Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

im Stift war, also von Juni bis Oktober, ging er sonntags auf den Berg, um den Gottesdienstzu halten. Der Franzoseneinfall in Josephsdorf hatte auch ein Todesopfer gefordert. Die Barbara Wegerin, des Schneiders Ehe weib, von den Franzosen schwer miß handelt,ist am Christi Himmelfahrtstage in den Wald geflohen, um nicht weiter gequält zu werden. Als sie über eine „Plange" klettern wollte, war sie so entkräftet, daß sie im Alter von 45 Jahren der Schlagfluß traf. Sie wurde im Ortsfriedhof beerdigt. In der Aufregung dürfte der Pfarrer vergessen haben,dies auch in der Chronik zu erwähnen. Am 25. November 1809 um 3Uhr früh schloß Herr Frigdian Blakora die Chro nik ab, „obwohl er noch viel zu berich ten gehabt hätte". Aber die Zeit fehlte ihm dazu. Am 30. November 1809 trat er sein Dienstamt als Pfarrer von Götzen dorfan. Zu einer Neubesetzung von Josephs dorfkam es nicht mehr.Die Herrschafts besitzerin, Frau Josephine von Traunwieser, wollte die Lokalkaplanei losha ben. Wahrscheinlich kam sie ihr zu teuer, da der letzte Pfarrer ständig und beharrlich der Verwaltung solange Bit ten um Reparaturen vorbrachte, bis man sie schließlich durchführte. Jetzt, nach dem Franzoseneinfall, wären erst recht viele Reparaturen an Kirche imd Pfarrhof fallig gewesen. Dazu war auch noch die Kirche, die doch fast ihr ganzes Inventar seinerzeit vom Depositorio und einen kleinen Teil vom damaligen Pa tron, Herrn Hofrat Kriegl, erhalten hatte, neu einzurichten gewesen. Das war der Herrschaftsbesitzerin einfach zu viel. Deshalb schrieb sie an den Herrn Pröpsten einen freundschaftlichen Brief mit der Bitte, die Lokalkaplanei einge hen zu lassen. Eine Anzahl Gründe brachte sie vor, um ihr Anliegen zu fundieren. U.a. sagte sie, niemand könne dem Stift und auch nicht ihr zumuten, für die Neuanschaffungen in der Kirche aufzukommen. Auch be merkte sie, daß sie sich mit dem Herrn Pfarrer schwer getan habe, ohne jedoch dafür Gründe anzugeben. Sie weist auch auf den Priestermangel hin. Der Herr Probst brauche ohnehin woanders drin gend Priester, hier am Berg wäre er total überflüssig. Der Prälat war diesmal gar nicht abgeneigt nach den vielen unguten Erfahrungen. So kam es zur Aufhebung der Lokalkaplanei. Auch das Konsistorium schloß sich dieser Mei nung an, und die Regierung hatte nichts einzuwenden.'^ Der Pfarrer von Heiligenstadt und somit indirekt das Stift Klosterneuburg, wurde beauftragt, sowohl für die äußere Erhaltung der Kirche als auch für die innere Sauberkeit und das Inventar Sorge zu tragen. Obwohl der Staat den ganzen Kamaldulenserbesitz inklusive der Kirche zur Versteigerung angeboten und Hofrat Kriegl den Gesamtkomplex rechtmäßig erworben hat, vertrat jetzt die Regierung den Standpunkt, eine Kirche sei ein öffentliches Gebäude und könne nur einer öffentlichen Institution gehören samt allem, was sie auf irgend eine Weise im Laufe der Zeit erwirbt oder erhält. Trotz dieser Einstellung blieb sie in der Praxis aber weiterhin im Besitz der jeweiligen Herrschaft und auch zugleich eine große Belastung für diese. Nachdem die Würfel über die Pfarre Josephsdorf gefallen waren, mußte die Frage gelöst werden, was mit der prie sterlichen Gemeinde Josephsdorf ge schehen solle. Kommissionen,Sitzungen und Verhandlungen gab es. Schließlich einigte man sich, die Pfarre und Schule von Josephsdorf nach Heiligenstadt ein zugemeinden bzw. einzuschulen. Der Friedhof blieb weiterhin, so wie die fCirche, Herrschaftsbesitz. Die Lokalka planei existierte vom 21.12.1783 biszum endgültigen Ausscheiden des letzten Pfarrers Herrn Frigdian am 30.11.1809. Schon am 1.September reichte das fe. Konsistorium bei der Regierung um die Aufhebung ein. Am 25. Jänner 1810 war auch eine diesbezügliche