Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Pfarre St. Laurenz am 1986 Das 200-Jahr-Jubiläum (Kirchweihtag 29. September 1786) der bedeutenden Pfarre im 7. Wiener Gemeindebezirk, Neubau, wurde mit festlichen Gottes diensten sowie künstlerischen und ge selligen Veranstaltungen in der Zeit vom 27. September bis 5. Oktober 1986 wür dig begangen. Als bleibende Frucht die ses Jubiläums stellt sich eine Festschrift dar, die unter dem oben angeführten Titel vom hw. Herrn Pfarrer, P. Prior Johannes Kellner OT, herausgegeben wurde. Sie soll im folgenden in einigen Sätzen vorgestellt werden. Der stattli che, mit reichem Abbildungsmaterial ausgestattete Band (Umfang 329 Seiten) wird eingeleitet mit den Grußadressen des Diözesanbischofs, .des Abtes des Schottenstiftes, des Hochmeisters des Deutschen Ordens, des Pfarrers und des Bezirksvorstehers. Schon darin kommt zum Ausdruck, daß die dem Schotten stift inkorporierte Pfarre seit 1946- also seit 40 Jahren - von Priestern des Deut schen Ordens betreut wird. Den Hauptteil des Buches bilden vier fachwissenschaftliche Beiträge. Hofrat Otto F. Winter behandelt die Pfarrge schichte, Univ.-Dozent Mario Schwarz den kunstgeschichtlichen Aspekt, Univ.- Dozent Hw. Leopold M. Kantner die Kirchenmusik und P. Bernhard Demel, Leiter des Zentralarchivs des Deutschen Ordens,den Deutschen Orden und seine Beziehung zu Schottenfeld. Jeder dieser Beiträge weist einen umfangreichen An merkungsapparat auf, aus dem zu ent nehmen ist, daß neben der einschlägi gen, weit verstreuten Literatur auch die Originalquellen, namentlich aus dem Pfarrarchiv, aus dem Archiv des Schot tenstiftes und aus dem Wiener Diözesan archiv herangezogen wurden. Der „geschichtliche Überblick" be steht aus einer einleitenden Schilderung der Besiedlungsentwicklung von der Urzeit bis zur Vorstadt Schottenfeld und des Ausbaus der kirchlichen Organisa tionsformen von den Anfängen des Chri stentums auf Wiener Boden bis zur Herauslösung der neuen Pfarre aus dem Sprengel der Mutterpfarre St. Ulrich. Es folgt die Darstellung der Pfarrgründung im Rahmen der kirchenpolitischen Maß nahmen Kaiser Josephs II., des Kirchen baues. der Altarweihe und der Auf nahme der Seelsorgetätigkeit. Für die 200 Jahre Pfarrgeschichte seit dem Jahr 1786 bot sich eine Untergliederung in drei Zeitabschnitte an, die sich deutlich voneinander abheben: Die Pfarre in der Vorstadt Schottenfeld(1786 bis 1850), die Pfarre im 7. Wiener Gemeindebezirk bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1850 bis 1914), die Pfarre in den Krisen des 20. Jahrhunderts (1914 bis 1986), letzterer wieder zweigeteilt in die Kapi tel „Vom Ersten zum Zweiten Welt krieg" (1914 bis 1946) und „Die Pfarre unter Betreuung des Deutschen Or dens" (1946 bis 1986). Jeder dieser Ab schnitte wird eingeleitet mit einem Überblick über die relevanten politi schen, wirtschaftlichen, sozialen und Schottenfeld 1786 bis kirchlichen Entwicklungen im allgemei nen und im lokalen Rahmen des 7. Bezirkes und deren Auswirkungen auf die Pfarre. Es folgen dann Übersichten über die personelle Besetzung und die geistlichen Berufungen, über bauliche Maßnahmen und Anschaffungen liturgi scher Gegenstände, schließlich über das religiöse Leben in der Pfarre {Gottes dienstordnung und Gestaltung der Got tesdienste, seelsorgerische Aktivitäten, Religionsunterricht, katholisches Ver einswesen, karitative Stiftungen u. a.). Eingehendere biographische Studien sind gewidmet den langjährig wirken den, bedeutenden Pfarrern P. Honorius Kraus OSB (1811 bis 1850), P. Urban Loritz OSB (1850 bis 1881) und P. Fried rich Kausch OT(1946-1974). Der kunsthistorische Beitrag analy siert den Kirchenbau als charakteristi sche Form der Sakralarchitektur josephinischer Prägung und stellt den Baumei ster, Andreas Zach, vor. Es erfolgt eine Beschreibung der Ausstattung mit Kunstwerken hervorragender Qualität, die