aufgelassenen Karmeliterkloster, ge nannt Siebenbürcherin,im gleichen Ge wichtswert einzutauschen. Durch den Bau des neuen Pfarrhofes waren 5000 alte Dachziegel überschüssig geworden,zuerst hoffte man,der Ziegel brenner Schickmayr würde diese zu rücknehmen, schließlich wurden sie aber versteigert. Im Jahre 1783 wies die Pfarre Ein gänge von 1321 n 44 kr aus, denen Atisgaben in gleicher Höhe gegenüberstan den.Für einen neuen Glockenschwengel imd für Altartücher wurden 36 fl bewüligt. Ein kaiserliches Dekret vom 2. April 1782 hatte angeordnet, daß Kirchengel der nicht mehr ausgeliehen werden dürften. Die Pfarre Purkersdorf hatte aber an den Wirt zum goldenen Adler, Johann Georg Feichler, noch Gelder verliehen. Das Ausweißigen von Kirche, Sakri stei und der Schatzkammer kostete da mals 34 fl. Zum Pfarrsprengel gehörte auch Tullnerbach, als sich der dortige Schulmei ster Jakob HoUeriedt um die freigewor dene Schulstelle in Wolfsgraben bewarb, bestätigte Pfarrer Haas dessen bisherige fleißige Verrichtung (mit erhaltenem Siegel!). Am 20. September 1784 suchte die Purkersdorfer Pfarrkirche um Überlas sung von Gegenständen aus aufgelasse nen Klöstern an. Quellen: HKA, Akte des Waldamtes Purkersdorf, Chronik Pfarre St. Johann, Breitenfurt. Kopie der Handschrift Maria Theresias im Besitz des Verfassers! Seelsorge im Karl-Marx-Hof Msgr. Otto Gramann(t 1947) Zu Dr. Franz Loidl. Msgr. Otto Gra mann in: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 1969, Nr. 4. S. 25-29.- Auch als Sonderdruck erschienen,11 Seiten. Ergänzung dazu: Hans Huebmer,Österreich Eine Briefsammlung. Es war an einem der letzten Maitage 1944, knapp vor der alliierten Invasion im Westen, als mich eine militärische Kommandierung nach Brüssel führte. Ich hatte dort einen einzigen Bekannten, den ich sofort auf zusuchen beschloß; es war der Militär pfarrer Otto Gramann. Wir sprachen von der fernen Heimat und unseren vielen gemeinsamen Freunden, als Monsignore Gramann plötzlich die Schreib tischlade aufzog und mir eine Mappe überreichte: „Wollen Sie meine Samm lung sehen? Sie ist bestimmt eine der interessantesten der Welt!" Es waren Briefe, geschrieben in einer Form, welche bewies, daß die Schreiber in einer besonderen Situation gewesen sein mußten: Abgerissene Zettel, Teile von Zigarettenschachteln xmd ähnliches mehr, bedeckt von Schriftzügen, welche Erregung verrieten. Das war Monsignore Gramanns Sammlung.„Jeder die ser Briefe hat seine Geschichte", fuhr Monsignore Gramann fort, „keiner der Schreiber ist mehr am Leben." Und dann erzählte der Priester die Ge schichte der Briefe und damit die ihrer Schreiber. Monsignore Gramann beherrschte flie ßend die französische Sprache, und so wurde ihm unter den Militärgeistlichen die schwere Aufgabe zuteil, die zum Tode verurteilten Belgier in den Todeszellen zu besuchen und auf den letzten Gang vorzubereiten. Eine besondere Härte verbot es den Verurteilten, einen Priester aus dem Kreise ihrer Lands leute zu empfangen. Der Begriff des Beichtgeheimnisses war der Gerichtsbe hörde offenkundig fremd. Aber sie ge stattete das Kommen eines deutschen Militärgeistlichen. Meistens war dieser sprachunkundig. Dann konnte er nur Ab solution erteilen und mit dem Todeskan didaten beten. Anders Otto Gramann, der die französische Sprache be herrschte. Er nahm die Beichte ab, aber nicht nur dies, er saß nächtelang bei den Opfern der Militärjustiz, sprach mit ih nen von ihren Familien und ließ sie unter dem Eindruck sterben, daß der letzte Mensch, mit dem sie gesprochen, ihr Freund und Bruder war. Und jeder der zur Hinrichtung Bestimmten gab zum Abschied Monsignore Gramann einen Brief. Einmal war es ein herausge rissenes Blatt aus einem Notizbuch, ein mal der Deckel einer Zigarettenschach tel, ein drittesmal ein anderer Behelf. Es waren „Autogramme" erschütterndster Art, Dank an den Priester und immer ein Hochrufaufdas belgische Vaterland. Monsignore