Entscheidung gefallen. Der Aulhebungsakt geriet allerdings im Expedit „in Verstoß", so daß die Regierung noch einmal beim fe. Konsi storium den Eingabeakt um die Auflö sung vom 1. September 1809 anforderte, um einen neuen Bescheid erfolgen las sen zu können. Am 31. Dezember 1811 teilte der Herr Kreishauptmann von Traiskirchen, V.U.W.W. der Stiftsherr schaft Klosterneuburg und dem Herrn Pfarrer von Heiligenstadt mit, daß laut Regierungsdekret Z5105 vom 5. Dezem ber 1811 die Pfarre Josephsdorf nach Heiligenstadt eingepfarrt sei."» HEP,Nr. 105. HEP,Nr.125, 105 + 106. HEP,Nr. 108-118. '0 HEP. Nr. 119-121. Wetzl, Josefskir che am Kahlenberg, pag. 17; Wolfs gruber, Kamaldulensereremie, pag. 112 (veröff. in: Blätter des Vereines für Landeskunde in N.Ö. 1890). "HEP,Nr.121-127. "HEP,Nr.128-140. '3 STAKLN.Ktn. 776/16, Traunwieser an Probst vom 13. 8. 1809. STAKLN, Ktn 776/16, KA, VUWW vom 31.12.1811. DAW, Pfarre Kahlenbergerdorf, 1809, Vn,18; 1811, Vm,10. Die Seelsorger der Pfarre Großmugl Msgr.KarlKeck Die alte Mutterpfarre von Großmugl, Stockerau, wurde 1014 von Bischof Be rengar von Passau gegründet'; bis 1785 übten die Passauer Bischöfe das Patronatsrecht über Stockerau aus. 1785 ging das Patronatsrecht an den I^ndesfürsten über. Um das Jahr 1200 erfolgte die Gründung des Vikariates Senning, zu dem auch Großmugl gehörte. 1293 wurde Großmugl aus Senning ausgepfarrt und die Einsetzung eines „sacerdos continue residens" in Großmugl verfügt; das Patronatsrecht über Groß mugl wurde dem Pfarrer von Stockerau zugesprochen. 1371: Pfarrer Augustin. 1388: Pfarrer Andreas. 1409, 1412; Pfarrer Andreas. 1420: Pfarrer Jakob. Vor 1437: Wolfgang Obrecht. 1527: Paulus Fidtepol (auch Fedhepl); im gleichen Jahr resigniert Paul Budelius, der früher Kaplan in Stockerau war,aufdie Pfarre Großmugl. 1529: Konrad Postner (auch Posch), war vorher Kooperator in Stockerau. Wird noch 1538 als Pfarrer von Groß mugl genannt. 1544: Georg Man. 1545: Befehl des Passauer Bischofs an den Pfarrer von Stockerau, die Pfarre Großmugl mit einem tüchtigen Priester zu besetzen. 1553, 1554: Provisor Wolfgang Azinger. 1554: Valentin Aigner, Provisor von Großmugl und Leitzersdorf. 1558: Provisor Johannes Jakobus Stad ler. 1564: der gewesene Pfarrer von Groß mugl, Wolfgang Reisner, übernimmt die Pfarre Michelstetten. 1571 bis nach 1578: Elias Schöberl. Ca. 1588: Pfarrer Isaak Pedil nimmt an der Diözesansynode in Mistelbach teil. War Konventuale von Mondsee, stirbt um 1601. 1602: Pfarrer Wolfgang Fischer. 1604: Der ehemalige Pfarrer von Groß mugl, Nikolaus Belinus, wird als Pfarrer von Eggendorfgenannt. 1608,1610:Pfarrer Michael Erhart. 1610-1612: Matthias Wezelick. 1612: Jakob Loffer bittet um Verlei hung der Pfarre Großmugl. 1614: Der Vikar Johann Gorgelick verläßt Großmugl. 1614-1617:Pfarrer Stephan Seyrbach. 1617-1622: Onofrius Eisenberner,Pfarrer von Herzogbierbaum und Großmugl. 1622-1625: Christoph Rusgs, Pfarrer von Großmugl und Senning. 1628: Pfarrer Nikolaus Steiger. 1631: Pfarrer Mag.Baltasar Faber. 1636: Pfarrer Christian Geyger, vorher Kaplan in Tulln. 1637: Pfarrer Laurentius Anwander. 1639: Pfarrer Johann Molitor. 1641-1643: Pfarrer Johann Chrysostomus Hau,flüchtet 1641 nach Großmugl. 1643: Andreas Koretitsch. 1644-1645: Georg Molitor, geht dann nach Altenmarkt. 15. März 1647: Die Pfarrgemeinde von Großmugl bittet um die Einsetzug eines wirklichen Pfarrers. 1648-1652: Pfarrer Mag. Georg Korber (auch Khörbl), versieht neben Großmugl auch Simonsfeld. 1652: von Herzogbierbaum aus verse hen. 4. Juli 1653: Johann Pranz soll auf Großmugl installiert werden. 10. Oktober 1653: Franz Morlandt soll die cura animarum in Großmugl über nehmen. 1654^1658: Tobias Grien, Pfarrer von 46

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