm folgenden bringen wir die Ab schiedsworte, die Pfarrer Maier an der Bahre des toten Kaplans während des Gottesdienstes sprach: Hochwürdiger Herr Kaplan! Lieber Michael! Ich danke Dir, daß Du noch einmal zu uns in die Kirche gekommen bist und daß ich mit Dir diese Abschiedsmesse feiern darf. Es haben schon viele Kapläne bei uns eine Abschiedsmesse ge feiert. wenn sie einen anderen Posten antreten mußten.Sie sind in eine andere Pfarre gekommen, in den Dom oder haben selbst eine Pfarrstelle übernom men.Du,Michael, hast auch eine andere Aufgabe übernommen. Dich hat nicht der Bischof gerufen, Dich hat der All mächtige selbst gerufen. Es schmerzt uns sehr, daß wir Dich hergeben müssen. Wir hätten dich so notwendig gebraucht. So viele Kinder warten in der Schule und in den Seel sorgestunden auf ihren Katecheten. Die Jugend hat in Dir den verloren, der ihnen Bergführer aufdem Wegzur Höhe des Lebens war. Wir alle vermissen Dich im Gottesdienst, den Du mit so viel Liebe vorbereitet hast. Die Taufkinder und deren Eltern, die Du immer wieder besucht hast, sind nun verwaist. Der Gesangsverein vermißt Deine schöne Stimme. Wir hätten Dich auf jedem Gebiet noch so notwendig gebraucht, Gott aber hat Dich zu einer größeren Aufgabe gerufen. So müssen wir Dich, wenn auch schweren Herzens, fiir Dei nen neuen Dienst freigeben. Ich danke Dir für alles, was Du in unserer Pfarre getan und gewirkt hast. Ich darf Dir an dieser Stelle den Dank aller sagen, die hier sind und die Dich gekannt haben. Wir danken Dir, daß Du uns durch Dein fröhliches, hilfsbereites Wesen die Unbesorgtheit eines Gottes kindes nicht gepredigt, sondern einfach vorgelebt hast. Wir bitten Dich, vergiß uns nicht. Du kannst auf Deinem neuen Posten sicher unser aller Fürsprecher sein. Vergiß Deine lieben Eltern, Geschwister und Verwandten nicht. Vergiß nicht die Pfarren Deiner kurzen priesterlichen Laufbahn und die vielen Menschen, mit denen Du Kontakt aufgenommen hast. Vergiß uns alle nicht. Wir haben Dein Gebet nicht nur auf Erden gebraucht, wir brauchen es erst recht jetzt, wo Du dem allmächtigen Gott viel näher bist, wie wir es hier sein können. Vor Deinem Sarg brennt Deine Tauf kerze.Zu Ihm,der Dich zum Gotteskind berufen hat, hast Du Dein ,Ja" gesagt. Deshalb steht neben der Taufkerze Deine Priesterkerze mit den Worten „Sacerdos in aeternum"- Du bist Prie ster in Ewigkeit. Dein Meßkelch, mit dem Du Dein erstes Meßopfer gefeiert und dann täglich die Liebe Gottes ge bracht hast,steht vor Deinem Sarg;aber auch das Kreuz, zu dem Du in bitteren Stunden aufgeschaut und Dir Kraft ge holt hast. Wenn wir jetzt das heilige Meßopfer miteinander feiern, wollen wir gemein sam in das ,,Alleluja" einstimmen, wir freilich mit Tränen des Abschieds in den Augen,Du aber in der ewigen Herrlich keit bei Ihm, wo Deine Freude ohne Ende ist. Aus: Treffpunkt (Pfarrblatt) Florian, Wien IV,Nov. 1976 St. 12
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