zum Teil später durch andere Werke ersetzt wurden. Weitere Kapitel befas sen sich mit den baulichen Veränderun gen, namentlich im Lauf des 19. Jahr hunderts, mit der Behebung der Kriegs schäden nach 1945 und mit den noch vorhandenen liturgischen Geräten, Paramenten und Kirchenglocken sowie anderen Objekten von künstlerischem Wert. Der speziell der Kirchenmusik gewid mete Beitrag ist gerechtfertigt durch den Umstand,daß der Erbauer der Schotten felder Orgel kein geringerer ist als Franz X. Chrismann, der Meister der Bruck nerorgel in St. Florian, außerdem da durch. daß infolge der Gründung eines Kirchenmusikvereins durch Pfarrer P. Honorius Kraus in diesem Bereich Schottenfeld eine weithin wirkende Vorbildstellung zukam. Das Ziel des Beitrags über den Deut schen Orden ist es, die große jahrhun dertelange Geschichte dieser Gemein schaft, die - noch als Ritterorden - oft Anfeindungen und Mißverständnissen ausgesetzt war, in den wesentlichen Entwicklungslinien vorzustellen, und die Aufgaben in der Gegenwart, beson ders aus der Sicht der "österreichischen Provinz und des Betreuungsabkommens mit dem Schottenstifl über die Pfarre Schottenfeld,aufzuzeigen. Mit dieser kurzen Darstellung von Inhalt und Zielsetzung der Festschrift soll erwiesen werden,daß hier ein Werk vorliegt, in dem alle wichtigen Aspekte des Werdens der Pfarre Schottenfeld in exemplarischer Weise behandelt wer den. Sie stellt damit auch einen Beitrag zur gesamten Wiener Kirchengeschichte für eine Epoche dar, in der noch man ches einer eingehenden wissenschaftli chen Erforschung harrt. Darüber hinaus kann die daraus zu schöpfende Gewiß heit der Bewältigung der immer wieder auftretenden großen Schwierigkeiten in der Vergangenheit dazu beitragen, den Problemen der Gegenwart mit Hoffnung und Zuversicht gegenüberzutreten. In diesem Sinne ist zu wünschen,daß diese Festschrift nicht nur die Pfarrangehöri gen zu einer engeren Bindung in ihrer jubilierenden Gemeinschaft zusammen führt, sondern daß sie auch zahlreiche andere Leser findet, die an einer Dar stellung der Möglichkeiten, innerhalb derer sich „Kirche" in Wien an der Basis realisieren kann,interessiert sind. Bestellungen sind an das Pfarramt Schottenfeld, 1070 Wien, Westbahn straße 17,zu richten. Dr.O.F. Winter Gedenkstein-Enthüllung für Widerstands kämpfer - Soldaten und Feuerwehrleute - auf der Kagraner Schieß-Stätte, am 5. No vember 1984 (Nachträglich erweiterte Gedenkrede.) Geehrte Zuhörerschaft! Dank und Anerkennung den Persön lichkeiten, die sich um die Schaffung und Aufstellung dieses Ehren-, Gedächt nis- und Mahnmales wider alle Schwie rigkeiten und Bedenken nach über vier Jahrzehnten auf diesem blutbefleckten Erdenstück verdient gemacht haben.Ich möchte besonders meinen Freund, Oberst Sektionschef Dr. Ferdinand Käs, ehrend erwähnen und ihm danken, mit dem ich die Lokalbestimmung vorneh men konnte, nachdem uns das Doku mentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes damit beauftragt hatte-er tätig als militärischer Fachmann,ich als letzter Augenzeuge, was die Seelsorger der Deutschen Wehrmacht und die Standortpfarrer angeht,seien es katholi sche, seien es auch vereinzelte prote stantische Pfarrer. Ich werde aufder Einladung als Zeuge bezeichnet - richtiger und besser wäre Helfer, Tröster, Beistand, eben Seelsor ger und priesterlicher Freund, weil da mit meine Aufgabe, mein Dienst angege ben erscheint. Dazu eine notwendige Aufklärung. Im Herbst 1941 wurde ich vom Wehrkreispfarrer Josef Tegel (Wehrkreis XVII, d. i. Wien, OÖ, NÖ und Burgen land) dringendst gebeten, mich als Standortpfarrer i. Nebenamt für GroßWien einsetzen zu lassen, da manche Priester ausgefallen, andere mit der Gestapo in Schwierigkeiten geraten und daher untragbar geworden seien; er finde niemanden mehr,ich sei ihm emp fohlen worden. Nach Rücksprache mit

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