Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

sorge in Niederösterreich durch Kaiser Joseph n. wurden auch die Gemeinden Bierbaum, Utzenlaa und Frauendorf be rücksichtigt. Im Hofkanzleidekret vom 20. Juli 1783 wurde auch die Errichtung einer eigenen Pfarre in Bierbaum be stimmt. Am 17. Februar 1785 legte der erste Pfarrer, Christoph Richter, seinen Eid ab. Zu diesem Zeitpunkt zählten die drei Gemeinden 94 Häuser mit 607 See len. 1831 zählte die Pfarre 694, 1832 700 Seelen. 1833 wurde in der Kirche ein Kreuz weg aufgestellt. Im Jahr 1861 führte der damalige Pfarrer Georg Mitterbauer Klage über die geringe Größe der Pfarrkirche Bier baum; im Winter mußten oft 80 bis 100 Personen außerhalb der Kirche die Messe hören. Im Kircheninventar vom 11. August 1879 wird der Bauzustand der Kirche geradezu als lebensgefährlich bezeichnet. Dem schon im Jahr 1878 ausgesprochenen Ansuchen um einen Kirchenneubau wurde aber nie stattge geben. 1880 wurden ein neuer Hochaltar und zwei neue Seitenaltäre aufgestellt. 1882fand eine hl. Mission statt. 1901; Mission durch Redemptoristenpatres. 1912:Innenrenovierung der Kirche. 31. Dezember 1927 bis 8. Jänner 1928: Mission durch Jesuitenpatres. Die Pfarrer der Pfarre Bierbaum seit 1785: 1. Christoph Richter, 17. Februar 1785 bis 24.Jänner 1790(t). 2. Anton Steffelbauer, 16. April 1790 bis 25.Jänner 1806(t). 3.P. Innozenz Tegral, unbeschuhter Karmelit, 12. November 1806 bis 6. Juni 1816. 4.P. Florian Nagler OCist (aus dem aufgehobenen Zisterzienserstifl Raiten haslach in Bayern), 12. November 1816 bis 6. Dezember 1834(f). 5.Johann Bachmayer, 17. März 1835 bis 16. Februar 1845(t). 6.Ignaz Wolfgang Simon, 7. Juli 1845 bis 16. November 1855. 7. Georg Mitterbauer, 7. Mai 1856 bis 27. Mai 1874(t). 8.Joseph Kummerer, 10. September 1874 bis 12. März 1879(t). 9.Joseph Kaltenegger, 11. August 1879 bis 1890. 10. Wilhelm Sponer, 1. Juli 1890 bis 15. April 1903. 11. Vinzenz Wendlik, 5. August. 1903 bis 13.Februar 1914(t). 12. Rudolf Schwarz, 1. Oktober 1914 bis 1. Oktober 1925. 13. Robert Drach, Provisor seit 1. No vember 1925, Pfarrer seit 1. August 1926, resigniert mit 31. Oktober 1938. 14.Ernst Kafko, Provisor seit 2. No vember 1938, Pfarrer seit 1. April 1946 bis 12. August 1966(t). 15.Rudolf Masopust, Lokalprovisor 16. August 1966 bis 16. Mai 1975(t). 16. Ludwig Gnan,Pfarrer von Königsbrimn,seit 1. Juli 1975 Excurrendoprovisor von Bierbaum. (t): als Pfarrer von Bierbaum gestor ben. Quellen; Diözesanarchiv Wien, Pfarr akten Bierbaum a. Kleebühel; Perso nalstände der Erzdiözese Wien. Mag.Dr.Johann Weißensteiner Der 21. November 1916: Tod Kaiser Franz Josephs. Augenzeugenbericht von der Trauerfeier Nachfolgend bringen wir einen Be richt eines ehemaligen Zöglings des k. k. Waisenhauses. Wenn auch der 21. Novem ber als Erinnerungstag an den Tod des großen Kaisers Franz Joseph I. schon hinter uns liegt, so stehen wir doch noch im Gedächtnisjahre seines Todes. Die Knaben des k. k. Waisenhauses waren die einzigen Kinder, die als geschlossene Gruppe mit ihren Lehrern und Erzie hern am Begräbnis teilnahmen. Am Franz-Josefs-Kai nahmen wir zum Schluß Aufstellung und sahen den gan zen Trauerzug, der ein letztes Mal Größe und Würde der alten Donaumon archie zeigte. Es war ein Dienstag, daran erinnere ich mich noch genau. Wir gingen zum hl. Segen in der Anstaltskirche; er fand um halb 7 Uhr abends statt. Gehalten hat ihn Hochw. Richard Seyss-Inquart, der später Leiter der Erziehungsanstalt Kai ser-Ebersdorf war, damals als Feldkurat im Reservespital Nr. 20 wirkend, das in einem Teil des k. k. Waisenhauses er richtet war. Die Teilnahme am hl. Segen abends war während der Kriegszeit je den Dienstag zusätzlich vorgesehen. Sonst gingen wir Samstag und Sonntag zum Abendsegen. An jenem Dienstag, dem 