Die Pfarrzugehörigkeit des Kahien- und Leopoidiberges von 1683-1985 Lic. theol.Josef Dominicus Hamminger 1. Zugehörigkeit zu Chalnperch-Kallenberg-Kahlen-Kahlenbergerdorf Am Fuße des letzten Felsens der 1200kmlangen Alpenliegtein kleinesDorf, eingebettet zwischen der Donau und den auf dem Bergeshang sich hinaufziehen den Weingärten. In diesem Dorf hatte das Geschlecht der Kallenberger ihre Veste. Schon im Jahre 1135 begegnet uns ein Barlo de Chalwenperge. Im Saalbuch des Stiftes Klosterneuburg un terschrieb er mit dem Markgrafen Leo pold m., dem Heiligen, und seiner Ge mahlin Agnes einen Vertrag.' Es ist wohl naheliegend, daß man den Berg hinter dieser Veste nach diesem 1235 ausgestorbenen Geschlechte auch „Callenberg" nannte. Bisher konnten 69 Schreibvarianten dieses Namens zusam mengetragen werden aus Dokumenten verschiedener Jahrhunderte.^ In diesem kleinen Dorf entstand auch eine Pfarre. Das genaue Datum der Pfarrgründung ist uns allerdings nicht bekannt, doch ist uns der Name eines plebanus Reichprecht bereits aus dem Jahre 1259 überliefert. Er verkaufte da mals ein Viertl Weingarten zur Er bauung eines Glockenstuhles. Die Ur kunde darüber berichtet folgendes: „Ego Reichprecht, dei munere et gratia meorum dominorum in Neunburch plebanus in Chalnperch Omni bus hanc litteram intuentibus tam presentibus quam futuris notum esse volo tenore presencium evidenter; Quod cum ecclesia in Chalnperch haberet quartale iugeris unius vinee, quod cum omni dilegencia ad ipsius ecclesie utilitate perfectum non possum redigere per culturam, ecce de consilio et bona voluntate tocius plebis ad dictam ecclesiam pertinentis cuidam nomine Albrecht pro LX den. vendidi hoc pacto, ut de ipsa parte post annum futurum et deinceps mediam urnam annis singulis in vindemia de fructibus eiusdem servire debeat ecclesie antedicte; Sciendum est quod eandem pecuniam de scitu et consilio plebis universe consumpsi in opere campanistri ecclesie, sicut patet; Ne autem idem Alb; vel sui heredes, aut cuicumque venderit ad servitium memoratum tam a nobis, quam a nostris successoribus debeat in dicta vinea calumpniose 'in posterum aggravari, presentem paginam domini mei Nycolai venerabilis prepositi Newnburgensis, in cuius presencia et permissione factum est, sigillo roboratam sepefacto Alb. dari impetravi in testimonium evidens et cautelam; Huius rei testes sunt: d. Ulricus decanus, d. Arnoldus, d.Pabo senior, d. Otto cellerarius, d. Meinhardus, d.Pabo pedagogus, Fr; Eber ger, Hainricus ortulanus, Rudgerus, Chonradus, Wernhardus, neucham, perngerus, chonradus murator et frater suus, Chonradus Eyrinch, Hainri cus parvus, vlricus zwischen wegen, Rudgerus frater suus; Datum Anno Domini M° CC° LX Kai; Jan.' Aus dieser Urkunde ergibt sich, daß dem Probst des Chorherrenstiftes Klo sterneuburg das Präsentationsrecht für die Pfarre Kallenberg zustand. Bereits vom Jahre 1377 an wird die „series parochorum", die mit D. Catholicus Eis ner C. R. C. ihren Anfang genommen hat, nahtlos überliefert. Durch sehr lange Zeit hindurch wurde diese kleine Dorfpfarre Kallenberg mit der ebenso kleinen Pfarre Höflein von ein und demselben Priester des Stiftes Kloster neuburg betreut. Alternierend feierte er an Sonn- und Feiertagen in einem der beiden Orte den Gottesdienst. Amjewei ligen gottesdienstlosen Sonntag mußten die Bewohner von Kallenberg entweder nach Heiligenstadt oder in die Stiftskir che zum Gottesdienst gehen. Dies emp fanden sie als große Belastung, vor allem im Winter. Auch wohnte der Pfar rer weder in Kallenberg noch in Höflein, sondern im Stift. Dies wirkte sich für beide Gemeinden, vor allem in dringen den Fällen, immer sehr