Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Mariensäuie vor Maria Treu gesegnet Wien. Eine der in Wien häufigen Mariä-Empfängnis-Säulen wurde vor kur zem wieder an ihrem früheren Standort, dem Jodok-Fink-Platz vor der Basilika Maria Treu (Wien 8), aufgestellt. Die restaurierte Statue soll anläßlich des Festes der „Unbefleckten Empfängnis Mariens" am 8. 12., um 10.30 Uhr,durch Pater Hartmann Thaler, Provinzial des Piaristenordens in Österreich, wieder gesegnet werden. Der Feier werden auch der Wiener Vizebürgermeister Dr. Erhard Busek sowie der Wiener Kultur stadtrat Franz Mrkvicka beiwohnen. Die Statue wurde 1713 im Zuge einer verstärkten Marienfrömmiekeit und aus Dankbarkeit für die Fürbitte Mariens in der Pestnot aufgestellt. Die Restaurienmg war nun wegen Witterungsschäden und Verschmutzung notwendig gewor den. Sie wurde aus den Mitteln des „Kulturfonds der Stadt Wien"finanziert. Anm.: Erzdiözese Wien. Pressedienst v.4. 12. 1985. Krawarik-Gedenktafei Sie befindet sich im Hof, Stephans platz 3(Kurhaus)und lautet: „Hier wurde am 8.X.1938 Domkurat Johannes Krawarik von nationalsoziali stischen Fanatikern aus dem ersten Stock hinuntergestürzt.Zum Gedächtnis an ihren Mitgründer errichtet. Von der K.Ö.ST.V. VindobonaIM w K V zum 60. Stiftungsfest 1980. Auf nach Lourdes! Erster österreichischer Piigerzug 1886 Dr.Franz Loidl Bald nach den achtzehn Erscheinun gen der Unbefleckten (vom 11. Febrüar bis 16. Juli 1858) in einer der Grotten des Massabielle-Felsens (an der Gave) in dem Pyrenäen-Städtchen Lourdes be gannen Pilger aus dem Stammland Frankreich und aus den näheren und entfernteren Ländern Europas dorthin zu wallfahrten. In Wien warb dafür vor allem P. Macarius Obernhumer, Prediger an der Kapuzinerkirche am Neuen Markt(Wien I), der eine lebensgroße Statue Unserer Lieben Frau aus Lourdes selbst bezogen, dazu eine Grott^, auf dem Hochaltarsemer Ördenskirche errichtet und zu gleich die Marienandacht daselbst einge führt hatte; weiter der Weltpriester Dr. Hermann Zschokke, Alttestamentler an der Theologischen Fakultät seit 1868 (gestorben als Weihbischof 1920), der als Weitgereister am 11. August 1878 zum erstenmal auch nach Lourdes gekom men war und in' seiner Begeisterung dafür in seinen „Reiseerinnerungen aus Südfrankreich" (Würzburg 1879) allge mein aufmerksam machte. Der Wallfahrtsplan sollte bald ver wirklicht werden, da sich P. Macarius wegen der raschen Heilung von einem Lungenleiden und der Kunsthändler Jo hann Heindl vom Stephansplatz (nun Buchhandlung des Wiener Domverlages) ebenfalls wegen überraschender Gesun dung nach Lourdes verlobt hatten. Bei diesem Anlaß wollte man, wie es andere Nationen bereits taten, eine Votivfahne in der entstehenden Basilika aufpflan zen. Es bildete sich ein größeres Komi tee aus Laienadeligen und Bürgerlichen und namhaften Klerikern mit Protektor Kardinal Erzbischof Gangibauer, Ob mann Prälaten Zschokke und den Stell vertretern P.Macarius und Msgr. Freud hofmeier (Kirchendirektor bei den Salesianerinnen, Wien III, gestorben 1904)an der Spitze, das sofort Prof. Storck von der Kunstgewerbeschule mit dem Ent wurf des Banners beauftragte und mit den zuständigen in- und ausländischen Bahndirektionen in Verhandlungen trat. Schon am 10. Mai erging an jedes Pfarr amt der Monarchie ein geistlicher Aufruf mit praktischen Angaben über Reise route, Fahrpreise für drei Wagenklassen, (I. 130 fl., III. 65 fl. ö. W.), Währungen usw. Während die Fahne von den Schwestern „Vom armen Kinde Jesu" in Ober-Döbling (Wien XIX) gestickt wurde»,liefen auch schon größere (das Kaiserpaar spendete 300 Gulden) und noch mehr kleinere Spenden hierfür ein. Die im Museum am Stubenring dann ausgestellte Fahne wurde innerhalb von acht Tagen von etwa 13,000 Personen besichtigt und bewundert, da darauf das Bild der Königin des Rosenkranzes, die Porträts der 17 Landespatrone und der vier Namenspatrone des Herrscherhau ses (die heiligen Franz von Assisi, Elisa beth, Rudolf, Stephan) eingestickt wa ren. Es kam ein richtiger