Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Franz JosefStrauß wiederum zu treffen, reiste Pfarrer Enzmann im September zum Tag der christlich-demokratischen Parteien nach Salzburg. Mit dem am 9. Oktober verstorbenen Kardinal Theodor Innitzer schied ein großer Befürworter des Kirchenbaues aus dem Leben. Auch 1957 fanden Be sprechungen wegen der Kirchenbau gründe bei Dompropst Wagner statt, im Juli war Msgr. Gast bei Bundeskanzler Raab zum Essen im Deutschen Haus. Erstmalig kam Erzbischof Dr. König mit seinem Zeremoniär Helmut Krätzl im Mai nach Breitenfurt. Das Bild der Kirche in St. Josef, die Glorie des heili gen Josef, wurde zum Mittelpunkt einer Ansprache, anschließend firmte der Erz bischof Breitenfurter Kinder. Im Sep tember zog eine Wallfahrt nach Maria zell, wo der päpstliche Nuntius das Pontifikalamt zelebrierte. Der anschlie-' ßenden Jubelfeier wohnte Unterrichts minister Dr. Heinrich Drimmel bei. Im Spätherbst dieses Jahres weihte Msgr. das fertiggestellte Haus des Sektions chefs Dipl.-Ing. Klohs. Handelsminister Dr. Bock und Dompfarrer Dr. Dorr waren als Gäste geladen. Im Sommer hatte Msgr. Dr. Otto von Habsburg einen Besuch in seiner Villa abgestattet und war am selben Tag zur Audienz bei Kardinal Dr. Wendl. Im Jänner 1958 kam ein Juristenkonzil, wie es Msgr. nannte, zur einhelligen Über zeugung, gegen den ÖGB nötigenfalls die Klage zur Erfüllung der berechtigten Forderungen einzubringen. 20 Jahre nach der Kristallnacht des 9. November 1938, in der 20 Synagogen in Flammen aufgingen, fand sich im Opferstock der Pfarrkirche eine kleine jüdische Geldmünze. Wenige Tage spä ter wurde durch den gewählten Papst Johannes XXIII. auch Erzbischof Dr.Franz König zum Kardinal ernannt. Bürgermeister Haspel berichtete im Bei sein der ÖVP-Gemeinderäte Aloisia Enzmann imd Kurt Beran dem Altbür germeister, daß der ÖGB alleiniger Ei gentümer der Baugründe geworden sei und um 65 Millionen Schilling dieselben zu verkaufen bereit sei. Die Kauisumme solle aber bereits auf 25 Millionen redu ziert worden sein. Bürgermeister Haspel zeigte ein Modell der geplanten Ver bauung, wo auch der Kirchenbau be rücksichtigt war. Neuerliche Konferen zen fanden nun bei Dompropst Wagner mit Dr. Zettel und Just.-Sekretär Körber wegen der Kirchenbaugründe mit dem ÖGB statt. Die Marktgemeinde Breiten furt anerkannte die Ansprüche der Pfarre, nur der geplante Waidfriedhof sollte eher in den Frauenwald verlegt werden. Der 70. Geburtstag Msgrs. wurde in Heiligenkreuz gefeiert. Unter den Tele grammen war eines vom Hl. Vater in Rom, eines von Kard. Dr. König, eines von Bundeskanzler Raab. Die Marktge meinde ehrte den Jubilar durch den Titel Ehrenbürger. Im Oktober kam Bundeskanzler Raab mit seiner Gattin zum Abendessen, sechs Tage später wurden 16 Häuser auf der Parzelle 89/2 übergeben. Im Jänner 1960 erklärte sich der ÖGB bereit, die gewünschten Grundstücke an die Kirche zu übergeben. Sektionschef Dr. Latzka bestätigte dies als Obmann des Restitutionsfonds persönlich. Im Juni ließ Präsident Olah mitteilen, er wäre zur Übergabe von Grundstücken im Ausmaß von 9243 m- bereit. Kardinal Dr. König stimmte diesem Vorschlag zu. Nun billigte Erzbischof Koadjutor Dr.Jachym ein Vorhaben mit 400 Sitz plätzen,einen Pfarrhof mit drei Priester wohnungen und anderes. Msgr. sprach darauf bei Prof. Clemens Holzmeister in der Akademie der bildenden Künste vor und besprach die Kirchenbauplanung. Im Frühjahr 1962 konnte Msgr. ein Mo dell des Projektes besichtigen, es sollte eine typische Wienerwald-Kirche wer den. Holzmeister hatte ja auch den Bau platz in der Natur besichtigt. Die Pläne genehmigte auch Erzbischof Koadjutor Dr. Jachym im Atelier Prof. Holzmei sters. Zum