Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

durch christliche Kultur und Verwal tung für Österreich zu gewinnen: ,,Um die nach Glauben und Nationalität ge spaltenen Stämme und Klassen der Be völkerung für wahre christliche Gesit tung zu gewinnen und zu gesetzlichem Zusammenleben zu gewöhnen, genügt nicht die aus Staatsmitteln gezahlte be waffnete Macht, es genügt nicht die Bestellung europäisch geschulter Ge richte, Verwaltungsbehörden und Staatsschulen; eine höhere christliche Bildung muß noch in jene Gegenden übertragen werden, die Herzen müssen wieder gewonnen werden bei den teils vom Christentum einst abgefallenen, teils durch ein fremdes Joch scheu und mißtrauisch gewordenen Stämme." Gruscha hatte als Feldbischof, so wie es ja sein Amt verlangte, strenge Objek tivität eingehalten. Seine Bestrebungen für die katholische Kirche standen im vollen Einklang mit den kulturellen Aufgaben Österreichs auf dem Balkan. Darum konnte er sich selbst die Hoch achtung jener Kreise erwerben, die sich sonst nicht leicht für eine kirchliche Persönlichkeit erwärmen konnten''. Zusammenfassung. Die für das öster reichische Offizierskorps und ebenso für die Feldgeistlichen mehr als beschä mende Kritik des Mainzer Bischofs Ket teier fiel 1866 auf fruchtbaren Boden. Der Wiener Pastoralprofessor Anton Gruscha teilte zwar nicht die Meinung Kettelers, die exemte Militärseelsorge sei die Wurzel des Übels, war aber vollauf der Ansicht, man müsse schon in den Militärbildungsschulen im Reli gionsunterricht den Keim zur Entwick lung religiöser Gesinnung legen. Die Okkupation von Bosnien-Herzego wina zeigte 1879 den religiösen Wandel innerhalb der kaiserlichen Armee. Frei lieh sprachen dafür auch politische Gründe. Das Heer sah es als seine Pflicht an, im islamischen Südosten das christliche Europa zu präsentieren. Der Militärseelsorge wurde damit eine be deutende Rolle zugewiesen. Diese Entwicklung vom Tiefstand des Jahres 1866 zu den erfreulichen Verhält nissen des. Jahres 1879 hat Anton Gru scha als Pastoralprofessor und dann als Feldbischof nicht unwesentlich beein flußt. Anmerkungen: ' Antwortschreiben Bischof Kettelers v. Mainz vom 28. August 1866 auf das Kabinettschreiben Kaiser Franz Josephs vom 14. August 1866, in dem dieser dem Bischof dankte für die Fürsorge d. österr. Truppen u. ihrer Verwundeten, die sie in Mainz erfahren hatten. Abgedr. bei Otto Pfülf S. J., Bischof v. Ketteier, 1811-1877. 2. Band, S. 265-267, Mainz, Vlg. F. Kirchheim 1899. - Pfülfa. a. O.S.S.413 f. " Viktor Lipusch, Österreich-Ungarns kath. Militärseelsorge im Weltkrieg, Amon F. Göth, Vlg. f. Militär- u. Fachli teratur, Wien 1938,S.7 ff. 'Lipusch a. a. O.S. S. 11. Gruscha an Ketteier, abgedr. bei Pfülfa. a. O.S.414 f. " Abendblatt d. Neuer Wiener Tag blatt v. 12. Februar 1881. Dazu: Otto Posch, Anton Josef Gruscha u. d. österr. Katholizismus 1820-1911, ungedr. Diss., Wien 1947, S. 139 ff. " Konzept zu einem Schreiben an den Kaiser v. 9. April 1878, Ordin.-Archiv Wien,Nachlaß Gruscha. " Mitteilung von Msgr. Andreas Huber, ehem. Diözesanpräses d. kath. Gesellenvereins Wien. " Brief Moufangs v. 28. Jänner 1878 an Gruscha, Ordin.-Archiv Wien, Nachlaß Gruscha. Lipusch a. a. O.S.12. '' Entwurf Gruschas zu seinem Re chenschaftsbericht über seine Inspek tionsreise V. 5. bis 31. Mai 1879, Ordin.- Archiv Wien,Nachlaß Gruscha. J. Scheicher, Erlebnisse und Erin nerungen,II. Bd.S.206. Österr. Hilfsverein für Bosnien, Aufruf im Wr. Diözesanblatt Nr.21/1882, S.241. '' Zeitung: Österreichischer Volks freund v.6. März 1881. Josef Engelbert Enzmann Pfarrer und Bürgermeister(t 18. Juni 1966) 'Dr. Wilhelm Twerdy(Fortsetzung und Schluß) Msgr. Enzmann sagte in seiner Begrü ßungsansprache, daß es ihm noch nicht gelungen wäre,die Grundstücke, die der Kardinal seinerzeit selbst besichtigt hatte, ins freie Eigentum der Erzdiözese zu bekommen.Im Dezember dieses Jah res besuchte Bundeskanzler Ing. Figl die Pfarre St. Josef. 