Gründung und Geschichte der Capeliania localis in Monte Cetio 1783-1809 Lic.theol.JosefDominicus Hamminger Frau von Traunwieser gab nun das Haus mit der Conscriptionsnummer 1 dem Herrn Petrus als Pfarrhof. Dieses Haus war direkt mit dem Südtrakt ver bunden gewesen. Herr Gelasius hätte dieses als Pfarrhof schon bekommen können. Herr Hieronymus war glück lich, es als „Sommerpfarrhof benützen zu können. Der neue Pfarrhof muß für Herrn Petnis eine Erlösung gewesen sein, denn er schrieb in die Chronik; „Ich bin also jetzt äußerst vergnügt mit meiner Wohnimg, und ich danke es sowohl Gott, und der jetzigen Herr schaft, daß ich doch eine angemessene Wohnung erhielt, die zwar nicht groß, aber doch für einen Pfarrer hinlänglich ist." Ja, er bittet sogar seine Nachfolger inständigst, alles dranzusetzen, damit ihnen diese Wohnung nicht mehr entris sen werde. Frau von Traunwieser scheint auch Versprechxmgen über eine Verschönerung der Kirche gemacht zu haben."" Am 4. September ließ er die Wohnung ausmalen und auch den Garten in Ord nung bringen. 60 Gulden steckte er in die Renovierung hinein und wollte jetzt die schöne Wohnung richtig genießen. Noch war er mit den Arbeiten rücht fertig, da kam der Herr Prälat auf Be such und teUte ihm seine Versetzung nach Nußdorf mit. Jetzt fiel es ihm natürlich schwer, Josephsdorfzu verlas sen, jetzt, wo er so viel investiert hatte und alles für ihn einen neuen Anfang bedeutete. Vorbei waren die Zeiten, in denen er mit Schmerzen auf die Erlö sung gewartet hatte. „Ich muß sagen, ich verlaß in diesen Umständen, wo ich mir alles nach meinem Geschmack her richten ließ, sehr ungern den Berg." Dann machte er aus der Not eine Tu gend und tröstete sich mit dem Gedan ken,daß er ja tagtäglich älter werde-er war damals 47 Jahre alt! - und das Steigen doch keine geringe Last sei. Als zehnter Pfarrer von Josephsdorf löste nun am 4. November Herr Paulus Hausmann den Herrn Petrus Planer ab. Dieser wünsche ihm viel Vergnügen im gemachten Nest. Unter Herrn Paulus 'wurde ein silbernes Ciborium ans Münz amt verkauft. Als Ersatz kam dann ein kupfernes, vergoldet. Da Sankt Joseph in Josephsdorf am Kahlenberg keine stiftseigene Kirche war, wurde auch das Waschen der Kirchenwäsche im Stifts spital eingestellt. Neue Tücher sind an zuschaffen, die vorhandenen sind schon auf beiden Seiten schmutzig, steUte er fest. „Allein, man hat noch keinen Fa den angeschafft." Er scheint auch gar nicht der Typ gewesen zu sein, dem Sauberkeit und Reinlichkeit sehr am Herzen gelegen wäre, Nach 16 Monaten kam er in die „Mutterpfarre", also ins Kahienbergerdörfl, als Pfarrer. Seinem Nachfolger schrieb er die Worte in die Chronik; Schluß „Hic accipiet benedictionem a Domino et misericordiam - in isto monte praegrandi-a Deo salutari suo." „Der wird gesegnet von dem Herrn, sein Heil ist Gott - auf diesem großen Berge-bei ihm steht er in Gnaden." (Dieser Psalmvers aus dem 23. Psalm des Psalterium Gallicanum wurde bis zur letzten Brevierreform an Montagen zur Prim gebetet.)® Frigdian Blakora hieß der neue, der elfte und zugleich auch der letzte Seel sorger der Kaplanei von Josephsdorf. Sehr schweren Herzens und mit ge mischten Gefühlen ging er von der Pfarre Hietzing weg,wo er sich sichtlich in jeder Beziehung sehr wohl fühlte. Sein gutes Verhältnis zu den Mitbrüdern und seine Beliebtheit in der dortigen Pfarre machten ihm den Abschied be sonders schwer. Dazu kam noch, daß er Ende April, als er beim Herrn Prälaten im Klosterneuburgerhof in der Stadt war und dieser ihm die Kaplanei am Josephsberg antrug, zugleich eine recht ungute Nachricht vom Josephsdorfer Pfarrer,Herrn Paulus, eintraf. Die Herrschaftsverwaltung wollte dem Pfarrer das erst vor knapp zwei Jahren übergebene Haus 1 als Pfarrhof wieder weg nehmen ur¥i ihn andersin den „Pfarrhof auf der Kirche" zurückübersiedeln. Gründe für dieses Vorhaben sind nicht bekannt. Dieser alte Pfarrhof war bei den Stiftsherren so verrufen, daß er sich unwillkürlich weigerte, in diese Rauch bude einzuziehen bzw. unter diesen Bedingungen überhaupt auf den Jo sephsberg zu gehen. Und