Fürstbischof Leopold wurde von sei nem Bruder Kaiser Ferdinand II. 1619 zum Statthalter von Tirol und den habsburgischen Vorlanden ernannt. 1625 ent band ihn Papst Urban VIII. (1623-1644) seiner geistlichen Würden. 39jährig ver mählte er sich mit Claudia de'Medici und wurde Gründer der jüngeren tiroli schen Linie des Hauses Habsburg. Das Mariahilfbild blieb anfänglich in den privaten Räumen des Erzherzogs in Innsbruck und wurde nur gelegentlich zu Andachten während des 30jährigen Krieges in Innsbrucker Kirchen zur Ver ehrung ausgestellt. Auf Bitten der Inns brucker Bürgerschaft wurde es am 3. Juli 1650 dauernd in der Innsbrucker Pfarrkirche Sankt Jakob aufgestellt. Es wurde so das meist verbreitete und beliebteste Marienbild der deutschen Alpenländer. Von 1650-1713 vorerst nur in der Seitenkapelle der Kirche, ge langte es erst 1713 aufden Hochaltar der Pfarr-, der heutigen Domkirche in Inns bruck."* 1660 wurde auf einem ehemaligen Weinberggrund ,,außer der Windmühl im Schöff bei St. Dibold" ein Friedhof als Ersatz für den um die St. Michaelkir che aufgelassenen Gottesacker errichtet und in ihm eine Holzkapelle aufgestellt. In diese Kapelle übertrug der Barnabit P. Cölestin Joanelli eine aus Passau erhaltene Kopie des Mariahilfbildes, das er bislang in seiner Zelle verehrt hatte. Er wollte damit laut Gedenkbuch der Pfarre Mariahilf „den Verstorbenen durch die Fürbitte der Lebenden und den Lebenden selbst durch ihre Andacht Trost und Hilfe verschaffen"." All diese Bilder waren dem Kaiser wohlbekannt. Er dürfte wahrscheinlich das Passauerbild auf Grund seiner per sönlichen Beziehungen zu diesem für die Leopoldi Capelln kopieren haben lassen. Die Suche nach einer Rechnung und dem Name des Kopisten im Hofkammer archiv blieb bis dato ohne Erfolg. Das Gnadenbild kam auf dem Hochaltar der Kapelle zur Aufstellung und erhielt bald vom Volke den Beinamen MARIA TÜRKENHÜLFE. Die Wiener kamen pfarr weise in Prozessionen auf den Kallen berg / Leopoldiberg zum Gnadenbild. Ab und zu führte die Kaiserinwitwe Eleonore oder Maria Theresia die Pro zession an."* Durch 89 Jahre erfreute sich dieses Marienbild am Leopoldiberg großer Ver ehrung. „Maria Türkenhilfe" ist das einzige Altarbild, das wir aus der ursprüngli chen Leopoldikapelle kennen. Zwischen 1717 und 1730 wurde die alte Leopoldi Capelln durch Kaiser Karl VI. erweitert. Er soll den Plan für diesen Erweiterungsbau sogar selbst entworfen haben. Die Ausfuhrung wurde Antonio Maria Niccolö Beduzzi, Kaiserlichen Theatralingenieur, Baumeister und Ma ler (geb. 1675 in Bologna, gest. am 4. 3. 1735 in Wien)übertragen. Es wurden die Eckräume zwichen den Kreuzarmen,die Vorhalle, die Chorempore mit den bei den Türmen, angebaut, so daß der ur sprüngliche Raum der ,,Leopoldi Ca pelln'* keine wesentliche Veränderung erfuhr.'" Über diese bauliche Veränderung be richtet P. Anton Höller S.J. kurz in AUGUSTA CAROLINAE VITUTIS MONUMENTA seu AEDIFICIA A CAROLÖ VI. IMP. MAX. P. P. PER ORBEM AUSTRIACUM PUBLICO BONO PO SITA folgendes: „Tum aliam statim faciem induere mons Caesius, redi loco sanctitas pristina, & vestigia religionis avitae apparere, maxime ubi ejusdem Illust. D. Comitis Zelosa opera expurgatum ac reparatum templum, procurata nonnulla supellex Sacra, Missae Sacrificium quotidie litatum, metus denique grassatoribus illis injectus fuit. Avocato ad majora (seil. D. Ignatius Albinus C de Selz) Reverendissimo sucessit A.R.D. Thadaeus Textor, qui ab anno 1705. ad annum 1730., quo pie mortuus ac primus in restaurata Ecclesia a Reverendissimo D.L.B, de Kremtschizer S.C.C.R. Mqjestatis caeremoniarum Praefecto ac Parocho Aulico sepultus fuit, laudabiliter loci hujus curam gessit, aedificiumque Architecto D. Beluzzi anno 1718. restitui caeptum feliciter absolvit. Amplitudinem nitoremque suum;sena altaria & et in bis elegantes celebriorum Pictorum Roy ac Jansens imagines; turres binas triplici campano