Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Antwort des Konsistoriums in die Pfarr chronik.®® Am Stefanitag 1799 hatte es in Wien minus 18 Grad,im Stift minus 21imd auf dem Berg nach seiner Schätzung minus 22-23 Grad. Die Bittprozession hielt er in die neu hergestellte Leopoldikirche am benach barten Berg. Mag sicherlich sehr stim mungsvoll gewesen sein. Nach langem und ungeduldigem War ten kamen endlich am 3. Mai die Maurer und Zimmerleute, um die notwendigen Reparaturen an den 2 Kirchenhallen, den Vorhäuseln (Windfangen) usw. durchzuführen. Die Patrone der St.-Josephs-Kirche, die ja auch Eigentümer der Kirche waren - dies hat zwar später die Regierung in Frage gestellt -,ließen immer nur die allernotwendigsten Repa raturen durchführen, und so verfiel die Kirche immer mehr. Hier ist von 2 Kirchenhallen die Rede. Gemeint sind wohl das Hauptschiff und das „südliche Seitenschiff', bestehend aus der Schutz engelkapelle mit anschließender Sakri stei, dem Turmgebäude und der damit verbundenen Romualdkapelle. Das „Nordschiff'der Kirche war bereits vom ersten Patron imd Besitzer, Hofrai Kriegl, abgetragen worden. Vermutlich hat er das Baumaterial für sein Gut am Himmel gebraucht. Pfarrer Roman Köck aus HeUigenstadt, dem nach der Einpfarrung von Josephsdorf nach Heiligen stadt staatlicherseits auch die Sorge um die Kirche übertragen wurde, berichtet darüber in dem damals aufgestellten Inventar. Der „Graf-Cobenzl-Plan von 1786" bestätigt dies. Auch haben sich die Verwalter der einzelnen Herrschaften bei anfallenden Reparaturen immer die Frage gestellt: was kommt billiger: re staurieren oder abreißen? Natürlich wurde immer die billigste Lösung ge wählt. Dieser Mentalität fielen auch die Windfänge der Kirche zum Opfer, deren Abreißen später viele NachteUe mit sich brachten. Die St.-Josephs-Kirche war für die wenigen Josephsdörfler viel zu groß, die Seitenschiffe voUkommen überflüs sig, so daß wohl das Nordschiff und später noch die Romualdkapelle aus Rentabilitätsgründen abgerissen wur den.®* Vom Herrn Augustin erfahren wir auch, daß die Lokalkaplanei damals inklusive der Bewohner des Leopoldibergs 68 Seelen zählte. Im Sommer, wenn die Zweithausbesitzer „auf Som merfrische" in ihren Rustikalhäusem mit ihren Angehörigen anwesend waren, konnten noch etwa 16 Personen dazugerechnet werden.®® Im Jänner 1800 übergab Herr Augu stin der Herrschaftsverwaltung eine Li ste mit falligen Reparaturen in Kirche, Schule und Haus. Zugleich forderte er einen kleinen Garten, KeUer und Holz schupfen. Er berief sich dabei auf die staatlichen Vorschriften, gemäß denen dies alles bei jeder Neuerrichtimg einer Pfarre oder Expositur als selbstver ständlich dazugehörig betrachtet werde. Obwohl erst die Maurer und Zimmer leute im Mai mit Reparaturen an der Kirche beschäftigt waren, so gab es solche jetzt, ein halbes Jahr später, schon wieder.Es wurde eben immer nur das Allemotwendigste, und dies so billig als möglich, gemacht. Derzeit war auch der Staat, d. h. der Religionsfonds, der Besitzer der Herrschaft, die in 4 Verstei gerungen nicht an den Mann gebracht werden konnte. Somit war der ganze Besitz eine defizitäre Angelegenheit.Da her wollte man schon gar nichts inve stieren. Solange der Augustin Pfarrer von Josephsdorf war, änderte sich dies bezüglich nichts. Dieser Zustand war sicher auch für den Seelsorger entmuti gend. Am 21. April, dem Fest des heili gen Georg, dem ja seinerzeit die K. K. Burgkapelle - am Callenberg geweiht war, besuchte Propst Gaudenz auch die Nachfolgerin dieser Georgikapelle, die Kirche Sankt Leopold am Leopoldiberg. Auf dem Rückweg machte er einen Abstecher nach Josephsdorfzum Herrn Augustin. Bei dieser Gelegenheit dürfte er ihm seine Versetzung ins Stift und seine Berufung zum Novizenmeister eröffnet haben. Diese visitatio paterna bedeutete also eine Beförderung für den zukünftigen Stiftsdechant Augustin Her mann. Mit seiner ausgesprochen schö nen Handschrift hat er auch Rapulare der Matriken angefertigt und diese dem Protocollum Baptizorum, Protocollum Copulatorum und Protocollum Mortuorum Ecclesiae Parochialis in Monte Cetio beigelegt. Diese Rapulare sind wertvoller als die Matrikenbücher selbst,denn sie enthalten mehr Angaben und geben somit bessere Informationen. Am 27. Mai 18(X) übersiedelte Herr Au gustin ins Stift und trat dort sein neues Amtals Magister Novitiorum an.