Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

die Möbel von den beiden vom Stifte zur Übersiedlung zur Verfügung gestellten Wagen abgeladen. Die Stiftsangestellten waren geschickt und routiniert. Schon oft hatten sie Stiftsherren übersiedeln müssen. Auch im Stift gab es oft Möbel zu transportieren. Außerdem mußte ja der leere Wagen gleich die Möbel und die Habe des Herrn Paul Hausmann aufiiehmen und abtransportieren. Er kam ja ins Kahlenbergerdörfel, also an den Fuß des Berges, nicht allzuweit weg vom Stift. Weniger geschickt waren die Knechte der Fäustlmühle. Sie kormten mit Säcken besser umgehen als mit Möbeln. Daher fehlte ihnen auch das richtige Gespür für den Umgang mit Emrichtungen. So wurden zum Entset zen des Herrn Frigdian seine schönen Möbelstücke,auf die er sehr heikel war, nicht nur ein wenig abgewetzt,sondern richtig beschädigt. Auch ein Sessel war verschwunden. Ob gestohlen oder un terwegs verloren,ließ sich nicht feststel len. Verpackungsmaterial, Transport, Trinkgelder und Reparaturen erreichten die schöne Summe von 100 Gulden. Herr Frigdian hatte sich vorgestellt gehabt, er werde einen sauberen, gerei nigten, frisch ausgemalten Pfarrhof vor finden und gleich einziehen und aUes auspacken und einräumen können. Aber wo immer er nur hinschaute, sah er Schmutz, Verwahrlosung, ja sogar Un geziefer. Er mußte die Räume zuerst einmal richtig ausmisten. Am folgenden Tag wurden die Spinnengewebe ent fernt, die Zimmerböden ausgerieben und die Wände abgekehrt. An diesem zwei ten Tag wurde auch sein Pfarrhöfchen vergrößert um eine Zimmerbreite, so daß er eine Holzablage bekam. Am dritten Tag nach seiner Ankunft dich tete er all die Löcher in den Wänden ab, um dem Ungeziefer den Zugang zu versperren. Nachdem er mit diesen Ar beiten fertig war,konnte er erst mit dem Auspacken und Einräumen anfangen. Fensterscheiben waren eingeschlagen, Schlösser defekt, Türriegel und Bänder abgebrochen. Die Verwaltung ließ alles in Ordnung bringen. Immer wieder ent deckte Herr Frigdian neue Schäden und dort und da noch Reparaturbedürftiges. Der Schlosser aber wohnte nicht im Dorf,sondern mußte eigens von Nußdorf auf den Berg kommen. Dies konnte er nicht wegen jeder Kleinigkeit tun, son dern mußte immer mehrere Arbeiten zusammenkommen lassen. So blieb dem neuen Pfarrer nichts anderes übrig, als selbst die Mängel zu beheben. Werk zeuge und auch verschiedene ErsatzteUe hatte er vorsichtshalber ja mitgebracht. Anscheinend hatte er auch keine Zeit zum Warten. Er wollte immer alles gleich in Ordnung haben. Ausmalen ließ er auch, damit die Wohnung sauber aussehe. Es ist auch unverständlich, wie eine Wohnung, die doch Herr Paul von Herrn Petrus erst vor sieben Monaten picobello übernommen hatte, binnen so kurzer Zeit so heruntergekommen und versaut sein konnte, wie „Rügel und Türbänder" kaputt gemacht werden konnten. Aber auch der Garten war total vernachlässigt. Vielleicht war dies alles der oder ein Grund, daß die Herr schaft diesen Pfarrhof wieder wegneh men wollte. Herr Frigdian machte sich gleich an die Arbeit im Garten. Alles wurde umgegraben, das Unkraut ausge jätet, die Beete frisch eingefaßt und die Wege gerichtet. Sein Vorgänger scheint für all das rüchts übrig gehabt zu haben. Das Lusthaus war auch in einem er bärmlichen Zustand. Mit der Restaurie rung desselben wollte er sich nun ein Denkmal setzen und seinem Nachfolger alles sauber und gepflegt hinterlassen. Daher ließ er den Tischlermeister Grei ner aus Klostemeuburg kommen,damit er sich einmal das Lusthaus ansehe und es restauriere. Der Fachmann riet dem Pfarrer, von seinem Vorhaben, alles frisch streichen zu lassen, abzukommen. Die alten, ungehobelten Bretter würden nur sehr viel Farbe einsaugen, und das Streichen dieser Pawlatschen wäre hin ausgeworfenes Geld.Doch Herr Frigdian hatte es sich in den Kopf gesetzt, es mußte gestrichen werden. Als er darm die Rechnung mit 33 Gulden serviert bekam, war er über die hohen Kosten doch ein wenig erschrocken. Es reute ihn, dem Fachmann nicht gefolgt zu haben. Im PfarrhÖferl aber hat es am säuisch sten ausgesehen, berichtet Herr Frig dian. Daher darf man sich nicht wun dern, daß auch der Pfarrhof „voller Sauerei" war. Von der Haustüre bis zur Gasse mußte man auf Brettern gehen, wollte man nicht im Morast versinken. Um diesem Übel abzuhelfen, bat er den Herrn Kontrolleur der Herrschaft, die