dazu weder Garten noch Schupfen zur Unterbrin gung des Holzes. So half auch das naß feuchte Holz, das im Freien lag, noch mit, den Rauch zu vermehren. Als Herr Paul diese Hiobsbotschaft überbrachte, bewohnte der Schullehrer diesen anrü chigen Pfarrhof. Herr Frigdian bat den Herrn Probsten, bei der Herrschaft zu intervenieren und diesen Plan zu vereitein. Der Herr Prä lat ließ es auch dem Verwalter gleich wissen, daß er unter diesen Umständen keinen seiner Herrn zwingen würde,auf den Berg zu gehen und daß es sich die Herrschaft selbst zuschreiben müßte, wenn dann kein Priester mehr im Ort wäre. Verwalter Wintersteiner wollte dem Herrn Prälaten binnen acht Tagen eine verbindliche Nachricht zukommen lassen. Die Frau von Traunwieser war auf Reisen und nicht erreichbar. Woche um Woche vereng, es kam keine Nach richt. Herr Frigdian selbst fand auch keine Zeit, zur Herrschaft zu gehen,um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen.Inzwischen kam auch schon der Tag, an dem er auf den Berg über siedeln sollte. Mit dem festen Vorsatz, nur in den derzeitigen Pfarrhof im Hause Nr. 1 oder in einen anderen, noch besseren und noch schöneren, zumin dest aber in ein gleichwertiges Haus einzuziehen, aber auf keinen Fall in ein anderes, packte er seine Sachen zusam men. Herr Frigdian dachte schon an die Zeit, in der er einmal irgendwo ein Stadtpfarrer oder zumindest Pfarrer in einem größeren Ort sein werde, und kaufte sich eine schöne Einrichtung, die ihm viel Geld kostete. Für die Zeit am Berge war schad um diese schönen Möbelstücke. Er besorgte sich geeigne tes Verpackungsmaterial, um ja alles wohlbehalten und unbeschädigt auf den Berg zu bringen. Sorgfältig verpackte er das ganze Mobiliar und sah,daß die zwei vom Stift für den Transport zur Verfü gung gestellten Wagen gar nicht aus reichten. So war er gezwungen, auf eigene Kosten nochmals zwei Wagen von der Fäustlmühle in Hietzing zu mieten.Am 12. Mai war endlich alles auf den Fuhrwerken verstaut. Allein stieg er aufden Wagen und verließ blutenden Herzens das angenehme Hietzing, in dem er eine so schöne Kaplanszeit ver lebt hatte. Seine gemischten Gefühle über die imsichere Zukunft sind ver ständlich. Im Alter von 36 Jahren über nahm er die Pfarre in Josephsdorf. Die vier Lastwagen mit den Möbeln, es handelte sich um Leiterwagen, wur den noch von einem kleinen Eselsge spann begleitet, das Blumen auf einem kleinen Wagen daherzog. Herr Bos, K.K. Hofgärtner und Menageriedirek tor, hat sie dem scheidenden Kaplan zur Ausschmückung seines Pfarrhofes ge schenkt und ließ sie ihm auch gleich zustellen. Aber schon in Heiligenstadt wurden die zwei kleinen Esel störrisch und wollten nicht mehr weiter. So blieb dem neuen Pfarrer von Josephsdorf, dem, wie er sagte, die Dame Fortune nicht günstig gesinnt war, nichts ande res übrig, als Esel und Wagen an einen der Leiterwagen anzubinden und mitzu ziehen.Kaum war dieses Problem gelöst und die Situation gerettet,da kam schon wieder ein anderes Pech daher.Zwei der gemieteten Pferde konnten den Möbel wagen den Hohlweg nicht hinausziehen und blieben bergauf stecken. Dieser Wagen war an sich ohnehin weniger schwer beladen als die anderen,aber die ausgeschundenen Pferde der Fäustl mühle schafften es einfach nicht mehr. Auch für dieses Mal gab es eine gute Lösung. Von entgegengesetzter Seite kam ein mit Baumstämmen beladener Wagen bergab gefahren und wurde zum Nothelfer. Die kräftigen Pferde wurden den schlappen vorgespannt, und so kam das steckengebliebene Gefährt wieder in Gang. Mittagszeit war schon vorüber, als der neue Pfarrer endlich in seinem Pfarrhof zu Josephsdorf ankam. Da fand er aber alles ganz anders vor, als er sich es vorgestellt hatte. Er glaubte, gleich in einem wohlvorbereiteten sauberen Pfarrhof einziehen und alles an Ort und Stelle bringen und einräumen zu kön nen. Inzwischen aber war sein Vorgän ger erst beim Einpacken. Somit konnte er mit den Möbeln gar nicht ins Pfarr haus hinein, sondern mußte sie im Freien stehen lassen.Nun wurden zuerst 42
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