Seelenhirten die letzte Ehre erweisen zu können." Gewiß ein ehrenwertes Zeug nis aus dem Munde eines braven Man nes und Familienvaters, eine dankbare Anerkennung am Grab des Lehrers, der oft manche bittere Urteile wegen seines leutseligen Umganges mit der Jugend ertragen mußte. Zenner war auch auf dem Gebiet des Unterrichtes literarisch tätig. Er schrieb eine katholische Reli gionslehre, die in kroatischer Überset zung noch in seinem Vaterland in Ge brauch ist -eine kurze Unterweisung in der Katechetik für die Präparanden des Lehrfaches der Volksschule, deren Un terricht er bei St. Anna besorgte; außer dem noch „Das Leben der seligen Klothilde v. Savoyen", „Denk- und Sit tensprüche",„Die geistliche Schatzkam mer der kaiserlichen Hofkapelle", ,,Die Gnadenbilder in den Kirchen Wiens". Ein schöner Zug seines edlen Herzens verdient noch Erwähnung, nämlich seine übergroße kindliche Pietät gegen seine längst verstorbene Mutter, die als eine fromme, brave Bürgersfrau in sei ner Vaterstadt die allgemeine Achtung genoß. Mit sichtlicher Rührung gedachte er oft seiner Mutter und des mächtigen Einflusses, den diese auf die erste Ent wicklung seines religiösen Lebens übte. Diesem Drang des Herzens voll kindli cher Liebe folgend, verfaßte er eine kurze Lebensskizze derselben, und zwar in lateinischer Sprache nach Art und Weise, wie das Leben der Heiligen im Brevier geschildert zu werden pflegt. Auf meine Bemerkung, das sei wohl schon eine Art von Heiligsprechung, welche immer der Kirche zukommt, antwortete er: „Ja wohl, in meinem Herzen lebt die verstorbene Mutter wie eine Heilige, und überdies werden nur die Wenigsten und Vertrautesten von dieser Publikation etwas erfahren; Gott wird mir wohl diese meine vielleicht zu große Pietät verzeihen." Zart und innig war seine Andachtzum allerheiligsten Altarsakrament, die sich besonders bei der Darbringung des heili gen Meßopfers offenbarte. Eben so groß war seine Liebe zur heiligen Gottesmut ter, deren Verehrung er als Seelsorger und Katechet auf alle mögliche Weise zu befördern trachtete. Den heiligen Rosen kranz, das liebliche Memorare, pflegte er täglich zu beten, ja dieses letztere Gebet ließ er sich in der Sterbestunde noch vorbeten. Die schwierige Stellung als Propstpfarrer in Wiener Neustadt, das Be wußtsein der großen Verantwortung derselben lastete schwer auf Zenners Herzen. Nach wenigen Jahren entwikkelte sich eine schwer zu heilende Blutkrankheit, die im Herbst des Jahres 1875 eine Geisteszerrüttung herbei führte. In diesem bedauernswerten Zu stand lebte der arme Dulder über sechs Jahre. Aber auch hier offenbarte sich sein frommer Sinn, sein Seeleneifer. Wenn wie z. B. an Sonn- und Festtagen das feierliche Glockengeläute die Gläubigen zum Gottesdienste rief, seufzte er und sprach mit zum Himmel gewandten Augen: „Ich soll! -Ich kann nicht!" Es waren dies wohl nur Mo36 mente, aber gewiß solche, wo seine Umgebung meinte, er denke nicht daran, war er immer schwer zu bewe gen, die vom Arzt vorgeschriebenen Fleischspeisen zu genießen.Das Brevier, das immer vor ihm lag, betete er, so gut er es eben vermochte,freilich nur einen geringeren Teil desselben. So ungern er jemand anderen, als seine Umgebung um sich sah, empfmg er doch seinen Beichtvater jedes Mal mit sichtbarer Freude und verrichtete auch oft seine heilige Beichte bei ihm. Wahre Lichtpunkte der Gnade waren in dieser traurigen Lage für ihn die Stunden, wo es ihm gegönnt war, die heilige Messe zu zelebrieren, was er beinahe täglich bis wenige Wochen vor seinem Tode tun konnte. Er las die heilige Messe dann wohl mit großer physischer Anstrengung, aber mit sicht barer Freude und Andacht.Das heiligste Herz Jesu, dessen Bildnis, ein Andenken an seinen Primiztag, in seinem Schlafge mach gegenüber seinem Bette hing, und das er besonders verehrte, erwies ihm noch eine besondere Gnade dadurch, daß sein Geist in den letzten Stunden lichter, seine