Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Zur ersten Bischofssynode 1967 Franz Jachym In Ausführung der Bestimmungen des Konzils(Christus Dominus Nr.5)konsti tuierte Paul VI. am Ende der Kirchen versammlung 1965 die Bischofssynode imd berief sie zwei Jahre später zur ersten Sitzung ein. Sie sollte sich, wie der einem Auftrag des Konzils folgend, der Erneuerung der Liturgie widmen (Sacrosanctum Concilium Nr.25). Die Österreichische Bischofskonferenz hatte als Mitglied bei der Synode Bischof Rusch gewählt und mich als Ersatzmit glied. Nun aber konnte Paulus Rusch nur den ersten Tag bei der Eröffnung der Synode teilnehmen und mußte dann krankheitshalber nach Hause zurück kehren. So habe ich an der ganzen Synode vom 15. bis 28. Oktober teilge nommen. Am 24. Oktober waren wir mit dem Papst bei der 2^1ebration der „missa normativa", der Meßfeier nach dem neugeordneten Ritus. Die Feier fand in der Sixtina statt, vor den gewaltigen Fresken des Michelangelo, 2^1ebrant war Erzbischof Bugnini mit seiner Assi stenz, und den Gesang bestritt der welt berühmte Chor der Sixtina. Trotz aller Feierlichkeit des Raumes, des Chores, der Zelebration blieb doch der Eindruck einer gewissen Nüchternheit in vielen Anwesenden zurück. Die Gabenberei tung z. B. geschah ohne Wortbegleitung usw. Unmittelbar nach der Feier fragten vor allem die Bischöfe aus den Mis sionsländern, aber auch aus Lateiname rika: „Ja, aber wie soll das bei uns geschehen? Unsere Gottesräume sind sehr bescheiden,wir haben keinen Chor, der Priester ist allein und ohne jede Assistenz, was sollen dann die wortlosen Vollzüge usw." Auch der Papst selbst hat im unmittelbaren Eindruck nach der Feier einiges sofort veranlaßt. Wenn ich nun hier meine Intervention in der Generalkongregation der Bi schofssynode vom 23. Oktober 1967 ver öffentliche, so nicht deshalb, weil ich sie als besonders originell oder als beson ders wirksam einschätzen wollte. Es geht mehr um den Ausweis, daß schon damals - und wahrhaftig nicht von mir allein - vieles gesehen und gewünscht und einiges schließlich er reicht wurde; aber daß auch so manche Entwicklung vermieden werden wollte. Natürlich kann so ein Gremium wie die Synode nicht schon in die Diskussion um konkrete Einzelheiten eintreten.Das muß den ständigen Einrichtungen und Ämtern überlassen werden. Schon da mals ging es um das Anliegen der „Interiorisierung", also der Verinnerlichung, und um den Wert des Schwei gens, für die Kardinal Ratzinger zehn Jahre später eintritt.' Bei der Ablehnung der von seinem Standpunkt aus notwendigerweise ober flächlichen Kritik von Lorenzer® an der nacbkonziliaren Liturgie', aber auch ganz unabhängig von diesem Anlaß ist gerade von Freunden und Förderern der neuen Liturgie' seither manches Beden kens- und Beherzigenswerte gesagt wor den. Ich darf dafür einige Beispiele anmerken. Papst Johannes Paul II. hat beim Katholikentag in Wien 1983 vor den Vertretern von Wissenschaft und Kunst über die Liturgie wieder ausgeführt,daß sie ein Kunstwerk, daß sie ein Geheim nis ist: „Im besonderen bedarf die Kir che der Kunst für ihre Liturgie, die in ihrer Vollgestalt durch den Glauben ein Kunstwerk sein will unter Einbeziehung aller schöpferischen Kräfte von Archi tektur, bildender Kunst, Musik und Dichtung. In ihrer eschatologischen Di mension verstanden, will die Liturgie Teilhabe am Glanz und Klang des ewi gen Jerusalem sein, von dem die Bibel in ihrem letzten Buch in künstlerischer Sprache spricht. Diese Stadt ist der Ort, wo die Schönheit und das Gute, die im Laufe der Geschichte so oft und so schmerzlich auseinanderfallen, für im mer vereint sind. Albert Einstein sagt,daß an der Wiege der wahren Kunst und der wahren Wis senschaft das Geheimnis stünde. In die Tiefe dieses Geheimnisses verweisen Religion und Kirche und verbinden sich so mit der Kunst und der Wissenschaft."' Anmerkungen ' Joseph Kardinal Ratzinger, Zur Frage nach der Struktur der liturgischen Feier, in: Internationale katholische Zeitschrift akZ), 7 (1978), 493 f.: „In teriorisierung". S.488: „Die Krise der Liturgie und damit der Kirche, in der wir nach wie vor stehen, beruht nur zum geringsten Teil auf dem Unter schied von alten und neuen liturgischen Büchern." Zum Zusammenhang von jüdischer und christlicher Liturgie vgl. hier Louis BOUYER, Von der jüdischen zur christ lichen Liturgie,in IkZ 1978,S.509-519. 