Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Erinnerung an eine große erfolgreiche Priestervereinigung Dr.Franz Loidl Was vom Arzt gilt, daß er selbst möglichst gesund sein oder sich auch selbst heilen sollte, wenn er anderen wirklich Helfer und Retter sein mag,gilt mehr noch beim Priesterstand. Es ist darum die eigene Standesobsorge wie dessen Betreuung von verantwortlichen Priesterseelsorgern oder vom Oberhir ten her eine Lebensfrage jedes Kirchensprengels. In der Erzdiözese waren es unter anderen vor allem Ordenspriester und dann der heiligmäßige Beichtvater des heiligen Klemens Maria Hofbauer,Franz Seraph Schmid (ein gebürtiger Wiener, 1788 geweiht, Spiritual des Alumnats, 1825 Kanonikus, 11841), Domkapitular Rudolf Koller (geboren 1825 zu Wien, 1 1892), der Spiritual und langjährige Direktor des Priesterseminars, Kanoni kus Prälat Doktor Gustav Müller (1849-1929) und noch andere, die sich diesem Werke widmeten. Diese aber seien hier genannt wegen ihrer Verdienste um den unter dem Protektorat des Kardinals Rauscher im Jahre 1868 ins Leben gerufenen „Ge betsverein zur Erlangung der priesterli chen Beharrlichkeit", das ist der Associatio perseverantiae sacerdotalis, der sich nach innen und außen hin entfaltet und sogar weit über die Wiener Erzdi özese und Österreich hinaus seine AusStrahlung fand. Diese Vereinigung wies bereits im Jahre 1880 in der Erzdiözese 529 lebende und 109 verstorbene Mitglieder aus und hatte weit mehr als 2000 Mitglieder aus 42 Diözesen der österreichisch-ungari schen Monarchie. Mehr als 1300 Mit glieder aus 25 Diözesen Deutschlands gehörten ihr an, und sogar schon einige von vier Schweizer, drei italienischen, drei nordamerikanischen Diözesen und je eine Diözese Belgiens, Frankreichs, Hollands und Zentralafrikas, zusammen waren es damals schon 4443 Mitglieder. Und diese richtig providentielle Prie stervereinigung wuchs noch auf ein Mehrfaches an Mitgliedern, besonders in den auswärtigen Kirchensprengeln und auch in Ordensgemeinschaften an. Schon durch den Ersten Weltkrieg aber und dessen notvolle Nachwirkungen wurde sie schwer gehemmt und schließ lich durch die nationalsozialistische Un terdrückung schwerstens getroffen. Seinen eigentlichen Auftrieb und die überdiözesane Ausbreitung verdankte dieser Priesterbund dem im Jahre 1880 von der Vereinsleitung unter dem Prä ses Kanonikus Koller und dem rührigen Redaktionskomitee: Franz Heidinger (Seelsorger bei den Ursulinen in Währing); Joseph Mord (Spiritual des Alum nats und später Propstpfarrer der Votivkirche), Johann Menda (Religionslehrer und ebenfalls Propstpfarrer der Votivkirche), Eduard Friedrich (Kurat bei St. Stephan und Kirchenrektor), Anton Schöpfleuthner (Kanonikus und Refe rent für das kirchliche Vereinswesen), Julius Kundi (Rektor des Knabensemi nars in Hollabnmn,Stadtpfarrer von St. Elisabeth, Wien). Es waren später in der Öffentlichkeit bekannte Priestergestalten. Unter dem Titel: Correspondenz des Priester-Ge betsvereines „Associatio perseverantiae sacerdotalis" hatten sie ein Verbands blatt geschafTen, das bis zum nationalso zialistischen Erscheinungsverbot im Jahre 1940 jährlich zehn inhalts- und umfangreiche Nummern zu einem nie deren Preis (von 50 Kreuzern in der Vorkriegszeit) herausbrachte. Wie der Verein bisher bestrebt gewe sen, die Weltpriester aus der sie gefähr denden Einsamkeit herauszuführen und einander näherzubringen, so sollte nun ein Schritt weitergegangen werden, heißt es im Aufrufzum Abonnement. Es sollte ein Vereinsblatt unter dem obigen Titel als dringlicher Ersatz für Zusam menkünfte erscheinen. Darin könnten Pastoralfragen kurz behandelt und Pastoralfälle, wie sie wirklich vorkom men, entweder bereits gelöst oder den Lesern zur Besprechung und eventuel len Lösung vorgelegt werden. Daran könnten sich liturgische Notizen, homi letische und pädagogische Winke ergän zend anschließen. Weiter solle es den Mitgliedern