Sprache deutlicher wurde, so daß er lautvernehmlich die Sterbege bete nachbeten konnte. Am 21, April erlöste der barmherzige Heiland seinen treuen Diener durch einen sanften, seligen Tod von seinen langjährigen, leidensvollen Prüfungen. Das ganze Streben und Wirken Zenners war belebt von dem Verlangen, die Gnade der priesterlichen Beharrlichkeit zu bewahren. Der Herr hat sie ihm gnädig verliehen und wird ihm auch die Krone geben, die er den Beharrlichen bis ans Ende verheißen. Anm.: Aus Correspondenz des Prie ster-Gebetsvereines „Associatio Perseverantiae Sacerdotalis", 1882 (HI), Nr. 3, S.50/52. Regesten zu den Michaeler Almosenablaßbriefen 1288-1500 P.Waldemar Posch „Erst in den letzten Jahren ist es gelungen, die Originale der mittelalterli chen Michaeler-Ablaßbriefe in lückenlo ser Reihenfolge aufzufinden. Damit sie nicht wieder in Vergessenheit geraten, habe ich in dieser Arbeit versucht, das Wesentliche des Materials und des In halts dieser Urkunden festzuhalten." Begleitschreiben vom II. August 1985 Seit Pius V. (t 1572) die Almosen ablässe aufgehoben hatte, sind diese nur mehr von historischem Wert. Finanziell gesehen hatten sie für das Mittelalter große Bedeutung. Ohne sie wären man che Bauwerke, die heute von uns be wundert werden, weder erhalten geblie ben und vielleicht gar nicht entstanden.' Auch die Michaeierkirche war auf sie angewiesen. Noch vor wenigen Jahren galten die Originalbriefe als verschollen. Doch gab es im Michaeler Kirchen- und PfarrprotokolP teilweise Originaltreue, kopialbuchmäßige Abschriften. Von den übri gen wurde nur summarisch vermerkt; „Sonsten aber seind der Kirchen im Jahr 1448, 1450, 1452, 1457, 1478, 1480 und 1500 verschiedene Ablaß Briefe ertheilt worden."^ Bruno Thomas veröffentlichte 1937 aus dem Kirchenprotokoll die sie ben ersten Ablaßbriefe mit dem Ver merk': „Sie werden in dieser Form ihre Verbindlichkeit wahren,solange die Ori ginale, die 1759 inventarisch aufgenom men, 1859 zuletzt eingesehen und ausge zogen wurden, verschollen sind." Karl Lind" gab 1859 in seinen Auszügen an: den Aussteller, den Empfänger, den Verwendungszweck des Almosens sowie den Ausstellungsort des Ablaßbriefes und das Datum. Fast die Hälfte der Ablaßbriefe blieb unerwähnt. Bruno Thomas" konnte dem nun verschollenen Repertorium von 1759 entnehmen, daß: „29 Stück alte Abläß Brief, so von Päpsten, Cardinalen und Bischöfen der St. Michaels Pfarrkirchen ertheillet wor den, von Ao. 1288 bis 1500..." vorhan den waren. Alle 29 Originale konnten in den letzten Jahren aufgefunden wer den.' Der Aufbau eines solchen Ablaßbrie fes ist - von kleineren Abweichungen abgesehen - folgender: Name und Titel des Ausstellers; Mahnung zu einem christlichen Leben und allgemein zu guten Werken; Aufforderung zu helfen der Handreichung zugunsten der Michaelerkirche durch Geld, Gold, Sil ber, Bücher, Kelche und anderer benö tigter Dinge; Mahnung zu reumütiger Beichte und Festlegung der Tage oder Gelegenheiten - z. B. Begleitung des Allerheiligsten und des hl. Öles zu den Kranken, Anhören der Predigt des Pfar rers und seiner „Substltuten" usw.-zur Gewinnung des Ablasses. Bischöfe gewähren meist 40, Erzbischöfe und Kardinäle durchwegs 100 Tage Ablaß, der Papst 3 Jahre und 3 Quadragenen. Mit Ausnahme des päpst lichen Ablasses werden vom Diözesanbischof alle anderen von diözesanfremden Bischöfen gegebenen Ablässe bestätigt (confirmiert) unter Beifügung von weite ren 40Tagen Ablaß. Die Urkunde schließt mit der Ortsan gabe, dem Datum und der Besiegelung. Die Siegel sind an einer Schnur oder an einem Pergamentstreifen anhangend, aus ungefärbtem oder rotem Wachs, manchmal in einer Schale aus ungefärb tem Wachs oder in einer Metallkapsel. Die Papsturkunden haben ein rundes Bleisiegel. Die Ablaßbriefe werden im Michaeler Kollegsarchiv in der VII. Abteilung, Lade 67, unter den laufenden Nummern
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