2 Alfred LORENZER, Das Konzil der Buchhalter,Frankfurt am Main 1981. Balthasar FISCHER. Große Freude an Symbolen und 2Ieichen, in: Gottes dienst 1981,S.132f. Knut WALF,Zerstörung der Sinnlich keit,in: Orientierung 1982,S.226ff. W. Heribert GÄRTNER, Auf der Su che nach der verlorenen 2feit. Ein Atheist hinterfragt die Liturgieform, in; Gottesdienst 198,S.106 ff. •' Andreas HEINZ, Baustelle Gottes dienst,in: Gottesdienst 1984,S.49-52. Arno SCHILSON, Neue Wende zum Mysterium, in: Gottesdienst 1984, S.73 bis 76. Georg MUSCHALEK,Verlangen ohne Erfüllung, in: Gottesdienst 1984, S.161 bis 164. Johannes Paul in Österreich, Wien 1983.S.76. Nomine Epporum Conferentiae in Austria loquor. Etsi in isto largo argumento de S. liturgia omnia nobis proposita perstringi nequeunt, liceat mihi saltem aliquasanimadversiones circa Missam proferre: Primo autem debeo sensus sinceros pandere nostrae admirationis et gratitudinis pro tanto ac tali labore erga totum „ConsUium" atque erga Eminentissimum Relatorem. Quod deinde attinet ad formam normativam ordinis Missae consentimus propositis sperantes fore, ut tali Norma tandem experimenta singulorum cessant et iterum ordo et disciplina in Missis cum populo paulatim redeant. Circa autem principia pro isto novo ordine conflciendo iam proclamata a Concilio velim dicere: sunt certi denique fines etiam in simplificatione et reductione et perspicuitate, ne splendor et nobilitas nobis promissa evanescant potius quam promoveantur.Romana Litur gia adhuc iam aliqua sobrietate in comparatione cum Orientalibus insignita erat. Adhibeantur ergo - nisi forte iam adhibiti sunt - non tantum professores historiae liturgicae et theologi ratiocinantes, sed etiam homines egregio artis sensu praediti, poetae et alii, ut liturgia futura suis elementis totum hominem alliciat, sensus laetificet, corda moveat et non tantum capita multis ideis et piis cogitationibus impleat. Perlibenter colligimus ex supplemento relationis etiam in futuro cantum choralem et thesauros musicae polyphonicae classicae locum obtenturos esse in nostris ecclesiis et non tantum in profanis artis templis. Ita revera fides servetur vivae traditionis Ecclesiae, quae merito appellatur etiam „Mater artium". Circa Liturgiam verbi: Si iam tres cantus ad initium Missae, introitus nempe, Kyrie et Gloria, nimis onerosi putantur in argumento,a fortiori confratres mei praesules in patria timent, ne tres lectiones in Missa Dominicae fastidio afliciant populum. Indeque in primis saltem annis non obligative praescribantur sed tantum post experientias sufficientes et favorabiles, quae certe evenient, praesertim cum nobis asseverentur has tres lectiones non duobus praesentibus longiores esse. Quoad symbolum Apostolicum esset nostrum desiderium, ut hoc quoque liturgica dignitate nobilitetur et non sicut nunc confusio fiat amborum et in Ultimo neutrum correcte memoria teneatur. Circa Canonem: Etsi scimus nos quasi contra ictum fluminis hodie ire aut natare, tarnen audemus petere restaurationem Romani Canonis secundum principia pronuntiata simplicitatis et perspicuitatis fovendae repetitionis autem abolendae. Deberet ideque fieri per coniunctionem am borum commemorationum, Memento nempe vivorum et defunctorum, forte ante consecrationem atque coadunando ambas intercessiones, Communicantes et Nobis quoque peccatoribus, forte post elevationem; porro per omissionem plurium conclusionum intra Canonem; sed imprlmis meis confratribus antistibus cordi est, ut forma consecrationis sit eadem in omnibus precibus eucharisticis, etiam in Romana. Hoc modo speramus, Romanum Canonem maxime ob 10

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