Gramann erzählte, daß kei ner der Sterbenden die Tat bedauerte, die ihm den Tod gebracht. Das „Verbre chen" der meisten bestand darin,daß sie amerikanische oder englische Flieger, die im Fallschirm abgesprungen waren, in ihren Häusern beherbergt hatten. Ihr Tod sollte abschrecken, aber kein Bel gier handelte im nächsten Falle anders als sie. Kam ein Mann - manchmal war es auch eine Frau - in die Lage, eine Handlung zu begehen, die nach den Gesetzen der Besatzungsmacht den Tod brachte, so bedachte sie kaum einer; er nahm sie und ihre Folgen einfach als Schicksal hin. Wenn ich recht unterrichtet bin, ist es Monsignore Gramann nicht gelungen, seine eigenartige Sammlung durch den Krieg hindurchzuretten. Bestimmt ist wertvolles Material verlorengegangen. Als aber nach Kriegsende belgische Ofltziere nach Wien kamen, da haben sie Monsignore Gramann besucht und ihm den Dank für die große seelische Hilfe ausgedrückt, die er ihren sterbenden Landsleuten gebracht hat. In Brüssel aber und in ganz Belgien wird heute der Name Otto Gramann mit Ehrfurcht ge nannt. Er war einer der Österreicher, die unserem Lande ungezählte Freunde erworben haben.(Mitgeteilt im Kleinen Volksblatt, Nr.269 v. 20. 11. 1947.) Anm.: „Herr, in Deine Hände." Seel sorge im Krieg. Dokumente, herausge geben von Wilhelm Schabe!. ScherzBern,Stuttgart, Wien 1963,S.263f. Wien. Seit 50 Jahren betreuen die Patres-Oblaten die Seelsorge im KarlMarx-Hofin Wien 19. Pfarrer Pater Alois Blumör (O.M.I.) hat uns folgenden Be richt geschickt. Von Südfrankreich,dem Ursprung der Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria (O.M.I.), kamen Mitglieder dieses Or dens nach Wien. Hier war gegen Ende der zwanziger Jahre der bekannte KarlMarx-Hofgebaut worden, eine Arbeiter siedlung mit mehr als 1000 Wohnungen, für die damalige Zeit eine Großtat im sozialen Wohnbau. Kardinal Innitzer suchte und fand Seelsorger für diese Neubauten und konnte schon am 1. De zember 1934 im Karl-Marx-Hof, Gei stingergasse, einen Gottesdienstraum weihen. Seit diesem Tag wirken die Patres-Oblaten im Gebiet der späteren Pfarre Unterheüigenstadt. Mit dem Einmarsch Hitlers 1938 und dem bald folgenden Weltkrieg kamen schwere Zeiten für Volk und Kirche. Die Kapelle in der Geistingergasse wurde schon bald zu einem Parteilokal ge macht, von den Patres blieb nur F. Franz Drechers O.M.I. in Wien; dieser begann 1945 im Auftrag des Kardinals von neuem: Eine Notkirche, ein Kinder garten mit Hort und Gruppenräume sollten errichtet werden. Es begann ein emsiges Wirken,aus allen Schichten der Bevölkerung haben die Leute mitgehol fen... Weihe der Barackenkirche im Ok tober 1945, Errichtung der Pfarre Unter heiligenstadt im Mai 1946. In der Folge zeit wirkten viele O.M.I.-Patres in dieser Pfarre, erlebten die Weihe der neuen Kirche (1967) mit der Unterkirche als Pfarrheim und die Errichtung des Kin dergartens mit dem neuen Pfarrhof (1972). Wien-Unterheiligenstadt wurde auch zum Ausgangspunkt für die Gründung der österreichischen Ordensprovinz; denn hierher kamen die meisten Patres, die nach Kriegsende die Tschechoslowa kei verlassen mußten. In Wien, Nieder österreich und Burgenland fanden diese Patres ein weites Aufgabengebiet. Großstadtpfarren sind oft schwerer zu betreuen als Missionsgebiete; so ist auch im Karl-Marx-Hof die vor 50 Jahren oft antikirchliche Einstellung einer gewis sen Gleichgültigkeit gewichen, dazu wurde die soziale Struktur der Pfarre durch etwa 800 Neubauwohnungen stark verändert. Das bedeutet für die Seelsorger der Pfarre, alle Angestellten und freiwilligen Mitarbeiter - zum Glück eine große Zahl den Menschen immer wieder nachgehen, besuchen, ermuntern und einladen... So gibt es auch heute wie in den 50 Jahren vorher zwar manche Enttäuschung, aber auch viele Zeichen religiöser Erneuerung. P.Alois Blumör O.M.I. „WKZ",14. Aprü 1985 14
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