21. November, sagte der Priester plötzlich: „Lasset uns beten für unseren schwerkranken Kaiser..." Nächsten Tag früh in der hl. Messe um halb 7 Uhr hieß es dann: „Lasset uns beten für unseren in Gott verschiedenen Kaiser." Franz Joseph I. war im 87. Lebensjahre gestorben, nach einer 68jährigen Regierungszeit, die von nicht geringen Schwierigkeiten, manchen Stürmen und schließlich von schweren persönlichen Schicksalsschlägen für den Kaiser erfüllt war. Wenn wir damals im Kindesalter nicht alles schon erfassen konnten,empfanden wir doch etwas von dem Ernst dieser Zeit mitten im Ersten Weltkrieg und hörten mancherorts von Ungewisser Zukunft. Wohl nach alter Tradition und Sitte waren wir Zöglinge des k. k. Waisenhau ses ausersehen, nach dem Tod eines Mitgliedes der kaiserlichen Familie bei den dann aufgeopferten hl. Messen, Mi nistrantendienste zu leisten. So fuhren auch nach dem Tod des Kaisers zwölf Ministranten an vier auf einanderfolgenden Tagen in früher Mor genstunde zur Hofburg, die noch im Dunkel lag. Als einer dieser „Erwähl ten" ist mir dies noch in lebendiger Erinnerung. Ich sehe da noch vor mir die mit Trauerschleiern umhüllten Kan delaber beim äußeren Burgtor. Im Winde flatterten die düsteren Trauerhül len. Wir schritten zur Burgkapelle. Zu erst aber bekamen wir in der Küche-es ging hinunter - ein durchaus entspre chendes Frühstück, das in der sich schon auswirkenden Kriegszeit wahrlich nicht zu verachten und uns allen sehr willkommen war: Milchkaffee mit Ge bäck u. dgl., und das reichlich. Dies sei nicht unerwähnt. In der Hofburgkapelle stand der be reits verschlossene Sarg des Kaisers, umgeben von den Kronen - soweit ich mich entsinne, war neben der österrei chischen auch die ungarische Krone zu sehen -, dazu kamen die hohen Aus zeichnungen des verstorbenen Mon archen. An drei Altären wurden von 8 Uhr früh bis I Uhr mittags ununterbrochen hl. Messen dargebracht, wobei wir, im mer zu zweit, ministrierten, insgesamt also immer sechs, während die anderen sechs in der Sakristei wartend bereit waren. Da kamen auch Bischöfe und Würden träger aus ganz Österreich, aus dem alten großen Reich. Da hörte man vom Erzbischof von Krakau, der eingetroffen war, dann vom Erzbischof von Olmütz (Stojan hieß er), und nicht wenige an dere von Rang und Namen waren er schienen. Um den Sarkophag standen, wie Sta tuen, Angehörige der Leibwache, es sollen auch Magnaten aus Ungarn unter ihnen gewesen sein, die mit ihren über geworfenen Tigerfellen besonders feier lich aussahen. Dabei wogte unaufhörlich der Strom der Massen des Volkes durch die Kapelle, kamen Ungezählte, um ihren toten Herrscher im Vorüberschrei ten nochmalszu grüßen. An einem der Tage wurde dieser „Strom" für einige Zeit unterbrochen, die Kapelle war leer geworden.Indessen hätten der deutsche Kaiser Wilhelm und Kaiser Karl sie betreten, um kurz zu verweilen. So hörte man - einige von uns behaupteten sogar, die beiden ho hen Trauergäste gesehen zu haben. Es wurde zwar dann mehr oder weniger dementiert, dürfte aber doch gestimmt haben. Am Tag der Beisetzung selber sahen wir jedenfalls Zar Ferdinand von Bulgarien. Obwohl nur 50 Jahre zurückliegend, gehört dies alles heute einer längst vergangenen und überwundenen Ge schichte an, ist nur mehr historisch beachtlich und wertvoll, dennoch wert voll. Sind doch in darauf folgenden 50 Jahren ganz andere Stürme und er schütternde Ereignisse über unser Österreich hereingebrochen, das vor übergehend sogar, äußerlich, ausge löscht war, 1945 aber aufs neue erstand, wenngleich es sich jetzt um unser im Vergleich kleines Österreich besonderer Prägung, um das neutrale und um ein im österreichischen Sinne nationales Österreich handelt. Daß sich gerade in letzter Zeit trotz

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