Maxime und Lebensregeln der Heiligen für das priesterliche Leben geben. Es soll das, was am kräftigsten wirke, das lebendige Beispiel vorführen, indem es biographische Skizzen heiliger oder heiligmäßiger Priester mitteile. „Da aber den Vereinsmitgliedern laut Statuten die Andacht zum göttlichen Herzen Jesu obliegt und wie keine an dere deren Zweck zu fördern geeignet ist, so wird ihre Pflege hier besonders berücksichtigt werden." Die „Correspodenz" werde auch dazu dienen, die wissenswerten Vorgänge in nerhalb des Vereines zur Kenntnis zu bringen und vor allem jedem verstorbe nen Mitglied einen Nekrolog zu widmen. „Streng wissenschaftliche Abhandlun gen und lange Artikel sind aus dem Blättchen ausgeschlossen; es soll ja ganz aus dem Leben geschrieben sein und durchaus das Gepräge heiteren, brüder lichen Verkehrs tragen." Und das war tatsächlich die Stärke und Zugkraft dieses Blattes. Liest man die unter den Kapiteln: Aszetisches, Mitteilungen aus der Seelsorge, Biogra phisches, Pastorelles, Homiletisches, Li turgisches und Brevier, biblische Fra gen, Pastoralfalle, Verschiedenes, Ver einsnachrichten, Nekrologe, dargebote nen Artikel, so merkt man gleich, daß hier wie kaum bei einem ähnlichen Blatt aufbreitester Basis mitgearbeitet wurde. Man findet unter der Überfülle des behandelnden Stoffes genug auch heute noch Gültiges und Verwertbares und lernt nicht zuletzt aus den um die tau send zählenden kürzeren und längeren Biographien die Schicksale und Lei stungen vornehmlich der im steinigen Weinberg und im opferreichen Alltag der Seelsorge stehenden Welt- und Or densgeistlichkeit kennen. Und gerade diese Personaliengeschichte liefert auch die wertvollen, aufschlußreichen und leider zuwenig bekannten und beachte ten Bausteine für eine bis ins Letzte gehende Bistumsgeschichte. Anm.:Wiener Kirchenzeitung, Jg.45/Nr.49/S. 1 Die Korrespondenz wurde von der NSDAP-Behörde unterdrückt, wurde nach 1945 in anderer Form weiterge führt, erlitt aber das moderne Schicksal des Eingehens. Prälat Dr.Franz Loidl Verehrter Abonnent! Leider müssen wir Ihnen mitteilen, daß die Zeitschrift „INNERLICHES LE BEN" aus finanziellen Gründen nicht mehr weitergeführt werden kann. Die ständig steigenden Druckkosten konn ten durch die immer abnehmenden Ein gänge nicht mehr finanziert werden. Wir verweisen die Abonnenten auf einige andere Zeitschriften, die sich um Spiritualität bemühen: „Geist und Leben." (Begründet als Zeitschrift für Aszese und Mystik) - Echter Verlag, Würzburg, 6 Hefte pro Jahr. „Sein und Sendung." Zweimonats schrift für Priester und Laien. (Früher: Sanctificatio nostra) - Dietrich Coelde Verlag, Werl/Westfalen. „Mitten in der Welt." Vierteljahres hefte zum christlichen Leben; Sekre tariat Charles de Foucauld, Freiburg i. Br. Wir danken Ihnen für Ihre bisherige Unterstützung unserer Zeitschrift. Wir bitten aber noch,uns finanziell soweit zu unterstützen, daß wir den noch offenen Restbetrag bei unserer Druckerei beglei chen können. In der Hoffnung, daß Sie in einer der genannten Zeitschriften eine Hilfe für ihr Leben als Christ finden können, verbleiben wir Ihre jj. N. Redaktion „Innerliches Leben" Marienstatue war Opfer des Weitkrieges Auf eine bewegte Vergangenheit blickt die Statue der Mutter Gottes auf der Marienbrücke,eine der Donaukanal brücken, zurück. Von Hans Schwathe geschaffen, wurde sie im Zweiten Welt krieg bei der Bombardierung der Brücke teilweise zerstört. Nach dem Krieg konnte sie nur an anderer Stelle bei der Brücke und ohne figuralen Unter bau bewundert werden. Im Zuge der U-Bahn-Bauarbeiten wurde sie neuer lich demontiert und kehrte erst 1983 auf ihren alten Platz zurück. Die Figur zu Füßen der Mutter Gottes, die Ver suchung darstellend, wurde nach einem Gußmodell rekonstruiert. Seither wacht die Marienstatue wieder über das Ge schehen aufder Brücke. Anm.: Kurier,26.6. 1986. 30

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