200jähriger Abwesenheit gefeiert. Es wurde wiederum an derselben Stelle aufgestellt, an der es laut Inventar 1780 seinen Platz hatte. Leider konnten wir nicht unser Original (heute Eigentum des Historischen Museums der Stadt Wien [Inv. Nr. 97.333], von 1782-1983 in der Kapelle des alten AKH, derzeit unter sicherem Verschluß) als Leihgabe bekommen, sondern müssen uns mit einer gut gelungenen Fotoreproduktion des Original-Cranachbildes aus dem Dom zu Innsbruck begnügen. Vor der laut Inventar 1780 im Kup pelpfeiler vorhandenen „blind-thier" kam eine Leihorgel zur Aufstellung. Das 500-Jahr-Jubiläum der Heiligspre chung des hl. Markgrafen Leopold im Jahre 1985 war der Anlaß, daß sich der Konservator der Erzdiözese Wien, Herr Dr. Saliger, des Markgrafen-LeopoldBildes vom Hochaltar der Kirche liebe voll angenommen und die Restaurierung desselben im Zusammenwirken mit dem Bundesdenkmalamt übernommen hat. Die Restaurierung wurde dem Atelier Montibeller, Wien III, übertragen. Während der Restaurierungsarbeiten kam die Signatur SAMBACH 1708 zum Vorschein. Infolge Beschädigung des Bildes fehlt der untere Teil der Null, so daß im ersten Augenblick ein Zweifel entstand, ob diese Zahl als Null oder als Neun zu lesen sei. Dies veranlaßte ein Nachforschen der Daten Sambachs. THIEME-BECKER, ALLGEMEINES LEXICON DER BILDENDEN KÜNSTE, vol. XXIX,pag.372: Sambach,Christian (Johann Christian), Maler, Bildhauer und Illustrator, geboren in Wien 1761, t ebenda 27. März 1797(laut Cerroni; laut Wurzbach t 1799). Schüler seines Vaters und seit 1767 zusammen mit seinem Bruder Carl (Zeichenlehrer) der Wiener Akademie... Die beiden verschiedenen. Todesdaten und das Datum 1767(Sam bach konnte mit sechs Jahren noch nicht Zeichenlehrer der Akademie sein!) gaben Anlaß zur weiteren Nachfor schung. Ergebnislos wurden die Toten bücher von 1797, 1798 und 1799 im WLSTA durchgesehen. Der PORTEM KATALOG (WLSTA) bringt folgende Daten: Geboren in Wien 1741, t 28. Jän ner 1799, und geboren in Wien 1761,t 27 März 1797. In den ABHANDLUNGEN-STERBE VERZEICHNISSE 1798-1804, pag. 101 (363), finden sich folgende Angaben: Sambach Christian, akademischer Hi storienmaler, geb. 1761, t 27. März 1797 und t 28. Jänner 1799. Die NACHLASSENSCHAFTSABHANDLUNG - Officiosa tom VII, 1799, pag. 23. num. exh. 5436, weist folgende Daten aus: Sambach Christian,akademi scher Maller, Nr.83 am Spittelberg, den 28. Jänner 1799. Verlassenschaft den 4 Geschwistern überlassen und abgetan. Rep.sob fas. 2. Num.der Reg. 153. Der 28. Jänner 1799 ist also das rich tige Todesdatum. Die zuerst als 1708 gelesene beschädigte Zahl muß 1798 heißen. Dies wurde auch durch die inzwischen aufgefundene Rechnung Sambachs für das Altarblatt bestätigt."''' Die Arbeiten am Leopoldibild erwie sen sich als sehr schwierig, wie dies der Zwischenrestaurierungsbericht vom 4. November 1985 zeigt: „Bei erster Begut achtung konnte ich einzig eine äußerst starke Verschmutzung und ein Vergil ben des Firnis erkennen. Durch diese Schmutzschichte als auch durch unzählige Übermalungen, die erst nach einigen technischen Arbeiten zum Vorschein kamen,erschien das Gemälde von klassizistischer Steifheit und epigo nenhafter Malart gehalten worden zu sein. Nach der Abnahme des Bildes vom Hochaltar mußte ich zu meinem Schrekken feststellen, daß das Leinwandbild auf eine Holzfaserplatte mit .Kaltleim' aufkaschiert wurde. Diese sogenannte .Unart' wurde während der Kriegsjahre leider allzu häufig gepflegt; aufdiese Art kann ein Gemälde nicht konserviert werden, sondern erstickt durch die un terbrochene Luftzufuhr. Ich möchte nur erwähnen,daß dieser Restaurator wahr scheinlich nicht aus Unkenntnis so ver fahren hat, sondern diese Fehlrestaurie rung auf einem Materialmangel Jener Zeit basiert. Normalerweise ist es fast unmöglich, ein Gemälde, das so einem Restaurie rungsverfahren ,zum Opfer' fiel, zu ret ten, ich möchte damit sagen, daß es kaum möglich ist, die Grundierung bei der Abnahme des Bildes von der Holzfa serplatte nicht zu beschädigen. AufGrund eines von mir entwickelten Präparates als auch Verfahrens gelang mir die höchst gefahrvolle Abnahme des Gemäldes unter