Schuld (beides blieb noch bis in die Zeit vor dem Konzil in Übung)und noch ein Pater und Ave für Seine Majestät, den Kaiser, verrichtet werden.®" Darauf folgte die Hl. Segenmesse. Vor dem ausgesetzten Allerheüigsten wurde der „vorgeschriebene Meßgesang abge sungen". Um 2 Uhr nachmittags war dann die „Kristenlehre". Prozessionen waren an bestimmten Tagen „vermög allerhöchster Verord nung" gestattet: in der Kreuz- oder Bethwoche, zu Fronleichnam oder am Sonntag der Oktav. Die Leichenprozes sion wurde mit einem Gulden 30 Kreu zer berechnet. Zwei weitere Prozessio nen waren unter bestimmten Umstän den erlaubt. Wollte man außer diesen Bittgängen noch einen besonderen aus irgendeinem wichtigen Grund halten,so mußte man beim eb. Konsistorium dazu die Erlaubnis erbitten.®® Die finanzielle Unterstützung durch den Kirchenpatron war natürlich keine Dauereinrichtung, sondern nur in der ersten Zeit zum Einrichten und Versor gen der Kirche mit dem Allernotwendigsten. Dazu war ja der Kirchenpatron auch verpflichtet, denn er hatja anfangs auch Kircheneigentum zu Geld für seine Privattasche gemacht. Dann mußte die Pfarre ihre Kirche mit dem Klingelbeu tel erhalten. Daher darf man sich nicht wundern, daß alles bald sehr herxmtergekommen war. Was der Klingelbeutel einbrachte, war zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. So ist es bis zum heutigen Tag geblieben. Für eine Hochzeit war die Stolagebühr mit einem Gulden 30 Kreuzer amtlich festgesetzt. Aber, wie viele waren denn da in einem Jahr! Als etwas ganz Außergewöhnli ches wurden in einem Jahr einmal fünf Hochzeiten eigens in der Pfarrchronik vermerkt. Diese Fassionen geben uns Einblick in die miese finanzielle Lage der „neuen Pfarre".*" Der Lokalkaplan hatte weder eine Einnahme aus der Kirche, auch keine Meßstipendien noch sonst irgendwelche Einkünfte. Von den wenigen Einnahmen aus den Stolagebühren mußte er noch an die Mutterpfarre Kallenberg ablie fern. Der Patron hatte sich zwar ver pflichtet, jährlich einen Betrag von 30 Gulden,6 Klafter Holz und freie Station zu leisten, aber mit der Realisierung klappte es nicht. Mag sein, daß Kriegl all das erst am Jahresende ausbezahlen bzw. zustellen wollte. Ursache mag ge wesen sein, daß der K.K. Hofrat imd Truchseß nur8Vi Monate als Kirchenpa tron fungierte. Am 11. September wurde er zuerst unter Hausarrest gestellt. Der Anlaß dazu wäre zwar nach drei Tagen behoben gewesen, aber schwere Ver dachtsmomente eines größeren Verge hens führten zu Untersuchungen, die so belastend für Kriegl waren, daß man den Kaiser verständigen mußte. Nach gründlicher Prüfung der Causa Kriegl degradierte ihn der Kaiser und übergab ihn der Criminal Inquisition. Das war damals Tagesgespräch von ganz Wien, denn er war eine bekannte angesehene Persönlichkeit gewesen. Kriegl wurde zu sechs Jahren Casamatten in der Leo poldina verurteilt und starb im Kerker im Alter von 52 Jahren. .Die dann folgende und beauftragte Massa-Verwaltung wollte die obgenannten krieglerischen Verpflichtungen nicht erfüllen, so daß es bald zu einer AxiJhebung der Lokalkaplanei gekommen wäre, hätte die krieglerische Herrschafts-Massaverwaltung, einem Wink von oben folgend, nicht rechtzeitig ein gelenkt und sich zur Erfüllung dersel ben bereit erklärt.*' So blieben dem Pfarrer nur seine 600 Gulden Gehalt, die ihm das Stift aus zahlte. Von diesem (jehalt mußte er •leben, sich alles Notwendige damit fi nanzieren und seinem Diener 200 Gul den und die Verpflegskosten bezahlen. So blieb für ihn selbst kaum etwas übrig. Am Neujahrstag 1784 war. die Kälte schon so arg, daß die Kinder um 2 Uhr von der Christenlehre fern blieben. Am Dreikönigstag stockte ihm das kostbare Blut im Kelche vor Kälte. Schon am 20. Jänner konnte Herr Gelasius das erste Ehepaar trauen. Tags darauf, am Feste der hl. Agnes, konnte er vor lauter Schneeverwehungen vormittags gar nicht in die Kirche gehen,um die heilige Messe zu feiern, obwohl es vom Pfarr hof, der damals noch in den Kaiserzim mern untergebracht war, nur einige wenige Schritte bis zur Kirche gewesen sind. Als Kirchenbesucher zählt Herr Gela sius immer dieselben Personen auf. Am Blasiustag, den 3. Februar, wandte sich der Herr Pfarrer an die Kommission für Kircheneinrichtungen mit der Bitte, der Kirche die drei Glocken, die im Turm hingen, regelmäßig geläutet werden, ihr aber nicht gehören, zu schenken. Auch um eine Kanzel und eine kleine Orgel hat er angesucht und auch noch um andere Kirchengerätschaften, weil ihm zu Ohren gekommen war, daß bis Mo natsende wieder einige Frauenklöster auf gelöst werden,sie ihre Konvente und Kir chen verlassen werden müssen und daher Kircheneinrichtungen zu haben sind.