silis von Jernau und Karlstein, einen guten Freund gefunden. Dieser hat ihm über viele schwere Stunden hinwpffp-pholfen. Hieronymus konnte ihn nicht genug als edlen Menschenfreund loben. In der zweiten Novemberhälfle wurde auch die Turmuhr repariert und die Uhrgewichte, die bisher ausgerechnet vor der Küchentür herabhingen, ander weitig so verlegt, daß diese unange nehme Belästigung ein Endefand. Der Herrschaftsbesitzer ließ auch einen englischen Garten anlegen. Er eröffnete auch ein Casino, so daß dies ein Anziehungspunkt für Wiener imd Spaziergänger, die jetzt immer zahlrei cher auf den Josephs- oder Kahlenberg kamen, wurde. Ob nun dieses Casino mit dem zweiten „Würthshaus" in Jo sephsdorf identisch war, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Dieses zweite Gasthaus war im nördl. Längstrakt ein gerichtet worden. Auch hier war eine Eremitage direkt mit diesem Trakt zu einer Einheit verbunden. Sie war dem heiligen Benedikt geweiht. Vermutlich war dies auch die Zelle des P.Priors,der ja, nach den alten Ordensregeln, als erster dem ins Kloster kommenden Mit bruder begegnen sollte, damit er gleich alles anordne, was zu geschehen habe. Aber es gibt auch noch eine andere Version für den Standort des Casinos. Laut dem Grundbuch wohnte Herr Schrott neben Frau Josefa Mayr und „der Casino". Frau Mayr gehörten die Häuser 18 und 19. Somit mußte Herr Schrott Besitzer des Hauses 20 gewesen sein. Dies geht auch sicher aus weiteren Grundbucheintragungen hervor. Somit wäre dann das Haus 21, das sich aufder anderen Seite an das Haus von Herrn Schrott angeschlossen hat, „der Casino" gewesen."^ Das Stift Klostemeuburg war mit dem Traiteur auf dem Leopoldiberg, Herrn Ignaz Pichler, gar nicht zufrieden und hat ihn gekündigt. Dieser Pichler, Leinwandhändler aus Ottensheim, hat ja noch unter Hofrat Kriegl den ersten und abgehausten Traiteur Johann Redt am 6.9. 1784 abgelöst und den ganzen Kom plex um 950 Gulden erworben. Er und seine Frau Franziska dürften von dem Wirtsgeschäft nicht allzuviel verstanden haben, denn auch sie wurden bald zah lungsunfähig und mußten den Gastbe trieb liquidieren. Die beiden Gaugier, die als Zeugen seinerzeit den Kaufver trag zwischen Kriegl und Pichler mitun terschrieben hatten, wurden die dritten Besitzer des Würtshauses. Als er im Alter von 74 starb und im Josephsdorfer Leichenhof begraben wurde, führte die Gauglerin, die ja auf den Besitz schon angeschrieben war,den Gastbetrieb wei ter. Ihr Vorgänger Ignaz Pichler kam ja öfters vom Leopoldiberg auf den Jo sephsberg, denn er fungierte ab und zu als Trau- oder Taufzeuge. Dies geht aus den Rapulare hervor. Wahrscheinlich hat er am Leopoldiberg auch wieder abgewirtschaftet, denn er war ja nicht von der „Branche" und verstand das Geschäft zu wenig. Lorenz von Jernau de Gellich et d'Egelbilsen wäre nun auch am Erwerb des Leopoldiberges interessiert gewesen. Um sich seinem Wohltäter gegenüber irgendwie dankbar zu zeigen, ging Herr Hieronymus mit seinem Patron in die Stiftsverwaltung nach Klosterneuburg und stellte ihn dort vor. Die Sache wurde besprochen. Es kam auch zur Aufsetzung eines Kontraktes, aber zu keinem Abschluß. Vielleicht waren die Forderungen von selten des Stiftes für Herrn Jernau unannehmbar. Der Besuch des Bischöfe von Basel im Mai 1802 und die Einladung zur Tafel im Haus der Gauglerin, dazu noch an der Seite des Herrn Bischofs sitzen zu dür fen, gaben Herrn Hieronymus einen moralischen Auftrieb. Für die Fronleichnamsprozession wurde in diesem Jahr eine neue Route gewählt, die sich als wesentlich günsti ger herausstellte. Herr von Karlstein ließ eigens im Wald für diesen Anlaß einen Weg aushauen und gangbar ma chen. So konnte sich die Prozession im Schatten des Waldes, geschützt von Windböen, schön entfalten. Zelebrant war der Professor Canorum vom Stift Klostemeuburg... In dieser „Minipfarre" hat sich auch pastoral in diesem Jahr gar viel ereignet. 