mühevoller Kleinarbeit, ohne dem Ölbild den geringsten Scha den zuzufügen. Da die Kaschierung mit Kaltleim er folgte und nicht mit Restaurierkleister, war ich gezwungen, die Restbestände des Leims zu entfernen und die Lein wand mit Harz, zusammengesetzt aus Venezianerterpentin und Mastix, zu tränken, um eine weitere Austrocknung und Farbsprödigkeit zu verhindern. Hier wäre zu erwähnen, daß nach der Entfernung des Schmutzes und des ver gilbten Firnis unzählige Übermalungen zum Vorschein kamen. An der rechten unteren Seite zeigte sich während der Reinigung die Signa tur Christian Sambachs, woraufFachex perten wie Herr Dr. Pötschner, Dr. Saliger,Dr. Biba das Gemälde begutach teten. Letzten Endes erwies sich das Ge mälde als äußerst ruinös, wobei die Schadstellen mit einer gallertartigen Masse verspachtelt waren. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, war das Hochaltarbild bei einem Bombenan schlag unter Mitleidenschaft gezogen worden, worauf sich die überaus starke Beschädigung zurückführen läßt. Weiters mußte der Kittersatz mühsam mit einem Skalpell entfernt, die Risse als auch die Büge mit feinem Japanpa pier unterlegt werden, dessen Ränder mit feinstem Schleifpapier geschliffen wurden,um das Durchwachsen des Kle bestreifens und damit das Sichtbarwer den an der Bildseile zu verhindern. Dann wurde die gesamte fehlende Bildschichte neu aufgebaut,das heißt,es wurde ein spezieller Kitt fachgerecht zubereitet, und wurden die Fehlstellen in mehreren Schichten sorgfältigst ge kittet, geschliffen und mit dünnem Schellack gelöscht. Im weiteren Verlauf der Restaurie rung wurde das Gemälde nach der altbe kannten Kleister-Leinwand-Technik doubliert, und zwar auf zwei Leinwand träger. Die doppelte Doublierung hat den Zweck, ein Einsinken der Kittstel len zu verhindern und so eine schöne, glatte BUdoberfläche zu geben. Der Kleister muß fachlich zubereitet werden, also es werden Naturharze und Zinkweiß hinzugefügt, um ein Schim meln zu verhindern und um die alte als auch neue Leinwand hygroskopisch zu halten. Vor dem Aufspannen wurde der Keil rahmen fachgerecht behandelt, also ge säubert, vom Wurmbefall befreit, die zu porösen Stellen ausgeschnitten und neu ergänzt. Wegen der doppelten Doublie rung hielt ich es für sinnig, nach dem ersten Aufspannen auf den Keilrahmen das Gemälde eine Zeitlang an der Luft gut durchtrocknen zu lassen, es wieder von dem Spannrahmen abzunehmen und es in der Presse nochmals trocken zu legen. Letztlich, als das Ölgemälde wieder aufgespannt war, wurde es in mehreren Schichten gefirnist und mit der äußerst schwierigen Retusche begonnen..."" Am Ostersonntag 1986 konnten die Kirchenbesucher zum erstenmal das ge rettete und schön restaurierte Leopolds bild am Hochaltar bewundern. Anläßlich der Restaurierung des Hochaltarbildes wurden auch die ande ren Altar- und Kirchenbilder einer Be handlung bzw.einer Reinigung unterzo gen. Dabei wurde ebenfalls eine überra schende Entdeckung gemacht. In der Literatur (Topographien) wer den die Altarbilder der Seitenaltäre der Leopoldskirche immer DEISINGER zu geschrieben. THIEME-BECKER, vol. VIII., pag. 565, schreibt: DEISINGER (Deysinger, Daisinger, theisinger), J. L. (Lorenz), Maler, tätig in Süddeutschland in der 1. Hälfte des 18. Jahrh. In der Kirche auf dem Leopoldsberg bei Wien ein Altar mit dem Heil. Sebastian, Ro chus und Borromäus (bez. J. L. Deisinger), NB! Rochus und Borromäus sind keine Altarbilder, sondern Statuen und können daher gar nicht Deisinger zu geschrieben werden. Das Sebastianbild ist mit Deysinger signiert. Thieme-Bekker schreibt das St.-Anna-Bild nicht Deisinger zu, wie dies andere Autoren getan haben und von denen immer abgeschrieben wurde. Nun wurde beim St.-Anna-Bild eine Signatur von HERCHENRÖTHER mit der Jahreszahl 1733 gefunden. THIEMEBECKER,vol. XVI,pag.463, weist einen Hergenröder (auch Herchenröder), Georg Heinrich, Maler und Radierer, geb. 1736 in Darmstadt, t um 1794 in Offenbach,aus. J. M. Hergenröder, vermutlich Sohn des obigen, soll der Künstler gewesen sein, den Goethe in seinem Besuch in 36
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=