1-29 aufbewahrt. In dieser Nummern folge werden die Urkunden nach Datum und Ort, nach Maßangabe von Perga ment und Siegel sowie mit Nennung des Ausstellers usw. vorgeführt. Da - mit einer Ausnahme - die Michaelerkirche als Empfänger erscheint und ebenso die Zahl der Ablaßtage aus dem Rang des Ausstellers ersichtlich ist, so bleiben sie meist unerwähnt. Wohl aber werden die Bittsteller genannt. Wo es sinnvoll er scheint, werden zu den Ablaßbriefen Erläuterungen gegeben. 1. 1288 Juni 25, Wien. Pergament, 11,5x23,7, Plica (Falte) 2 cm. An Schnur spitzovales Wachsslegel (6,5 X 4 cm)des Bischofs Inzelerius han gend. Inzelerius, Frater des Augustiner Ere mitenordens, Bischof- V. Budva (Süddalmatien), gewährt einen Ablaß, weil die Mittel der Pfarre St. Michael zum Wie deraufbau der Kirche nicht ausreichend sind. Die Kirche war beim Stadtbrand am 30. April 1276 in Mitleidenschaft gezogen worden." Da in dieser Urkunde beson ders der Nikolaialtar erwähnt wird, so könnte dies ein Hinweis sein, daß schon damals die mit dem Obrist SpielgrafenAmt zusammenhängende „S. Nikolaus Bruderschaft zu St. Michael" bestand." Dieser Ablaßbrief ist die älteste Ur kunde des Michaeler Kollegsarchivs und ist deswegen auch bemerkenswert, weil St. Michael als „Pfarrkirche" bezeichnet wird. 2. 1296 November 4, ohne Ortsangabe. Pergament,8 x 25,5, Plica 1 cm. Spitz ovales Wachssiegel (6 x 3,7) des Bischofs v. Konstanz anhangend. (Heinrich II. v. Klingenberg)"',Bischof v. Konstanz, nennt als Ablaßtage die Feste des hl. Nikolaus und der hl. Katha rina. Da die rechte Apside erst 1350 durch die Stiftung des herzoglichen Kü chenmeisters Stiborius Chrezzel" zu Ehren der genannten Heiligen erbaut wurde, so konnte es sich 1296 nur um einen Altar in der kleinen spätromani schen Ostapsis handeln. 3. 1297, ohne Monats- und Tagesdatum, Rom. Pergament, 44,5 x 72, Plica 5-6 cm. Neun spitzovale, zerbrochene rote Wachssiegel an retgrüner Schnur han gend. Petrus, Patriarch v. Konstantino pel, ferner die Bischöfe Philipp v. Salo niki und Basilius v. Jerusalem usw. geben einen Ablaß für die Beleuchtung, Ausschmückung und sonstigen Bedürf nisse der Kirche. Nach der Vertreibung des letzten lateinischen Patriarchen v. Konstantinopel, Pantaleon Justinianus (1261)'2, waren die lateinischen Nachfol ger „episcopi in partibus infidelium". 4. 1298 April 17, St.Pölten. Pergament, 13,3 x 19,5 cm,keine Plica. Siegel abgelöst. Wernhard(v.Prambach, 1285-1313), Bischof v. Passau, konfir miert alle von Erzbischöfen und Bi schöfen gegebenen Ablässe und verleiht seinerseits einen Ablaß von 40 Tagen. 5. 1301 Oktober 18, Wien. Pergament, 8x19,5, Plica 1,5 cm. Sie gel abgelöst. Heinrich (III. v. Helfenberg, 1298-1326), Bischof v. Gurk, gibt Ablaß für den Besuch der Michaelerkirche. 6. 1301, ohne Monats- und Tagesdatum, Wien. Pergament, 10x20,5, Plica 2,5 cm. Spitzovales, rotes Wachssiegel (7 x 5,5 cm)anhangend. Frater Wilfinger (Wülfing, Wuelfing), Bischof v. Lavant, dürfte mit Bischof Heinrich v. Gurk im Oktober 1301 in Wien gewesen sein. Wülfing v. Stuben berg war 1299-1304 Bischof v. Lavant und 1304—1319 Bischof v. Bamberg. Er war Mitglied des Dominikanerordens.' 7. 1302 Mai 10, Wien. Papier, 10,5 x 22, Plica 1,5 cm. Siegel abgelöst. Emicho (v. Wittelsbach, 1283-1311), Bischof V. Freising, gibt der Michaeler kirche einen Ablaß „ad structuram praedictae ecclesiae". 8. 1313 April 15, Wien. Pergament, 8,5 x 26, Plica 2,3 cm. Sie gel abgelöst. Chunradus d. g. Ecclesiae P. C. Episcopus bestätigt, daß Ulrich Gadter aus Mödling mit Zustimmung des Passauer Bischofs Wernhard (v. Prambach, 1285-1313) eine tägliche Messe zu Ehren Mariä Verkündigung gestiftet habe. Chunrad war demnach um 1313 Passauer Hilfsbischof. Wahrscheinlich ist er identisch mit Conrad III. Sendlinger, der am 3. Oktober 1314 zum Bischof v. Freising gewählt worden war." Für St. Michael ist dies die erste urkundlich gesicherte Meßstiftung. 