ungünstig aus. Dieser Stiftsherr war im juridischen Sinn auch gar nicht der eigentliche Pfarrer, sondern nur ein ernannter Pfarrvikar. Rechtmäßiger Pfarrer bzw. ,,Oberpfarrer", wie er auch genannt wurde, war immer der jeweilige Probst des Stiftes. Im Jahre 1781 wurden die beiden Pfarren Kallenberg und Höflein voneinander getrennt und jede mit einem eigenen Seelsorger besetzt. D. Wilhelmus Mistelsteiger wird in der Pfarrchronik als „primus parochus pro Sola Kallemberga"(seil, parochia)ange geben. Am 20. Juli 1783 wurde vom e. F. Ordinariat die Anstellung eines eigenen Seelsorgers mit verbundener Residenz pflicht im Dorf Kallenberg anbefohlen. Zugleich auch nebst anderen Anweisun gen wurde die Verwendung eines Pfarr siegels mit der Umschrift „Sigillum Parochiae in Kallenberg" angeordnet (24. 11. 1783). Probst Floridus Leeb präsen tierte am 4. 11. 1783 den Stiftsherrn Matthäus Honig als ersten Pfarrvikar für die neuerrichtete Pfarre. Daraufhin er nannte ihn das Konsistorium zum Pfar rer von Kallenberg und gab ihm die nötige Jurisdiktion. Der Kaiser bestä tigte diese Ernennung am 20.11. 1783.* Zu dieser neuerrichteten Pfarre Kal lenberg gehörten auch - wie hätte es auch anders sein können!- der Kallen berg (heute Leopoldiberg) und der Schweinsberg(von Ferdinand II. 1628 in Josephsberg umbenannt, heute Kahlen berg). Während der Kallenberg laut den Historikern nachweislich seit 3000 v. Chr. - abgesehen von Zeiten großer Wirrnisse - ununterbrochen besiedelt war und wegen seiner günstigen Lage als letzter Felsen der Alpen, der wie ein Lug-ins-Land ins Donautal hineinreicht, auch seine große strategische Bedeu tung hatte, war der Schweinsberg ein unbewohntes Waldgebiet. Nur Förster, Waldarbeiter imd Jäger kamen in diese Gegend. Am Kallenberg hingegen stand eine ins Mittelalter zurückreichende Burg. Hier trieb auch der PfafT vom Dorf Kallenberg seine Späße unter Otto dem Fröhlichen. Johanna Pfirt, die Gemahlin des einstigen Burgherrn Albrecht II. (Gründer der Karthause Gaming), hat das Beneficium Sancti Georgii für diese Kapelle gestiftet.' Der Überlieferung nach schenkte Theodora, die Mutter des in der Schlacht an der Leitha 1246 gefallenen letzten Babenbergers,Friedrich des Streitbaren, Burg und Berg dem Stift Kloster neuburg. Herzogin Gertrud, die „Erbin Österreichs", wohnte noch längere Zeit aufder Burg. Am 12. Juli 1253 fordert sie Papst Innozenz IV. von Assisi aus in einer Bulle auf zur Rückgabe und Einantwortung des gegen alles Recht in Besitz genommene Castrum de Calnperch an das Marienmünster zu Kloster neuburg." Fortsetzung folgt Anmerkungen 'STAKLN, CODEX TRADITIONUM ECCLESIAE COLLEGIATAE CLAUSTRONEOBURGENSIS A MAXIMILIANO FISCHER,Staatsdruckerei Wien 1851, pag. 112-120. - Wiener Katholische Akademie, Miscellania. Dritte Reihe, Nr. 50, Ill/pag. 167. " STAKLN, UA, 1259 XII 19. HS 3, CHARTOLARIUM ARCH. III, fol. 65^ HS 4, CHARTOLARIUM ARCH.IV, fol. 76^-77. ' Pfarrarchiv Kahlenbergerdorf,PROTOCOLLUM KALLENBERGENSE ab anno 1771, pag. 73-74s. " WLSTA, QUELLEN ZUR GE SCHICHTE DER STADT WIEN. 1. AB TEILUNG - REGESTEN AUS IN- UND AUSLÄNDISCHEN ARCHIVEN,Band 1 (redigiert von Dr. Anton Mayer, Wien 1895)1048/1544. « STAKLN, HS 4, CHARTULARIUM ARCH.IV.fol. 6; UA 1253, VII5. Wiener Diözesanblatt: Inhaber: Erzdiözese Wien (Alleininhaber). Herausgeber: Erzb. Ordinariat. Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Dr.Franz Loidl. Alle: 1010 Wien,Wollzeile 2.-Hersteller: Herold Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H.,1080 Wien,Strozzigasse 8. Das „Wiener Diözesanblatt" ist das offizielle Amtsblatt der Erzdiözese Wien. 48
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=