lerischen Verpflichtungen solange nachzukommen, bis sich ein neuer Besitzer fiir die Herrschaft Kallenberg/Obersievering gefunden habe. Daraufhin zog Propst Floridus seine Kündigung zu rück.*® Als 3. Pfarrer kam Herr Philipp Dimberger nach Josephsdorf am 8. August 1788. Gleichzeitig übersiedelte Herr Dominicus Lotter als Pfarrer nach Hasel bach. Herr Philipp war auch äußerst sparsam mit Eintragungen in die Chro nik. Unter den wenigen Notizen findet sich nichts Erwähnenswertes. Er hatte kein Interesse an dem zum Pfarrhof gehörigen Garten imd gab ihn der Herr schaft zurück. Dieser war dies sehr willkommen, denn sie setzte ihn gleich in Geld um imd verkaufte ihn der Gauglerin, Besitzerin des Häuserkomplexes Josephsdorf 25/26. Seine Nachfolger ha ben sich oft bitter beklagt, daß beim Pfarrhof kein Garten dabei ist, was doch sonst überall der Fall ist. Sie hatten ja keine Ahnung, daß einer ihrer Vorgän ger ihn, ohne an seine Nachfolger zu denken,zurückgegeben hatte. Herr Phi lipp dürfte sich bei der Zählung der Jahre geirrt haben, denn mit seinem Ausscheiden aus der Lokalkaplanei ist auch ein Durcheinander in der Pfarrchronik. Nach drei Jahren Josephsdorf kam er Ende September 1791 als Pfarrer nach Kritzendorf.''® Ferdinand Albrecht, ein geborener Wiener, kam mm als 4. Lokalkaplan in die Gemeinde Josephsdorf. Am Fest des heiligen Erzengel Michael hat er seinen Posten angetreten. Im Jahre 1791 und nicht 1792, wie die Chronik berichtet.*' Da die Winter am Kallenberg so eisig und kalt waren,und die paar Kirchenbe sucher sich in der großen kalten Kirche fast verloren haben, suchte Herr Ferdi nand beim Konsistorium um die Erlaub nis an, den Gottesdienst in einer Seiten kapelle halten zu dürfen. Dies wurde ohneweiters gestattet. Herr Albrecht gibt da die Leopoldikapelle an, also die rückwärtige Seitenkapelle des nördli chen Kirchenschiffes. Aus späteren Be richten geht jedoch eindeutig hervor, daß es sich um die mit der Sakristei verbundenen Kapelle, der Schutzengel kapelle der Eremie, handelte. Diese wurde von den derzeitigen Kirchenbesitzem, den polnischen Resurrektionistenpatres, in eine Sobieskikapelle umfunk tioniert und am 28. Mai 1931 einge weiht.*® Ab Ostersonntag wurde dann der Got tesdienst wieder in der Kirche gehalten. Wahrscheinlich kamen zu diesem Fest tage auch schon die ersten Wanderer und Spaziergänger aus Wien und be suchten den Gottesdienst. Auch Herr Ferdinand war kein eifiriger Chronik schreiber. Unter den wenigen stereoty pen Berichten findet sich nichts Erwäh nenswertes. Besonders gut dürfte esihm auch in Josephsdorf nicht gefallen ha ben, denn er beendigte seine Eintragun gen mit den Worten: „Laus Deo O.M. Daß ich erlöst bin! Was ich auch bald meinem Nachfolger wünsche!" Sicher nicht sehr ermunternde Worte für Herr Johann Baptist Dögl, der von der unteren Stadtpfarre Sankt Martin nach Josephsdorf versetzt wurde und am 29. April 1795 sein Dienstamt dort auszuüben begann. Aber er hat in Got tes Namen angefangen und all seine Arbeiten unter Gottes Schutz gestellt. Die vorherrschende Unordnung ist ihm gleich aufgefallen. „Eine Pfarre ohne Schule und ohne Kirchendiener!" Daß er selbst das Amt des Kirchendieners hätte mitübernehmen können,zumal er ja nach heutigen Verhältnissen gar nicht genug seelsorglich ausgelastet war, ent sprach nicht der damaligen Mentalität. Heute nach 200 Jahren Fortschritt müs sen viele Priester diese und noch andere Aufgaben miterfüllen. Die unbequeme Wohnung mit dem vielen Rauch beim geringsten Wind, keinen eigenen Herd zu haben,sondern immer auf den Traiteur angewiesen zu sein, dazu noch keine Speis, keinen Keller, keinen Garten,keinen Schupfen, all das machte das Leben dem neuen Lokalkaplan schwer. Als genügsamer und anspruchsloser Mann wurstelte er sich mit diesen Unannehmlichkeiten durch. Dazu kam noch die schrottreife Wohmmgseinrichtung. Fast alles hatte nur mehr den Namen der Sache, war aber total untauglich. Daher, so meint Pfarrer Dögl, sollte das Stift immer den neuemannten Seelsorger der Lokal kaplanei richtig ausstaffieren und ihn nicht mit dem alten Mobiliar, das nur mehr als Brennholz dient, belassen. Aber auch in dieses Schicksal fügte er sich. Es ist ihm gelungen, einen Schulleh rer zu bekommen. Die Administration aber war nicht bereit, auch nur einen kleinen Beitrag zu dessen Lebensunter halt zu leisten. Die Gemeinde war be reit, pro Kind jede Woche vier Kreuzer zu zahlen als Schulgeld und einen Klaf ter Holz beizusteuern. Das war aber zu wenig Entlohnung für den Schullehrer. Daher entschloß sich der Pfarrer als Idealist, von seinem ohnehin geringen Gehalt noch monatlich zwei Gulden zu bezahlen,ohnejedoch damitseine Nach folger verpflichten zu wollen. So kam also eine Schule in Josephsdorf durch die Initiative und das persönliche Opfer des Pfarrers zustande.