Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

BeiträgezurWiener Diözesangeschichte Drei Schicksale in einer sich selbst überiassenen Priestergeneration P.Dr.Waldemar Posch „Von jüngeren Priestern wird manch mal die Frage aufgeworfen, wie sich die Neupriester um 1938 den radikal geän derten Zeitverhältnissen gegenüber ver halten haben. An drei Beispielen aus meiner engeren Umgebung möchte ich folgende Verhaltensweisen aufzeigen. Dem einen Mitbruder gelang es, sich durchzusetzen, der andere wurde ein Opfer seines Glaubenseifers und der dritte suchte allen bedrohlichen Erschei nungen rechtzeitig aus dem Wege zu gehen. Gewiß, es sind hier keine weltbewe gende Taten aufzuzeigen, aber es soll doch das Augenmerk auf eine sonst anonyme Priestergruppe gelenkt wer den, die sonst der Vergessenheit an heimfallen würde."(Begleitschreiben v. 24. 7. 1986) Damit sei eine Einladung zu weiteren Berichten ähnlicher Art aus Kleruskrei sen jener widerchristlichen und friedlo sen Zeit, wie es die NS-Ära (1938/45) war,ausgesprochen. Dr.F.L. Die Ereignisse des Jahres 1938 übten auf viele der um diese Zeit geweihten Priester eine doppelte Schockwirkung aus. Sie wurde bedingt durch den Unter gang all dessen, was man als Vaterland zu bezeichnen pflegte und durch die momentane Rat- und Hilflosigkeit der kirchlichen Vorgesetzten. An dem Schicksal dreier Salvatorianer - F.Pau lus König, P. Ernst Trompeter und P. Rudigier Schmidseder -soll gezeigt wer den, wie sie auf die neuen Verhältnisse reagierten'. P. Paulus König wurde am 6. Juni 1909 in Bregenz geboren und am 29.Juni 1936 in Innsbruck zum Priester geweiht. Er begann seine Tätigkeit als Kaplan und Jugendseelsorger in der Pfarre Ma riahilf/Wien. Dort imponierte er der Ju gend durch seine hervorragende techni sche Begabung und sein resolutes Auf treten. Als er 1938 erfuhr, das Kolpinghaus aufder Gumpendorfer Straße wäre von einer Gruppe Nazis besetzt worden und es bestehe die Gefahr für die dort lagernde Ausrüstung der Pfadfinder, warf P. Paulus kurz entschlossen eine Hakenkreuzfahne über die Motorhaube eines ihm zur Verfügung stehenden Au tos und ließ sich zum Kolpinghaus fah ren. Dort erklärte er im Kommandoton die Ausrüstung der Pfadfinder für be schlagnahmt. Diensteifrig halfen die Be wacher beim Verladen des angeforder ten Materials. Mit einem zackigen Hitlergruß verabschiedete sich P. Paulus von den Nazis. In rascher Fahrt ging es zurück zum Pfarrhof Mariahilf, wo der Wagen im Pfarrgarten schleunigst entla den und die Sachen am Dachboden versteckt wurden, um erst wieder nach Kriegsende an das Tageslicht zu kom men. Zur Wehrmacht eingezogen, ver schaffte sich P. Paulus schon in den ersten Tagen großen Respekt bei den Mitrekruten. Beim Schlafengehen konnte es einer von diesen nicht unter lassen, den „Pfaffen" in ihrer Mitte zu verhöhnen und mit unflätigen Worten zu beschimpfen. P. Paulus - mittelgroß, aber von stämmiger Gestalt- hörte sich das eine Zeitlang schweigend an.Sprang aber plötzlich von seinem Stockbett herunter und knallte dem Rowdy eine saftige Ohrfeige ins Gesicht.Das war ein schlagender Beweis für die Wehrkraft des P. Paulus. Der Geohrfeigte wagte keinen Widerstand, sondern rieb sich unter dem Hallo der Anwesenden verle gen seine Backe. Als P. Paulus wie ein Triumphator seinen Schlafplatz wieder bestieg, folgten ihm die bewundernden Blicke der Augen- und Ohrenzeugen dieses Geschehens. Aus eigener Kraft und Entschlußfreudigkeit hatte er sich in der Folge eine dominierende Stellung unter seinen Kameraden verschafft. Da P. Paulus einen Führerschein besaß, so wurde er einer in Wien stationierten Sanitätseinheit für die Dauer des Krie ges als Fahrer zugeteilt. Nach Kriegsende ging er als Physikerund Chemielehrer in das Studentat der Salvatorianer in Lochau am Bodensee. Dieses Kolleg gehörte der süddeutschen BEILAGE ZUM NNIENER DIOZESNSl BLNT 27.Jahrgang, Nr.3, Wien,1. Dezember 1986 Inhalt: Drei Schicksale in einer sich selbst überiassenen Priester generation. Die Altar- und Kirchenbilder in der Leopoldi Capelln am Kallenberg und in der k. k. Schloßkirche am Gallenberg/ Leopoldiberg. ,,Dasz er gar keine Lebensmittl zue Stadlaw yberkhommen khönne. sondern vor Hunger und Durst crepiren müeste." Ein Schlaglicht auf das Pestjahr 1713 in Stadlau. Propstpfarrer Josef tvlord (t 1920). ,,ln sechs Monaten eine Kir che erbaut!" Zentenarfeier für Klemens Maria Hofbauer. Pfarrer seiner Zeit. Wenzel Wurm (t 1914). US-„Schutzengel" der Wie ner Erzdiözese, Swanstrom, gestorben. Kardinal Migazzi kehrt nach Wien zurück. Denkmal für den ,,Retter Montecassino". Josef Engelbert Enzmann, Pfarrer und Bürgermeister (t 18. Juni 1966). 33

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