9. 1322 Mai 22, Avignon. Pergament, 22,5x77.5, Plica 6 cm. 12 spitzovale, rote Wachssiegelreste an rotgrüner Schnur und ein rundes Wachssiegel(5x4 cm) an einem Perga mentstreifen hangend. Egidius, Patriarch v. Alexandrien, Stephan, Bischof v. Lübeck, Franciscus V. Duacen u. a. heben besonders die Altäre der hl. Maria, des hl. Nikolaus, des hl, Kreuzes und der Maria Magda lena hervor. Confirmiert wurde der Ablaß 1323 in Wien durch Albert, Bischof v. Passau. Die Urkunde trägt die Unterschrift des Sekretärs Ortholfus, der alle, die nach ihm kommen, um ein Gebet und ein Gedenken bitte. 10. 1323 März 22, wahrscheinlich Rom. Pergament, 22 x 34,5, Plica 3,5 cm. An grüngelber Schnur zwei spitzovale Wachssiegel (5,5x4,5 cm). Ein Siegel an Pergamentstreifen abgelöst. Andreas Ferrarius, Domini Papae in urbe in spiritualibus Vicarius generalis und Bischof Reatinus gewähren auf Bit ten des Ruppolds aus Wien einen Ablaß. Confirmiert wurde der Ablaß durch Albert,Bischof v.Passau, 1324 in Wien. 11. 1333 März 26,Rom palatiis nostris. Pergament, 23,5 x 40, Plica 4 cm. Von den einst an einer gelbbraunen Schnur hangenden Siegeln ist nur eines ganz (5,5 X 3,5 cm), ein anderes teilweise er halten. Das Siegel an einem Pergament streifen ist abgelöst. Frater Jacobus d. g. apostolicae gratia motonensis episcopus, frater jacobus permissione dei castrensis episcopus, frater benedictus frisciacensis episcopus et Frater thomas cavensis episcopus gewähren auf Bitten des Ruppolds aus Wien der Michaelerkirche erneut einen Ablaß. Lind'" bringt diesen Ablaßbrief im Zusammenhang mit der Ausbesserung der Schäden, die beim Wiener Stadt brand am 23. März 1327 entstanden waren. Confirmiert wurde der Ablaß durch Albert, Bischof v.Passau,am 13. August 1333. 12. 1340 Januar 12, Avignon. Pergament, 45 x 67, Plica 4 cm. Miniaturierte Initiale (16 x 26 cm). Von den einst an einer rotbraunen Schnur hän genden 17 spitzovalen, roten Wachssie geln sind nur sieben in sehr schadhaftem Zustand erhalten. Archiepiscopus Sergius polensis steht an der Spitze der Aussteller. Unter den weiteren genannten Bischöfen befindet sich Salmann (Clemann, 1332-1350), Bi schof v. Worms. Albert, Bischof v.Passau, confirmierte den Ablaß 1340. Der Ablaß konnte u. a. auch gewonnen werden durch ein Gebet für den Herzog und die Herzogin v. Österreich sowie für Herzog Friedrich (t 1330) und Frau Johanna, Herzogin v. Österreich. Albrecht II. und seine Ge mahlin,Johanna v. Pfirt(t 1351), werden deswegen erwähnt, weil sie zum Ausbau des gotischen Hauptchors der Michaeler kirche wesentlich beitrugen. 13. 1344 Juli 8, Avignon. Pergament,48 x 72, Plica 4 cm. Miniaturierte Initiale (17,5x1? cm). Von den einst zwölf an einer Schnur hangenden Siegeln nur acht spärliche Fragmente erhalten. Johannes Edisensis Archiepiscopus und eine Reihe weiterer Bischöfe stellen den Ablaßbrief aus zugunsten der Ka pelle der hl, Agnes zu Lichtenegg (capella in Lyechteneck in honore sanctae Agnetis virginis pataviensis dioecesis fundata et consecrata). Unter Nummer 13 ist diese Urkunde seit alters in der Reihe der Michaeler Ablaßbriefe. Es ist aber nicht bekannt, in welcher Beziehung St. Michael zu der Agneskapelle in Lichtenegg stand. Die Topographie v. Niederösterreich'" er wähnt, 1256 habe ein Herr v. Lichtenegg (B. H. Zwettl) gegen das Stift Lilienfeld, den Dechant v. Krems und den Pfarrer v. St. Michael Anspruch auf verschie dene Filialkirchen erhoben. Ob damit die Pfarre St. Michael in Wien gemeint ist,konnte nicht festgestellt werden. 14. 1419 Februar 1, Wien. Pergament,25,5 x 34,Püca 7,6 cm.Das einst an einer Schnur hangende Siegel ist abgelöst. Johannes, Presbyter Cardinalis Ragusinus vulgariter nuncupatus gewährt 37
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