Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Offenbach 1815 im Hause des Hofrats B. Meyer mit der Wiedergabe seltener Vö gel beschäftigt fand; auch eine Schwe ster dieses H. rühmt Goethe als Pflanzenzeichnerin. Für das Altarbild der Kirche am Leo poldsberg kann nur „ein nicht näher bekannt gewordener Maler Ignatz Franz Herchenröther, der 1728 eine Tochter des Baumeisters Joh. Moser in Jauer heiratete",in Frage kommen. Die beiden großen Statuen am Hoch altar stellen den hl. Augustin (398-430), Patron der Augustinerchorherrn, und den seligen Hartmann (1090-1164), der von Salzburg als Propst in das Stift Klosterneuburg geholt wurde und als Bischof von Brixen gestorben ist, dar. Adam Vogl erwähnt sie in seiner Rech nung von 1798. Sie dürften damals vom Stift Klosterneuburg für den neuen Hochaltar beigestellt worden sein. Viel leicht stammen sie aus dem aufgehobe nen St.-Dorothea-Stift von Wien. Wenn die Strahlen der Nachmittagssonne durch das große Orgelchorfenster aufsie fallen, erstrahlen sie wie neu. In Wirk lichkeit aber wäre eine Neuvergoldung schon längst fällig. Vielleicht kann diese bis zum 900. Geburtstag des seligen Hartmann oder zum 1400. des hl. Augu stin, der mit der 200-Jahr-Feier der Wiedereröffnung der Kirche 1798 zusam menfällt,erfolgen. Möge von der alten Leopoldi Capelln am Kallenberg, von der die Befreiung Wiens ihren Ausgang genommen, von der laut P. Marco d'Aviano Kaiser Leo pold I. zuerst die Hilfe des Himmels erhalten hatte, auch in Zukunft für die alte Reichs- und Residenzstadt Wien Segen und Hilfe kommen durch das Gebet der vielen Besucher! STAKLN, NL VOL. Ktn 20. Ge werbe- und Handelsbank v. 4. Septem ber 1954 und Poosch an VOL v. 21. September 53. Wie STAKLN,NL,Ktn 16,CHRL. r.<j Wie NL VOL,OHL,Ktn 16. ßo Wie Dombauamt an VOL am 31. März 1952,NL Ktn 20. BDMA 7584/50 v. 23. August 1950, Präs.Demus an Stiftsvorstehung. ■ BDMA 6371/54 v. 13. Oktober 1954, Präs.Zykan an VOL. 6. Wie STAKLN, Kirchenamtsrechnungen 1954. STAKLN; Ktn 2386 und Archiv Kirche Leopoldsberg(=AKL): Koller/ Chorbrüstung. STAKLN,2386; AKL. Joseph Gottschalk, Hedwig von Schlesien, Botin des Friedens. Herder 1982, pag.8. STAKLN,Kirchenbauamt 1951, NL VOL,Ktn 20. STAKLN, Kirchenamt, Leopolds berg 1967. "AKL 1970. Hildebrand Troll, Papstweissagun gen des heiligen Malachias, Patlloch 1982, pag.91 s. "STAKLN,KAR.1978. "Bericht Atelier Montibeller an Eb. Ord., Diöz. Konservator Dr. Saliger und Rektorat Leopoldsberg vom 4. Novem ber 1985. „Dasz er gar keine Lebensmittl zue Stadlaw yberkhommen khönne, sondern vor Hunger und Durst crepiren müeste." Ein Sohlagiicht auf das Pestjahr 1713 in Stadlau Dr.Peter Schilling Die im Titel angeführten Worte sind der Schreckens- und Hilfeschrei eines Pestpriesters, der sich aus freien Stükken Mitte Jänner 1713 in den infizierten Marchfeldort Stadlau hatte exponieren lassen, um der Gemeinde dort als geistli cher Betreuer und Tröster an die sieben Wochen lang zur Verfügung zu stehen. Wie dieser Geistliche - er hieß Georg Kovatschiz' - und das ihm vom 18. Jänner bis zum 5. März anvertraute''^ Filialdörfchen im Kagraner Pfarrbezirk in ihre gräßliche Lage gekommen sind, soll im folgenden gezeigt werden. Es begann damit, daß am 25. Novem ber 1712 der Stadlauer Mathias Wendler zu Grabe getragen wurde,der, nachdem er gebeichtet, kommuniziert und die Letzte Ölung empfangen hatte, im Alter von 40 Jahren verstorben war. Die Todesursache ist in der Kagraner Sterbematrik mit „verdächtiger Krankheit" („suspectus morbo")angegeben."' Nun waren 1709 und 1710 pestbe drohte Jahre gewesen, die eine Reihe einschneidender Vorsichtsmaßnahmen ausgelöst hatten. Alle „über Landt ge wöhnlich gehenden