5 Hochzeiten hat es gegeben, und 3 Pfarrangehörige wurden in die Ewigkeit abberufen. So gab es doch einige Ein nahmen durch die Stolagebühren, an -denen freilich die Mutterpfarre Kallenberg(erdorf)fest mitnaschte,so daß dem Pfarrer von Josephsdorf kaum etwas davon übrig geblieben ist. Herr Hieronymus mußte sich nun von seinem liebgewonnenen Freund Herrn Jernau-Karlstein trennen, denn am 23. September 1803 wurde er zum Pfarrer von Kritzendorfernannt. Ihm folgte nun Herr Petrus Planner als neunter Lokalkaplan nach. Anschei nend hatte er Freude an der Berufung auf den Josephsberg. Zumindest war er für den Tapetenwechsel froh, denn er schrieb in die Chronik: „Ich dankte Gott, daß ich einmahl von der Korneuburger Schule befreit war." 1804 wurde die eine Turmglocke unter dem Vorwande,sie werde repariert, von der Herrschaftsverwaltung um 300 Gul den verkauft. Das Geld dafür kam aber nicht in die Kirchenkassa. Herr Petrus stellte sich auf die Füße, bis alles in Ordnung gebracht wurde. 1805 machte ihm sein Herr Prälat Gaudenz Dunkler Hoffnung auf eine andere Pfarre. Die Lust und Freude, in Josephsdorf sein zu dürfen, scheint ihm auch schon vergangen gewesen zu sein, denn er notierte: „Ich warte mit Schmerzen auf meine Erlösung." Durch unvorhergesehene Personalverschiebimgen wurde ihm ein Strich durch die Rechnung gemacht, er mußte weiterhin aufdem Berg durchhalten.®"' Unter den noch erhaltenen „Trau-Akten" befindet sich eine von Herrn Petrus ausgestellte Bestätigung.„Daß die ange führten Beweggründe wahr und richtig sind bestätige hiermit Petrus Planner Regl.Chorh. und Pfarrer auf dem Jo sephsberg. Josephsberg den 14. Juni 1804." Daneben der Abdruck des „Sigillum Capellaniae localis in Monte Cetio". Dieser über 180'A Jahre sehr gut erhal tene Petschaftsabdruck ist der einzige, der gefunden wurde.®® Nach 5 Jahren hat Jernau die Herr schaft Obersievering und Kahlenberg wieder abgestoßen. Der Grund läßt sich aus den Dokumenten nicht eruieren. Vielleicht wurde sie ihm abgenötigt, denn er soll sie sehr teuer verkauft haben. Die 3^ährige Frau Josefine von Traunwieser, Gemahlin eines Wiener Realitätenhändlers, war jetzt die neue Besitzerin. Durch 13 Jahre hat sie die Herrschaft behalten und sehr widerwil lig 1819 an den Fürsten von Lichtenstein verkauft. Ihr Herz ist wohl deshalb so am Kahlenberg gehängt, weil ihre Toch ter Karoline,eine bekannte Sängerin,im Waldfriedhofbegraben lag.Im Alter von 21 Jahren ist sie am 8. März 1815 an Lungenschwindsucht gestorben. Ihr Grabmal ist heute noch erhalten. Lich tenstein bot 80.000 Gulden. Traunwieser wollte 150.000 fl. und betonte,für sie sei es ja kein Notverkauf. Schließlich gab sie dem Drängen nach, beide einigten sich auf 100.000 Gulden und einige Draufgaben. Als 45jährige überließ sie Ihre Herrschaft und zog sich auf Ihre Stadtwohnung nach Wien 751(=Lugeck 4)zurück.Im Alter von 74 Jahren starb sie und wurde am alten Matzleinsdorfer Friedhofbestattet.®® Anmerkungen 'Hof- und Staatsschematismus 1784, pag. 117 und 376. WLSTA, Grundbuch Klosterneuburg 20/13, pag. 282 (6. 9. 1779). DAW,WP 55, 3. 7. 1780 und 5. 12. 1783, pag.262. 2 NÖLA,REG.A.C 24 ad 7549 de 1784. NÖLA, N.Ö.REG. 16, vol. 6, lfd. Nr. 245/126,343,3268,4333,4964. ® NÖLA, KLR, Ktn. 210, fase 14 ad Nr. 1. HHSTA,KLR.fasc 18. HHSTA, KLR, fasc 18, BI. 124, 5. 7. 1782. NÖLA,REG.16, vol. 3, lfd. Nr. 167, 169. ® NÖLA,REG.C 16 vol. 2, lfd. Nr. 60. NÖLA,REG.C 16 vol. 3. lfd. Nr. 116,215, 231,256.NÖLA,REG.C 16 vol. 6,lfd. Nr. 25,263. ® AVA, AC. Sign. 92, 399 ex Januarii 783. 'NÖLA,REG. A.C 24, 9120 und 8389 ad 7549 de 784. 9 STAKLN,Ktn. 776/16. STAKLN,HS 276, pag. 239. Kriegsarchiv Wien, AKR 1784, 3-1198; 13-141, 142, 143, 145, 148, 152. WIÄTA, Sterberegister von 1787, 10.4. ® WLSTA, Grundbücher 233/7, 233/4. AVA, AC, Sign. 92, 14. 4. 1783. NÖLA, REG. A. C 24, 9120 und 8389 ad 7549 de 1784. Grund, Geograph. Abhdlg. VUI, pag. 156. Weigl, Hist. Ortsnamenbuch von N.Ö.Bd.3, Heft 2, pag. 191. '' WLSTA, Grtmdbuch 233/7, Kauf brief, Protokoll vom 4.9.784 '2 STAKLN, Handschrift 60, HISTORIA ECCLESIAE PAROCHIALIS IN MONTE CETIO (wird von jetzt im mer nur als HEP zitiert!): De origine Parochiae. STAKLN, Ktn. 776/16, Brief Kriegls an Stiftspropst vom 23. 8. 1783. STAKLN, Ktn. 776/17, Brief Kriegls an 24
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