österreichisch ungarischer Pilgerzug zustande, da sämtliche Kronländer (Niederösterreich mit Wien, Oberösterreich, Salzburg, Ti rol, Vorarlberg, Steiermark, Kärnten, Mähren, Böhmen, Schlesien, Galizien, Bukowina,Krain, Küstenland, Kroatien, Slawonien, Ungarn) aufschienen. Unter den von den Eisenbahndirektionen zu gelassenen 584 Teilnehmern - die Laien bedurften einer schriftlichen Empfeh lung durch ihr Pfarramt oder ein Komi teemitglied- befanden sich 173 Kleriker. Nach dem Pontifikalamt und einer Ansprache von Generalvikar Weihbi schofDr. Angerer im vollbesuchten Ste phansdom ging es am 9. August aufzwei Wochen vom Westbahnhof über Inns bruck, Zürich, Genf, Lyon und Cette nach Lourdes und wieder zurück über Paray-le-Monial. Gab es an den meisten Haltepunkten herzliche Begrüßungen, so kam es leider in Lyon zu Krawallen luid Belästigungen der Pilger durch den von den Freimaurerblättern aufge putschten Pöbel. Zum Höhepunkt des dreitägigen Aufenthaltes in Lourdes ge staltete sich der Festakt um die Votiv fahne, die der Erzbischof von Albi zur Genugtuung für die „unqualifizierbaren Vorgänge in Lyon" weihte und die dann „unter den Klängen der österreichischen Volkshymne" im Hauptschiff des Ma rienheiligtums aufgezogen wurde,wo sie bis zum Zweiten Weltkrieg ihren Ehren platz behalten sollte. An Papst Leo Xin., Kaiser Franz Joseph und den Wiener Kardinal Gangibauer wurden Ergebenheitstelegramme abgesandt. Liest man die bei Zschokke 1886 abge druckten Predigten der geistlichen Füh rer, so kann man noch die marianische Begeisterung und echte Frömmigkeit dieser österreichischen Erstpilger nach empfinden. Der Rechnungsausweis des Kassiers Heindl ergab: ö. W. fl. 14.207,94 an Einnahmen für die Fahne,6675,15 an Ausgaben für sie. Der nach Abzug ande rer Auslagen verbliebene Kassarest von ö. W. fl. 4669,70 wurde so aufgeteilt, daß die Döblinger Schwestern 600 Gulden als Nachtragsdank erhielten und 4000 Gulden als Beitrag zum Bau der herrli chen Rosenkranzkirche in Lourdes ge leistet wurden. Tatsächlich folgten diesem ersten Pil gerzug alljährliche Gemeinschafts- und Einzelwallfahrten, wovon vor allem die Krankenwallfahrten zu einer segensvol len Einrichtung wurden und dies blie ben. „WKZ",12. Februar 1967 Dr. Lothar Kugier Ein eigenwilliger Spätberufener (1885-1931). Am Aschermittwoch 1931 ist Dr. Kug ier von uns gegangen in die ewige Heimat.In Mödling hat er seine priesterr liehe Tätigkeit als Kaplan von St. Othmar begonnen und vollendet. Er war ein außergewöhnlicher Mensch. Reich wa ren die Talente, die er in die Wiege mitbekommen hat, und die Erziehung im vornehmen Elternhaus brachten sie zur harmonischen Entfaltung. In Bres lau wollte er sich habilitieren: dort hat ihm ein kongenialer Freundeskreis das Leben schön und angenehm gemacht. Da hat sich Gott ihn zum Freund er wählt und ihn eingeladen, ihm im Hei ligtum zu dienen. Er folgte der Einla dung Und wurde Priester, drei Jahre dauerte die Vorbereitung im Wiener Seminar, und in dieser Zeit hat er sein Priesterideal, wie er es einmal verwirkli chen wollte, immer klarer erkannt. 1923 wurde er zum Priester geweiht. Bei seiner priesterlichen Tätigkeit ist zunächst aufgefallen, wie er alles, was er tat, mit Geist zu erfüllen wußte. Es gab für ihn kein ausgetretenes Geleise, und er liebte nicht die bequeme breite Straße. Ob er eine einfache Andacht hielt oder einen Vereinsabend leitete oder unterrichtete, alles, was er tat, war wohl durchdacht. Sein geschulter Geist ermöglichste ihm ein rasches und sicheres Urteil in allen Angelegenheiten, ließ ihn Wesentliches von Unwesentli chem scheiden. Wichtiges von Unwichti gem trennen. Niemals ließ er sich auf viel geschäftige Nichtstuerei ein. Für das Notwendige und Wichtige setzte er sich ein mit nie ermüdender Kraft. Am notwendigsten erschien ihm die Arbeit im Dienste des Nächsten. Er wollte nicht nur helfen, er konnte es auch. Immer wußte er Mittel und Wege ausfindig zu machen, um einem armen 31

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