1951 fanden neuerliche Verhandlungen mit der MA 64 statt, wobei Senatsrat Dr. Halbmayer, Dr. Josef Schmid, Msgr. Enzmann und für die Gesiba Dr. Mischka anwesend wa ren. Die von Msgr.Enzmann als Bürger meister und von Ing. Michael Derfler als seinerzeit einzelzeichnungsberichtigtem Verwaltungsrat der Eigenheim Bau AG in Vaduz abgefaßte Erklärung bewirkte das Versprechen Dr. Mischkas, mit sei nem Aufsichtsrat unter Berücksichti gung der Interessen der Gemeinde Wien die kostenlose Abtretung der Parzellen zu besprechen. Drei Störche flogen in diesem Jahr nach Breitenfurt und bezogen Quartier! Als zum Jahresende ein von der Eigen heim fertiggestelltes Haus zu besich tigen war, kam Minister a. D. Präsident NR Ing. Julius Raab zur Besichtigung. Er versprach für die Weihnachtsbesche rung der Breitenfurter Kinder zu sorgen, die dann in seinem Namen Bundesrat Eckert vornahm. Das Jahr 1952 brachte die Jubeltrauung des PhilharmonikerEhepaares Hans und Hilde Koller. Der Philharmoniker und Bruder des Hans, Prof. Josef Koller, blies auf seinem Waldhorn das „Te Daum" und das ,,Ave Maria". Am 11. Oktober wurde der Schulpavillon Königsbühel eröffnet, der Pfarrer aber hiezu nicht eingeladen, wie er schmerzlich berührt festhielt. Zu Weihnachten besorgte Präsident Ing. Julius Raab wieder die Bescherung für 120 Breitenfurter Kinder. 1953 besuchte Erzbischof Koadjutor Dr. Jachym den vorgesehenen Kirchen bauplatz und wiederholte dies zu An fang des Jahres 1954. Msgr. Enzmann sprach mit anderen Herren beim damali gen Präsidenten des Österreichischen Gewerkschaftbundes, NR Johann Böhm, vor, der eine Erfüllungszusage der Wün sche Enzmanns geben konnte. Darauf fand im März die erste Bausitzung statt, neuerliche Verhandlungen mit dem ÖGB folgten. Wie hoffnungsvoll damals die Sache des Kirchenbaues beurteilt wurde, beleuchtet die Zusage von Mini ster Dr.Tschadek,das Ansuchen um die Ausgabe einer St.-Bonifazius-Sondermarke wohlwollend zu beurteilen. Einen Besuch bei Dr. Eckert in Breitenfurt nahm der päpstliche Nuntius Dr. Dellepiane zum Anlaß, nicht nur die Villa Madelaine zu besuchen, sondern auch die Kirchenbauplätze zu besichtigen, die er wunderbar fand. Wenige Tage später, am 14. Mai, besuchte auch Bundesmini ster Dr. Franz Josef Strauß aus Bonn anläßlich seines Abschieds aus Öster reich das Baugelände der Kirche, fand es sehr schön und versprach Bundesrat Eckert volle Unterstützung, Aus der Aktion CDU Aktien wurde für den Kirchenbau St. Bonifäz eine große Summe zugesagt. Zum Fronleichnams fest kam diesmal die Gattin von Bundes kanzler Raab. In den Märztagen 1955 erfolgte die Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich durch den Bundes präsidenten. Als erste Auszeichnung eines Priesters. Bundeskanzler Ing. Ju lius Raab überreichte seinem Freund Enzmann persönlich diese Auszeich nungzum 65. Geburtstag. Im Sommer fuhr Msgr. nach Bonn zur Betreibung der CDU-Aktien-Angelegen heit. Er fand Hilfe und Zuspruch bei Minister Strauß und in Fulda. Im Sep tember kam Breitenfurt zu Niederöster reich zurück, Msgr. Enzmann übernahm auch die Vertretung für die Pfarre Laab im Wald. Im November gab Msgr. im Zuge einer Audienz bei Dr. Jachym demselben eine Erklärung über die so genannte Bonifatius-Institution und die Berechtigung auf Ansprüche aus dem Erlös der CDU Aktien. Der Klosterkin dergarten wurde Nö. Landeskindergar ten. Die Bemühungen um Baukostenbei träge aus CDU Aktien scheiterten in der Folge endgültig, während der fürstlich Liechtensteinsche Oberste Gerichtshof in Vaduz die Wiedereinsetzung der Ei genheim Bau AG gegen den Rekurswerber, dem österr. Gewerkschaftsbund, bestätigte. Die St. Bonifatius-Institution in Vaduz übersandte an Msgr. eine „Stif tungsurkunde". Um Bundesminister

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