bevorstehenden goldenen Prie sterjubiläum ernannte Seine Eminenz Pfarrer Enzmann zum Ehrendomherm des Metropolitan- und Domkapitels von St. Stephan in Wien, die Nö. Landesre gierung verlieh dem Jubilar das Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich, die Feier selbst wurde aufden 17. Juni verlegt. Zur Festfeier kam auch Altbundes kanzler Ing. Julius Raab in den „Holz meistersaal" des Gasthofes Ulm. Die Marktgemeinde stiftete ein Meßkleid, Prof. Dr. Graff(t)eine Monstranz für St. Bonifäz, ein rotes Birett BK Ing. Julius Raab. Glückwünsche kamen auch von Landeshauptmann Ing. Figl. Zum Kir chenbau sollte die Gemeinde 1,5 Millio nen Schilling aufbringen. Die Kirchen baupläne wurden bei der Nö. Landesre gierung eingereicht. Im Oktober über raschte die Marktgemeinde mit dem Gedanken, sogar 4 Millionen Schilling aufbringen zu können. Am 20. Novem ber dieses Jahres war die Bauverhand lung,. der Baubewilligungsbescheid er ging am 12. Dezember 1962. Auch Brei tenfurt hatte damals große Zukimftspläne, das „Neue Österreich" vom 13.Juli 1963 brachte Pläne der Satelli tenstadt Breitenfurt-Ost für 22.000 Be wohner. Die Insignien eines päpstlichen Geheimkämmerers wurden an Msgr.am 9. September durch den päpstlichen Nuntius Dr. Rossi überreicht. Die Zusa gen der Marktgemeinde blieben auf recht, auch Pfarrheim und Pfarrsa#»! sollten in das Projekt einbezogen wer- (ten. Nach einem Herzinfarkt ün November 1963 wurde Msgr. in das Allgemeine Krankenhaus eingeliefert. Er erhielt Be such von BR Eckert, Weihbischof Dr. Weinbacher und Dompropst Wagner. Zwei Tage vor Weihnachten konnte er erstmals wieder eine heilige Messe vor dem Volke lesen. Dem Rekonvaleszenten stattete im Jänner Erzbischof Koadjutor Dr. Ja chym einen Besuch ab, mußte aber mitteilen, daß für den Kirchenbau kein Geld vorhanden wäre. So blieb Zeit, die geänderten Pläne durch Prof. Holzmei ster bei der Nö. Landesregierung einrei chen zu lassen. Auch der päpstliche Nuntius Dr.Rossi besichtigte im Mai das Kirchenbaugelände.Im Juli folgten wei tere Bauverhandlungen, doch im De zember war es offensichtlich, daß der Kirchenbau infolge Geldmangels noch nicht begonnen werden konnte. Am 31. August des Jahres 1965 feierte Msgr. Enzmann sein goldenes Dienstjubiläum als Spiritual und Hausgeistlicher der Kongregation. Damals hatten die PP Oblaten M. V., bisher in Loretto im Burgenland tätig, vor, die Breitenfurter Pfarren zu übernehmen.Im Folgemonat konnte Msgr. Erzbischof Dr. Jachym berichten, daß die „Austria" 90 Hektar Bauland in Breitenfurt aufgekauft habe. Als Pfarrer Hartmarm auf die Pfarre St. Johann Nepomuk resignierte, wurde Msgr. zum Provisor dieser Pfarre be stellt. Über den Verlauf der am 1. Mai 1966 stattgefundenen bischöflichen Visitation kam es zu keinen Eintragungen mehr. Josef Engelbert Enzmann.verstarb am 18. Juni 1966 im 78. Lebensjahr im Krankenhaus in Mödling. Am 23. Juni wurde er nach Breitenfurt gebracht und unter großer Anteilnahme der Bevölke rung zur letzten Ruhestätte in die Gruft kapelle des Schwesternfriedhofes gelei tet. Seinen Herzenswunsch, den Kirchen bau, konnte er nicht mehr erleben, die Pläne seines Freundes Holzmeister sah er nicht mehr verwirklicht. Seine letzte Rast aber konnte er in der Kapelle finden, die Holzmeister als „Jugend werk" geschaffen hatte. Die Kongrega tion der Töchter der göttlichen Liebe gab ihm diesen Ehrenplatz zur Seite der Gründerin und ersten Oberin Franziska Lechner. Quellen: Diözesanarchiv Wien, Breiten furt und seine Geschichte, Heimatbuch, Pfarrchronik St. Josef, später St. Boni fäz, in Breitenfurt, Mutter Franziska Lechner, ihr Leben und Wirken, Wien 1928.

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