gend wirkten wie im Hinterland.Zudem mußte ich mit dem Arzt und dem Rich ter in die verlöschenden Augen blicken, was aufdie Minute aufgezeichnet wurde. Einst hatte ich geloben müssen, keine Aufzeichnungen und Mitteilungen über mit dem Militär zusammenhängende Beobachtungen, Erkundigungen, Dienstverrichtungen etc. und natürlich über die Hinrichtungen Informationen weiterzugeben. Machte daher auch keine Aufzeichnungen, mußte man doch mit Kontrollen, Hausdurchsuchungen u. a., vornehmlich mit der Überwachung durch die Gestapo rechnen. Die größte Sorge für mich war stets, mich keiner Übertretung schuldig zu machen, da ich sonst aus der Heeresseelsorge entlassen und bei der gegnerischen Einstellung der NSDAP gewiß kein Nachfolger mehr ernannt würde und damit die Militär seelsorge allmählich ausgetrocknet würde. Vorwürfe würden gegen mich von unserer Seite sicher erhoben wer den, Dank empfing ich aber keinen für mein Durchhalten. Daher Klugheit und Vorsorge! Es blieben mir einige auffallende Ge schehnisse im Gedächtnis haften, so vor allem die letzte Massenerschießung im Frühjahr 1945, wo es vierzehn Soldaten traf. Nachholend muß ich noch erinnern, daß wir ab 1943 bis 1945 nicht nach Kagran gerufen wurden, sondern im Wiener Landesgericht amtierten, da in dieser Zeit die Hinrichtungen auch fürs Militär durch Enthauptungen vollzogen wurden, worüber an anderer Stelle be reits berichtet wurde. Die Betreuungszeit dauerte da von 15 bis 18 Uhr, meist am Freitag, also mit den verurteilten Zivilisten, natürlich auch unter Beisein eines ns.-vertrauten Aufsehers, weshalb ich für die Beichte mir.einen Kniff ausdenken mußte. In der Trostkaserne dürfte ein Mikrofon eingebaut gewesen sein, da ich beim zweiten Besuch in der Todeszelle von der Kanzlei der Standortpfarre (Wien VI., Stiflskaserne) aufmerksam gemacht und zur Vorsicht gemahnt wurde. Die Todeskandidaten hatten ja nichts mehr zu verlieren, konnten sich also politisch „auslassen" und taten es auch manch mal gründlich und für mich gefährlich. Für die angedeutete Großhinrichtung wurde wieder der Kagraner Schießplatz ausgewählt. Ich war unterdessen als Pfarrvikar an die Stadtpfarre St. Augu stin, Wien I, übersetzt worden und be treute von dort aus die zur Enthauptung Verurteilten, als an jenem denkwürdi gen Frühlingsmorgen, zwischen drei und vier Uhr früh, ein offenes Miiitarauto vor dem Haustor anhielt, dann kräftigst angeläutet und nach mir ver langt wurde. Ich blickte durchs Fenster vom ersten Stock vorsichtig hinunter und bemerkte einige Stahlhelme. Mein erster Gedanke war,jetzt komme ich an die Reihe tmd holen sie mich ab. Was habe ich angestellt? Aufgeklärt über ihr Vorhaben schlüpfte ich in den Wagen, und in i-asanter Fahrt ging es durch das nächtliche Wien zur Trostkaserne, wo 14 Todeskandidaten aufden herbeigeholten Pfarrer warteten. Zum Glück war auch ein zweiter Kollege aus Ottakring her beigebracht worden," der aber leider nicht den Erwartungen entsprach, so daß mir auch seine Soldaten aufgelastet wurden. Alle bis auf einen „bissen" an, das heißt, ließen sich zu einer Beichte herbei. Etwa um 6.30 Uhr fuhren wir überstürzt ab,je sieben Mann im vergit terten Wagen, wieder den traurigen Weg, der mir bekannt war. Auf dem Schießplatz erwarteten uns an die 200 Mann aufeiner Tribüne, natürlich unbewaffiiet; sie sollten als Zuschauer von einer Desertation abgeschreckt werden. Ich erfuhr, daß 90 Deserteure - in Wien soll es bereits über 20.000 U-Boote gege ben haben - erschossen werden sollten. Der junge SS-Richter wollte ein grausi ges Exempel statuieren. Ich sah auch einen Goldfasan, einen ns. Kreisleiter aus Floridsdorf(?) unter den Offizieren stehen.Je sieben Mann wurden hinterei nander an die Pfähle gebunden, dann Verlauf wie immer, und es krachten die Salven in den trüben Morgen hinein, nachdem vorher von den Pfählen laute Schreie ertönten, wovon mir vier noch lange in den Ohren klangen: Nieder mit Hitler, Göring verrecke, Heil Moskau! und; Es lebe Christus! Sofort war mir klar geworden, das waren junge Wider standskämpfer. Kriegsgegner und Kriegsbeender, einig in diesem einen Ziel, längst vom gequälten Volk