*® Die Bitte war nicht umsonst. Am 29. April bekam der Lokalkaplan von der Regierung einen positiven Bescheid. Auch die Kanzel aus dem Kloster der Laurenzerinnen wurde ihm zugesagt. Überdies bekam er auch noch ein schönes Crucifix für den Freydhof, das auf 110 Gulden geschätzt wurde. Die Bittprozession am Markustage ließ der Pfarrer ausfallen mit der Be gründung, daß noch kein Vortragkreuz und auch keine Fahnen vorhanden seien. Am 19. Mai wurde dann das Patrozinium des hl. Joseph gefeiert. Herr Isidor vom Stift war dazu eingeladen worden. Die Festpredigt konnte er bereits von der installierten Kanzel aus halten. Exkartäuser P. Plazidus hat den Festgot tesdienst gehalten. Am 11. Mai fand auf dem Friedhof die Kreuzsetzung statt. Es war ein Ge schenk der Regierung aus dem aufgeho benen Kloster von St.Jakob. Am 5. Sonntag nach Ostern, dem 16. Mai, konnte auch die Orgel zum ersten Mal gespielt werden. Diese hat der Kir chenpatron, Herr Hofrat Kriegl, aufdem Lizitationswege um 30 Gulden und 30 Kreuzer erworben. Leider ist uns nicht überliefert, aus welch aufgelassener Ka pelle oder Kloster sie stammte. Monstranze und Ciborium hatte bisher das Stift Klosterneuburg leihweise zur Verfügung gestellt. Seit dem Samstag vor Pfingsten aber hatte die Kirche selbst beides, wiederum eine Spende des Patrons nebst einigen anderen Kirchen geräten. Am 10. Juni war dann der große Fronleichnamstag. Herr (Selasius berichtet uns ganz genau den Verlauf des Festgottesdienstes und der darauf folgenden Prozession." Am 17. August konnte dann der Pfar rer von dem provisorischen Pfarrhof, nämlich aus den Gast- und Kaiserzim mern im Quertrakt vor der Kirche, in den neu errichteten umziehen. Hofrat Kriegl hat nämlich die ehemalige Biblio thek und das Archiv der Kamaldulenser für eine Wohnung adaptieren lassen. Aus den Berichten seiner Nachfolger kann man entnehmen, daß es mit dem Kaminabzug gar nicht recht geklappt hat. Beijedem Wind,und den gibt es am Josephsberg fast immer, wurde der Rauch in die Wohnung gedrückt,so daß die Öfen nicht benützt werden konnten. In den Grundbüchern wird diese Pfar rerwohnung als „Pfarrhof auf der Kir che" bezeichnet. Ihm wurde die Conscriptionsnummer 27 zugeteilt. Dieser „Pfarrhofaufder Kirche" dient auch heute den Besitzern der Kirche, den polnischen Resurrektionistenpatres, als Wohnung. Auch am Allerseelentag mußte eben falls die Prozession entfallen. Nicht we gen des fehlenden Vortragskreuzes und der Fahnen, davon ist keine Rede mehr, sondern weil noch kein Todesfall einge treten und somit der Friedhof noch unbelegt war. Im drauffolgenden Jahr 1785 fand am Blasiustag weder Kerzenweihe statt noch wurde der Blasiussegen gegeben, „weil dies gegen die Verordnung der Regierung gewesen wäre".'" Am 13. Juli 1795 trat der erste Pfarrer wechsel ein. Herr Gelasius übersiedelte in die Pfarre Kierling. Ihm folgte Dominicus Lotter. Er hat kaum Spuren in der Pfarrchronik hin terlassen. Während seiner Amtszeit wäre es bald zur Auflösung der Lokal kaplanei gekommen. Hofrat Kriegl hatte sich verpflichtet, dem Lokalkaplan jähr lich 30 Gulden beizusteuern und über dies 6 Klafter Holz und freie Station zu geben. Zahlung imd Holzlieferung blie ben aus. Da jedoch Kriegl ab 11. Sep tember als Patron ausschied, kann man ihm die Nachlässigkeit nicht mehr anla sten. Die krieglerische Massa-Verwal tung weigerte sich, die Versprechungen des Patrons zu erfüllen. Sie hat auch den Schulmeister entlassen. Daraufhin wollte der Propst den Lokalkaplan, den er ja aus freien Stücken für Josephsdorf zur Verfügung gestellt hatte, wieder abziehen, was einer Auflösung der Lo kalkaplanei gleichgekommen wäre. Durch eine behördliche Weisung hat dann der Creditoren-Ausschuß einge lenkt und sich bereit erklärt, den krieg21
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