*® Am 1. März 1798 wurde er zum Pfkrrer von Weidling ernannt. Trotz aller Pro bleme und Unannehmlichkeiten ist Pfarrer Dögl durch die gute Luft am Berg gesund geblieben. Seinem Nachfol gerwünschteervielGlück.®® Freudlos und lustlos folgte ihm Herr Lorenz Ziegler, bisher IVi Jahre Kaplan in Hietzing, am 2. März 1798 als neuer Lokalkaplan nach. Josephsdorf war ihm ja nicht mehr ganz unbekannt. Bei der Errichtung und Einweihung der Kirche und des Ortsfriedhofes war er ja als „Pastoralista" der kleinen Assistenz zu geteilt. Aber die Umstellung von der Stadt und vom Gemeinschaftsleben mit seinen vielen Bequemlichkeiten in die Einschiebt und Verlassenheit des Kahlenberges mit seinem rauhen Klima war für ihn nicht leicht. Auf diese „Beförde rung zum Lokalkaplan" bildete er sich nichts ein. Und fi'euen konnte er sich schon gar nicht darüber. Der einzige Trost bestand in der Hoffhung, daß er von diesem Übel bald erlöst werden könnte.Es schien schon der Mond,als er in seiner neuen Wirkimgsstätte ankam. Der Kutscher hatte sich verfahren und brachte ihn daher zu dieser späten Stun den in das „Burgverlies". Am 1. April 1798 gab es in Josephsdorf ein großes Fest, das ihn die Trostlosig keit für einige Tage vergessen ließ. Von seinem Vorgänger übernahm er auch das unverbindliche Erbe, monatlich für den SchuUehrer zwei Gulden bereitzu stellen. Da dieser jedoch sehr nachlässig im Dienste war und seine Pflichten nicht erfüllte, stellte Ziegler die Zahlungen kurzerhand ein.®^ Auch die Wiederherstellung der Kir che am Leopoldiberg, die Propst Flori dus auf Wunsch des Kaisers in Angriff genommen hat, gab ihm Auftrieb und lenkte ihn von seinen Sorgen ein wenig ab. Er berichtet eingehend darüber. Seine Aufzeichnungen sind die einzige Quelle, die uns über dieses Ereignis berichten. Joseph n. versetzte ja den K.K. Hofkaplansbenefiziaten Philipp Ja kob Obermayr nach Eßling, den dierischen Benefiziaten nach Stopfenreuth und ließ die Kirche dann nach deren Exitus Ende November, der übrigens nicht ganz ohne Komplikationen sich abwickelte, schließen und exsekrieren. Nach sieben Jahren wurde nun die ge plünderte „Leopoldi Capelln am Callen berg",jetzt K.K. Schloßkapelle am Kal lenberg bzw. Leopoldiberg genannt,am 14. November 1798 feierlich einge weiht.®® 14 Tage später bekam Herr Lorenz vom Herrn Pröpsten seine Versetzung als Pfarrer nach Weidling. Schon vier Wochen hatte er mit Schmerzen auf diese Nachricht gewartet. Nur neun Monate mußte er in dem „Burgverlies" zubringen.So nach und nach aber hatte er sich doch akklimatisiert und fand in der schönen Natur Freude. Auch die Bücher wurden ihm gute Freunde.Letz ten Endes hat er doch die Lokalkaplanei mit einer gewissen Genugtuung verlas sen. Es reute ihn nicht, hier gewesen zu sein. Dies wünschte er auch seinem Nachfolger. Durch seine kurze Dienst zeit ist er auch dem strengen Winter am Berg ausgekommen. Augustin Hermann hieß der siebte Lokalkaplan von Josephsdorf. Am Mitt woch nach dem ersten Adventsonntage, dem 5. Dezember 1798, kam er auf den neuen Posten.Seit 6. Oktober hatte erja die Versetzung schon in der Tasche gehabt. Und seit dieser Zeit wußte auch Herr Lorenz Ziegler, daß seine Tage auf dem Berge gezählt waren, und konnte die Ablösung kaum mehr erwarten. Die Ursache der Verzögerung lag darin, daß Hermanns Nachfolger von der Regie rung noch nicht bestätigt worden war. Daher mußte er so lange auf seinem Posten verbleiben und den Schulunter richt halten. Herr Augustin hielt, wie seine Vorgän ger, den Gottesdienst in der Schutz engelkapelle, die ja mit der Sakristei ver bunden war. Damit seine Nachfolger von dieser Genehmigung wissen,schrieb er den Wortlaut der Eingabe und die 22
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