erhofft. Lauter junge, gesunde, ausgesuchte Leute, Jungmänner in den besten Jah ren hingen nun mit verzerrten Gesich tern an den Pfählen mit offenen Mün dern. Auch ich mußte den Toten in die erloschenen Augen als Zeuge ihres To des blicken, also mitbezeugen. So verschieden in ihrer Gesirmung und in ruhigen Tagen getrennt und vielleicht gegeneinander, waren sie einig geworden im gemeinsamen Widerstand bis in den Tod, einig für ein friedliches und freies gemeinsames Vaterland Österreich. Echte Kriegsopfer, denn nur der alles zerstörende und verzehrende Völkerkrieg stürzte sie in dieses Los, raubte ihnen Zukunft und Leben, schuldlos durch Kriegsverursacher und Kriegsverlängerer geopfert. Nie wieder Krieg!, war der sich aufdrängende Ge danke. ja Losung, mir an die Seele greifend. Ist nun dieser Gedenkstein als eine Erinnerung an die Opfer gedacht, so mag er als lebendiges Zeichen und Mahnmal jedem Vorbeigehenden und Vorbeieilenden einprägsam und laut zu rufen: Hilf mit bei allen Friedensbemü hungen und Friedenswerken in unserem Lande und in aller Welt. So angesehen und angenommen, hat er nun wohl erst nach vier oder fünf Jahrzehnten errich tet, seine volle Aktualität und Sendung, seine Berechtigung und Bedeutung. Merkwürdig für mich, als letzter Zeuge für heute aufgespart zu sein. Daher die Verpflichtung für mich, bei diesem Fest akt öffentliches und wahres Zeugnis abzulegen. Mit tiefster Nachempfindung und innerer Genugtuung stehe ich vor dem Stein,dem Allmächtigen dafür dan kend, daß es mir beschieden war, aller letzten Kameradschaftsdienst einst lei sten zu dürfen. Möge es nie mehr wieder so weit kommen, daß ein solcher odeiähnlicher Gedenkstein nach unsäglichen Kriegsleiden aufgestellt werden müßte. Dr.FranzLoidl Notizen zur Geschichte der Pfarre Bierbaum a. Kleebühel Die Pfarrkirche in Bierbaum ist dem hl. Laurentius geweiht. Es ist eine be kannte Tatsache, daß sich Laurentius kirchen oft in der Nähe von älteren Stephanskirchen befinden, deren Filia len sie waren. Dies ist auch bei der Laurentiuskirche in Bierbaum der Fall: sie war zunächst eine Filiale der Ste phanskirche in Kirchberg am Wagram. Vor 1429 wurde Bierbaum von Kirchberg getrennt und eigene Pfarre; im Verzeichnis der Pfarren der Diözese Passau in Niederösterreich wird- Bier baum schon als eigene Pfarre genannt; das Patronatsrecht über sie stand dem jeweiligen Pfarrer von Kirchberg zu. Bis 1537/38 blieb Bierbaum eigene Pfarre. Damals nützte die Witwe Georgs von Puchheim den Tod eines Pfarrers von Bierbaum dazu aus,die Güter der Pfarre Bierbaum an sich zu bringen. So blieb die Pfarre unbesetzt. 1543 wird sie ber«ts als Filiale von Kirchberg bezeich net. Dies blieb Bierbaum auch bis zum Jahr 1785. Freilich versuchten die Ge meinden Bierbaum, Utzenlaa - dieser Ort war mehr als zwei Stunden von der Pfarrkirche in Kirchberg entfernt - und Frauendorf wiederholt, wieder einen eigenen Seelsorger zu bekommen. Ent sprechende Ansuchen wurden in den Jähren 1749, 1766 und 1779 an die kirch lichen Behörden gerichtet. Der Wider stand der Pfarrer von Kirchberg gegen eine Abtrennung dieser Filialen war aber zu groß. Die Gemeinden erreichten aber, daß seit 1750 an jedem zweiten Sonntag in Bierbaum eine heilige Messe gelesen wurde. 1754 wurde ihnen die Lesung einer heiligen Messe an allen Sonn- und Feiertagen zugestanden. Die Gemeinden mußten dafür an die Pfarr kirche Kirchberg 65 Gulden jährlich bezahlen. Seit diesem Zeitpunkt wurden in Bierbaum auch Trauungen und Be gräbnisse abgehalten,zur Taufe mußten aber die Kinder noch immer nach Kirch berg gebracht werden. Am 10. Juni 1780 bewilligte das Domkapitel in Passau als Grundherrschaft von Oberstockstall, zu der auch Bierbaum gehörte, die Anstel lung eines Expositus in Bierbaum. Für diesen wurde der verfallene Pfarrhof unter Mithilfe der Gemeinden wiederherge^ellt. Außerdem verpflichteten sich die drei Gemeinden in einem feierli chen Vertrag vom 31, August 1780, für den Unterhalt des Expositus jährlich 20 Gulden beizutragen sowie eine Lebens mittelsammlung für diesen-zu veranstal ten, Bei der Neuordnung der Pfcrrseel-
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