®® Am gleichen Tag traf Herr Hierony mus Höller als achter Lokalkaplan in Josephsdorf ein. Seine Versetzung in die aufgelöste Eremie empfand er als ein zweites Noviziat, das er jetzt durchma chen müsse. Ein Pfarremoviziat! Unter Blitz und Donner ist er aus der oberen Pfarre zu Klostemeuburg, wo er 3Vi Jahre Kooperator gewesen ist, angekom men. Die 8 Schulkinder fand er sehr unwissend vor, obwohl sie vorher einen sehr tüchtigen Katecheten gehabt ha ben. Das Fronleichnamsfest wurde feier lich gestaltet,berichtet er uns.®' Die Namenstagsfeier des Herrn Stiftdi rektors Ignaz Dauderlau mit seinem Personal am Leopoldiberg, zu der auch er eingeladen wurde, war für Herrn Hieronymus eine willkommene Ab wechslung im grauen Alltag. Gerne wäre er länger in der lustigen (Gesell schaft, die er ja von seiner Kaplanszeit im Stift her gut kannte, verblieben. Aber das Pfhnjurisdiktionsexamen am 8. August zwang ihn heim zu den Bü chern. Zu diesem Termin anzutreten war ihm mit der Ausstellung der Juris diktion für St. Joseph am Josephsberg verpflichtend auferlegt worden. Er hat es gut bestanden und war darüber glücklich und zufrieden. Es war ein heißer August im Jahre 1800. Die Zisterne trocknete aus, und es gab auch reichlich Gewitter. Abwechs lung boten auch immer wieder die ho hen Besuche ausdem Kaiserhaus.®® Das Jahr 1801 setzte dem Interregnum auf dem Berg ein Ende und brachte nach 7 Jahren wieder einen Herrschaftsbesitzer auf den Berg, mit dem man auch persönlichen Kontakt pflegen konnte. Da bei den 4 ausgeschriebenen Lizitationen niemand anbeißen wollte, so entschloß sich der neue krieglerische Masseverwalter Dr. Sigmund Paumgarten beim Kaiser eine Addizierung zu erwirken und legte ihm alle Gründe schriftlich dar. Joseph n. stimmte dem Votum zu. Lorenz Edler von Jernau de Gellich et d'Egelbilsen, ein Niederlän der,wurde neuer Herrschaftsbesitzer.®® Gleich beim Vorstellen brachte Herr Hieronymus dem neuen Kirchenpatron seine Anliegen vor: Man möge ihm einen kleinen Garten, einen Keller und wiederum eine Holzanlage zum Pfarrhof zuweisen. Herr von Jemau erklärte sich gerne bereit, dem Bittsteller nicht nur diese Bitte zu erfüllen, sondern ihm überhaupt einen neuen Pfarrhof zu ge ben. Er wollte den an das Einserhaus anschließenden Ted des in zwei Häuser geteilten Südtraktes mit den Conscriptionsnummern 25 und 26 kaufen, also das Haus 25. Haus 26 war ja das „Würthshaus". Beide Häuser gehörten der Gauglerin, der Traiteurin. Jemau wollte dann eine Verbindung zwischen den Häusern I und 25 herstellen lassen und diesen Komplex dem Pfarrer als Pfarrhof übergeben. Die Verhandlungen mit der Gauglerin waren schon soweit gediehen, daß ein Kontrakt aufgesetzt werden konnte. Auch Fürst de Ligne hatte das von der Traiteurin vermietete Zimmer im Haus 25, das unmittelbar an das Haus 1 angestoßen war, auf Ersu chen Jemaus bereits geräumt. Im letz ten Augenblick ist aber die Gauglerin wieder wortbrüchig geworden, wollte von Jemau noch mehr herausschinden und brachte den Kontrakt zu Fall. Da mit waren die Pläne und Hoffhungen des Herm Hieronymus zerronnen. Er ärgerte sich über seinen Vorgänger, den Herrn Gelasius, der das Einserhaus schon als Pfarrhof hätte haben können, es aber nicht angenommen hatte. Wer kann es ihm verübeln, daß er nicht ein drittes Mal umziehen wollte!®" Um dem leidgeplagten Pfarrer doch irgendwie zu helfen, stellte Herr v. Jemau ihm großzügig sein eigenes Haus Nr. 1 zur Verfügung imd übergab ihm dazu am 30. Juni 1801 die Schlüssel. Tagsüber hielt sich von jetzt an Herr Hieronymus immer im neuen, „geliehe nen Pfarrhof auf. Nun war er die rau chige Kuchl seiner Wohnung los und konnte aufatmen.®' Die Gauglerin aber war auch schon die längste Zeit Traiteurin gewesen. Es erging ihr wie allen ihren Vorgängem: Sie war am Ende. Am 26. Oktober 1804 hat sie ihren ganzen Besitz in den Curatel geworfen. Dieser wurde aufexekuti vem Wege versteigert und vom Herr schaftsbesitzer selbst erworben.®^ Nach Allerheiligen aber war es dem Herrn Hieronymus in seinem Sommerpfarrhof schon zu kalt geworden,so daß er sich wieder in den „Pfarrhof auf der Kirche" zurückziehen mußte. Das fiel ihm zwar nicht leicht, aber es mußte sein. Inzwischen hatte er im Bruder des Herrschaftsbesitzers, Herrn Josef Diony23

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