Gartenwege mit trockenem Malter von abgerissenen Häusern zu belegen. Diese Bitte wurde ihm erfüllt. Im Herbst ließ ihm der Kontrolleur sogar ein Zimmer ausweißen. Die Malerarbeiten führte Herr Frigdian selbst aus. Die Verwal tung fragte sich, wie innerhalb eines knappen Jahres das Haus so verlottern konnte, daß alles binnen so kurzer Zeit reparaturbedürftig wurde. Der Pfarrer lag ständig der Herrschaftsverwaltung in den Ohren und wollte bald dies, bald jenes repariert haben. So wurde er bald zu einer persona ingrata. Auch die winterlichen Verhältnisse machten ihm viel zu schaffen. Ständig war er als Bastler dahinter,die verschie denen Gebrechen zu beheben.® In der Kirche fand er auch viel Unord nung vor. Anscheinend hat sich sein Vorgänger auch wenig um den Erhal tungszustand der Paramente geküm mert. So mußte gar viel repariert und manches neu angeschaftl werden. Die Windfänge beim Kirchenhaupteingang und beim Seiteneingang an der Südseite, der zugleich auch der Zugang zur Sakristei war, wurden einfach abge rissen. Dies kam der Herrschaft billiger als eine Reparatur derselben. Natürlich wirkte sich das Fehlen der Windfänge sehr negativ bei dem vielen und starken Wind aus. Die Windfange waren auch ein Schutz gegen Schneeverwehungen und gegen Kälte. Im Sommer wurde dann die Kirche neu mit Schindeln bis auf den Turm eingedeckt.Das Turmdach war noch gut erhalten, so daß es nicht erneuert wer den mußte. Herr Frigdian wollte uns auch wissen lassen, wie hoch die Rechnng dafür war. Wahrscheinlich konnte er dies nicht gleich erfahren,und später hat er dann vergessen, die Summe in den Bericht einzusetzen. Ein großes neues Kirchenfenster über dem Kirchenportal wurde eingesetzt. Die Kosten dafür beliefen sich auf 27 Gulden. Auch das große Fenster ober halb des Hochaltars mit Eisenrahmen war reparaturbedürftig. Regenwasser konnte bereits eindringen und näßte den Altar. Herr Frigdian hielt den Verwalter auf Trab, denn sooft er eine Schadstelle entdeckte, meldete er dies, bat- um Be hebung derselben, um größeren Scha den zu verhindern. Auch in der Sakristei gab es Arbeit mehr als genug.Die Pflastersteine muß ten gereinigt werden. In der Mauer waren Löcher, die zugeschmiert gehör ten. Alle Kästen und Laden für die Paramente schrien nach einer gründli chen Reinigung. Der Altar der Schutz engelkapelle wurde erhöht, so daß man sich nicht mehr so bücken mußte. Mög licherweise handelt es sich um jenen Altar, der vor 100 Jahren als jener berühmte Altar gezeigt wurde, den Sobieski für die Feier der heiligen Messe durch P. Marco d'Aviano vor der Ent scheidungsschlacht um Wien am 12. September 1683 erbauen ließ. Eines Ta ges ließ man dann diese so „kostbare Reliquie",die eigentlich unter Denkmal schutz hätte stehen müssen, spurlos verschwinden. Wahrscheinlich hat man eingesehen, daß diese unglaubliche Mär nicht mehr haltbar ist. Der Ersatztaber nakel in der Sakristei unter der Statue des heiligen Romuald wurde mit rotem Damast ausgekleidet, weil die bisherige Innenausstafßerung schon unwürdig war. Auch der Kanzelbehang wurde erneuert. Für die Altäre wurden drei neue Steintücher angeschafft. In der Sakristei wurden auch die Schlösser repariert und neue Schlüssel angefertigt. Herr Frigdian war also ein umsichti ger Priester, der vor allem um die Würde des Gotteshauses besorgt war.™ Weihbischof Anton Kautschitz kam in Begleitung des Herrn Probsten Gaudenz Dunkler zur Visitation, besichtigte die Arbeiten des Seelsorgers und drückte lobend seine Zufriedenheit aus. Auch der Pfarrhof wurde bei dieser Visitation am 25. Mai 1807 besichtigt. Der Pfarrer hatte in der kurzen Zeit seines Hierseins in Josephsdorf schon sehr viel geleistet gehabt. Im Juni kam die Fürstin Starhemberg in Begleitung des Fürsten de Ligne und eines fremden Herzogs auf Besuch. Da sie ja selbst vor einigen Jahren die Eigentümerin der Rustikalhäuser 1, 4,5, 9, 15, 16 und 17 gewesen ist und im Sommer das Haus 1 mit dem schönen Blick auf die Reichshauptstadt Wien bewohnte, wollte sie auch sehen, ob von ihren Malerarbeiten - sie malte nämlich die Zimmer selbst nach ihrem Ge schmack aus - noch Spuren zu finden seien. Mit Genugtuung fand sie solche. Somit müssen auch Herrn Petrus, als er das Haus gründlich renovierte, diese Malereien gefallen haben, so daß er äie weiterbestehen ließ. 43

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