aere instructas; exteriora, quibus tota includitur moenia Augustissimae debet Munificentiae Caroli VI., qui curante aedificium Illustr. D. Joanne ab Ysendyck Caes. Sacr. Largit. Com. ad id specialiter deputato ingentibus, qui ob materialium, aquae cumprimis, afferendorum difficultatem faciendi erant, sumptibus Ecclesiam ex integro restauravit. Munificum hunc Mecaenatum depraedicat marmor, cui in fronte templi A.R.D. Franciscus Anto nius Jäger hodie Caes. Benef.. sequentia inscripsit: HAECECCLESIA S.LEOPOLDI AUSTRIAE MARCHIONISET PATRONIHONORIBUSSACRA EJUSDEM OLIM PRINCIPI AULAE CONTIGUA TUM ETINIQUITATE TEMPORUM ET TURCORUM IMPIETATE DIRUTA MUNIFICA DEIN PIETATE LEOPOLDI I. ET CAROLI VI. PATRIS ET FILIIIMPP. RESTAURATA ET AMPLIATA M.D.CC.XXX. Per Joan.ab Ysendyck Com.Sacr. largit.(20) Aus diesem Bericht erfahren wir, daß die Kirche nun mit6 Altären ausgestat tet ist. Die schönen Altarbilder stammen von den berühmten Malern Roy und Jansens. Nähere Angaben fehlen leider. Vom Erweiterungsbau der Leopoldi Capelln konnte eine einzige Rechnung gefunden werden. Diese ist an Ihre Gnaden titl. H.H. Johann von YSEN DYCK der Rom. Kayserl. Maytt gehei mer Cämmerer Zallmeister und bevoll mächtigter Direktor auf dem Schloß Gallenberg St. Leopoldi adressiert. Ysendyck war ein ganz großer Wohltä ter der Kirche und hat diesen VergrÖßerungs- bzw.Zubau zum größten Teil aus eigenem Vermögen finanziert. Diese Rechnung von 43 fl 43 Xr für 4 Steinfuh ren vom kaiserlichen Steinbruch in Nußdorf und 15 Ziegelfuhren (=3275 Stück) wurde vom k. k. Hofkaplansbenefiziaten Andreas Königsmann in Ver tretung übernommen und ausbezahlt.^' Im Jänner 1780 erstellte auf höhere Anordnung hin der damalige k.k. Hofkaplansbenefiziat Philipp Jakob Ober mayer ein sehr genaues Kircheninven tar, dem wir einige zusätzliche Daten entnehmen können: 1. befinden sich in erstbesagter k.k. Schloß-kirche Sti. Leopoldi mitsamt der S.Georgii Kapelln 6 Altär,alß Imo der Hoch-Altar Sti. Leopoldi Marchionis Austriae2do an denen Seiten: Sti Josephi3tio S.Caroli Borromaei4to Sti Joannis Baptistae5to S.Joannis Nepomuceni,und 6to Sti. Georgy. An Altar Blätern, und anderen Bil der seynd vorfindig: Imo das Altar Blatt am Hochaltar, so mit der Bildnuß des Heiligen Leopold, Marggrafen von Österreich pranget. 2do ist anzumerken,das Altar-blat des Heiligen Josephs von der Epistel Seithe. 3tio das seithen Altar-Blat des Heili gen Caroli Borromaei. 4to Ist der Altar Tisch am St Joannis Baptista Altar geziert mit der Bildnuß wie besagter Heilige in Eremo lebet. 5to prangert der Altar-Tisch am St Joannis Nepomuceni Altar mit der Bild nuß wie ersterwähnter Heilige nach altBunzlau Kirchfarten geht; dann hängen an deren Mauer-Wänden 6to das Ecce homo Bild in altvätterischer vergoldeter romme. 2do die Bildnuß des heiligen Apostels Petri in schwarz gebaitzter Romme mit vergolteten Leistein. ...3tio ober der alten Sakristeythier die Bildnuß Maria Hilf genannt ohne Romme. 4to ober der blind-thier der alten Sakristey gegenüber ein Mutter Gottes Bild in vergolteter altvätterischen Romme. 5to S.Joannis Nepomuceni,und schwarz gebaitzter Romme mit goldenen Leistein. 6to das Bild der Heiligen Notburga in altvätterischer vergolteter Romme. 7mo das Mutter Gottes Bild, consoiatrix affllctorum genannt, in schwarz gebaitzter Romme mit vergolteten Lei stein. Svo das Bild des Heiligen Francisci Xaveriy, wie ihme ein Krebß das in das Meer gefallene Crucifix bringt, in schwarz gebaitzter Romme mit vergolte ten Leistein. 9no einen einen Toden Kopf vorstel lendes Bild in schwarz gebaitzter Romme. An Kupffer-Sticb-Bildem seynd vor findig: Imo das sogenannte Ferdinandeische crucifix in lichtbrauner Romme und vergoldeten Leistein und Vorglaß verse hen. 2do ein crucifix= Kupffer=Stich =Bild, in schwarz gebaitzter Romme mit goldenen Leistein, hangend bey dem 23
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