Kürchfahrten", d. h. Prozessionen und Wallfahrten, waren etwa im August 1710 verboten worden, „theils wegen alzu grossen Concursus deren Leülhen, theils weil ander orths aus Hungarn od(er) and(er)n inficirten Orthen sich leicht Persohnen einfinden und die Wohlfahrenden anstöckhen, dise aber das Laydige Vnheyl mit sich in das Landt zuruckh bringen könten'"; einen Monat später hatte Kaiser Joseph I. - „wegen Verhüttung der von Gott anbetrohenden Pestilenzischen Seüche" - anbefohlen, „daß alle offendliche SchauSpill vnd Commaedien allerorthen ab-, deß gleichen die Täntz und Music in denen Schenckhstuben und Würthshäusern alsobalden eingestellet" werden sollten'"' - ein allgemeines Tanzverbot also, das,auf alle öffentlichen und priva ten Häuser und auch auf Hochzeiten ausgedehnt, 1713 unter Karl VI. nochmals an Österreich Unter und Ob der Enns erging." Im Volk dagegen erinnerte man sich „bey diesen androhenden laidigen Zeithen" wieder der Verehrung des hl. Sebastian, den man schon vor drei Jahr zehnten ,,bey vorig grassirter Pestilenz(isch)en Seuche" als besonderen Pest patron angefleht hatte. Gleich zu Jahresl3eginn 1710 teilte etwa die volksfromme Gemeinde Mannswörth mit ihrem Rich ter dem bischöfiich-passauischen Konsi storium in Wien mit, daß sie „mit genehmbhaltung ihres Herrn Pfarrers... ihr Vertrauen zu St: Sebastian genohmmen" habe; aus diesem Grunde suchte sie auch für den nahen 20. Jänner um die Erlaubnis nach,„auf ihren Vnkosten am Fest deß heyl: Sebastiani wegen abwendung der laidigen Pest vnd ande rer ybel", wie sie es während der letzten großen Epidemie gehalten hatte, „eine öffentliche procession umb ihr ganzes dorff mit herumbtragung deß hochheylligsten Sacraments auferpäulich anstel len zu dörffen".*" Da die Pest 1711 ziemlich aufgehört hatte' und da sich die Seuche für ge wöhnlich in der zweiten Novemberhälfte bzw. Anfang bis Mitte Dezember mehr oder weniger plötzlich zurückzog", -hegte man wohl in dem Fischerdörfchen Stadlau und am Pfarrorte Kagran die Hoffnung, doch von dieser Geißel ver schont zu bleiben. Überdies war ja die Winterkälte schon hereingebrochen, die erst vor zwei Tagen, am 23. November 1712, einen ungefähr vierzehryährigen Burschen unbekannten Namens aus Stockerau, der bei Michael Linter „in Jedlasee" in Diensten gestanden war, in einer Scheune (,,in horreo") erfrieren hatte lassen", und die Gefahr der An steckung damit, wie man glaubte, auf den Nullpunkt gesunken. Aber schon der kommende Monat machte diese Hoffnung wieder zunichte. Am 13. Dezember 1712 mußten der Fischer Aegydius Edlmayr und dessen Ehefrau Ursula ihre achteinhalbjährige Tochter begraben. Wie eine Eintragung im Totenbuch der Pfarre Kagran beur kundet'", hat dieses Kind - Regina Edl mayr - die Reihe der Pesttoten in Stad lau eröffnet. Nicht nur, daß der Schwarze Tod sich hier sein erstes Opfer aus einer alteingesessenen Fischerfami lie geholt hatte, die bereits vor 1867 im Ort nachzuweisen ist", bei diesem Ster befall fällt auch zum ersten Mal das alarmierende Wort „Pest" (pestis). So gar, und dies ist gar nicht so häufig, Details über die Einschleppung der Seu che von Wien aus sind festgehalten, wenn es heißt:,,Stadlau, infecta.-Die 13 Xbris s(e)p(ulta) e(st) Jnfans N(omi)ne Regina, filia legdtima) Aegidij Edlmayrs pisc(atoris) et vic(ini) eiusque con(iugis) Vrsulae, aetatis 8'/i ann(orum); peste mortua est, nam antea Viennae in Civili Hospitali infecta fuit; et sie incepit pestis in Stadlaw"'", auf deutsch: ,.Stadlau, eine Infizierte. - Am 13. Dezember ist begraben worden ein Kind mit Namen Regina, eine eheliche Tochter des Aegi dius Edlmayr, Fischers und Nachbars, 37

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